Manche haben es schon mal gehört, dieses alte Lied der Arbeiterbewegung aus den USA. Mir ist es wieder eingefallen, als ich heute von der neuen Kampftaktik der IG Metall hörte. Bekanntlich streiken die Opel-Werker, um erstens dem Vertragsbruch (Arbeitsplatzgarantie bis 2005) und zweitens den Lohnraub-Plänen des Managements entgegenzutreten. Sogleich wurde ihnen der Abbau des gesamten Werks in Bochum angedroht. Löhne und Gehälter werden für die Dauer des Streiks natürlich nicht gezahlt. Streiken die Opel-Leute nicht, wird ihnen nach und nach das Fell über die Ohren gezogen.
In dieser Situation tritt die IG Metall (richtiger: die Führung der IG Metall) total kämpferisch auf und will mit der Opel-Führung verhandeln. Sie sagt den Streikenden: geht zurück an eure Arbeit, ihr belastet sonst die Verhandlungen, das geht nicht. Und sie sagt weiter: das ist kein regulärer Streik, unsere Streikkassen bleiben für euch geschlossen. Und da fiel mir das Lied ein, hab gleich den Text nachgeschlagen, und hier kommt eine passende Strophe:
Don't scab* for the bosses
don't listen to their lies
us poor folks haven't got a chance
unless we organize
which side are you on
which side are you on
(*Ein Streikbrecher wird als "scab" bezeichnet, seine Tätigkeit ist "to scab".)
Nachtrag: Heute ist so ein Tag, da stehe ich auf der Leitung. Bis sich dann endlich alles zusammenfügt. Also nachträglich DAS Lied zur Meldung (1926, Kurt Tucholsky und Hanns Eisler)
Der schlimmste Feind
Der schlimmste Feind, den der Arbeiter hat
das sind nicht die Soldaten
es ist auch nicht der Rat der Stadt
nicht Bergherrn, nicht Prälaten
Sein schlimmster Feind steht schlau und klein
in seinen eigenen Reihn
(...)
Klopft dem noch ein Regierungsrat
auf die Schulter: "Na, mein Lieber ..."
dann vergißt er das ganze Proletariat
das ist das schlimmset Kaliber
Kein Gutsbesitzer ist so gemein
wie der aus den eigenen Reihn
(...)
In dieser Situation tritt die IG Metall (richtiger: die Führung der IG Metall) total kämpferisch auf und will mit der Opel-Führung verhandeln. Sie sagt den Streikenden: geht zurück an eure Arbeit, ihr belastet sonst die Verhandlungen, das geht nicht. Und sie sagt weiter: das ist kein regulärer Streik, unsere Streikkassen bleiben für euch geschlossen. Und da fiel mir das Lied ein, hab gleich den Text nachgeschlagen, und hier kommt eine passende Strophe:
Don't scab* for the bosses
don't listen to their lies
us poor folks haven't got a chance
unless we organize
which side are you on
which side are you on
(*Ein Streikbrecher wird als "scab" bezeichnet, seine Tätigkeit ist "to scab".)
Nachtrag: Heute ist so ein Tag, da stehe ich auf der Leitung. Bis sich dann endlich alles zusammenfügt. Also nachträglich DAS Lied zur Meldung (1926, Kurt Tucholsky und Hanns Eisler)
Der schlimmste Feind
Der schlimmste Feind, den der Arbeiter hat
das sind nicht die Soldaten
es ist auch nicht der Rat der Stadt
nicht Bergherrn, nicht Prälaten
Sein schlimmster Feind steht schlau und klein
in seinen eigenen Reihn
(...)
Klopft dem noch ein Regierungsrat
auf die Schulter: "Na, mein Lieber ..."
dann vergißt er das ganze Proletariat
das ist das schlimmset Kaliber
Kein Gutsbesitzer ist so gemein
wie der aus den eigenen Reihn
(...)
Dicki - am Mo, 18. Oktober 2004, 22:48 - Rubrik: Nachtgesaenge
semmel meinte am 19. Okt, 08:02:
sehr gut, sehr gut, dicki. sehr, sehr, sehr gut. nie werde ich den tag vergessen, als der insiderhändler franz steinkühler (er war gerade ein paar tage ig metall-vorznder) mit chaffeur und dickem daimler vor unserer bfg (bank für gemeinwirtschaft, damals noch gewerkschaftsbank) in stuttgart vorfuhr und wie ein eitler pfau zur schalterhalle reinkam, um seinen antrittsbesuch als ganz großer zu machen.letztendlich sind das manager wie die aus den reihen des klassenfeinds auch. der verdi-chef bsirske genehmigt sich schließlich auch ein 7stelliges salär. hängt sie höher. alle miteinander.
Dicki antwortete am 19. Okt, 20:18:
es ist dabei so deprimierend, daß offenbar alle Lehren der Vergangenheit vergessen sind; das ist eben alles nicht neu. Ende der 60er, Anfang 70er gab es viele "wilde" Streiks, und bei Betriebsratswahlen gab es hier und da unabhängige Listen, und die Leute wurden auch gewählt: weil die Arbeiter denen eher vertraut haben als den Gewerkschaftern. Aus gutem Grund. Gewerkschaften sind Apparate und keine Interessenvertretung der Belegschaften. Siehe Bsirske heute, Steinkühler damals, und du erinnerst dich vielleicht auch noch an Herren wie Vetter und Kluncker. Da kriegt man das Kotzen.
semmel antwortete am 19. Okt, 20:46:
Ach, Dicki. Klar kenn ich die alle. Mein Vatter war von 77 bis 83 im Hauptvorstand der IG Druck und Papier. Leonard Mahlein war damals deren Chef. Das waren alles echte Fürsten. Kluncker (ÖTV), Loderer (IG Metall?), Mahlein. Zutiefst undemokratische Despoten, großmäulig, trinkfest usw. Die Stuttgarter Gewerkschafts-Mafia hab ich damals bei der BfG immer mal miterlebt. Und mit dem Steinkühler kam dann das Managergetue mit rein. Maßgeschneiderte Anzüge, steife Hemden, immer frisch rasiert und frisiert. Dafür haben ihn (nicht nur) die Stuttgarter Metaller gehasst. Arbeiterbewegung is nich mehr. Umso mehr überrascht mich der Ausstand der Opelkollegen in Bochum. Daran kann man aber sehen, auf was für Zeiten wir zusteuern. Auch Baden-Württemberg geht es bald an den Kragen. Heute hörte ich SALAMANDER pleite, MÄRKLIN demnächst. Das sind ganz alte schwäbische Unternehmen.
Dicki antwortete am 19. Okt, 22:47:
Dachte ich mir auch, daß du dich da auskennst, semmel, und wohl auch besser als ich. Salamander und Märklin? Die haben in ganz Deutschland einen Namen. Und wer ist schuld an der Pleite? Wir natürlich, weil wir ein so unermeßlich hohes Entgelt für unsere Arbeit erwarten; immerhin ein vierhundertstel des Gehalts von Spitzenmanagern. Das ist ja auch unverschämt. Wir sind Verbrecher, wir abhängig Beschäftigte und wir Erwerbslose. Weil wir Verlierer sind. Denn das Recht ist auf Seiten des Stärkeren. Das ist Demokratie. Oder halt, wie war das noch mit der Demokratie, da gibt's doch irgendwie eine Verfassung ...