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Statt mich am Bürgerpark entlang wachzuradeln im überfüllten Zug nach Hannover wachstehend; aus Dusseligkeit nicht rechtzeitig gefragt habend umständliche Verbindungen nehmend auf Hin- und Rückfahrt spät eintreffend; auf der Rolltreppe zum Skywalk in eine Röhre aus Glas und Stahl gleitend von einem Gefühl der Unwirklichkeit überrascht werdend - trotz oder gerade wegen der vielen Menschen, die denselben Weg nehmen; in dieser Menge zumeist Schwarzbemantelter in dunklen Anzügen mit bunter Krawatte eine kollektive Wichtigkeit fühlend, eine Art rückkoppelnde Selbstbestätigung in der Nichtigkeit - so erlebte ich die erste Anreise zur CeBIT.

Vor den Eingängen ein breites Angebot an Flyern, Gratisausgaben von Zeitungen und Zeitschriften, mit Werbeaufdrucken versehenen Tragetaschen; über die Rollbänder des Skywalk durch den Schlund bis vor die Sperren getragen, wo hilfsbereite Hostessen im Zweifelsfall zupacken, um das Ticket in den Schlitz einzuführen; quer über das Gelände, von vollbesetzten Shuttles mehrfach überholt, zur Halle, an den Stand, angekommen, Begrüßung.

Zwei Hostessen waren engagiert worden und gingen engagiert ans Werk, durchaus keine Tussies, wie sich aus Gesprächen ergab, aber mit dem ewig diensteifrigen Lächeln, welches sie für die Aufgabe des Einladens und Anlockens prädestiniert; sehr professionell und deshalb viel besser vorbereitet als ich an meinem ersten Tag.

Überall diese diensteifrigen Hostessen ("Auf anderen Messen geht es viel sexistischer zu als auf der CeBIT, viel mehr Anmache") und Huren wir alle, teils blindlings, teils mit Understatement; ich selbst mit Freude an stante pede entwickelten Vergleichen und den mir eigenen seltsamen Formulierungen, und, schlimmer (oder auch nicht), einen bestimmten Typus zu überlangen Gesprächen animierend, indem ich Anerkennung zolle (vielleicht nicht immer zurecht, aber immer aus meinem Selbstverständnis heraus), die Mühselige und Geplagte zum Verweilen einlädt; also eher eine soziale Dienstleistung, die weniger der Firma als dem Gesprächspartner Gewinn bringt, weshalb ich dazu tendiere, mich als unprofessionelle Hure einzustufen.

Mittags schon brennen die Fußsohlen trotz bequemer Schuhe, im Laufe des Nachmittags versteift sich das Gesicht und wird zur Maske, weil es immer schwerer fällt, in der dauerbereiten Aufmerksamkeit gegen die vorbeiflutenden Gesichter und Figuren ein echtes Interesse zu bewahren. Ab 16 Uhr werden die Minuten, ab 17 Uhr die Sekunden gezählt, der Besucherstrom verebbt allmählich, der Messetag verklingt.

Auf überstrapazierten Füßen geht es zurück, durch die Röhre des Skywalk zu den Zügen, mangels rechtzeitigen Fragens mit umständlichen Verbindungen in die Heimat, todmüde in einen Sitzplatz sinkend, aber überdreht und deshalb daheim trinkend in die zu kurze Nacht.

Der zweite Tag ist Routine unter Anwendung des am ersten Tag Gelernten, mit viel weniger Unsicherheit und viel mehr Müdigkeit. Nur gut, daß ich nicht die ganze CeBIT mitmachen muß. Beim Anschied wünsche ich dem Chef ("Hast du wieder zehn Stunden geschlafen? - Ja.") und den Hostessen Kraft für den letzten Tag. Hurensolidarität.
 

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