1968
aus aller Welt
ballaballa
Beobachtungen in der Natur
charmsing
deutsche kenneweiss
Dicki TV
Dickimerone
Dickis Reisen
die kleine Anekdote
dirty old town
Empfehlung
Erwins Welt
Eugen
in eigener Sache
Java
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Glas ist für uns so selbstverständlich, daß wir gar nicht auf den Gedanken kommen, irgendwelche Fragen zu stellen. Flaschen, Trinkgläser, Phiolen, Ampullen, Karaffen, Schüsseln, Brillen, Fenster, Spiegel - vetraute Alltagsgegenstände. Aber wenn wir beobachten, wie Insekten und selbst Vögel (die doch Augen im Kopf haben) ihre Köpfe gegen Fensterscheiben rammen und offenbar das Rätsel der gleichzeitigen Durchsichtigkeit und Undurchdringlichkeit nicht zu erfassen vermögen, beschleicht uns eine Ahnung, daß Glas nicht naturgegeben ist.

Wer hat es erfunden? Die Ägypter. Allerdings eine opalisierende, undurchsichtige Sorte, aus der sie Fläschchen und Flacons formten, die zu ihrer Zeit begehrte Luxusgegenstände waren. Das Verfahren zur Glasherstellung entdeckten sie um 3500 v. Chr., vielleicht, indem sie bekannte Schmelzverfahren für Metalle probeweise auf andere Substanzen, z.B. Sand, anwandten. Das Geheimnis der Herstellung gelangte etwa 1000 v. Chr. zu den Phöniziern.

Der bereits erwähnte Autor Gerhard Herm schreibt darüber: "Dabei begnügten sie sich aber nicht einfach mit Nachahmung, sie wendeten vielmehr ihren ganzen Einfallsreichtum und ihre Zähigkeit an den Versuch, die milchige Masse auch noch durchsichtig zu machen. Nach Versuchsreihen, über deren Länge und Mühseligkeit sich nur spekulieren läßt, hatten sie tatsächlich Erfolg damit." Klingt ziemlich beeindruckend, ist aber Quatsch mit Soße.

Denn - da es kein durchsichtiges Glas gab und kein Mensch wissen konnte, daß durchsichtiges Glas möglich ist, konnten sich die Phönizier die Durchsichtigkeit nicht als Ziel gesteckt haben. Die Versuchsreihen selbst sind also bloße Spekulation, tatsächlich wird der Zufall zum Ergebnis geführt haben; vielleicht hat einfach ein Lehrling die Zutaten falsch gemischt. Das Ergebnis muß den Menschen aber als ein Wunder erschienen sein: eine Substanz, durch die man hindurchblicken kann wie klares Wasser, nur fest, ein Faszinosum ersten Ranges.

Die Anwendung als Flaschen hatten die Ägypter vorgemacht, nun blieb es der Erfindungsgabe phönizischer Handwerker überlassen, auch Gläser, Pokale und Glasperlen zu formen. Möglicherweise haben sie die Glasbläserei entwickelt, aber das bleibt Vermutung. Als die phönizischen Handelsschiffe die neue Ware in die Welt hinausfuhren, müssen die Menschen wie vom Donner gerührt gewesen sein. Glas, wie es für uns selbstverständlich ist - das hatte die Welt noch nicht gesehen.
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma