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Hineingestopft vom aufmerksamen Briefträger, damit niemand die Hochglanzzeitschrift klaut, kam mir beim Öffnen Das Exklusiv-Journal der Sparkasse Bremen namens "girexpress" entgegen. 'Schreibfehler!' rief es in mir, 'Gier Express!'.

Dann nahm ich das Titelthema dieser Ausgabe wahr - "Trendsport Golf: Topfit ohne Risiko". Genau das richtige Thema für jene zigtausend finanziell klammer Sparkassenkunden, die nun gewiß voll froher Erwartung auf jede zweite warme Mahlzeit verzichten werden, um im Trend zu liegen und mal ganz ohne Risiko topfit zu sein.

Zuvor, so gegen elf Uhr, hatte mir der freundliche junge Sachbearbeiter meiner Personal-Service-Agentur mitgeteilt, daß nun die Probezeit zuende gehe und man sich werde entscheiden müssen: ob man mir kündigt oder mich bei verminderten Bezügen weiterbeschäftigt. (Wer PSA nicht kennt: die nehmen Langzeitarbeitslose unter Vertrag, wofür sie erhebliche Zuschüsse vom Arbeitsamt bekommen, und sollen einen in Anstellungen vermitteln, wofür sie Erfolgsprämien kassieren) "Wir müssen wirtschaftlich denken. (...) Es ist sicher nicht angenehm, das genau vorm Wochenende zu erfahren; ich weiß, wie dann die Gedanken im Kopf rattern ... " - ich habe auf Durchzug geschaltet. Montag soll entschieden werden.

Wenn sie einem etwas antun, sollen sie dazu stehen. Aber nicht dieses "Sicher ist es nicht angenehm für sie, daß wir sie erschießen, aber wir müssen uns an die Regeln halten, das verstehen sie doch sicher?" Arschlöcher!

Danach jedenfalls fühlte ich mich ganz und gar nicht topfit und war mir des Risikos in unserer modernen Lebenskultur bewußt, als einziges Vermögen ein kreatives, und statt krimineller Energie bloß Schaffenskraft und Mitgefühl zu besitzen. Ob ich es doch mal mit Golf versuche? Ungeschickt wie ich bin, könnte ich ohne Risiko ein paar trendige, topfitte Anlageberater mit dem Golfball niederstrecken.

Am Nachmittag dann heitere Momente. Einer Bekannten zuliebe nahm ich an einer Konsumentenbefragung teil.
"Würden Sie folgenden Aussagen zustimmen (ganz, etwas, nicht):
Ich mag Intel (AMD)
Ich habe eine gute Beziehung zu Intel (AMD)
Intel (AMD) hat meine Bedürfnisse verstanden"
Wir haben von Herzen über diesen Schwachsinn gelacht.

Mein Fazit: Menschen darf man schlechter behandeln als seine Fußmatte, aber zu Produkten soll man eine "emotionale Bindung" entwickeln. Gestärkt durch diese Erkenntnis fühle ich mich topfit for future.
semmel meinte am 3. Apr, 20:59:
Schlimm, schlimm...
...aber ebenso: Intel hat meine Bedürfnisse verstanden.
Wenn man bedenkt, dass auf solchem Niveau Meinungen bzw. Trends erfragt bzw. erzeugt werden, wird mir speiübel. Werbeleute und ihre Ableger sind auch nur Huren ihrer Kunden. Und Golf spielen doch sicherlich auch einige von denen. 
Dicki antwortete am 4. Apr, 16:49:
Ja,
es sollte mehr Golfunfälle geben. 
 

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