Nietzsches Übermensch ist entstanden und schwingt sich zur Herrschaft auf, die Umwertung aller Werte ist längst im Gange und zerfrißt unsere Zivilisation - ohne daß dabei ein gutes Neues entstünde; das hatte Nietzsche sich vielleicht doch ein wenig anders vorgestellt. Aber: der Kapitalismus entpuppt sich als lupenreiner Nihilismus; nichts hat mehr einen Wert außer dem Geldwert - für den Übermenschen, die Menschmaschine, und der bzw. die bestimmt, wo es langgeht, ob in Fukushima, Bagdad oder Stuttgart (und überall dort, wo der Mensch nur eine potenzielle Betriebsstörung ist).
Kraftwerk, Punk, der frühe HipHop, Grunge sind verschiedene Reaktionen aus verschiedensten Motiven, allen gemeinsam ist die künstlerische Verarbeitung des Unbehagens. DEVO war als avantgardistisches Gesamtkunstwerk angelegt, ohne Avantgarde zu sein, dafür war ihre Musik, trotz aller Merkwürdigkeiten, zu oldfashioned. Entstanden sind sie im Prinzip so: "We were surrounded by fat women in curlers and Hippies on Quaaludes - and - a lot of just decay and indulgence - and - ridiculous beliefs and values - and - systems of behaviour that we didn't feel part of or didn't agree with." [Gerald Casale 1981] In einem jüngeren Interview spricht er von "stupid consumptionate [?] nihilistic capitalism", und bringt es damit auf den Punkt.
DEVO inszenierte sich als Roboterband, die mit allen Klischees der Rockmusik inklusive Bühnenposen gewaschen ist, galt aber zunächst als Punkband und veröffentlichte auf Stiff Records 76/77 drei Singles mit rauhen Gitarren- und Synthesizersounds. Brian Eno produzierte ihre erste LP und polierte ihren Sound auf Hochglanz. Und dann kamen all die neuen Bands aus England mit düsterem, oft bedrohlichem Klang; The Pop Group, Killing Joke, Joy Division und all die anderen Neutöner. DEVO, das ist wichtig, war auch ein brand; immer prangte der Bandname auf ihrer Bühnenkleidung. Sie wurden mal Faschisten, mal Clowns genannt, hatten mit "Whip it" 1983 einen Hit (der den Motivationsfaschismus aufs Korn nahm, ohne daß es jemand merkte), und verschwanden vom Markt (Live-Auftritte hatten sie dank einer großen Fangemeinde dauernd). Wessen Interesse stark genug ist, um schlechte Bildqualität zu ertragen, findet mit "devo france 1978 youtube" Ausschnitte eines typischen Live-Auftritts.
Heute, sagt Gerald Casale, haben sie nicht mehr die Absicht zu schockieren, in dem Sinne wie sie damals schockiert haben [?]. "Because now we are the houseband on the Titanic, we're your friends, we're gonna play there for you till we all go down together". Das ist mir sehr sympathisch - wenn DEVO nur musikalisch interessanter wäre.
Kraftwerk, Punk, der frühe HipHop, Grunge sind verschiedene Reaktionen aus verschiedensten Motiven, allen gemeinsam ist die künstlerische Verarbeitung des Unbehagens. DEVO war als avantgardistisches Gesamtkunstwerk angelegt, ohne Avantgarde zu sein, dafür war ihre Musik, trotz aller Merkwürdigkeiten, zu oldfashioned. Entstanden sind sie im Prinzip so: "We were surrounded by fat women in curlers and Hippies on Quaaludes - and - a lot of just decay and indulgence - and - ridiculous beliefs and values - and - systems of behaviour that we didn't feel part of or didn't agree with." [Gerald Casale 1981] In einem jüngeren Interview spricht er von "stupid consumptionate [?] nihilistic capitalism", und bringt es damit auf den Punkt.
DEVO inszenierte sich als Roboterband, die mit allen Klischees der Rockmusik inklusive Bühnenposen gewaschen ist, galt aber zunächst als Punkband und veröffentlichte auf Stiff Records 76/77 drei Singles mit rauhen Gitarren- und Synthesizersounds. Brian Eno produzierte ihre erste LP und polierte ihren Sound auf Hochglanz. Und dann kamen all die neuen Bands aus England mit düsterem, oft bedrohlichem Klang; The Pop Group, Killing Joke, Joy Division und all die anderen Neutöner. DEVO, das ist wichtig, war auch ein brand; immer prangte der Bandname auf ihrer Bühnenkleidung. Sie wurden mal Faschisten, mal Clowns genannt, hatten mit "Whip it" 1983 einen Hit (der den Motivationsfaschismus aufs Korn nahm, ohne daß es jemand merkte), und verschwanden vom Markt (Live-Auftritte hatten sie dank einer großen Fangemeinde dauernd). Wessen Interesse stark genug ist, um schlechte Bildqualität zu ertragen, findet mit "devo france 1978 youtube" Ausschnitte eines typischen Live-Auftritts.
Heute, sagt Gerald Casale, haben sie nicht mehr die Absicht zu schockieren, in dem Sinne wie sie damals schockiert haben [?]. "Because now we are the houseband on the Titanic, we're your friends, we're gonna play there for you till we all go down together". Das ist mir sehr sympathisch - wenn DEVO nur musikalisch interessanter wäre.
Dicki - am Mi, 03. August 2011, 21:49 - Rubrik: Musik und so weiter