schreibt Goethe inDichtung und Wahrheit: "Seekatz übernahm ländliche Szenen, worin die Greise und Kinder, unmittelbar nach der Natur gemalt, ganz herrlich glückten; die Jünglinge wollten ihm nicht eben so geraten, sie waren meist zu hager; und die Frauen mißfielen aus der entgegengesetzten Ursache. Denn da er eine kleine dicke, gute aber unangenehme Person zur Frau hatte, die ihm außer sich selbst nicht wohl ein Modell zuließ, so wollte nichts Gefälliges zu stande kommen. Zudem war er genötigt gewesen über das Maß seiner Figuren hinauszugehen. Seine Bäume hatten Wahrheit, aber ein kleinliches Bätterwerk."
Sätze wie dieser entzücken mich, ich weiß selbst nicht warum. Vielleicht weiß Francois Truffaut mehr? "Vieles läuft bewußt ab, etliches aber auch unbewußt. Das Unbewußte ist mit der Verrücktheit verbunden, von der jeder ein Stück in sich trägt. Was mir im Kino am meisten Spaß macht, sind die Szenen, die der Regisseur selbst für völlig normal hält, die aber für alle anderen total verrückt wirken."
Jetzt ist aber genug name gedropt.
Sätze wie dieser entzücken mich, ich weiß selbst nicht warum. Vielleicht weiß Francois Truffaut mehr? "Vieles läuft bewußt ab, etliches aber auch unbewußt. Das Unbewußte ist mit der Verrücktheit verbunden, von der jeder ein Stück in sich trägt. Was mir im Kino am meisten Spaß macht, sind die Szenen, die der Regisseur selbst für völlig normal hält, die aber für alle anderen total verrückt wirken."
Jetzt ist aber genug name gedropt.
Dicki - am Mi, 08. August 2007, 23:22 - Rubrik: Musik und so weiter
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Wer sich um seine Mitmenschen kümmert, Alte pflegt, Kranke versorgt, Junge hegt, auch mal ein Ehrenamt übernimmt, hat ein unbefriedigendes Sexualleben, und zwar bereits dann, wenn er oder sie nur einmal pro Woche Sex hat. Da wird mir klar: weil ich zwischen kurzen Zeiten intensiv durchlebter sexueller Begegnungen Jahre ohne Sex hatte, interessieren mich Menschen, berührt mich das Altern meiner Mutter, bin ich tolerant, habe ich neuerdings (manchmal) bis an die Grenze zur Selbstverleugnung (aber nur bis zu dieser Grenze) Verständnis. Es ist doch so, daß nur die langweiligen Spießer, die nicht dauernd an ihremTeil herumfummeln oder sich mit anderer Leute Teil zusammenstöpseln, diese unnatürlichen und lustfeindlichen Anwandlungen wie Verantwortungsgefühl und Anteilnahme haben. Dennoch empfinde ich trotz aller Beschämung eine klammheimliche Freude, mehr als ein Stöpsel zu sein.
Heute wollte ich ein bißchen Geld von meinem inzwischen anständigem Gehalt unters Volk - nee, falsch, unter die Wirtschaft - bringen und begab mich in eine Buchhandlung. Dort entdeckte ich einen Fotoband über The Who, dessen Bildmaterial zur Hälfte aus den 60er Jahren rührt, was mich natürlich besonders interessiert. Das Blättern im Buch und Mustern der Fotografien weckte aber kein tieferes Gefühl in mir außer dem Wunsch, irgendwann einmal ein mit Sorgfalt, Liebe und Kenntnis gemachtes Buch über die wichtigsten Jahre dieser Band, nämlich 1965 bis 1967, zu entdecken. Mit "Tommy" von 1968 ergaben sich The Who dem Zeitgeist, der forderte, daß alles Populäre als vermeintlich Vulgäres Kunst werde, alle Kunst als vermeintlich unpopulär hingegen vulgär.
