1968
aus aller Welt
ballaballa
Beobachtungen in der Natur
charmsing
deutsche kenneweiss
Dicki TV
Dickimerone
Dickis Reisen
die kleine Anekdote
dirty old town
Empfehlung
Erwins Welt
Eugen
in eigener Sache
Java
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Oh, ist es schon wieder soweit!? Was schenke ich denn dieses Jahr bloß der Tante, dem Großvater, den lesewütigen Kindern der Geschwister. Weihnachtsstress, Geschenketerror, Gedränge in der Innenstadt, man kennt es. Hier eine kleine Empfehlung.

Zwei Wochen lag das Buch bei mir herum; weshalb, ich wußte nicht, ob es mich interessieren würde. Noch ein Roman von Anne Tyler, mag ich in einem hinteren Winkel meines Bewußtseins gedacht haben, und: was hat sie nach dreißig Jahren Schriftstellerei (angefangen hat sie in den Sixties, besagtes Buch ist von 1998) noch zu sagen, daß ihr Publikum nicht kennt?

Der früheste mir bekannte Roman trägt den Titel "Mrs. Emersons Hausmeisterin" und ist eine wilde Geschichte gemessen an ihren späteren Veröffentlichungen. "Atemübungen" beispielsweise beginnt mit einem Paukenschlag (in Zeitlupe) um dann eher dahinzuplätschern und uns gelegentlich mit gutbeobachteten Alltagsszenen zu erfreuen. "Fabelhaft gemacht", hätte es im literarischen Quartett geheißen, was ich nicht selbst sagen möchte; in Anführungszeichen bekommt es den richtigen Unterton.

Verschiedene Geschichten sind verfilmt worden, etwa "Die Reisen des Mr. Leary" (The Accidential Tourist) oder "Von Schuld getrieben" (Fast ein Heiliger/ Saint Maybe) oder auch "Atemübungen" (Breathing Lessons). Immer geht es um Menschen mit einer gewissen Verrücktheit oder um Familienprobleme, und meistens um beides, aber action enthalten sie keine, sie sind eher europäisch, und wenn Francois Truffaut nicht das Pech gehabt hätte, schon mit fünfzig Jahren von seinen Krankheiten dahingerafft zu werden, würde er vielleicht eine dieser Geschichten als Stoff für einen neuen Film gewählt haben, denn er liebte die kleinen Verrücktheiten, die so normal sind, daß sie uns Normalen einen Spiegel vorhalten, aber auch verrückt genug, um nicht banal und allgegenwärtig zu sein.

Hinzu kommen die kleinen Beobachtungen, eine Art Situationskomik, für die nicht jeder einen Sinn hat. In "Mr. Morgan und die Puppenspielerin" wollen der Ehemann und der Freund des Hauses sich aussprechen, tun aber beide so, als wollten sie nur gemeinsam den Hund ausführen. Man redet unverbindlich, zieht den Mantel an, setzt den Hut auf, öffnet die Wohnungstür und tritt ins Treppenhaus, da ruft die Ehefrau hinter ihnen her: "Ihr habt den Hund vergessen."

Zurück zum anfangs erwähnten Buch. "Engel gesucht" (A Patchwork Planet) ist aus der Sicht eines soeben dreißig werdenden Mannes erzählt, dessen Urgroßvater Besuch von einem Engel hatte (so hat er das jedenfalls berichtet), daraufhin er eine Erfindung machte, zum Patent anmeldete und ein Vermögen erwarb. Seitdem ist es Tradition in der Familie, einem Engel zu begegnen und dies in der Familienchronik mehr oder minder poetisch zu verewigen. Barnaby - der junge Mann - sieht das als Humbug an, doch da er der Versager der Familie ist, klammert er sich an die Hoffnung, seinem Engel zu begegnen, ja, er führt die Begegnung mit einer Frau herbei, von der er eine Engelsbotschaft, seine Engelsbotschaft, erwarten zu können glaubt. Das ist der Stand nach achtzig von 320 Seiten, die Geschichte ist voller Details und Lebendigkeit, voller Komik und obendrein im Tyler-typischen Ton freundlicher Melancholie verfaßt, so daß ich von Vorfreude auf den Rest erfüllt bin.

