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Die alten Griechen waren die Größten, wenn es um das Erfinden von Göttergeschichten ging, und sind darin bis heute unübertroffen. Ein wenig erinnert der Reigen ihrer Götter an die Commedia dell'arte, und das ist kein Zufall; wie sollten denn Menschen Götter verstehen können, wenn diese neben ihrer Gotthaftigkeit nicht auch menschliche Züge hätten. Zeus etwa konnte an keiner schönen Frau vorübergehen, ohne sie zu begehren. Sie (die Griechen) bedienten sich allerdings eines Musters, daß von Ägypten bis Babylon gängig war. Gottvater, ziemlich entrückt, Gottmutter, schon mehr dem irdischen zugewandt und den Irdischen zugänglich, und Gottsohn, die Jahreszeiten verkörpernd, die im Mittelmeerraum als Frühling, Sommer und Winter ausgeprägt sind. Der Gottsohn stirbt im Sommer, wenn die Erntezeit gekommen ist, und ersteht im Frühling auf, wenn die Saat ausgebracht wird.

Bevor ich Gerhard Herm zitiere, sollte ich noch erwähnen, daß die wichtigsten Städte der Kanaanäer (und Phönizier) Byblos, Tyros und Sidon hießen, ihre Einwohner Gibliten, Tyrer und Sidonier: "Das phönizische Pantheon war so beschaffen, daß sich jeder moderne Zeitgenosse von etwas humanistischer Bildung mühelos in ihm zurechtfinden könnte, aber wahrscheinlich auch jeder gute Katholik, der es fertigbringt, etwa die heilige Dreifaltigkeit als reines Phänomen außerhalb aller liturgischen Bezüge zu betrachten. [...] An der Spitze dieser Dreierkombination stand ein Vatergott namens El, den die Griechen später gelegentlich mit ihrem Kronos identifizierten. Ihm zur Seite stand sein Weib Aschera oder Astarte, die in Byblos Baalat hieß, was man etwa mit 'unsere liebe Frau' übersetzen könnte. Dazu kam dann als beider Sohn der Gott Baal, den die Gibliten auch Adon, Adoni oder, gräzisiert, Adonis nannten, den Herrn, während die Tyrer ihn als Melkart und die Sidonier als Eschmun verehrten." Dazu gab es spezialisierte kleinere Götter und Halbgötter - Heroen -, die aber erst mit den Griechen aufgekommen zu sein scheinen.

Die antiken Götter hatten durchaus fragwürdige Charakterzüge, waren also nicht nur 'Gut' oder nur 'Böse', und es gab Dämonen, die von Menschen Besitz ergreifen und deren schlechteste Eigenschaften hervorbringen konnten. Erst der Monotheismus - der Glaube an den einzigen Gott - mußte das 'Böse' gänzlich abspalten und als Teufel, Satan oder Scheitan eigene Gestalt geben. Die Phönizier waren Nachbarn eines Volkes, daß sich dem Monotheismus verschrieben hatte, und sie erlebten als erste mit, wie die Spaltung in Gott und Teufel den Typus des Glaubenseiferers hervorbrachte. Doch dafür wollen wir ein neues Kapitel öffnen.
 

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