Zurück zur Gegenwart: Der Bildband erschien mir als ein Stück Heldenverehrung und ungeeignet, mir Zeit und Menschen näher zu bringen; weshalb also 40 Euro dafür ausgeben? Mit welcher Liebe, mit welchem Respekt sind hingegen zwei Filmbücher ausgestattet(in den letzten Tagen wieder mit großem Interesse gelesen), die ich für 25 Mark (Truffauts berühmtes Interview mit Hitchcock) bzw. 5 Mark für einen Remittenden (die Dokumentation eines zweitägigen Interviews mit Truffaut) erworben hatte. Filminteressierte finden darin so ziemlich alles Wissenswerte, was die beiden Regisseure über ihre Werke, ihre Visionen und ihre Arbeitsweise zu erzählen hatten, bereichert durch sorgfältig ausgewählte Filmausschnitte (bzw. Bilder aus Filmszenen, mehr ist in einem Buch nun einmal nicht möglich). Interessant, lehrreich, und manchmal einfach amüsant; behaftet mit Irrungen und Wirrungen wie alles Menschliche.
Ja, wenn "Rockbücher" einmal dieses Niveau erreichten, wenn sie Kunst und Können würdigten statt die Künstler als Helden, als "Führer" zu feiern. David Bowie hatte völlig recht zu sagen, Hitler sei der erste Popstar gewesen.
Zurück zur Gegenwart: Der Bildband erschien mir als ein Stück Heldenverehrung und ungeeignet, mir Zeit und Menschen näher zu bringen; weshalb also 40 Euro dafür ausgeben? Mit welcher Liebe, mit welchem Respekt sind hingegen zwei Filmbücher ausgestattet(in den letzten Tagen wieder mit großem Interesse gelesen), die ich für 25 Mark (Truffauts berühmtes Interview mit Hitchcock) bzw. 5 Mark für einen Remittenden (die Dokumentation eines zweitägigen Interviews mit Truffaut) erworben hatte. Filminteressierte finden darin so ziemlich alles Wissenswerte, was die beiden Regisseure über ihre Werke, ihre Visionen und ihre Arbeitsweise zu erzählen hatten, bereichert durch sorgfältig ausgewählte Filmausschnitte (bzw. Bilder aus Filmszenen, mehr ist in einem Buch nun einmal nicht möglich). Interessant, lehrreich, und manchmal einfach amüsant; behaftet mit Irrungen und Wirrungen wie alles Menschliche.
Ja, wenn "Rockbücher" einmal dieses Niveau erreichten, wenn sie Kunst und Können würdigten statt die Künstler als Helden, als "Führer" zu feiern. David Bowie hatte völlig recht zu sagen, Hitler sei der erste Popstar gewesen.
Dicki - am Sa, 28. Juli 2007, 23:36 - Rubrik: Musik und so weiter
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Wollte man früher das Akkordschema seiner Lieblingssongs bekommen, mußte man die Platten wieder und wieder abhören, um die richtigen Akkorde herauszufummeln. Die Songbooks nahmen einem dann die Mühe ab, kosteten aber eine Stange Geld, waren nicht immer zuverlässig und enthielten auch nicht alle Songs, die einen interessierten. Heute gibt es die computergestützte Audio-Analyse, und binnen weniger Sekunden steht ein blitzsauberes Akkordgerüst auf dem Bildschirm. Mehr noch: speist man einige Dutzend typische Lieder eines bestimmten Genres ein, findet das Programm Zounds (einziges Manko: es wird nur das WAFF-Format verarbeitet) die für die gewählte Art Musik typischen Gemeinsamkeiten. Dazu ein paar Beispiele.
The Kinks führten 1964 mit You really got me die Akkorde G A G A erfolgreich ein, die dann so penetrant nachgespielt wurden, daß bereits ein Jahr später The Who sich den Spaß erlaubten, die Folge umzukehren (also A G A G). In einer Übungssession schoben sie das Riff die Tonleiter hinauf und so entstand "My Generation". Queen (Sänger Freddy Mercury wollte ursprünglich Musikhistoriker werden) thematisierten diese Zeit in einem ihrer bekanntesten Songs ("Radio Gaga"). Und was findet Zounds über die ewiglangen Ausblendungen der Hippiemusik heraus? Sie verwenden besonders häufig F A D E, was bekanntlich nur schwer in einen logisch klingenden Schluß überführt werden kann.
Solche Ergebnisse überzeugen und machen Appetit auf mehr. Also hinein mit den WAFF-Dateien und heraus mit der Analyse. Surf music? B E A C H. Chansons? C A F E. Früher deutscher Punk? B A E H. Death Metal? H A D Es. - Ein überaus nützliches Programm, wie man sieht, und eines, das in keinem musikinteressierten Haushalt fehlen sollte.
The Kinks führten 1964 mit You really got me die Akkorde G A G A erfolgreich ein, die dann so penetrant nachgespielt wurden, daß bereits ein Jahr später The Who sich den Spaß erlaubten, die Folge umzukehren (also A G A G). In einer Übungssession schoben sie das Riff die Tonleiter hinauf und so entstand "My Generation". Queen (Sänger Freddy Mercury wollte ursprünglich Musikhistoriker werden) thematisierten diese Zeit in einem ihrer bekanntesten Songs ("Radio Gaga"). Und was findet Zounds über die ewiglangen Ausblendungen der Hippiemusik heraus? Sie verwenden besonders häufig F A D E, was bekanntlich nur schwer in einen logisch klingenden Schluß überführt werden kann.
Solche Ergebnisse überzeugen und machen Appetit auf mehr. Also hinein mit den WAFF-Dateien und heraus mit der Analyse. Surf music? B E A C H. Chansons? C A F E. Früher deutscher Punk? B A E H. Death Metal? H A D Es. - Ein überaus nützliches Programm, wie man sieht, und eines, das in keinem musikinteressierten Haushalt fehlen sollte.
Dicki - am Di, 24. Juli 2007, 22:25 - Rubrik: zickezacke
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Frau S. schob ihren Einkaufswagen unkonzentriert durch Obst und Gemüse, durch Konserven, Haushaltsgerät und Zeitschriften, kehrte noch einmal zur Fleischtheke um, eilte an Milch, Eiern, Quark, Joghurt und Aufschnitt vorüber und näherte sich an den Kosmetika entlang der Kasse, nicht ohne hier und da ein paar Artikel von den Regalen in ihren Wagen zu laden, ein Pfund Rinderhack entgegenzunehmen und vor allem ihren Redestrom in das kleine Mobiltelefon nicht einen Augenblick unterbrechend, als sie mit Frau B. zusammenprallte bzw. ihr Einkauswagen mit dem von Frau B.. Gerade hatte sie gesagt: " ... und dann habe ich noch den Termin beim Friseur und ... " als der Aufprall ihr das Handy aus der Hand riß, wie auch Frau B. - ebenfalls rege sprechend - ihr Handy verlor. Die beiden Frauen sahen sich erst verdutzt, dann ärgerlich, dann lachend an, hoben ihre davongeflogenen Geräte auf und setzten ihre Gespräche fort. "Ich komm dann so um sieben", sagte Frau S, "jetzt mach ich Schluß, da steht Laetitia. Huhu, Laetitia!" Sie knipste das Gerät aus.
Als sie den Supermarkt verließ, fiel ihr ein, daß sie ihren Freund vergessen hatte zu erinnern, ihre Schwester vom Bahnhof abzuholen. Eilig drückte sie auf Wahlwiederholung und brachte nach dem "Ja?!" schnell ihr Anliegen vor. Dann stellte sich allerdings heraus, daß ihr Freund von keiner Schwester wußte, ja, daß es nicht einmal ihr Freund war. Offenbar hatten Frau B. und Frau S. ihre Handys vertauscht, ohne es zu merken. Und vielleicht hatten es auch ihre beiden Freunde nicht gemerkt.
Als sie den Supermarkt verließ, fiel ihr ein, daß sie ihren Freund vergessen hatte zu erinnern, ihre Schwester vom Bahnhof abzuholen. Eilig drückte sie auf Wahlwiederholung und brachte nach dem "Ja?!" schnell ihr Anliegen vor. Dann stellte sich allerdings heraus, daß ihr Freund von keiner Schwester wußte, ja, daß es nicht einmal ihr Freund war. Offenbar hatten Frau B. und Frau S. ihre Handys vertauscht, ohne es zu merken. Und vielleicht hatten es auch ihre beiden Freunde nicht gemerkt.
Dicki - am Mi, 18. Juli 2007, 21:15 - Rubrik: zickezacke
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