Jubel allerorten oder vielmehr Wut und Trauer über eine NeoNaziTerrorGruppe und angesichts ihrer Taten. Die Linken wußten es ja: die rechte Gewalt wird verharmlost, sie haben es immer gesagt, und bittesehr, da ist der Beweis. Die Linken wollen die Welt verbessern, die Rechten Morde begehen, so sieht es aus, die linke Welt ist wieder in Ordnung, und deshalb sollte man jetzt endlich die NPD verbieten und die Meinungsfreiheit einschränken, wir sind uns alle einig, es richtet sich ja ausschließlich gegen die rechten Verbrecher.

Und wenn sie dann aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen, die Linken, reiben sie sich die Augen und schauen verwundert in die Welt, wie sie sich verändert hat: Kritik jedweder Couleur unerwünscht, weil geschäftsschädigend. Und der politischen und wirtschaftlichen Elite ist es gelungen, die Linken vor diesen Karren zu spannen, das ist das Beste daran!

Nun sind mit dieser Terrorgruppe anscheinend allerhand Fragen verbunden; weshalb beispielsweise wird 2007 eine Bekenner-DVD aufgenommen, aber nicht in Umlauf gebracht? Seltsame Bekenntnis. Und weshalb wird diese DVD nach einem Brand anscheinend unversehrt aus den Überresten der Wohnung geborgen? Und woher kannten die Mörder ihre Opfer, die sie - offizielle Version - innerhalb zwei oder drei Tagen gefunden und ausspioniert hatten? - Im Internet wird deshalb spekuliert, ob es sich nicht um bezahlte Killer handelte, die von interessierter Seite eingesetzt wurden, um Schuldner (als mahnendes Beispiel) exekutieren zu lassen (was nichts daran ändert, daß sie aus der rechten Szene stammen). Gewiß, Spekulation. Aber:

Die Enttarnung der Terrorgruppe kommt zeitpolitisch nicht ungelegen: die Beschneidung der Meinungsfreiheit im Internet (und generell) steht auf der Tagesordnung (geplant ist die Abänderung des §130 StGB in einen Gummiparagraphen. Selbst ein so systemkonformes, aber kritisches Buch wie "Nieten in Nadelstreifen" kann dann als volksverhetzend - Aufstachelung zum Haß gegen Manager - verboten werden). Ein solcher Einschnitt in die verfassungsmäßig verbrieften Rechte aller Bürger kann nur gelingen, wenn man der Mehrheit ein lohnendes Ziel vor Augen stellt - und wer außer den Rechten selbst wäre nicht gegen die Rechten?! Willkommen in der marktgerechten Exklusiv-Demokratie, liebe Linke. Wie leicht man euch an der Nase herumführen kann ...

Nachdem ich im Theater der hiesigen Shakespeare Company den "Mittsommernachtstraum" gesehen hatte, dachte ich, dieser Truppe liegt Komödie mehr als Drama, und weil ich zur selben Zeit Life and Opinion of Tristram Shandy, Gentleman las, war die Frage, ob aus diesem Buch ein funktionierendes Theaterstück entstehen könne. Ja, sagte ich, denn es gibt ja nur drei Geschichten zu erzählen, wenn man auf viele der Schnurren eines Romans, der die Romane seiner Zeit persifliert, verzichtet. Und ich sah das vor mir, wie die Rahmenhandlung auf der Empore gespielt wird, die jeweilige Geschichte aber auf der Bühne. - Ganz nebenbei: es handelt sich um eines jener nichtausgeführten Projekte, zu denen auch der Roman "Meine Reisen mit Kara Ben Nemsi" unter dem Pseudonym Hadschi Halef Omar gehört, den ich noch als Student entworfen hatte. Denn wozu ausarbeiten, was doch nie veröffentlicht oder aufgeführt wird - da genügt mir die Vorstellung, der Rohentwurf im Geiste.

Heute unternahm ich ein ähnlich geartetes Gedankenspiel: wie ließe sich Die Löwenskölds von Selma Lagerlöf verfilmen? Schon das erste Buch, eigentlich nur Vorgeschichte, umfasst drei Generationen und ein Vielfaches an Personen, so daß ein eigener Film dafür nötig wäre. Auch im zweiten und dritten Buch, das immerhin auf den selbstverliebten und selbstgerechten Karl Artur Ekenstedt, Abkömmling der Löwenskölds, konzentriert ist, sind so viele wichtige Nebenpersonen und -handlungen enthalten, daß es unmöglich scheint, alles in einem einzigen Kinowerk, dauerte es auch drei Stunden, unterzubringen. Sicher: weglassen, kürzen, straffen; anders geht es bei Literaturverfilmungen niemals. Aber wie erzählen?

