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Gestern schon, aber heute in enervierender Intensität, kreiste bzw. kreist der polizeieigene Einheit Enforcement Helicopter (EEH) über der Innenstadt, doch da nun die ersten Klänge von Nenas Einheitsauftritt über die Wasser der Weser bis in meine Heimstatt schwappen, muß er wohl in die Heia, Bubu machen. Jawohl, der Weltstar Nena tritt zur Feier der deutsche Einheit an und auf und wird den Schnarchsäcken das Gefühl geben, so richtig toll zu feiern, obwohl sich bei diesem Einheitsspektakel die Gewinner selbstbeweihräuchern, während die Verlierer immer mehr verlieren. Aber sollen sie ruhig feiern, sie haben allen Grund dazu.

Hoppla, da kommt der EEH wieder über uns! War wohl nur ein Soundcheck, was da so anheimelnd belanglos tönte. Aufregender war, was vorhin aus meinem CD-Player klang, es machte nämlich OOMPH! (Singles & Rarities, 1998 - 2001). Noch aufregender: laut booklet ist die unplugged-Version von "Swallow" im Jahre des Herrn 2201 produziert worden. 2201, das prognostiziere ich vorlaut, gibt es keine deutsche Einheit mehr, was immer dann sein mag. In diesen bewegten Zeiten des Rückschritts kann man nicht einmal wissen, was es morgen gibt, und auch wenn das offizielle Deutschland von Krawallen überzeugt ist, wird das (die Krawalle), sollte es (das offizielle Deutschland) recht behalten, doch nur ein Sturm im Wasserglas. Wie dem auch sei, eines steht fest - bei mir gibt es morgen mittag keinen Einheitsbrei.

Jetzt aber genug genörgelt; laßt uns feiern, solange wir noch ein Fell haben, das man uns über die Ohren ziehen kann.

Statt im Schlund der Pflanze der letzten Gewißheit zu begegnen, stürzte ich auf den Boden eines Kellergewölbes, wo Holmes vor mir stand und sich Staub von den Kleidern klopfte. Ich starrte ihn an.

Holmes: Fassen Sie sich Watson; ich bin lebendig, und Sie sind es auch. Haben Sie den Schwindel denn nicht durchschaut?
Watson: Von welchem Schwindel reden Sie, Holmes?
Holmes: Dieser angebliche Butler war mir gleich verdächtig. Ich bitte Sie, Watson, braune Schuhe zu schwarzen Hosen! Also stellte ich ihn auf die Probe. Wußten Sie, daß 93, 16 Prozent der englischen Butler James heißen, darunter auch jene, die eigentlich John getauft sind? Wenn nicht James, dann vielleicht Redruth oder Ruthven, aber niemals John.
Watson: Brilliant, Holmes.
Holmes: Ach was, reine Statistik. Übrigens behaupten manche Leute neuerdings, die Befähigung zum Butler sei zwischen 50 und 80 Prozent vererbbar oder genetisch bedingt, aber lassen wir das. Mir war also klar, daß man uns in eine Falle zu locken versuchte. Als die Pflanze nach dem Butler biß, sah ich eine sich blitzschnell öffnende Falltür, durch die der Kerl hinabglitt. Ich folgte ihm, Sie folgten mir. Die Pflanze dort oben ist vermutlich eine Sprengfalle.
Watson: Bestechende Logik. Jetzt aber nichts wie raus hier.
Holmes: Ganz recht. Es gibt drei Ausgänge, wie Sie sehen. Welchen sollen wir nehmen, den rechten, den linken, oder den geradeaus vor uns?
Watson: Augenblick mal. Wer immer uns die Falle gestellt hat, könnte auch unser Entkommen ins Kalkül seiner perversen Überlegungen einbezogen haben.
Holmes: Ein für Sie geradezu genialer Gedanke, mein lieber Watson. Selbstverständlich hat er das. In jedem der Ausgänge dürfte uns ein unschöner Tod erwarten. Aber wir haben ja noch unseren falsche Butler.

Ich sah mich um. Werkzeug lag herum, eine Werkbank stand an der Wand, gleich daneben eine Truhe, und alles war mit Schnutz überzogen. Vom Butler keine Spur.

Watson: Wo steckt der denn?
Holmes: Hat sich in der Truhe verborgen. - Kommen Sie heraus, John, und beantworten Sie uns einige Fragen!
Truhe: (schweigt)
Holmes: John, geben Sie auf!
Truhe: (schweigt)
Watson: Sie müssen sich geirrt haben, Holmes.
Holmes: Im Gegenteil, mein lieber Watson, ich finde meine Überlegungen bestätigt.
Watson: Jedenfalls ist kein Butler hier, um uns Rede und Antwort zu stehen, wir müssen selbst - oh, haben Sie den Hebel hier bemerkt?
Holmes: Nicht anfassen, Watson.
Watson: Zu spät ...
Holmes: Voreilig in Ihren Schlußfolgerungen, voreilig in Ihren Handlungen. Sieht ganz so aus, als würden die Ausgäng mit Stahlschotten abgeriegelt.
Watson: Tut mir leid, Holmes, ich mache es rückgängig.
Holmes: Watson, nein!
Watson: Zu spät.
Holmes: Wie ich befürchtet hatte - der Raum wird geflutet, dort oben, von den Wasserspeiern. Sitzt mächtig Druck dahinter, uns bleiben schätzungsweise drei Minuten, äußerstenfalls.
Watson: Aber Holmes, das Wasser wird uns unter die Decke beförden, und wenn es uns gelingt, die Falltür zu öffnen ...
Holmes: ... wartet dort ein allerliebstes Monster von Pflanze auf uns.
Watson: Ich verliere bereits den Grund unter den Füßen.
Holmes: Durchhalten, Watson, ich gehe mal kurz auf Tauchstation.
Watson: Holmes, bleiben Sie hier, lassen sie mich nicht ... weg ist er.

Das Wasser hob mich höher und höher. Unter mir hörte ich plötzlich ein entferntes Gurgeln, dann stieg ein Schwall Luftblasen auf. Adieu, Holmes, treuer und unerschrockener Freund! In Erwartung des nahen Todes schloß ich die Augen und betete zu meinem Gott. Ausnahmsweise wurde ein von mir gesprochenes Gebet erhört.

Es ist ein weitgehend unbekannter Fall geblieben, während dessen Holmes und ich mehrfach am Rand der letzten Grube standen, ein Bein im Nichts, das andere über dem Abgrund, und ich gestehe offen, nicht nur einmal den Mut verloren zu haben. Wenngleich Holmes nichts anzumerken war und seine unerschütterliche Geistesgegenwart zu unserer Rettung führte, bin ich unsicher, ob nicht auch er ... Bei diesem Fall ging es um Thingum-Ted, den Tüftler, aber beginnen wir mit dem Anfang. Zur Mittagsstunde des 25. September 18.. erreichte uns per Depesche ein Hilferuf aus Cotswold Manor, und wir eilten sofort dorthin.

Cotswold Manor. Vor dem Gewächshaus

Butler: Ganz recht, Sir. Am Morgen kam diese Lieferung, ein großer, schwerer Kasten, der ins Gewächshaus getragen wurde, und seither ist einer nach dem anderen verschwunden, die Knechte und Mägde, die Zofen, das Küchengesinde, die Herrschaften selbst, der Gärtner und sein Gehilfe, der Chauffeur und seine (hüstelt)
Holmes: und seine Geliebte, ja ja ja. Woher kam denn diese Lieferung?
Butler: Von einer Londoner Firma, Sir, auf dem Wagen stand der Name "Wipeout".
Holmes: "Wipeout", soso. Sagt Ihnen das etwas, Watson?
Watson: Das klingt nicht gut.
Holmes: In der Tat. - Konnten Sie noch mehr beobachten?
Butler: Bedaure, Sir, ich ging meinen Verpflichtungen nach und alles schien normal, bis ...
Holmes: Sie nehmen Ihre Verpflichtungen ernst, James, nicht wahr?
Butler: John, Sir.
Holmes: Verzeihung?
Butler: John, Sir, nicht James.
Holmes: John? Also gut. Sie nehmen Ihre Verpflichtungen ernst, John?
Butler: Gewiß, Sir. Wenn Sie mir die Bemerkung erlauben: sonst könnte ich ja gleich in die Wirtschaft gehen.
Watson: Die nächste Wirtschaft ist aber über fünf Meilen entfernt, der Dorfkrug "Frosch und Krone".
Holmes: Watson, bitte! - Nun, sehen wir uns mal die Lieferung an.

