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Wer fände das nicht ungerecht: In Langa ist seit dem Unrechtssystem der Weißen die Zeit stehengeblieben. 16 Jahre nach der Freilassung von Nelson Mandela sind die Menschen hier immer noch schwarz und immer noch arm.

An den nächsten Abenden fallen wieder Entscheidungen wie Fallbeile: wer folgt Frankreich, Griechenland, Südafrika etc auf dem Weg nach Hause? Werden unsere Jungs ihren Urlaub vorzeitig und ohne Weltpokal abbrechen? - Die Linken müssen unbedingt die unterdrückten Afrikaner unterstützen, von dieser Seite hat unser Team nichts zu erwarten, und den weiblichen Fans wird nachgesagt, sie seien negro-affin. Vor Ort gegen eine Wand von Wuwutzela anspielen zu müssen und nur von Vaddis am heimischen TV, die immer alles besser wissen, unterstützt zu werden, ist hartes Brot, aber ganz hartes. Da muß der Trainer (oder besser noch: der DFB) mal ein ernstes Wort mit den Linken und den Frauen reden. Vielleicht aber geht's auch so noch mal gut, toi toi toi, Toitschland.

Wie ist es um unsere Mitstaaten auf dieser Welt bestellt? Ich sag nur: Nordkorea. Wenn das mit dem Toreschießen gegen Elfenbeinküste nicht klappt, wird der Trainer Nordkoreas die Atombombe einwechseln und einen guten Halbwertzeit Halbzeitwert Halbzeitstand von 92:0 erzielen. Das Spiel wird nach der Halbzeit gar nicht mehr angepfiffen, die Wuwutzelas schweigen stille und selbst dem Fernsehkommentator wird es die Sprache verschlagen haben. Dabei ist der Einfall so naheliegend, daß man sich über Frankreich wundern muß: statt dieser Gurkentruppe hätten sie besser die force de frappe in den Wettkampf geschickt.

Da wir nun schon beim Militär sind, blicken wir doch mal auf Hotte Köhlers Versprechen Versprecher zurück, die Bundeswehr müsse, da müsse man sehen, wenn die Wirtschaft, die Interessen der, also, das schmälert unser aller Chancen und Wohlstand, und deshalb, Damen und Herren meine ich, daß dann auch die Bundeswehr, Damen und Herren. - Ist ja lange schon in Verträgen festgeschrieben, daß die Bundeswehr wirtschaftliche Interessen verteidigen dürfen sollen muß. Deshalb mehren sich aktuell die Ansprüche, aus der Pflichtarmee, die uns jahrzehntelang als demokratische Armee ins Hirn getrommelt wurde, eine Freiwilligenarmee zu machen, auch Berufsarmee genannt. Und sieh an, welcher Zufall, SpOn erzählt uns, was seit Jahrzehnten jeder weiß, daß nämlich nach der Grundausbildung bei der Bundeswehr die große Sinnlosigkeit aus Suff, Prügeleien und Dienstvorschrift herrscht. Das ist dermaßen 08/15, daß SpOn Absicht unterstellt werden darf.

Freilich, nur eine Berufsarmee wird bei der WM 2014 noch eine Chance haben, den Weltpokal zu gewinnen, möglicherweise kommt man ohne Raketenabwehr nicht einmal ins Viertelfinale. So gesehen tut SpOn seine patriotische Pflicht und will nur das beste für Toitschland. Und das wollen wir doch alle!

Beinahe hätte ich eine Wuwuzzela gewonnen, beim Edeka, im Gewinnspiel. Wahrscheinlich heißt es korrekt Vuvuzela, aber wie alles Korrekte klingt das langweilig. Hätte ich gewonnen, könnte auch ich jetzt herumposaunen. Fußgänger schlappt auf den Radweg? Tröööt! Radfahrer eiert freihändig herum? Tröööt! Autofahrer setzt in Einbahnstraße zurück? Trööööt! Und das wäre erst der Anfang: Politiker pöbelt Volk an? Tröööt! Geschäftsfresse faselt von sozialistischen Zuständen? Tröööt! Oldieband quält sich durch Hitverschnitt? Tröööt! Fußball? - Äh, Fußball? Das ist ne ganz andere Kiste.

Welche Dramen sich da in deutschen Wohnstuben vorm Plasmabildschirm abspielen. Er will, sie nicht oder nur manchmal, Fußball gucken. Das erstreckt sich bis in homosexuelle Kreise hinein (Experten sprechen von schwul-lesbischen, korrekte Experten von lesbisch-schwulen Kreisen) und stellt uns alle auf eine arge Belastungsprobe; ich will da gar nicht von Polarisierung reden, aber eine Entzweiung droht allemal, das kann die stärkste Wuwuzzela nicht übertönen.

Eigentlich die ideale Zeit für die Bewältigung einer ausgemachten Finanzkrise, woraus wir nebenbei ersehen, daß die Elite überhaupt kein timing hat. Sicher wird hier und da was durchgedrückt und das Geschacher um Gauck und Wulff geht in die Endrunde, aber insgesamt fehlt doch das Vertrauen in die deutsche Auswahl, deren Zusammensetzung irgendwie den Sarrazinismus derer von Thilo zu bestätigen scheint.

Wie dem auch sei, die Wuwuzzela, ihr Lärm und das Drumherum, angefangen von der Bild-Meldung, Löw lerne Zeichnsprache, bis zur Ausrufung Mesut Özils als Messi, haben mich ganz aus dem Konzept gebracht, denn ich hatte Sarah Schulman loben wollen, deren frühe Romane 'Sophie Horowitz' und 'After Delores' ich in gewohnt eigenwilliger Übersetzung nach Jahren wieder gelesen habe. Doch nicht nur das Wuwuzzeln kam mir in die Quere, sondern auch - oder so:

Seit Jahren ist es ein running gag unter Freunden, daß der wahre Dicki einen Lesbenkrimi schreiben, und, falls er das je tun sollte, sich aller Klischees, derer der Originale wie jener der Übersetzungen, bedienen wird. Frauen werden Toast buttern, hohe Hacken werden auf Marmorfußböden stampfen und Leute werden egal ausehen. Und erst die Sexszenen: da gehen sich Frauen an die Wäsche, daß die Fetzen fliegen!

Nun, überspringen wir klischeebedingt die ansonsten interessante 'Sophie Horowitz' und beginnen gleich 'After Delores'. Die Ich-Erzählerin, von Delores gedemütigt, verlassen und obendrein ignoriert, durchlebt (und wir mit ihr) eine ohnmächtige Wut, die sie in Alkoholexzesse und Zerstörungsphantasien treibt. Das ist der rote Faden, an dem entlang New York, seine Einwohner und spezifischen Stimmungen beschrieben werden, aus der Sicht eines einfachen, aber in mehrerlei Hinsicht ungewöhnlichen Menschen, also verdammt interessant. Am Ende haben wir einige Illusionen überwunden, sind geläutert und konstatieren mit der Ich-Erzählerin: Es gab nur eines, was mir fehlte. Mir fehlte Delores.

Ein Wort sticht aus der Übersetzung heraus, weil es ohne Zusammenhang und ohne Rechtfertigung erscheint: sie steigt in ein Taxi, und das wird von einem Israeli gefahren. - Bitte? Hat der einen Wimpel im Fond hängen, ein Enblem auf der Windschutzscheibe, eine Tätowierung auf der Stirn? Nichts dergleichen. Vermutlich ist er im Original einfach ein 'jew'. Heilige Einfalt, unheilige correctness: Tröööt!

Es gibt kreative Menschen und es gibt Leute, die immer dann erfindungsreich sind, wenn es ums Geld-wie-Heu-Machen geht. Kreative Menschen, darüber müssen wir uns im klaren sein, schaffen keine Werte, es sei denn Elvis, die Beatles oder Michael Jackson, und Maler, aber erst wenn sie begraben sind, und das dauert viel zu lange. Werte muß man schaffen, solange das Eisen heiß ist, zum Beispiel durch die neue Gebührenordnung, nach deren Inkrafttreten jeder Bürger Rundfunkgebühren zahlen muß, egal ob Radio oder TV überhaupt vorhanden sind und ohne sozialistische Ausreden wie "Armut" und "Hartz IV" - das ist der richtige Geist, daraus erwächst Inspiration zu weiterer Kreativität.

Bald wird es gewiß eine Unternehmenssteuer geben, die jeder Bürger zu berappen hat, denn erstens entlastet das die Wirtschaft (und verbessert somit die Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland) und zweitens könnte jeder Bürger Unternehmer sein, wenn er/sie sich nur ein bißchen geschickt anstellte. Deshalb muß es auch eine Medikamentenabgabe geben, mit deren Hilfe die Pharmaindustrie nicht nur größere Planungsicherheit hätte, sondern auch Mehrkosten in der Produktion umginge, oder, vereinfacht ausgedrückt, wenn für Medikamente bezahlt wird, die nicht hergestellt werden müssen, ist die Gewinnspanne optimal, zudem entfiele auch die kostenintensive Lobbyarbeit. Unbedingt brauchen wir auch einen Neuwagenkauf in festgelegten Intervallen (fünf Jahre? drei Jahre?), damit die Automobilbranche überflüssige Kapazitäten abbauen kann und dennoch mehr einnimmt.

Wohin aber mit dem vielen zusätzlichen Geld? Nun, beispielsweise könnte Griechenland aufgekauft (ein Schnäppchen!) und die Bürger mit einem jährlichn Griechenlandpausch belastet werden, egal ob sie nach Griechenland oder sonstwohin oder überhaupt in Urlaub fahren. A propos fahren: ökologisch sinnvoller als mit Kfz oder Flugzeug reist man mit der Bahn, folglich brauchen wir alle eine Bahncard ICE-TEE, egal ob wir sie brauchen oder nicht.

Irgendwann stellt sich dann die Frage, woher die Bürger das Geld für die vielen Verpflichtungen nehmen sollen; die Unternehmnen kann man wohl schlecht über Löhne und Gehälter geschweige denn Steuern damit belasten, im Gegenteil, Entlastung ist das Gebot der Stunde. Die Antwort kann nur kreativ sein: wer sich total verschuldet - ich bitte Sie, alle drei Jahre ein Neuwagen, jedes Jahr Griechenland, bergeweise Medikamente und tagein, tagaus Bahnfahrten - muß eben 24/7 arbeiten bis er/sie tot umfällt, auf diese Weise ist wenigstens noch von Nutzen, wer sonst auch ein Schmarotzer, Tagedieb und Hallodri war. So werden durch Kreativität optimal und effektiv Wert geschaffen.

Die Tage des Denglish-Booms neigen sich dem Ende entgegen, man legt wieder mehr Wert auf Deutsch. Deshalb schreibt man statt Anchor-Mieter nun Ankermieter, es leuchtet ein, daß 4 mehr dann 3 ist, und die alte Höflichkeit hält mit einem munteren "Bitte finden Sie statt" wieder Einzug in diesem blutigen Land, oder wie sagt man in deutsch?

 

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