1968
aus aller Welt
ballaballa
Beobachtungen in der Natur
charmsing
deutsche kenneweiss
Dicki TV
Dickimerone
Dickis Reisen
die kleine Anekdote
dirty old town
Empfehlung
Erwins Welt
Eugen
in eigener Sache
Java
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Statistisch gesehen liest der durchschnittliche Deutsche - Internet, Zeitschriften, und Sachbücher ausgenommen - 2,17 Seiten pro Woche und wohnt jährlich 0,00183 Dichterlesungen bei. Von daher begrüße ich den "Welttag des Buches", an dessen Bremer Auftaktveranstaltung ich gestern teilnehmen durfte. Dort wurde mir sogar ein Glas roten Weines spendiert.

Das war aber auch nötig, wie sich bald zeigen sollte. Nach einleitenden Worten unter anderem einer Kulturstaatsrätin (die schnell ein Glas Wein zwitscherte, wohl weil sie es ebenfalls nötig hatte), erfuhr das wehrlose Publikum, daß die Lesebeiträge der dreizehn Autoren von eigens zu diesem Zwecke angeheuerten Musikern klanglich untermalt werden sollten.

Sofort kamen Erinnerungen an das legendäre Fernsehgespräch Helmut Schön gegen Herbert von Karajan auf (Endstand 1:3), in dem die beiden Herren die Gemeinsamkeiten aufdeckten, die zwischen dem Leiten einer Fußballelf und dem Dirigieren eines Orchesters bestehen. Trotzdem haben die Berliner Philharmoniker den Schön nie akzeptiert, und zur WM in Rom durfte nicht von Karajan, sondern Beckenbauer fahren. Bekanntlich klappt es bis heute nie so richtig mit dem Singen der Nationalhymne ...

Schlagartig verzogen sich die Erinnerungen, als eine Emeritierte das erste Gedicht des Abends ankündigte: "Die Migrantin". Oh, da dräute Migräne heran und alles drohte seinen einfühlsamen und politisch korrekten Gang zu gehen, untermalt von ploppenden Weinkorken einer- und dem Tröt, Tut und Schwall der Musiker andererseits. Weitere Emeritierte und noch zu Emeritierende hallten teils lyrisch, teils prosaisch durch den Innenhof der Stadtbibliothek, aber es gab auch Lichtblicke: Eine, die schreiben kann; Eine, die zu fesseln vermag; Eine, die einen packt und mitreißt.

Alle Achtung, dafür hat sich der Abend dann doch gelohnt, so mein Fazit. Und: Kultur ist, wenn man trotzdem lacht.
huflaikhan meinte am 24. Apr, 01:03:
Hihi 
dings meinte am 26. Apr, 11:09:
wer war denn diese eine - oder waren es gar drei? das wäre ja schon ein ansehnlicher schnitt für veranstaltungen mit kulturbeamten und bumbum. 
quirinus antwortete am 27. Apr, 11:10:
Er macht's ma wieder spannänd. 
Dicki antwortete am 27. Apr, 20:06:
Die Antwort liegt bereits in deinem Kommentar, dings: es sind eben keine Kulturbeamten, diese Drei. Wer? Offiziell wenig bis gar nicht anerkannte Autorinnen; solche eben, die der Kulturbetrieb scheut wie der Teufel das Weihwasser, weil sie etwas können. 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma