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"Was ist bloß mit meinem Sohn los?" - "Er ist über das Sofa gestolpert." - "Eben, das Sofa steht dort seit zwanzig Jahren!" ("The Lady Eve", 1941)

Wer ist der Trottel? Einige Beispiele. a) ein Millionenerbe, der sich ausgerechnet in eine Kartenbetrügerin verliebt (The Lady Eve). b) ein stellungsloser Reporter, der sich nicht traut, eine reiche junge Dame zu lieben, der er bei der Flucht von ihrem Vater zu ihrem auserwählten Taugenichts hilft (It happened one night). c) ein zerstreuter Professor, der von einer heftig in ihn verliebten Frau aus gutem Hause heimgesucht wird (Bringing up Baby). d) ein Filmregisseur, der bei den - hm, realitätsnahen - Recherchen für sein großes Sozialdrama einer gescheiterten Schauspielerin begegnet und verfällt (Sullivan's Travels).

Und wer ist die Frau, mit der dieser Trottel im happy end landet? Einige Beispiele. e) eine Frau im Abendkleid, die nach einer Pechsträhne an den Spieltischen Monte Carlos mittellos in Paris strandet (Midnight). f) eine sowjetische Politkommissarin, die aus der Kälte kam und im Frühling in Paris restlos auftaut (Ninotchka). g) eine wegen einer autopannenbedingten Nacht mit einem Charmeur geschiedene Frau, die ihren Ehemann zurückerobern will (The awful truth). h) die ihren Ehemann finanziell entlasten wollende Frau, die auf der Flucht vor dem sie mißverstehenden Eifersüchtigen von der Traufe in die Jauche gerät (The Palm Beach Story).

Damit sind einige der klassischen Filmkomödien Hollywoods aus den dreißiger und vierziger Jahren benannt. Screwball Comedy hieß das Genre, und die komischen Szenen in Hitchcocks Thrillern (z.B. The Thirtynine Steps, The Lady Vanishes, Rear Window, To catch a thief) sind ebenso ein Echo wie "What's up, Doc" von Peter Bogdanovich ("The daffy dame meets the mad professor"), aber auch der deutsche Film "Drei Männer im Schnee" (1955), der ohne eine gewisse Süßlichkeit und mit einer etwas besseren Besetzung (Claus Biederstädt, der Name sagt es!) den Hollywoodkomödien ebenbürtig wäre.

Was macht eine gute Komödie aus, abgesehen von der erotischen Ausgangssituation (an deren Nichtvorhandensein Steven Spielbergs turbulenter Klamauk "1941" gescheitert ist)? Erstens die Beachtung des für alle Kunst geltenden elften Gebots: du sollst nicht langweilen. Zweitens Tempo, was das Erzählen durch Bilder als auch sich überlappende Dialoge betrifft. Drittens verrückte Situationen und absurde Dialoge. Viertens Mißverständnisse und Verwechslungen. Fünftens die Besetzung interessanter Nebenrollen mit Charakterschauspielern. Sechstens Shakespeare, Shakespeare und siebtens Shakespeare, denn bei ihm kommt alles schon exemplarisch vor, was im elizabethanischen England überhaupt auf die Theaterbühne gebracht werden konnte, vergleiche A Midsummer Night's Dream. "Dat's ganz 'n Groten" schrieb Arno Schmidt, zitierte damit aus einer seiner Übersetzungen John Fennimore Coopers, meinte sich selbst und dachte auch in der mittesten Sommernacht im Traum nicht an Shakespeare.
 

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