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Muddi erinnerte sich plötzlich und rezitierte Volkes Stimme:

Lieber Tommy, laß uns schlafen
schone Bremen und den Hafen
fliege weiter nach Berlin
denn die haben Ja! geschrien

Für das Verbreiten solchen Gedankengutes konnte man einst zum Tode verurteilt werden, was ein guter Grund ist, immer und überall gegen die Todestrafe einzutreten.

Verfechter des Autismus/Genie-Konnex mögen behaupten, die sozial Andersbegabten hätten durchaus in der Kunst Zeugnis von ihrem Genie abgelegt, beipielsweise Henri Mautisse, Claude Debaussy oder Paul Auster; doch das ist allzu durchsichtig. Während einer Zugfahrt vor einigen Jahren war ich einem neueren Roman Austers ausgeliefert, der war so schlecht, daß es dafür kein Wort gibt. Meinem Urteil mißtrauend nahm ich daheim "Mond über Manhattan" aus dem Regal und fand dieselbe Ödnis, nur moderater und weniger aufs Spektakuläre angelegt. Seither mißtraue ich dem Urteil "schlecht" nicht mehr, sobald ich es begründen kann.

Niemals begründet wurde das eine zeitlang modische "genial", das einem in den unvermutetsten Zusammenhängen begegnen konnte und zuverlässig auf Mittelmaß deutete. Seitdem haben mir Äußerungen über kulturelle Belange sehr geholfen, eine Distanz zu potentiell hormonverwirrenden Personen herzustellen, die ich ohne rechtzeitige Entdeckung solcher Geschmacksverirrungen eventuell nicht früh genug entwickelt hätte. Man stelle sich vor, nach einem süßen Nichts liegt man beieinanader und hört plötzlich "Vincent Price ist genial", ich meine, den kennt man doch heute nicht einmal nehr. Ein Kulturschock, wenn es je einen gegeben hat.

Daher mein Rat: wer sich (hormonbedingt) verliebt wähnt, sollte Kulturgespräche meiden, denn es ist schon schlimm genug, daß omne animal triste ist post coitum, da braucht man keine zusätzliche Tristesse. Dann lieber "Tristram Shandy" lesen.

Während in der Nachbarschaft bumm-bumm unterschiedlicher Tempi in den Abend wummert und jeder Song von juchzenden Frauen und brüllenden Männern in zur Schau getragenem Enthusiasmus begrüßt wird, denke ich mir mein Teil: die Kunst befasst sich nicht mit Allerweltstypen (das wäre Privatfernsehen), oder wenn sie es tut, dann sind es keine Dutzendtypen mehr, denn das wäre uninteressant (außer für Privatfernsehenkonsumenten). Wer könnte die Menschen nicht lieben, wie sie in Komödien erscheinen; den Mann, der die Frauen liebte (und nichts dazulernt), oder die Frauen, die er liebte (und die alle eine Entwicklung durchmachen), Katherine Hepburn, wie sie Cary Grant von einer Katastrophe in die nächste treibt, bis er seine Liebe zu ihr entdeckt, oder - in einer (weniger zeitlosen) Variation desselben Themas - wie Barbra Streisand das Leben von Ryan O'Neill in ein Chaos verwandelt, bis er siehe oben.

Komödie ist die Kunst, uns einen Spiegel vorzuhalten, in dem wir uns lachen sehen: trotzdem, trotz allem. Stellvertretemd für alle, die uns aus ihrem Pessimismus ein Lachen geschenkt haben, ziehe ich den Hut vor Francois Truffaut und Loriot; und ich zitiere letzteren in freier Assoziation allen Männern ins Stammbuch geschrieben: zuviele Eier sind gar nicht gesund. Den Frauen habe ich nichts zu sagen, denn ich verstehe sie nicht, und das widerum ist genau der Stoff, aus dem die genannten Komödien entstanden sind; eine Menschheitstragödie, aber komisch, immer wieder komisch, solange es Menschen des alten Schlags gibt. Der neue Mensch inszeniert seine Beziehungen, und daran ist nichts Tragisches und auch nichts Komisches - es fehlt das Mißverständnis, alles ist programmiert, alle sind austauschbar. - Menschen sind sich ähnlich, aber bestimmt nicht austauschbar. Sind wir auch bescheuert, so sind wir doch kein Ersatzteillager.

'Der Umsatzverlust für die Kneipen durch das Rauchverbot liegt bundesweit bei durchschnittlich zwei Prozent', sagt Behördensprecherin Petra Kodré. Außerdem bewiesen aktuelle Studien, dass das Rauchverbot wirkt. So steht es heute in der - hm, tja - Lokalzeitung, und zwar schwarz auf weiß, so wie auch die Studien für gewöhnlich, jene, von Experten angefertigt, die alles beweisen, was bewiesen werden soll, beispielsweise, daß die Sicherheit aller Besucher der Loveparade 2010 gewährleistet sei. Gerne wollte ich eine Initiative "Nichtrauchen in Afghanistan" ins Leben rufen, besser noch: ein Kunstprojekt. Bitteschön, wer mitmachen will, ist eingeladen. Wir werden an der Heimatfront für unsere Truppe im Krieg kämpfen, damit unsere Soldaten gesund sterben können, darum geht es, das muß man machen, und ich sage, wir machen es, und nicht erst in der nächsten Legislaturperiode, nein, schon heute können du und ich, können wir alle, geneinsam mit den Menschen draußen im Lande, im Wasser und in der Luft ...

Weil wieder so viele Ausbrecher unterwegs sind und mit Steckbrief gesucht werden, hat mich diese Meldung nicht überrascht. Allerdings kam die Frage auf, ob denn Schwerverbrecher jetzt auch mit den softie-verdächtigen Doppelnamen ankommen, und was das für ein blöder Name ist: Botnet-Herder. Dann lieber Notdurft-Potthast, da weiß man was man hat.

 

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