Ob es sich nun wirklich um ein Schwein handelte oder um eine Sparbüchse unterschiedlichster Gestalt - wer mit dem Sparschwein aufgewachsen ist, hat gelernt, daß nur das Geld ausgegeben werden kann, das tatsächlich vorhanden ist. Jedenfalls dann, wenn die Eltern vernünftig genug waren, keinerlei Vorschuss auf eventuell zukünftig Erspartes auszuzahlen.
Je schwerer das Sparschwein wurde und je weniger leeres Geklapper aus seinem Innern drang, desto interessanter wurde die Frage, welches Vermögen es in seinem Bauch bereits barg. Mit einem Obstmesser, einem Brieföffner oder einer Nagelfeile stocherte man im Münzschlitz des überkopf gehaltenen Schatzkästleins und förderte Pfennige, Groschen und ab und zu auch einen Fünfziger zutage, zählte das Geld, spekulierte, wie lange es noch dauern mochte, bis die erforderliche Summe für die geplante Anschaffung zusammengespart sein würde und freute sich auf die Erfüllung eines kleinen, aber mit Beharrlichkeit gehegten Wunsches.

Sparen konnte ich schon, bevor ich ein Sparschwein hatte. Von meinen drei Groschen wöchentlichem Taschengeld legte ich ab Oktober einen oder zwei zurück, bis ich die 1,50 DM für das große Felix-Weihnachts-Sonderheft 1965 - mit Goldfarbe bedruckt! - beisammen hatte.
Unvernünftige Eltern untergraben den Realitätssinn ihrer Kinder, indem sie ihnen dauernd Sonderwünsche erfüllen. So sind offenbar unsere Politiker und Manager aufgewachsen. Sie reden viel vom Sparen - und damit man ihnen glaubt, streichen sie immer dreister an allen sozialen Leistungen herum - aber sie geben mit beiden Händen Geld zum Alleinwohl der Wirtschaft (und zu ihrem persönlichen Wohlergehen) aus; ist nicht genügend Geld zum Abarbeiten der jeweiligen Wunschliste vorhanden, werden Kredite aufgenommen. Dies fällt ihnen leicht, da es sich nicht um ihr Eigentum handelt, sondern um Steuergelder oder Firmenvermögen.
Wie leicht lebt es sich mit der Verantwortungslosigkeit, wenn andere die Zeche zahlen. Sie haben nicht einmal Vergnügen daran; es ist ihnen nie genug (als quasi-Kommentar spielt Funkhaus Europa soeben 'Bankrobber Blues' von den Tiger Lillies).
Welche Freude aber bereitet ein sich allmählich füllendes Sparschwein, wie erwartungsfroh ist das Sparen auf etwas, das man sich wirklich wünscht. Und sei der Wunsch auch nur ein mit Goldfarbe bedrucktes Felix-Weihnachts-Sonderheft.
Je schwerer das Sparschwein wurde und je weniger leeres Geklapper aus seinem Innern drang, desto interessanter wurde die Frage, welches Vermögen es in seinem Bauch bereits barg. Mit einem Obstmesser, einem Brieföffner oder einer Nagelfeile stocherte man im Münzschlitz des überkopf gehaltenen Schatzkästleins und förderte Pfennige, Groschen und ab und zu auch einen Fünfziger zutage, zählte das Geld, spekulierte, wie lange es noch dauern mochte, bis die erforderliche Summe für die geplante Anschaffung zusammengespart sein würde und freute sich auf die Erfüllung eines kleinen, aber mit Beharrlichkeit gehegten Wunsches.

Sparen konnte ich schon, bevor ich ein Sparschwein hatte. Von meinen drei Groschen wöchentlichem Taschengeld legte ich ab Oktober einen oder zwei zurück, bis ich die 1,50 DM für das große Felix-Weihnachts-Sonderheft 1965 - mit Goldfarbe bedruckt! - beisammen hatte.
Unvernünftige Eltern untergraben den Realitätssinn ihrer Kinder, indem sie ihnen dauernd Sonderwünsche erfüllen. So sind offenbar unsere Politiker und Manager aufgewachsen. Sie reden viel vom Sparen - und damit man ihnen glaubt, streichen sie immer dreister an allen sozialen Leistungen herum - aber sie geben mit beiden Händen Geld zum Alleinwohl der Wirtschaft (und zu ihrem persönlichen Wohlergehen) aus; ist nicht genügend Geld zum Abarbeiten der jeweiligen Wunschliste vorhanden, werden Kredite aufgenommen. Dies fällt ihnen leicht, da es sich nicht um ihr Eigentum handelt, sondern um Steuergelder oder Firmenvermögen.
Wie leicht lebt es sich mit der Verantwortungslosigkeit, wenn andere die Zeche zahlen. Sie haben nicht einmal Vergnügen daran; es ist ihnen nie genug (als quasi-Kommentar spielt Funkhaus Europa soeben 'Bankrobber Blues' von den Tiger Lillies).
Welche Freude aber bereitet ein sich allmählich füllendes Sparschwein, wie erwartungsfroh ist das Sparen auf etwas, das man sich wirklich wünscht. Und sei der Wunsch auch nur ein mit Goldfarbe bedrucktes Felix-Weihnachts-Sonderheft.
Dicki - am Di, 23. März 2004, 1:41 - Rubrik: in eigener Sache
semmel meinte am 23. Mär, 07:28:
Seufz...
... ja ja, der Kindheit unschuldige Träume. Hatte nie 'ne Sparsau, sondern Spardosen (so weit ich mich erinnern kann).Deine dezente Assoziation zur Verantwortungslosigkeit derer, die nicht die Zeche zahlen, ist sehr gelungen.
Die Tiger Lillies sehen haargenau so aus, wie die, vor denen mich Otto Dix stets gewarnt hat.
Dicki antwortete am 23. Mär, 12:11:
so hätte
Otto Dix sie Dir auch zur Warnung vorgestellt:
Gestern Nacht zum erstenmal bewußt Liedern von denen gelauscht, etwas unkonzentriert, weil ich ja geschrieben habe. Aber - zumindest nachts kann man die gut hören, die waren mir angenehm.
semmel antwortete am 23. Mär, 21:07:
Lilly?
Hieß nicht die Salon-Wirtin in Rauchende Colts Lilly? Oder zumindest so ähnlich. Ich kenn die Tiger-Lillies definitiv nicht. Sind das Bremer Lokalgrößen? Wie bei uns die Kleine Tierschau? Das Bild oben is' wenig Dixmäßig. Wirkt irgendwie finnisch.Hat aber jezz wenig mit Sparschweinderln zu tun. So kommt man halt vom Hundertsten ins Tausendste. Haben denn die Bälger heute noch Sparschweine oder gibts da gleich die KIDS-Card oder so was?
Dicki antwortete am 24. Mär, 01:35:
und ins Millionste
Rauchende Colts - noch kein FernseherTiger Lillies - Briten (weder Dix- noch Grosz-mäßig, aber Typen, stimmts?)
Sparschweine - heute drehen Banken und Sparkassen den jungen Leuten Konten und Cards an; sollen die doch erstmal Schulden machen, is jut fürt Jeschäfte