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Derzeit lese ich eine Sammlung von Aufsätzen und Analysen, die Peter Scholl-Latour zwischen 1997 und 2001 geschrieben hat. Daß der reißerische Titel "Der Fluch des neuen Jahrtausends" - Untertitel "Eine Bilanz" - nicht völlig ungerechtfertigt ist, muß man sich aus den Kommentaren Scholl-Latours zu den jeweiligen Ereignissen in der Welt selbst zusammenlesen.

Aber seine Analysen sind von großer Klarheit, da er die politischen Verhältnisse in der Welt sieht, wie sie sind, und sie nicht irgendeiner Schablone anzupassen versucht. Dabei muß man in Kauf nehmen, daß er - bei allem Mitgefühl für Menschen - den Blickwinkel des Potentaten einnimmt. Wenn eine Diktatur ohne die üblichen Greuel auskäme, also aufgeklärt und vernünftig wäre, würde er sie möglicherweise bejahen, spekuliere ich.

Auch ich würde möglicherweise eine Diktatur bejahen, wenn sie von allen Menschen, die in den Medien an der öffentlichen Meinungsbildung beteiligt sind, einen Nachweis ihrer Denkfähigkeit forderte. Weshalb ich das sage? In etlichen Kommentaren zur Volksabstimmung in Venezuela warfen Journalisten dem Staatschef Hugo Chavez eine schlechte Wirtschaftspolitik vor (bzw. übernahmen, scheinbar neutral zitierend, diese Meinung von der Opposition), um nur zwei Sätze später zu berichten, die alte Oligarchie sei nicht nur gegen Chavez, sondern habe - offen von den USA unterstützt - erst mit einem Putsch, dann mit einem großen Streik versucht, Chavez zu stürzen. Wenn die Wirtschaft mit allen Mitteln gegen Chavez arbeitet, wie soll er dann eine gute Wirtschaftspolitik machen können? - Wer bei der Addition von eins und eins mal 1, mal 23 herausbekommt, sollte künftig einer anderen Tätigkeit nachgehen; das würde ich gerne dickitatorisch verfügen.

In einem Kommentar vom 27. August 2000 schrieb Scholl-Latour über die todbringende Havarie des U-Boots "Kursk" und das von den Medien geschmähte Verhalten Vladimir Putins:

Was die "Kursk" betrifft, so fehlte ihm eben jene Professionalität der öffentlichen Trauer, die Bill Clinton, Tony Blair oder Jaques Chirac zweifellos sehr viel gekonnter über den Bildschirm gebracht hätten. Soll man Putin einen Vorwurf daraus machen, daß er in Murmansk nicht jene "Betroffenheit" zur Schau stellte, mit der deutsche Minister an den Gräbern ermordeter Kosovo-Albaner nach einer Rechtfertigung für ihren sinnlosen Luftkrieg gegen Serbien suchten?

Peter Scholl-Latour, so sehe ich das, wird deswegen angefeindet oder verlacht oder ignoriert, weil er denken kann und dies auch öffentlich tut. Das Gesindel muckt, weil es sich - zurecht - mickrig neben ihm fühlt.
ferromonte meinte am 19. Aug, 00:45:
lügen im heiligen land
ich habe gerade scholl-latours "lügen im heiligen land" gelesen; kann auch sagen daß es eine sehr gewinnbringende lektüre ist. 
Dicki antwortete am 19. Aug, 17:07:
Oh ja, das ist sicher ziemlich interessant. Danach werde ich Ausschau halten. 
 

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