Chronologisch verbietet sich, denn durch die lange, vielgestalte Vorgeschichte wäre das Publikum nicht auf den roten Faden der eigentlichen Erzählung eingestimmt; was als Spukgeschichte anhebt, ist in der Hauptsache das Portrait eines Narzissus (dazu dessen Gegenentwurfs, dazu einer verderbenbringenden grauen Maus, dazu einer einfachen, aber sehr vernünftigen Frau vom Lande, dazu eines reichen Mannes, der durch Entbehrungen gegangen ist und sich vor allen irdischen Gütern nach Liebe sehnt). Nein, zumindest die Episoden des Fluchs, der mit dem Siegelring des alten Löwensköld zusammenhängt, müßte in Rückblenden gezeigt werden. Auf diese Weise ließen sich vielleicht auch die für den Ton des Romans typischen inneren Monologe als Stimme aus dem Off (in gekürzter Fassung) verwenden.

Schön. Einer der Höhepunkte ist der erste, unversöhnliche Streit zwischen Karl Artur und seiner Verlobten Charlotte (sie ist der besagte Gegenentwurf), als Folge dessen er auf die Straße hinausstürzt und die erste beste Frau, die ihm begegnet, ehelichen will (er, der Hilfsgeistliche mit dem Ehrgeiz, Jesus nachfolgen zu wollen, nennt das: sein Schicksal in Gottes Hand legen); er tut es wirklich, und damit nimmt das Unheil seinen tragischen, aber auch vergnüglichen Lauf. Beispielsweise sitzt er am nächsten Morgen stolzgeschwellt am Frühstückstisch und bildet sich sontwas auf sein Gottvertrauen ein, Charlotte aber fragt ihn: "Du bist doch wohl nicht hingegangen und hast allerlei Torheiten angestellt?" Genau das hat er selbstverständlich getan, und genauso holen Frauen auch nach den höchsten geistigen Flügen der Manner diese auf den Boden der Tatsachen eines irdischen Lebens zurück.

Aber auch das muß noch Rückblende sein. Immerhin nimmt der Film Gestalt an; eine ältere, reifere, selbstbewußtere Charlotte unterhält sich mit ihrem Mann, oder ihrem Vetter aus der Stammlinie der Löwenskölds, über die Vergangenheit. Dramaturgisch muß dieses Gespräch am Kreuzweg von Vergangenheit und Gegenwart stehen; als ein Ruhepunkt, bevor die Gegenwart von der Vergangenheit eingeholt und in ein dramatisches Finale getrieben wird, in dem die Hauptpersonen Karl Artur, Charlotte, die graue Maus und der reiche (Ehe)Mann gleichermaßen vertreten sind. Hier müßte die Geschichte ein wenig umgeschrieben werden, um den Ehemann Charlottes, Schagerström, in die aktuelle Handlung einzubeziehen. Jenen Schagerström, der immer wieder glaubt, Charlotte sei nach wie vor in ihren Ex-Verlobten Karl Artur verliebt und auf immer drastischere Art nach Beweisen ihrer Liebe zu ihm selbst heischt. Und auf keinen Fall darf Karl Arturs tatsächliche Ehefrau, die einfache Frau vom Lande, beiseite stehen. Jene Anna Svärd, die sich die Pflegekinder wegnehmen läßt, von denen Karl Artur sich sehr gestört fühlt, denn wer ist sie schon im Vergleich zu ihrem gebildeten Ehemann, die es aber ohne die Kinder nicht aushält und genau erkennt, daß die erwähnte graue Maus Karl Artur von allem trennen will, das ihm am Herzen liegt, und, um ihn für sich zu haben, bei seiner Eigenliebe zu packen versteht.

