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Es gibt Tage, da gehst du nach dem Aufstehen am besten gleich wieder zu Bett. Oder läßt das Aufstehen gleich ganz weg. Die Zeichen sind eindeutig: der Schmerz im Zeh, wenn du gegen die Kante des Bettkastens trittst, der Flug der Seife, die sich dem Zugriff entzieht, das Splittern der Tasse, die du einen Millimeter zu schräg und zu kurz auf die Spüle stellst. Die Decke über den Kopf gezogen und nichts getan!

Aber nein, du willst nicht glauben, was du doch längst ahnst. Also springt auf dem Weg zum Einkauf die Fahrradkette ab, also kommt vom Hinterrad ein widerliches "Pluff", wenn du die verschmierten Hände wieder am Lenker hast - eine Speiche ist abgerissen -, und an einem solchen Tag gehst du natürlich in jenen Supermarkt, dessen vollelektronische Doppelschranke schon vorige Woche sehr zögerlich reagierte. Diesmal ist sie so zögerlich, daß du sie mit dem Oberschenkel wegknackst, was ein ekliges Fiepen auslöst und zur Vollsperre der zweiten Schranke führt; nur gut, daß die noch keine Selbstschußanlagen wie damals an der deutsch-deutschen Grenze installiert haben.

Unter vorwurfsvollen Blicken hat dich eine Angestellte hereingelassen und nun hast du die Bescherung: Obst und Gemüse sind importierte Luxusartikel, die Milchtüten alle gestaucht, der Boden des Fachs weißlich verschwommen, für Frühlingsrollen ist gerade wieder keine Saison, immer steht dir einer dieser Ehemänner im Weg, die von ihren Frauen zum Mitkommen genötigt werden, schließlich stellst du dich - aber wenigstens das ist normal - bei der falschen Kasse an, dort, wo es einfach nicht voran geht. Die Kassiererin hält deine fahrradschmierigen Hände für Auswüchse einer ansteckenden Seuche, und in der Drehtür geht dir der Schnürsenkel auf.

Doch an einem solchen Tag bist du auch nicht belehrbar. Du willst die Mülltonnen reinstellen und merkst viel zu spät, daß die noch gar nicht geleert wurden. Du fährst zu einem Kaufhaus in der Innenstadt und: "Plong" ist die nächste Speiche futsch. Du kaufst eine DVD, weil du sie für eine CD hältst, du musterst skeptisch Ledergürtel, die wie Plastik wirken, und als du einen berührst, fällt der daneben zu Boden und die Schnalle zerspringt, du findest wundervolle Hemden unter den Sonderangeboten, nur leider nicht in deiner Größe, die supergünstigen Socken sind aus billigstem Synthetik und bei der Kosmetik sprüht dich eine Parfümtante probehalber ein, weil du Idiot noch immer mit einem freundlichen Gesicht herumläufst. Den kalten Regen, der dich draußen empfängt, hältst du für eine Erfrischung.

Endlich im sicheren Hafen deines Zuhauses, brennt dir die Pizza an, weil du noch mal schnell ins Internet wolltest und völlig konsterniert feststellst, daß die Namensauflösung bei deinem Provider schon wieder nicht funktioniert. Aber irgendwann geht dieser Tag zu Ende und du willst noch ein paar Seiten lesen. Die Leselampe brennt durch, keine Ersatzbirne im Haus. Du öffnest eine Flasche Wein und der Korken riecht nach Hundescheiße. Du öffnest die Fenster zum Durchlüften und dummer Krakeel strömt in dein Refugium. Die Blätter der Topfpflanzen knistern vertrocknet im Luftzug. Du begibst dich zu Bett, verfehlst aber das Hosenbein deines Pyjamas. Das Zerreißen des Stoffs noch im Ohr drückst du Zahnpasta ins Waschbecken. Die Spülung des WC tröpfelt. Nachdem du das Licht gelöscht hast, treibt dich ein plötzliches Hungergefühl wieder aus dem Bett. Danach wummert ein PKW hiphoppend langsam durch die nächtliche Straße.

Doch auf einmal ist es Morgen; ein frischer, unverdorbener Tag liegt vor dir. Nächstes Mal wirst du die Zeichen beachten, das schwörst du dir. Und dann wirst du den Tag im Bett verbringen und dir zahllose Mißgeschicke ersparen. Andererseits - an einem solchen Tag würdest wahrscheinlich in die Matratze pullern.
 

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