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Eigentlich müßte ich das in die Rubrik 'meine Tiere' schreiben. Am Donnerstag begegnete mir eine Schwanfamilie: eingerahmt von den Eltern schwammen sechs Jungschwäne daher, schon stattlich groß, aber noch graugefiedert. Eine beeindruckende Flotte, zumal Schwäne immer so stolz wirken. Rund um das Gartenfast am Samstag gab es noch mehr zu sehen: eine kleine Heuschrecke, einen Schuster, der sich an der Decke aufgehängt hatte (hing da wie tot), Rotkehlchen (quicklebendig), Pfauenaugen, kleine Füchse und einen Admiral; jawohl, endlich habe ich einen echten Admiralfalter gesehen.

Aber ich wollte vom Gartenfest erzählen. Auf dem Hinweg mühten sich einige Mamas&Papas einen schmalen, steilen Weg hinauf, den ich hinabsauste (Fahrrad!), als hinter der Kurve wild klingelnd so ein später Pubertäter direkt auf mich zuschoß. Ich konnte gerde noch zur Seite lenken und, während er schlingernd zwischen mir und den älteren Mitbürgern hindurchwitschte, "Arschloch" rufen. Der Schwanz soll ihm abfaulen!

Das Gartenfest war dann ganz schön. Wir saßen auf der windgeschützten Terrasse, umrahmt von Luftballons und Lampions; der Grill knisterte nach dem Essen noch vor sich hin, Funkenflug verursachte spontanes Ballonplatzen. Während die Gästezahl abnahm, stieg der Alkoholpegel. Vor dem Schlafengehen konnte ich noch einen Sternenhimmel bewundern, wie ich ihn auch bei klarster Luft zuhause nicht zu sehen bekomme. Ein Sternbild, das ich vor Jahren fälschlich für den Skorpion gehalten hatte, wurde mir dann und dort als Cassiopeia vorgestellt. Nun kenne ich also zwei Sternbilder mit Namen. Das sind echte Fortschritte.

Ach, ich vergaß: eine Lehrerin, die sich gar nicht wie eine Lehrerin benahm (die machen ja heutzutage alle einen auf harmlos), erzählte, daß sie ihren Schülern (deren Handys sie gelegentlich wegen Gedüte im Unterricht "konfiszieren muß", unvergänglicher Pädagogenhumor) beim Thema Akustik immer das Dosentelefon vorstellt. Wir stellten uns vor, was sich daraus für die Sechstklässler an Fragen ergibt. Zum Beispiel, wie man mit der Schallübertragung per Bindfaden Netzwerke realisiert. Oder ob es coole Nokia-Dosen gibt.

Am Morgen frühstückte der harte Kern, die vier Tapferen, mehr oder minder angeschlagen, ich mit reichlich Restalkohol. Für mich kein Problem, nur war mir von den vielen Zigaretten schlecht. Danach saßen wir schlapp im Sonnenschein. Völlig passiv ließ ich zu, daß ein Rotkehlchen auf meinen Fahrradsattel pupste. Motorengebrumm kam vom Himmel: ich wies darauf hin, daß sich eine umfangreiche Wolke in Richtung Sonne bewegte. Den Zusammenhang hätte sonst natürlich niemand bemerkt, so sind die, herzensgut, aber unaufmerksam.

Plötzlich knallte es: ein Luftballon war geplatzt, einfach so. Ein anderer schrumpelte zusehends und machte einen depressiven Eindruck, wie Brigitte feststellte. Da wir gerade über Webseiten geredet hatten, improvisierte ich: "diese Website enthält Darstellungen von depressiven Luftballons. Suizidgefährdete Nutzer sollten diese Seite nur in Begleitung ihres Arztes oder Apothekers aufsuchen." Marcus ergänzte: "oder eine rosarote Brille aufsetzen." Und ich: "klicken Sie hier, um einen rosaroten Elefanten zu sehen. - Wann läßt die Wirkung denn endlich nach?" (ich kam mir vor wie auf einem Trip)

Dann piepte ein Vogel aus dem Off, das heißt, was heißt: piepte. Der morste eindeutig. Piep pieppieppiep pieppiep piep piep pieppieppiep. Wir nahmen an, daß er ein Dosentelefon benutzte, konnten aber keinen Bindfaden entdecken. Also ein Dosentelefon mit unsichtbarem Bindfaden. Ein Rotkehlchen-Dosentelefon. Vollkommen logisch.

So ist das, wenn nach dunklen Tagen endlich wieder die Sonne scheint, ob mit oder ohne Restalkohol. Man ist bekifft davon. Und ganz wie beim Kiffen kann kein Außenstehender dem Gespräch folgen. "Wann läßt die Wirkung denn endlich nach?"

Auf der Heimfahrt, an der zuvor beschriebenen Stelle, ging ein Paar mit Hund den Weg hinauf (ich glaube, das Herrchen ließ sich vom Hundchen ziehen), ein anderes, auch nicht mehr junges Paar setzte zum Überholen an. So gingen sie für kurze Zeit zu viert nebeneinander und ließen weder links noch rechts auch nur einen Millimeter Raum. Ich klingelte höflich, aber ohne jeden Respekt; keiner der Vier drehte sich um oder machte Platz. Nur die überholende Dame auf Linksaußen wackelte demonstrativ mit ihrem Hinterteil. Die Einmündung eines anderen Weges gab mir Gelegenheit zum Vorbeifahren. "Das haben sie aber cool gemacht, junge Dame", sagte ich mit maximaler Verachtung, also ohne sie eines Blickes zu würdigen, und hörte, während ich zügig Tempo aufnahm, noch den Anfang einer ab-so-lut vernichtenden Bemerkung, die sie zu ihrem Begleiter machte: "Jetzt darf man nicht mal mehr ..." - Ach geh doch deinen Arsch anderswo schaukeln.

So etwas gehört natürlich nicht in die Rubrik 'meine Tiere', die der liebevollen Würdigung des Gekreuchs und Gefleuchs vorbehalten ist.
 

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