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And I'm not gonna take it anymore! "Ihr könnt mich alle am Arsch lecken. Ich lasse mir das nicht länger gefallen!" heißt es in der deutsch synchronisierten Fassung von Network, was nicht exakt dieselbe Aussage ist, immerhin geht es darum, daß das Fernsehpublikum endlich wütend werden soll: "Ich will daß ihr jetzt aufsteht, zum Fenster geht, es öffnet und hinausschreit: I'm mad as hell" usw. Womit eine Rebellion beginnen soll, in der die Menschen sich wieder um ihre Nachbarn und die Gesellschaft kümmern, statt sich hinter dem Fernseher einzuigeln - also der Welt wieder mit Interesse zu begegnen. "Ihr könnt mich alle am Arsch lecken" ist das genaue Gegenteil.

Bei der Aufführung im März 1977 blieb der Film für viele deutsche Zuschauer eine Zeitlang rätselhaft, weil die Rundfunkhohheit in Deutschland ausschließlich in öffentlich-rechtlicher Hand war. Sender, die sich aus Werbeeinnahmen finanzierten, gab es (noch) nicht. Die Aussage des Films wurde damals eher als eine Warnung vor den Konsequenzen des Kommerzfernsehens empfunden. (Quelle) "Kommerzfernsehen" ist jedoch das eigentliche Fernsehen. Es geht darum, möglichst viele Zuschauer für eine Sendung anzulocken, damit die Sendezeit für eingeschobene Werbung desto teurer verkauft werden kann. Das heißt, es gibt Fernsehsendungen nur, um vom Marketingbemühen der Wirtschaft zu profitieren. Dies Bemühen hat wiederum dann die beste Wirkung, wenn Menschen von kleinauf das Fernsehen als gegeben hinnehmen und ihm positiv gegenüber stehen.

You are television incarnate, Diana," he tells her, "indifferent to suffering, insensitive to joy. All of life is reduced to the common rubble of banality." So beginnt die Schlußabrechnung des alternden, verliebten Ex-Nachrichtenleiters mit seiner erfolgssüchtigen, kaltschnäuzigen Geliebten, die eine Generation jünger ist. Alles was sie berühre, zerstöre sie, und er zählt die verschiedenen Personen auf, die im Verlauf der Geschichte in den Sog der aus Gier betriebenen Entwirklichung gezogen und deformiert wurden. - Ein immer noch aktueller Film, obwohl wir von dem Niveau des darin kritisierten Fernsehens nur noch träumen können, so gold war das gegen den heutigen Dreck. "Schaltet den Ferseher ab, tut es jetzt, schaltet ihn mitten im Satz ab, den ich spreche." Ist das Rebellion? "Bullshit". Es kommt aus dem Fernseher, also wird es wohl Unterhaltung sein. (Hast du das gesehen, wie der es allen gegeben hat? Das guck ich nächste Woche wieder an.)

Gut gefällt mir, daß die Aufnahmen der aus den Fenstern hinausschreienden Menschen dem Beginn einer Gefängnisrevolte (wie sie in Filmen dargestellt wird) verdammt ähnlich sehen.

Heute las ich in der Zeitung, daß die Öffnungszeiten der (verbliebenen) Polizeireviere weiter eingeschränkt werden. Niemand in der Öffentlichkeit erwartet hingegen, daß die Profiteure des einseitigen Sparens beim Bürger auch mal ein Scherflein beitragen; die Banker, Manager, Anwälte, Experten und Politiker, über die Geschichten lanciert werden - in Presse, Funk und Fernsehen - die arg an Periodika wie Das goldene Blatt erinnern: Hofberichterstattung. Propaganda. organisierte Lüge. Marketing. Schluß damit. I'm mad as hell.
 

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