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Karma ist Karma, neh? Ja, sie ist weise. Aber er ist auch weise, der Navigator Blackthorne in James Clavells Shogun; er ist ein Held nach Karl Mays Geschmack, und, wenn er noch Sachse wäre statt Angelsachse, perfekt. Was noch? Der Weg ist das Ziel, das Ziel ist das Buch, das Buch war ein Erfolg, auch als Fernseh-Vierteiler. Übrigens mit diesem Chamberlain, der zwischen '75 und '85 sämtliche Heldenrollen spielen durfte. Er war Der Graf von Monte Christo, Der Mann mit der eisernen Maske, Die Dornenvögel und der Shogun, obwohl er nur der Navigator sein durfte und der Standard-Oberjapaner Toshiro Mifune der Shogun.
Über 900 und mehr Seiten verfolgt den Leser die Weisheit "Sie ist weise" - "Nein, er ist weise" - "Nein, sie ist weise" - "Aber er ist auch weise" - "Aber sie ist besonders weise". Außerdem schwirrt mir der Kopf von hai, gomen nasai, karimasu, domo, dozo und ah, so desu, den ständig wiederholten Floskeln eines rudimentären Japanisch, die uns gemeinsam mit Zen-Buddhismus, "freiem" (nicht-puritanischem) Sex und dem Leben in einer durchregulierten Gesellschaft auf eine Welt ohne Moral einstimmen sollen. Und damit war Clavell 1976 (oder wann) am Puls der Zeit; deshalb ist Shogun noch heute aktuell. Gegen die durch Verlogenheit diskreditierte Moral des Christentums (anno 1600) setzt er die Funktionalität des absoluten Gehorsams und den Glauben an die Nichtigkeit des Seins. Und siehe, das damals in mancher Beziehung Europa vorausseiende Japan wird zu einem Ideal für die Zukunft, die Zukunft der Suchenden, der in Moral und Freiheit sich nicht zurecht Findenden und deshalb in esoterischen Gefilden Wildernden. Shogun ist ein abscheuliches Buch, aber clever gemacht. So macht man ein Buch, so macht ein Buch zu Geld, so macht man den Underground zum Mainstream. Und da es ein gutes Geschäft war, kann es nicht schlecht gewesen sein, neh?
 

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