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"Die Beine der Frauen sind die Zirkel, die den Erdball in allen Himmelsrichtungen ausmessen und ihm sein Gleichgewicht und seine Harmonie geben." Solch einen Ausspruch kann nur ein Franzose tun, nur einem Franzosen kann er vergeben werden, und nur dann, wenn er in einer Komödie von Francois Truffaut geäußert wird, die den Titel "Der Mann, der die Frauen liebte" trägt. Dieser Mann ist besessen von Beinen, die unter halblangen Röcken und Kleidern hervorlugen und sich graziös bewegen. Gleich nach dem Vorspann begibt er sich auf die Jagd nach einem Paar schlanker Waden unter einem Fransensaum, und über die Zulassungsnummer, nach Umgehung zahlreicher Hürden, trifft er die Fahrzeughalterin: eine Verwechslung, sie hatte das Auto einer Freundin überlassen. Wir finden die junge Frau bezaubernd (dieser Teufel von einem Franzosen hat sie mit der noch wenig bekannten Nathalie Baye besetzt) und wünschen uns, daß etwas zwischen den Beiden in Gang kommt, damit wir noch länger das Vergnügen ihres Charmes haben, aber nein, Bernard (Charles Denner) ist nicht interessiert, es waren nicht ihre Beine, die ihn lockten, außerdem trägt sie Hosen!

Wenn wir diesen Schock verdaut haben, erleben wir die Lebensgeschichte eines unersättlichen Liebhabers, eines Mannes, der sich fortwährend verliebt, aber anscheinend nicht lieben kann.: er lebt seine Obsession aus. Ferner sehen wir eine Auswahl interessanter Frauen (wie auch immer sie tatsächlich sein mögen, in diesem Film sind sie alle interessant), deren Beine uns egal sein können, denn es geht darum, wie sie auf diesen ewigen Charmeur reagieren, und siehe, ihre Reife verdeutlicht uns die Unreife dieses neuen Casanova. Das ist nie plakativ oder abwertend, es wird einfach seine Geschichte erzählt, und er erzählt sie selbst, denn er beginnt seine Amouren aufzuschreiben, einfach aus der Angst heraus, er könne nicht nur die Namen seiner Geliebten vergessen, was bereits geschieht, sondern auch die Erlebnisse. Das ist im wesentlichen die Handlung, der Schluß kommt unerwartet, aber konsequent, mehr ist dazu nicht zu sagen.

Truffaut lobte den Hauptdarsteller als einen der wenigen Schauspieler, den man bedenkenlos vor eine Leinwand stellen oder hinter eine Schreibmaschine setzen könne, er sei immer glaubwürdig. Vermutlich, das ist meine Meinung, wäre er auch als versteckter Schwuler glaubhaft. Jedenfalls hat er Ausstrahlung und Charme, und ohne diese Eigenschaften kommt keine Komödie zustande, man denke nur an "Blaubarts achte Frau" oder "Liebe am Nachmittag" mit dem anderweitig starken Gary Cooper: es funktioniert einfach nicht, es entsteht kein Funke, der überspringen könnte. Hier aber sprühen die Funken, und es ist ein großes Vergnügen, auch dann noch, wenn man begriffen hat, daß uns eine Tragödie mit den Mitteln der Komödie erzählt wird.

Es ist sehr zu wünschen, daß Trufffaut wiederentdeckt wird: sein Werk hat noch mehr zu bieten hat als die ewige "letzte Metro" oder das frühe "Schießen sie auf den Pianisten". Liebend gerne möchte ich "Une belle fille comme moi" wiedersehen, der einmal, vor rund 35 Jahren, im Fernsehen lief, damals, als es noch keine Privatsender gab, die das glotzende Bewußtsein bekanntlich um Dimensionen erweitert haben. Hitchcock sagte: "Manche Filme sind ein Stück Leben, meine Filme sind ein Stück Kuchen" - ich behaupte, Truffauts Filme zeigen das Leben, aber sie zeigen es als Trüffel.

"2008 war der studierte Mathematiklehrer von Pontius bis Pilatus gerannt, um sein sportliches Lebenswerk zu retten." Sprachlich unschön, aber sportlich durchaus beachtlich.

mag der niederländische Dichter ausrufen, um die Sonne zu preisen, doch hier zu Lande wecken 'O' und 'zon' andere Gefühle. Dreiwertiger Sauerstoff mag auf den ersten Blick pretios wirken, ist aber in Wahrheit der Gesundheit abträglich, was Kleinkinder und alte Menschen sowie Herz- und Kreislaufkranke in besonderem Maße zu spüren bekommen können. Klare Sache, daß gegen den Sommersmog etwas unternommen werden muß.

Deshalb raten Gesundheitsexperten der besorgten Bevölkerung, ihre Wohnungen morgens durchzulüften und tagsüber die Fenster geschlossen zu halten. Da die Werktätigen irgendwie an ihren Arbeitsplatz gelangen müssen und nicht einfach in ihren hermetisch gegen Ozon abgeriegelten Wohnungen bleiben können, gehen die Experten wohl davon aus, daß die Anfahrtswege in abgeschlossenen Automobilen zurückgelegt werden. Ich will das hier gar nicht skeptisieren, sondern mich der viel wichtigeren Frage zuwenden, woher denn eigentlich das böse Ozon kommt.

