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ist ein ziemlich komischer Film über ziemlich ernste Dinge. Jodie Foster, die hier zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren Regie geführt hat und es in Zukunft häufiger tun will, ist der Meinung, es sei in Ordnung, anfangs zu lachen, nach und nach aber nicht mehr, weil: der Typ "is losing his mind". Tut er aber von Anfang an, und ich lache überhaupt nicht, amüsiere mich aber auf meine melancholische Art - ein erwachsener Mensch, der sich mithilfe einer Handpuppe ein neues Ich erschafft? Das ist komisch, egal wie ernst es wird, und es wird "serious as heart attack". Jodie Foster sollte aber nicht ihren - bemerkenswerten - Film interpretieren; Kunstwerke sprechen für sich selbst.

Von solchen Sachen haben gerade Journalisten keine Ahnung, und deshalb schreibt ein Paul Duncan, dessen Buch über Alfred Hitchcock und seine Filme der Taschen Verlag in Übersetzung veröffentlicht hat (wird just verramscht): "Viele Freunde deuten Hitchcocks Widerwillen, detailliert über seine Arbeit zu sprechen, als Zeichen dafür, daß er seine eigenen Filme nicht verstand." So wird es wohl sein, verehrungswürdiger Paul Duncan, der du mir diese tiefe Einsicht nahegebracht hast. - Benedikt Taschen andererseits täte gut daran, mal ein bißchen Geld locker zu machen für einen Übersetzer, der dieser Bezeichnung würdig ist: on the run for murder heißt nun einmal nicht "auf dem Weg zum Morden" und doorway ist kein "Torweg" et cetera.

The Beaver ist also selbst in den schwärzesten Szenen noch komisch und, soviel sei verraten, hat ein happy end. Weshalb sollte dieser Film überhaupt von Interesse sein? Die Hauptperson, Walter Black, ist komplett am Ende, auswegslos in seinem depressiven Dasein gefangen, und erfindet sich mithilfe der Handpuppe "The Beaver" im letzten Moment, im Augenblick seines Selbstmordes, neu. Er blüht auf, aber er ist es nicht selbst, sondern ein erfundenes Ich ohne Walters Vergangenheit, die ihn allmählich einholt, weil seine Ehefrau Meredith (und seine Söhne) ihn wollen und nicht eine Puppe. Sein künstliches Ich bricht zusammen, und er muß sich seiner Vergangenheit stellen, um eine Zukunft mit den Menschen zu finden, die ihn lieben wollen (und im Falle seines ältesten Sohnes hassen gelernt haben: "hates his father who hates his father who hates his father").

Den Film bejahe ich, den jüngsten Sohn finde ich uneingeschränkt liebenswert, aber die Darsteller des älteren Sohnes und seiner Freundin bereiten mir Unbehagen, obwohl sie ihre Sache gut machen, sehr gut sogar, völlig überzeugend: sie haben deformierte Gesichter, und damit kann ich mich nicht identifizieren; ich möchte mit ihnen sein, aber es tut mir weh. "The Beaver" selbst ist in gewisser Weise deformiert: er ist kein freundliches Spielzeug, sondern sieht von Beginn an tückisch aus, und das entspricht dem Charakter dieser Figur: nicht daß er böse wäre, er will nur um jeden Preis dominieren. Und deshalb muß er von Walter Black, als er zu sich selbst zurückkehrt, buchstäblich abgesägt werden. Eine düstere Komödie, die sich anzugucken die Mühe lohnt.
 

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