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Erwin, Doris' Pitbull (vgl. Dicki trinkt energetisiertes Wasser), ist an und für sich ganz in Ordnung. Aber er mag Damen nicht, keine Ahnung weshalb. Begegnet ihm ein Gentleman, hängt er gleich schnüffelnd und schwanzwedelnd an dessen Achtersteven, aber bei Damen tut er immer so, als sähe er sie gar nicht. Manchmal ist er richtig albern und tut so, als sei er eine Katze, mit Gefauch und Gebuckel. Dann tun die Damen so, als sähen sie ihn nicht.

Doris rief mich an, sie müsse rasch Bauholz für ihren Orgonkasten besorgen, da sei eine günstige Gelegenenheit, und den Erwin könne sie in kein Geschäft mitnehmen, weil er da immer so territorial agiere. Ich verstand, was sie meinte, und stimmte zu, für eine Stunde Erwin Gesellschaft zu leisten. Wir würden wie gewöhnlich spazierengehen.

Doris ist ein feiner Kerl, wenn sie mir nicht gerade von telepathisierenden Delphinen erzählt oder meine geliebte populäre Musik madig zu machen versucht. Sie ist da, wenn man sie braucht, und so tu ich ihr gern mal den einen oder anderen Gefallen. Mit Erwin bin ich häufig unterwegs und kenne alle seine Geheimnisse.

Doris übergab mir also Erwin und brauste mit ihrem 'Smart' in einer Wolke verbrannten Pflanzenöls davon. Ich band Erwin eine rotgepunktete blaue Fliege um den Hals und wir flanierten den Osterdeich entlang.

Hunde sind gegenüber Schwulen viel toleranter als Menschen. Sie rufen nicht gleich "Schwanzlutscher!" oder "Arschficker!" oder "schwule Sau!", bloß weil einer vom anderen Ufer ist. Manch junger Rüde verfällt Erwins galanten Schmeicheleien und probiert es einfach mal aus. Der Erwin hat es aber auch drauf. Er ist ja ein wenig pädophil veranlagt, das muß man schon sagen. Und die unerfahrenen Jungen lassen sich von seiner Erscheinung blenden; noch mehr, seit ich ihm die Fliege aufgeschwatzt habe.

Wir schlenderten also den Weg entlang, er mit Fliege und Mittelscheitel, ich mit James-Dean-Jacke. Uns kam ein junges Heteropaar entgegen, ein wenig klischeehaft hetero. Der Kläffer von denen sprang mir gleich ans Bein, als ich nach der Uhrzeit fragte (erst eine halbe Stunde rum). Ehe die was merkten, stupste Erwin den pubertierenden Terrier mit der Schnauze von mir fort, als wolle er sagen: wenn du nicht weißt, wohin damit, lade es doch bei mir ab. Und husch! waren die Beiden im Gestrüpp beim Bürgerhaus verschwunden.

Routiniert tischte ich dem Paar die Lüge auf, daß Erwin immer spielen wolle und jeden anderen Hund herumkriege, jeden! - Wie alt er denn sei, fragte sie. Ich machte Erwin ein bißchen jünger, damit der angbliche Spieltrieb glaubwürdig wirkte. "Irgendwann wird auch Erwin mal ruhiger," sponn ich meine Rolle fort. Wie ihrer denn hieße?

"Wir" - Seitenblick auf ihn - "haben uns für Detlev entschieden, weil wir den Namen so komisch finden, also, für einen Hund." - "Ja, haha, das ist komisch," bestätigte ich. Und wie, ihr Ahnungslosen!

Schon hopste der junge Spund sichtlich erleichtert um seine Besitzer herum, während Erwin mal wieder besonders melancholisch dreinschaute. Ja, das Alter, da ist man nicht mehr so spritzig wie die Jugend. Wir verabschiedeten uns von dem Paar bzw. von Detlev, und ich rückte Erwin die verrutschte Fliege zurecht und redete ihm zum x-ten Mal ins Gewissen, er solle sich vor Doris nicht länger verstellen. Wovor er denn Angst hätte, daß sie ihm keine Tofu-Plätzchen mehr bäckt? Na also. "Denk dran, Erwin, irgendwann kommt sie doch dahinter." Er sah mich so leidend an, daß ich das Thema wechselte.

Doris bedankte sich herzlich und erzählte von ihrem Orgonkasten. Wie würde sie Erwins Outing wohl aufnehmen? Einerseits ist sie eine tolerante Natur, andererseits glaubt sie allen Ernstes, daß sich in der Rockmusik finstere Mächte artikulieren. Man muß das "Finstere" in sich akzeptieren und sich damit auseinandersetzen, das ist man sich selbst schuldig, meiner Meinung nach. - Ich glaube nicht, daß sie Erwin für seine Homosexualität verdammen wird (hoffentlich nicht!), aber die Heimlichtuerei wird sie ihm ganz sicher übelnehmen. Da soll er mal gründlich drüber nachdenken, der Schwerenöter.
semmel meinte am 1. Jun, 14:43:
Wäre Doris katholisch, könnte sie doch mal einen anständigen Exorzismus über den Erwin drüberrollen lassen. Würde eventuell helfen. Sonst bleibt nur noch exkommunizieren. Was dem Erwin aber wahrscheinlich wurscht sein würde. Alles in allem ist Erwin aber ein hübscher Name für einen Pitbull. 
Dicki antwortete am 1. Jun, 17:08:
Er ist auch ein (relativ) hübscher Pitbull. 
semmel antwortete am 1. Jun, 19:03:
Was ein Pitbull auch erstmal schaffen muss. 
Dicki antwortete am 2. Jun, 12:20:
Sonntagskind halt. 
 

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