Wenn es nicht von den bösen Rauchern verursacht wird - und darauf sind nicht einmal die eingeschworensten Gegner des Nikotinpflasters gekommen -, muß es eine andere Antwort geben. Und jawohl, die gibt es: das Ozon fällt vom Himmel. Ist doch ganz logisch. Irgendwo da oben am Himmel, gleich unterhalb der Engel, lokalisieren Experten eine Ozonschicht, und wie wir alle wissen, weist diese immer größere Löcher auf. Da braucht man wirklich nur Eins und Eins zusammenzählen, um O3 herauszubekommen.

Hätten die Wahlmänner und -frauen auch dann für Herrn W. gestimmt, wäre ihnen bekannt gewesen, daß gegen Herrn W. von seiten der Staatsanwaltschaft ermittelt wird - er sei in den Skandal um die in Deutschland illegale Aussaat von genverändertem Mais verwickelt? Nein, das hätten sie nicht, denn Herr W. ist einer der Ihren, ein treuer Vorkämpfer all der Dinge, die die Bevölkerung mehrheitlich ablehnt, die Elite aber gerne durchdrücken möchte.

Aber jetzt steht Ärger ins Haus. Der Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten ist noch geringer, als man wegen des Geschachers um die Köhlernachfolge bereits annehmen mußte. "Aus Nordrhein-Westfalen sind 133 Wahlmänner und Frauen zur Wahl des neuen Bundespräsidenten nach Berlin entsandt worden. Offenbar fehlte dafür die rechtliche Grundlage, weil am 9. Juni nach der Landtagswahl eine konstituierende Sitzung stattgefunden hatte, die nicht ordentlich war, und deshalb kam auch kein geschäftsführendes Präsidium zustande. Mit anderen Worten: Die Sitzung in Düsseldorf gab es gar nicht. Offenbar lief im Düsseldorfer Landtag einiges ziemlich hemdsärmelig ab. War nun auch die Wahl von Christian Wulff für die Katz?"

So steht es in der NRhZ und ich werde mich vorläufig nicht an einen "Bundespräsident Wulff" gewöhnen: in vier Wochen könnten bereits neue Kandidaten aufgestellt werden müssen. Ist es nicht beeindruckend, wie wenig Recht und Gesetz ein Hindernis sind, wenn nur ein starker Wille vorhanden ist? Oder andersherum: die herrschende Kaste will praktizieren, worüber sie intern längst Konsens hat, was aber rechtlich noch nicht in trockenen Tüchern ist, weshalb der Wulff schon morgen dastehen könnte wie ein begossener Pudel und nicht wie ein Bundespräsident. Obwohl er das ohnehin nicht kann: aus einem Dutzendtyp machst du keinen Staatsmann, da hilft auch keine Tattoo-Betti.

Man muß sich an mancherlei gewöhnen dieser Tage, und damit meine ich gar niicht unbedingt die fortschreitende Entrespektisierung des höchsten Repräsentationsamtes der Bundesrepublik durch die Inthronisierung dieses Karriereblankoformulars, der vor Jahren (als er die 50 aber bereits überschritten hatte) von Herrn Lafontaine genüßlich "junger Wilder" genannt wurde, bei Christiansen war das wohl, nein, ich meine die Dinge des Alltags, beispielsweise daß "mein" Postamt des Amtes enthoben nunmehr in einem Computerspieleladen ein Hinterzimmerdasein fristen muß, oder daß "meine" Sparkasse inzwischen andernorts verortet wurde und ich als notorischer Nicht-Automatenbnutzer längere Wege habe, da "meine" eigentliche Sparkasse eben nur noch aus Automaten in Fassade und (ehemaligem) Vorraum besteht.

In jener Filiale, an die als "meine" Sparkasse zu denken noch der Gewöhnung bedarf, beäugten die Angestellten heute morgen die schlangestehenden Kunden, als hätte der Nachrichtensprecher eine hundertprozentige Überfallwahrscheinlichkeit verkündet; es lag eine Anspannung im Raum, die die Hitze des Tages weiter zu erhöhen schien, erste Schweißtropfen kamen an Stirn und Nacken hervorgeperlt. Schnell sagte ich mein Begehr und daß ich alles in Fünzigern wolle, mein Urlaubsgeld nämlich. "Da habe ich aber viel zu zählen," sagte die Schalterfrau halb im Scherz. Also erklärte ich ihr, daß ich, zufällig in Besitz eines Hundertes geraten, mit diesem habe bezahlen wollen und ganz scheel angesehen worden sei. Sie nickte wissend und sagte: "Dabei sind Fünziger die am häufigsten gefälschten Noten," was ihr Kollege bestätigte. "Dann nehme ich das nächstemal Tausender." Ihr Gesicht wurde zum Fragezeichen. "Nicht wirklich," sagte ich in perfektem Neodeutsch. "Wenn ich damit zum Bäcker gehe, könnte ich genausogut Monopolygeld mitnehmen, da sehe ich keine Schnitte."

Mit einem etwas gequälten Lächeln belohnte die etwas gewöhnliche Angestellte eines meiner etwas gewöhnungsbedürftigen Wortspiele, aber es gibt Leute, die solchen "Blödfug", wie heute ein Kollegen im Büro mit seinem Computer hadernd polterte, auf Anhieb begreifen und schlimmstenfalls als mißlungenen Spaß ansehen.

Des weiteren stieß ich später vorm Supermarkt ein fremdes Rad um und redete mich mit der Hitze heraus: da habe man sich nicht so unter Kontrolle. - Ich bin das etwas gequälte Lächeln, im Gegensatz zu manch anderem, längst gewöhnt.

 

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