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Titel: Deutschland am Scheideweg - ist unsere Verfassung noch zukunftstauglich?

Binsen: Ich begrüße im Studio die Herren Schwesterle - FDP -, Glosse - CDU/CSU -, Klaun - SPD -, Patscherkofel - Grüne -, Rigorawski vom Bund deutscher Industrieller und Kusche vom Bund unabhängiger Wähler.

Einleitender Film: Bilder von Industriebrachen und Abrissen sowie Menschenansammlungen vor Arbeitsämtern werden gezeigt und kommentiert - "Deutschland im Jahr 2005 ähnelt mehr dem Deutschland nach der Katastrophe von 1945 als einem modernen Leistungsstaat. Überall zerstörte beziehungsweise stillgelegte Industrieanlagen, Menschen ohne Wohnung, ohne Arbeit. Ist die Krise noch mit den Mitteln der alten Verfassung zu bewältigen?"

Binsen: Ja, Her Schwesterle, beginnen wir bei Ihnen. Die Probleme sind augenfällig. Muß jetzt nicht ein Ruck durch das Land gehen?

Schwesterle: Jetzt muß ein rechter, äh, ein gerechter Ruck, ein recht deutlicher Ruck hier zu Lande erfolgen. Wenn wir unsere Wirtschaft nicht schnellstens auf die Beine bringen, werden die kleinen Leute die Zeche bezahlen müssen. Das müssen wir mit allen Mitteln verhindern, da sind wir als Demokraten gefordert.

Binsen: Ja, Herr Klaun?

Klaun: Also, grundsätzlich stimme ich Herrn Schwesterle zu, ich glaube, da sind wir uns alle einig, in unserer Funktion als Demokraten. Wir müssen jetzt die Fesseln lösen, die die Väter des Grundgesetzes - in bester Absicht, wie ich hier ausdrücklich ausdrücken möchte (alle nicken beflissen) - der Wirtschaft angelegt haben. Es gab damals aber keine Alternative, so wie es heute keine Alternative zum Alt-, zum Ab-, zum Umbau unserer Gesellschaft gibt, das ist einfach eine soziale Notwendigkeit, und deshalb sage ich, wir müssen das sozial verträglich machen, also die Einschnitte, die einfach gemacht werden müssen, klein halten und auf viele Schultern verteilen, als einigen Wenigen ganz große Lasten -

Glosse: Das sind doch wieder diese sozialistischen Parolen. Es muß endlich das gemacht werden, was wir übrigens schon seit Jahren fordern, was einfach unumgänglich ist, und da soll man den Wähler nicht unterschätzen, der weiß besser als manch einer aus Ihrer Partei, was die Uhr geschlagen hat -

Klaun: Sie haben doch -

Binsen: Immer der Reihe nach. Was sagt denn Herr Patscherkofel von den Grünen zu der ganzen Problematik?

Patscherkofel: Man muß einfach sehen, daß wir uns in den guten Jahren einen Lebensstandard angewöhnt haben, das geht auf keine Kuhhaut. Wenn ich heute einem europäischen Kollegen in Brüssel erkläre, weshalb wir nicht mehr für die Wirtschaft tun können, da tippt der sich an die Stirn. Ich meine, da lachen doch die Hühner! Wie man in den deutschen Wald hineinruft, so schallt es auch heraus, denn, was wir brauchen, was wir jetzt machen müssen, mit aller Kraft, das ist ein großer Befreiunungsschlag, das ist die Quadratur des Zirkels, wenn wir jetzt nicht gegensteuern und umbauen, muß am Ende der kleine Mann die Zeche zahlen, und das darf nicht sein. Sonnenblumen in Deutschland immer, aber nicht flächendeckend, wenn Sie mir den kleinen Scherz erlauben. Was wir brauchen sind gewaltige Einschnitte, gewaltige Anstrengungen der Gesamtgesellschaft -

Rigorawski: Das freut mich, daß Ihre Partei auch mal zur Vernunft kommt; hoffentlich nicht bloß ein Strohfeuer. Die Lage ist außerordentlich ernst. Die Aktienkurse fallen, die Beschäftigung sinkt, das Job-Wunder bleibt aus. Was wir deshalb dringend brauchen, ist eine Arbeitsverpflichtung für alle, sind Volksspeisungen und Zeltstädte vom Roten Kreuz, ist eine umfassende Entlastung der Wirtschaft. Ich bitte Sie: die staatlichen Zwangsversicherungen sind einfach nicht mehr aufrechtzuerhalten, das war doch der reine Sozialismus, das konnte man sich doch damals in den 70ern im Grunde schon gar nicht leisten. Also weg damit. Jeder Bürger soll die Freiheit haben, sich gegen Arbeitslosigkeit, Krankheit und Rente zu versichern, bei freier Wahl der Versicherung, da soll der Markt entscheiden. Natürlich kann solch eine Reform nur funktionieren, wenn jeder Bürger einen gesetzlich geregelten Mindestbeitrag zahlt. Und was wir brauchen: eine Bundesregierung muß jederzeit - und nicht nach jahrelangem Gerede - die geeigneten Maßnahmen ergreifen und durchsetzen können, die im Einzelfall auch mal schmerzlich sein können, aber am Ende allen zugute kommen, und dazu sollten wir sie ermächtigen, per Gesetz, per Verfassungsänderung.

Binsen: Damit haben Sie schon beinahe ein Schlußwort gesprochen, lieber Herr Rigorawski, aber wir wollen auch Herrn Kusche vom Bund unabhängiger Wähler hören. Herr Kusche, sie haben ja die Problematik mitbekommen, und im übrigen auch fleißig mitgeschrieben -

Kusche: Ach, ich habe bloß ein paar Aufzeichnungen gemacht. Vielleicht kann die Kamera das einmal zeigen. (hält ein Blatt Papier vor sich hin)

Kamera: (zoomt auf das Blatt. Man erkennt ungelenke Zeichnungen, die sich mit etwas gutem Willen als Schweine in verschiedenen Ansichten interpretieren lassen. Der Regisseur hat offenbar noch nicht interpretiert und die Kamera hat das Blatt nun in Großaufnahme)

Publikum: (Vereinzeltes Gelächter und Gekicher, dann Gepruste)

Regisseur: (ahnt etwas und schaltet auf Kamera 2 um, die auf Frau Binsen hält)

Binsen: (macht mit einer markanten Geste deutlich, daß Herr Kusche ein Arschloch ist und nie wieder eingeladen werden wird)

Regisseur: (schaltet schnell auf Kamera 3 - hohnlachendes Publikum - und startet dann den Abspann, blendet alle Kameras aus)

Binsen: (aus dem Off) Ich danke allen Anwesenden für dieses informative Gespräch. Machen Sie's gut und bis nächsten Sonntag.
huflaikhan meinte am 9. Feb, 19:37:
Wunderbar! Aber eigentlich ja umgekehrt. 
Dicki antwortete am 9. Feb, 21:50:
Danke. (Verbeugung) 
 

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