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Als Muddi sich vor Jahren den Arm brach, wußte ich, daß ich mich um sie kümmern würde. Nicht länger Besuche nach Lust und Laune, sondern verantwortungsvoll helfen und regelmäßige Besuche, um gegebenenfalls Hilfsmaßnahmen einzuleiten. Wir gingen einkaufen, machten Spaziergänge, ich besuchte sie mindestens einmal in der Woche. Dadurch lernte ich ihre angenehmen Seiten in einem Maße kennen, das mir vorher entgangen war. Wir haben einen ähnlichen Humor - naja, kein Wunder, oder? - und sie kann Geschichten erzählen und erzählte viel.

Als es ihr schlechter ging und sie Betreuung brauchte, weigerte sie sich völlig starrköpfig und war nicht bereit, Hilfe von Fremden anzunehmen. Ich verstand, weshalb, und das machte die Sache nicht besser. Denn Verständnis macht in einem gewissen Ausmaß wehrlos, und ich lernte ihre dunklen Seiten in einem Maße kennen, das mir vorher entgangen war und das ich lieber nie kennengelernt hätte.

Vor ein paar Tagen stürzte sie in ihrer Wohnung, erlitt eine Hüftprellung - nichts gebrochen, immerhin! - und ist nun in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung untergebracht. Und sämtliche Pflegekräfte und verantwortliche Frauen in den Büros kümmerten sich und halfen und trugen ihr Teil bei, daß sie nun erst einmal versorgt ist. Herumtelefonieren, Sachen packen, gut zureden, Geduld haben und beim Transport zupacken.

Gegenüber meiner Lieblingsmitarbeiterin sagte ich deshalb: "Ich finde es toll, daß sie sich alle so verantwortlich fühlen, das ist eine große Beruhigung." Und sie sagte zu meinem Erstaunen - da Muddi in meiner Wahrnehmung in den letzten Monaten eine wahre Plage gewesen ist - :" Wissen Sie, wir reden oft über Ihre Mutter, weil wir sie gern mögen und uns um sie sorgen." Und dadurch wurde mir wieder bewußt, daß Muddi eine kindlich liebenswerte Seite hat, neben ihre Sturheit und ihrer Fähigkeit, Menschen vor den Kopf zu stoßen.

A propos kindlich liebenswert. Meine Lieblingsmitarbeiterin hatte einen freien Pflegeplatz in der Einrichtung "Sankt Franziskus" gefunden, sagte aber "San Francisco". Das hat mir sofort gute Laune gemacht, und da ihr der Versprecher ein wenig peinlich zu sein schien, tat ich mein bestes, um sie aufzufangen; lachte also mit ihr und machte mich nicht einen Deut lustig (was auch gar nicht meine Art ist, zumal, wenn man mir gute Laune schenkt).

Dieses lobenswerte soziale Engagement, das wollte ich noch sagen, zeigten Mitarbeiterinnen (und Mitarbeiter, auch jene, jawohl) einer katholischen Einrichtung, nämlich der Caritas. Solange dieser Geist noch im Umfeld der Kirchen präsent ist, werde ich die Kirche verteidigen, bei aller Kritik, die ich - und nicht zu knapp - habe. Ich sage ja gerne und oft, daß ich an Gott glaube, aber nicht an die Kirche. Sela.
 

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