Im Eingang des Gewächshauses

Holmes: Sehr exotisch. Schlingpflanzen, so weit das Auge reicht.
Watson: In diesem Dschungel reicht es nicht sehr weit.
Holmes: Gehen Sie voran, John, Sie kennen sich hier noch am besten von uns Dreien aus.
Butler: Sehr wohl, Sir. (tastet sich voran) Was ist das für ein Ungetüm! Das muß die Lieferung sein. Sieht aus wie eine Riesenorchidee.
Holmes: Was immer es ist, auf dem Blumenkübel steht "Wipeout", sehen Sie, Watson? Vorsicht, es bewegt sich.
Pflanze: Haps! - Krach. Knack. Mampf etc.
Holmes: Jetzt ist auch der Butler verschwunden
Watson: Hier bekommt der Begriff Schlingpflanze eine ganz neue Bedeutung.
Holmes: Gleich werden wir wissen, was es mit dem Verschwinden für eine Bewandtnis hat. Passen Sie genau auf, Watson, ich stelle mich jetzt hier hin ...
Watson: Holmes, nicht!
Pflanze: Haps! - Krach. Knack. Mampf etc.
Watson: Holmes, mein Gott! Wie schrecklich. Und was wird nun aus mir? Ohne Holmes bin ich aufgeschmissen. Das beste ist, ich folge ihm. - Nimm mich hin, du Ungeheuer!
Pflanze: Haps! - Krach. Knack. Mampf etc.

In diesem Augenblick dachte ich, der Fall sei erledigt, ein für alle mal. Doch wie sich zeigen sollte, war dies noch nicht das Ende.

Früher galt die Faustformel "Körpergröße in Zentimetern minus Hundert gleich Idealgewicht", und das kam prima hin. Seitdem hat die vereinte Schwesternschaft weltweit geschätzte 352,1 Trilliarden Diäten gemacht und die Sorge um das "richtige" Gewicht ist zu einem Wirtschaftsfaktor ersten Ranges geworden. Das ging nicht, ohne daß von interessierter Seite Gesundheit und Eitelkeit in einen Topf geschmissen und verrührt wurden, sodaß die Menschheit mittlerweile von klein auf mit der Weisheit geimpft wird, jedes stinknormale Fettpölsterchen mache unattraktiv und verursache mehr oder minder schwere Krankheiten. Dazu wurde eine wissenschaftlich abgesicherte Formel benötigt, und siehe, die Wissenschaft sicherte ab, und zwar den BMI, auch als "Body-Mass-Index" bekannt.

Heute überraschte mich stern.de mit Gesundheitsseiten, deren Aufmacher verkündete, daß jeder zweite Einwohner der Industrieländer übergewichtig sei. Das machte mich neugierig und ließ mich mit dem BMI rechnen. Das Körpergewicht in Kilogramm wird durch das Quadrat der Körpergröße in Metern geteilt, und heraus kommt der BMI. Bei ca. 18 beginnt Normalgewicht, ab 25 ist Übergewicht, ab 30 Fettleibigkeit. Und wenn die Experten das sagen, na, die haben schließlich studiert. Was aber bedeutet der BMI konkret? Bei einer Körpergröße von 1 Meter 80 ist das maximale Normalgewicht gerade einmal 81 Kilo, datüber ist bereits Übergewicht. Kein Wunder, daß jeder Zweite als übergewichtig gilt. Richtig kriminell wird es an der Untergrenze: 60 Kilogramm gelten noch als normal, wohlgemerkt, bei 1,80 Körpergröße. Ich zögere nicht, das als Untergewicht zu bezeichnen, als krankhaftes Untergewicht an der Grenze zur Magersucht.

