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Mittelmeer: Matt Damon will auch mal Actionheld sein, und wacht in einem Film auf, in dem er Amnesie hat. Er treibt als dreivierteltote Boje im sturmgepeitschten Mittelmeer und wird von einem Fischerboot - nun ja, aufgefischt. Zu der sechsköpfigen Crew gehört ein Arzt, der Damon zwei Kugeln herausoperiert, bei schwerem Seegang zwar, aber im Film ist sowas kein Problem. Wem das schon unglaubwürdig erscheint, der verläßt am besten sofort das Kino, denn da kommt noch mehr. Außer den zwei Kugeln findet der Arzt noch eine implantierte Kapsel, die auf Knopfdruck per Laser die Nummer eines Zürcher Bankschließfachs an die Kajütenwand projiziert.

Zürich: Damon entdeckt nach und nach seine Superkräfte, außerdem im Schließfach ein halbes Dutzend Pässe auf unterschiedliche Namen, einen Batzen Geld und eine Pistole. Während er sich für Jason Bourne hält und über seine Vergangenheit rätselt, holt ihn dieselbe ein. Die Zürcher Polizei will ihn festnehmen, er entkommt in die ÚS-Botschaft, und ein Spitzel verständigt eine Spezialeinheit der CIA, das Projekt Treadstone, wo aufgrund seiner Vergangenheit beschlossen wird, das er keine Zukunft haben soll. In der Botschaft will ihn die Security kontrollieren, aber er setzt sich mit Nahkampftechniken durch und flieht Richtung Dach, verfolgt von einer in Alarm versetzten Brigade Marines, die immer in einer US-Botschaft residiert; "sie hassen uns für unsere Freiheit", nicht wahr, auch wenn die Freiheit nur darin zu bestehen scheint, andere Menschen ungestraft wie Gegenstände behandeln zu dürfen, solange dies politically correct geschieht (correctness schützt nicht vor Versklavung). Mit noch mehr Superkräften entkommt Damon als Fassadenkletterer und will nun nach Paris, wo Jason Bourne eine Wohnung - nun ja, bewohnt.

Zwischenspiel: Als Damon die Botschaft betrat, sahen wir eine junge Frau in heftiger Diskussion mit einem Schalterbeamten. Sekundenlang war sie im Bild und ebensolange ihr eher belangloser Disput zu hören. Erfahrene Filmgucker wissen: diese Frau wird noch eine Rolle spielen. Aber wer spielt diese Rolle - irgendwie kennen wir sie, also die Frau. Der Botschaft entkommen, trifft Damon sie, also die Frau, in einer Seitenstraße. Bietet ihr Geld, damit sie ihn nach Paris fährt, sie zögert, hält das für einen Trick, er wirft ihr ein Geldbündel zu - nu gut, wird sie ihn schließlich doch fahren. So funktionierte schon Capras "It happened one night" und Hitchcocks Antwort "The thirtynine steps": spanne Mann und Frau, die erstmal nicht zueinanderpassen, zusammen und unterhalte den Zuschauer mit der sich unter widrigen Umständen entwickelnden Beziehung. In dieser Version des uralten Themas wird allerdings sehr sparsam mit Humor umgegangen.

Paris: Die Leute vom Treadstone-Projekt haben mittlerweile alle verfügbaren Killer aktiviert und Steckbriefe des Paares verschickt. Jetzt wissen wir es plötzlich: die Frau ist Franka Potente, und die ist als actor nicht schlechter als Damon, hat aber auch den Vorteil, ohne Gedächtnisverlust antreten zu dürfen. In der Pariser Wohnung entdeckt Damon noch mehr seiner Superkräfte; er hört das Gras wachsen und einen Killer atmen oder was, jedenfalls gibts knallhartes JiuJitsu-Karaté-TschiangKaiTschek, bis der demoralisierte Killer aus dem Fenster springt. "Last Chance, Maria" sagt Damon blöderweise, denn sie heißt ja Franka, und blöderweise will sie bei ihm bleiben, und dann artet das noch zu einer Liebesszene aus. Bloß gut, daß der Kameramann sich diskret von den Turteltauben entfernt, sonst wäre ich noch eifersüchtig geworden.

So, jetzt sollte klar sein, wie sich das entwickelt. MegaMörderVerfolgungsjagd durch Paris, und sieh mal an, wie wendig und spurtstark Frankas Morris Minor ist, wenn Damon ihn reitet! Allmählich, indem er Bournes Spur verfolgt, kommt Damon den Treadstone-Leuten auf die Spur, kämpft irgendwo im ländlichen Frankreich einen weiteren Killer nieder und parabelt zurück nach Paris direkt ins dortige Treadstone-Quartier. Höhepunkt der finalen Schießerei ist, daß Damon einen erschossenen Agenten ins Treppenhaus stößt, hinterherspringt und im freien Fall den verbliebenen Killer - nun ja, killt, bevor er im Erdgeschoß auf den Toten prallt wie auf eine harte Judomatte. Halten wir uns nicht lange mit weiteren Einzelheiten auf. Projekt Treadstone wird beendet, d.h. die Bösen beim Geheimdienst sind die Ausnahme von der Regel, mehr müssen wir wirklich nicht wissen.

Eine griechische Insel: Franka betreibt einen Motorroller-Verleih, und plötzlich steht Damon auf der Schwelle. Beide strahlen, sie fragt, ob er jetzt mehr wisse und er sagt "still no ID", ich kann mich aber verhört haben, "still no idea" wäre auch eine Möglichkeit. Leichte Unterhaltung, gewürzt mit leichter Action und leichter erotischer Spannung: so sinnfrei macht ganz großes Kino Spaß. Weil Damon unbedingt wissen wollte, wer er ist, wurden drei oder mittlerweile vier Fortsetzungen gedreht. Und wenn er nicht gestorben ist, dann weiß er es auch heute nicht.
pathologe meinte am 24. Aug, 08:36:
Mit
dem Nichtwissen, wer er ist, befindet sich Matt Damon im Moment ja in guter Gesellschaft. Oder weiß Donald Trump etwa, wer er ist, oder woher er kommt? Da gibt es ja verschiedene Möglichkeiten.

Die des rasierten Affen erscheint mir zwar absurd, aber doch naheliegend. 
Dicki antwortete am 1. Nov, 00:24:
Hallo pathologe, treuer Leser!
Ich war einige Wochen ohne Internet, Segnung der Geschäftslogik im digitalen Zeitalter.

Aber was immer Herr Trump nicht über sich wissen mag, er verspricht uns - im Gegensatz zu Frau Clinton - daß er keinen Krieg mit Russland anfangen wird. Wenn man ihm in dieser Hinsicht glauben kann, wäre ich schon sehr zufrieden, da mag er den Reagonomics noch eins draufsetzen, na und!? Macht Frau Clinton sowieso. Da gab es mal einen Song der Dead Kennedys: Kill the Poor, ca. 1980, hat alles zum Thema gesagt.

Die Eliten der westlichen Welt (und wahrscheinlich überall sonst) sind bestens organisierte Kriminelle. Wo bleibt die RAF 2.0? Das wäre natürlich keine Lösung, aber eine klammheimliche Freude ... 
pathologe antwortete am 10. Nov, 03:04:
Und
seit gestern wird uns nun überdeutlich gezeigt: Geld regiert die Welt.

Da kommen auch Idealisten wie eine RAF 2.0 als Freudespender nicht dagegen an. 
 

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