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Im Film gibt es falsche und echte Nonnen; die einen sind Nonnen durch und durch, die anderen werden im Lauf der Geschichte als unecht entlarvt. Zum Beispiel in The Lady Vanishes (von Alfred Hitchcock 1938 gedreht und immer noch sehenswert), wo sich die falsche Nonne durch das Tragen hochhackiger Schuhe verrät, sonst hätte es kein Schwein gemerkt. Denn du kannst praktisch jede Schauspielerin in eine Nonnenkluft stecken, und ihr Gesicht gewinnt dabei; außer Shirley Maclaine (Two Mules for Sister Sarah), die hat einfach kein Nonnengesicht, was andererseits dem Zuschauer hilft, ihr auf die Schliche zu kommen: in Wahrheit kommt sie aus 'nem Hurenhaus!

Das ist das Stichwort für Nude Nuns with Big Guns, ein "Sexploitation Movie", das so entstanden sein mag: Der Produzent mault in der Besprechung für den neuen Film herum, daß der erste Film der kleinen Firma zu langsam war, zu wenig Titten, zu wenig Aufregung, nur das Rächermotiv habe gestimmt. Was ihm denn für den neuen Film vorschwebe? Fiesere Verbrecher, mehr Drogen, Sexkneipen, nackte Weiber, Nonnen, Lesben. "Titten, Leute, Titten, Titten, Titten". Sehen wir es positiv - der fertige Film besteht nur aus Schlüsselszenen, kein überflüssiges Erzählen.

Dann ist da noch Black Narcissus (mit Deborah Kerr) von 1947, über ein neu eingerichtetes Kloster im bergigsten Himalaja, völlig mißlungen, aber gute Nonnengesichter. Und Vision - Hildegard von Bingen, ein Historiendrama. H. v. Bingen hat Visonen und nutzt das ihr entgegengebrachte Interesse und Wohlwollen, um ein eigenständiges Nonnenkloster, jenseits des Mönchsordens, der ihre Schar ursprünglich beherbergte (und Schwangerschaften heraufbeschwor), zu gründen. Was immer an Kritik gegen diesen Film von Margarethe von Trotta vorzubringen ist (mit Fug und Recht darf man bemängeln, daß im Jahre des Herrn Eintausendelfhundertundirgendwas Hochdeutsch gesprochen wird), er hat die Ruhe weg. Jenseits unserer modernen Hektik und angeblichen vernunft wird der Lebensweg Hildegards nachgezeichnet, und es stehen Glaube, Freundschaft und Liebe, aber auch Mißtrauen, Neid und Ehrgeiz im Mittelpunkt der Geschichte. Man muß sich darauf einlassen, auf die Thematik und das Tempo, aber dann lohnt es sich auch. Selten war ich so angeregt entspannt nach einem Film: Halle-e-lu-u-u-ja!
 

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