Doch wie sollen all die Ratgeber, Kuren, Diäten und Pillen sowie die fettreduzierten Lebensmittel verkauft werden ohne die allgegenwärtige bange Frage nach dem Zunehmen und Abnehmen? Wenn das so weitergeht, werden nur noch die wegen Magersucht in Krankenhäuser Eingelieferten Normalgewicht haben und Säuglinge im Moment der Geburt für adipös erklärt, was sage ich, schon der Fötus muß auf sein Gewicht achten. Dabei hilft einer überforderten Menschheit glücklicherweise die Gesundheitsindustrie, die uns erst richtig krank macht, um dann an ihren Rosskuren ordentlich zu verdienen.

Der BMI sei aber schon veraltet, las ich, man setze jetzt Hüfte gegen Taille ins Verhälntnis. Weshalb nicht gleich die Länge des Gesichts zum Inhalt des Geldbeutels, das wüßte ich gern. Denn nichts macht mit solcher Breitenwirkung krank wie Armut.

Der englischen Sprache eilt der Ruf voraus, besonders nuanciert und flexibel zu sein; freilich ein Vorzug, der zu Lasten des Freiraums für Neuentwicklungen geht, besonders im Bereich niedrigbuchstabiger Wörter. Nehmen wir als Beispiel "pan": da gibt es "pen" und "pin" und "pun" als ähnlich geschriebene Begriffe, es bleibt also nur das "pon", das vermutlich längst von einer Abkürzung okkupiert worden ist, womit diese Möglichkeit verschenkt wäre.

Auch führt die Vielfalt vielfach zu Verwirrung. Ich zitiere aus einer Quizsendung im Rahmen der At last the 1948 Show (gesendet 1968):
Q: What is the difference between a monsoon and a mongoose?
A: A monsoon is a pole beneath a window at an angle to keep the birds away, and a mongoose is a box to gather books in for easter.
[darauf grübelt John Cleese kurz und sagt auf die für ihn typische Art]
Q: I'm afraid I can give you only a half point for that. The correct answer of course is: a monsoon is a wind and a mongoose isn't.

Wir sehen schon, daß den Vorteilen ein gerüttelt Maß an Nachteilen gegenübersteht. Wie schneidet nun Englisch im europäischen Vergleich ab, das wollen wir an ein paar exemplarischen Beispielen untersuchen. Dazu ziehen wir die breite Phalanx der Fageworte heran, als Referenz sollen uns Deutsch und Niederländisch dienen. Dem "wer" im deutschen (D) entspricht das "wie" im niederländischen (NL), was im englischen (GB) "who" ist. "Hoe" [sprich: hu] (NL) ist "wie" (D) bzw. "how" (GB). Lediglich bei "was"/"wat"/"what" finden wir eine Übereinstimmung.

Ferner ist es höchst irritierend, daß "Gift" im englischen als Geschenk betrachtet wird, andererseits die englische Küche bei uns als Kittchen gilt. Um es noch schlimmer zu machen, weist "as" auf eine Ähnlichkeit hin, "als" aber auf einen Unterschied, dem widerum "than" entspricht, was nicht mit dem kausalen "dann" verwechselt werden darf. Der "looser" ist kein "Loser" usw. usf., kurz, statt sich ins europäische Haus der Sprachen einzufügen, beharrt der Brite auf seiner Spleenigkeit, was in unserer Zeit der Völkerverständigung höchst kontraproduktiv ist. Fazit: Englisch ist eigentlich nur dort zu etwas zu gebrauchen, wo man englisch spricht.

 

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