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Erst die Sprache hat den Menschen zum Menschen gemacht,
und mit der Sprache entstand die Fähigkeit des Denkens.
Nicht jeder Mensch ist ein Denker, aber jeder einfache
Mensch kann einfache Gedanken haben. (Zwischenruf:
"Jeder Mensch darf denken, aber den meisten bleibt es
erspart.") Die Sprache, und damit Gedanken,
Erinnerungen, Erlebnisse und Vorgänge, in irgendeiner
Art von Schrift zu fixieren und dadurch zu überliefern,
ist ein großer kultureller Schritt.

Die ersten Hochkulturen - Sumer zwischen Euphrat und
Tigris, Ägypten am Nil - entwickelten Schriften, die zu
komplex waren, um jedem zugänglich zu sein. Die
Keilschrift der Sumerer war es nicht, und auch nicht die
Bildschrift der Ägypter. So gab es privilegierte
Schriftgelehrte, die sich hüteten, die Vorteile ihres
Wissens durch allgemeine Verbreitung in Gefahr zu
bringen.

Die Phönizier, die als Kanaanäer noch Schüler und
Bewunderer der Ägypter waren, übernahmen deren Schrift,
in der je nach Zusammenhang ein Bild für sich selbst,
für ein Wort oder für einen Buchstaben stehen konnte.
Doch war ihre Gesellschaft anders aufgebaut als die der
Ägypter, und die Erfordernisse ihres Lebens führten
dazu, daß sie letztlich den einzelnen Lauten ihrer
Sprache ein einzelnes Schriftzeichen zuordneten.

Diese Schrift, bestehend aus zweiundzwanzig Buchstaben
(ohne Vokale, wie im arabischen und hebräischen Gebrauch
noch heute üblich), konnte jeder Mensch erlernen. Die
Griechen, ihrerseits Bewunderer und Schüler der
Phönizier, erkannten den Wert dieser Schrift und
entwickelten daraus, iher Sprache gemäß, das griechische
Alphabet (Alpha Beta Gamma etc.).

Fortan konnte jeder Mensch (zunächst Phönizier, dann
auch Grieche, und so weiter und so fort) Lesen und
Schreiben erlernen und an den schriftlich überlieferten
Erkenntnissen, Gedanken und Erlebnissen - zumindest
seines eigenen Sprachraumes - teilhaben, diese erweitern
und ergänzen. Sofern er denn die nötige Zeit erübrigen
und einen Lehrer bezahlen konnte.

Das muß man sich einmal vor Augen führen: die Menschen
waren fortan nicht mehr auf überlieferte und je nach
Begabung des Erzählers ausgeschmückte und veränderte
Erzählungen angewiesen, sondern konnten noch
Generationen später im Original erfahren, was jemand
über ein Ereignis zu sagen hatte. Vielleicht war das nur
ein Abfallprodukt; der unmittelbare Nutzen war die
Überschaubarkeit des Staates und des Handels der
Kaufleute.

Wie auch immer, das gesamte Wissen der Menschheit konnte
niedergeschrieben und lesend erworben werden und blieb
nicht länger der mündlichen Überlieferung oder einer
Kaste von Schriftgelehrten überlassen. Ohne Alphabet
gäbe es auch keinen Buchdruck und keine Möglichkeit für
Jedermann, am versammelten Wissen unserer Spezies
teilhaben zu können.

Freilich, man mag es einwenden, wäre dann auch nicht
"Mein Kampf" geschrieben worden. Grund genug für die
Antifa, unsere Kultur in Bausch und Bogen zu verdammen
und sie, getarnt als Antifaschismus, bis zum letzten zu
bekämpfen. In deren Augen müssen die Phönizier
Protofaschisten gewesen sein. Andererseits könnte das
akademische Geschwätz der diversen Ismen-Anhänger auch
keine Verbreitung finden, und das wäre wohl kaum ein
Verlust für die Menschheit. Aber das ist ein ganz
anderes Thema.
 

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