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Der Regisseur (und Drehbuchautor) Preston Sturges war gut darin, schnell und mit Bildern zu erzählen, und die erste Hälfte des Films geht es Schlag auf Schlag; berühmter Regisseur namens Sullivan will einen Film über Armut drehen, war aber immer auf Rosen gebettet. Also begibt er sich unter die Armen, landet aber immer wieder schnell daheim. Verflixtes Pech oder gütige Vorsehung? Dazu später, wenn es um die zweite Hälfte des Films geht.

Sullivan wird von Joel McCrea gespielt; zuverlässig, solide, gekonnt, komisch - aber ohne die Persönlichkeit, die wir an den Stars der ersten Reihe schätzen. Macht nichts, die Story und die Geschehnisse tragen ihn durch den Film. Sullivan ist keine Charakterrolle, da ist McCrea schon der Richtige. Unterwegs lernt er Veronica Lake kennen (als noch vor der Besetzung gescheiterte Schauspielerin) und ganz allmählich lieben, und auch ich habe sie lieben gelernt. An und für sich ist die Lake eine Barbie-Vorgängerin: unpersönliches Gesicht, goldgewelltes Haar, gehudelt, gebudelt und geschnudelt. Sobald sie nicht wie ein Möchtegern-Vamp herumschwirrt, sondern als Tramp verkleidet ist, zeigt sie ein komisches Talent, daß sie besser öfter hätte herauslassen sollen, statt Veronica Lake sein zu wollen.

In der zweiten Hälfte des Films sehen wir echtes Elend, als Sullivan nach beendeten Studien ein paar Geldscheine unter den Tramps verteilt, denn einer der Armen überfällt ihn, raubt ihn aus und wird als "Sullivan" von einem Zug überfahren. Der echte Sullivan erwacht nach dem Überfall auf einem Güterbahnhof, schlägt einen Bahnbeamten nieder und wird zu sechs Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Die Häftlinge dürfen eine Filmvorführung in einer "schwarzen" Gemeinde besuchen. Der Prediger stimmt "Let my people go" an, die Gemeinde fällt ein, und während der zweiten Strophe kommen die Häftlinge in Fußketten den Weg zur Kirche marschiert und zwischen den Sitztbänken hindurch zu ihren Plätzen: Let my people go. Gezeigt wird ein Disney-Film mit dem Hund Pluto als komische Hauptfigur. Sullivan will nicht lachen, aber er kann nicht anders, und seine Mithäftlinge, ebenso wie die Gemeinde, lachen sowieso.

Schließlich kommt Sullivan frei. Als er, zu Beginn des Films, seinem Butler stolz verkündete, er wolle sich unter die Armen mischen, sie studieren, und einen Film über sie und für sie drehen, sagte der Butler, das sei eine schlechte Idee: "Die Armen wissen alles darüber und die Reichen interessieren sich nicht für die Armut." Er wisse soviel darüber, ob er die Armut studiert habe? "Ganz unfreiwillig, Sir."

Zu guter Letzt läßt Sullivan sein Filmprojekt fallen; er wolle lieber eine Komödie drehen. Und wir begreifen (falls wir es noch nicht gewußt haben sollten), daß Lachen ein großes Geschenk ist, besonders wenn du gar nichts hast. - McCrea bekommt die Lake, die jetzt wieder Veronica Lake enttäuschend ähnlich sieht. Und wenn sie nicht gestorben sind, fährt immer noch die Bürste durch das goldgewellte Haar.
 

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