Das müßte sorgfältig ausgearbeitet werden, um Tonfall und Inhalt des Romans auch dann treu zu bleiben, wenn der Film von der Vorlage abweicht. Das Ende könnte wieder eng am Roman bleiben; versöhnlich, aber mit einem Fragezeichen. Ist Karl Artur wirklich geläutert, ist er zu sich gekommen, und wird er seiner Frau endlich ein guter Mann sein, wird sie ihn nach Jahren der Demütigung und weiteren Jahren der Trennung noch lieben können. Am Ende also ein Monolog der Anna Svärd, worin Charlottes Worte reflektiert werden: "Was sie [Charlotte] noch weiter gesagt hatte, war, daß er {Karl Artur] jetzt gelernt habe, die Menschen zu lieben. Das sei sehr wichtig, denn gerade das habe ihm gefehlt. Er habe Christus geliebt und gezeigt, daß er alles auf der Welt opfern konne, um ihm nachzufolgen. Aber die rechte Menschenliebe habe er nie gekannt. Und wer ein Nachfolger Christi sein wolle, ohne die Menschen zu lieben, müsse durchaus nicht nur sich selbst, sondern auch andere ins Elend führen."

Ja, wer war sie, was wollte sie? Wußte sie denn, was sie wollte?
Sie hatte wahrhaftig etwas Herzklopfen. Es war ihr so seltsam zumute, Sie konnte nicht vergessen, daß er der Mann war, dem sie einstmals mit den Zugvögeln Grüße geschickt hatte
.

Ein neues Gesicht in meiner Wohnung: eine Uhr, genauer gesagt ein Wecker, sogar ein Funkwecker, steht am Fußende meines Bettes, damit wir uns gegenseitig anschauen können. Im Dunkeln geht das freilich nicht, es sei denn, ich schlage ihn aufs Haupt, dann leuchtet er kurz auf und zeigt mir blendend die Zeit. Stellen brauche ich ihn nicht, außer zum Wecken. Dann fiept er einzelne Töne, immer schneller, bis ich ihn endlich abstelle. Doch was heißt: endlich - beim ersten Fiepen bin ich wach, solch ein fieser Ton ist das, nämlich 1000 Hertz. Ein Kollege erzählte mal, daß Elektromotoren, wenn sie nicht sorgfältig ausgelegt werden, einen durchdringenden Laut von sich geben, und zwar dauerhaft, den gefürchteten 1000-Hertz-Ton, nicht auszuhalten. Im Übrigen sei das genau die Frequenz, mit der Mücken sirren. Ach, rief ich, deshalb ist dieser Ton so unerträglich! Über die Generationsfolgen, während derer der Mensch zum Blutspender für Mücken wurde, entwickelten unsere Vorfahren ein überempfindliches Gehör für Mücken, um nicht andauernd von ihnen gestochen zu werden, und deshalb erwachen wir, wenn sich uns nachts eine Mücke nähert. Nach Möglichkeit benutze ich die Weckfunktion verständlicherweise nicht.

Diese formidable neue Uhr hat noch ein besonderes feature, und das ließ mich letzte Nacht erschrocken innehalten. Kurz nach Drei durchlief ich die verschiedenen Stationen meiner Abendtoilette und sah zum Wecker hin: die Zeiger rotierten hyperaktiv vorwärts und näherten sich gerade der Acht-Uhr-Marke. Huh! Geisterstunde, um diese Zeit? Ach so, die Umstellung auf normale Zeit. Und richtig, kurz nach Zwei war Schluß, ich schlüpfte unter die Decke und freute mich darauf, am Sonntagmorgen garantiert nicht angfiept zu werden.

Heute ist wieder so ein Abend, an dem alle Geschichten miteinander verbunden sind; und während ich beginne, eine davon zu erzählen, drängen sich andere dazwischen und es wird ein endloser Sermon ohne Mittelpunkt und Struktur. Aber für alles gibt es ein paar einfache Grundregeln, und denen des Fußballspiels ("Der Ball ist rund", "Das Spiel dauert 90 Minuten") entsprechen jene des Erzählens ("Beginne mit dem Anfang, und höre auf, wenn du ans Ende gelangt bist"); versuchen wir es also. Am Anfang ist das Singlesalbum meiner Schwester - ich habe es noch -, in welches mit dickem Filzstift geschrieben steht: I love Ringo. Mit Stecknadeln an die Tapete gepinnt hingen in ihrem Zimmer Kinks, Animals, und vor allem Beatles, sämtlich aus der "Bravo" ausgeschnitten (und Lex Barker im Old-Shatterhand-Gewand als nach und nach vervollständigter "Starschnitt"), später schwärmte sie für Bee Gees und vor allem für Michel Polnareff, allerdings vermute ich, daß die Musik nur durch die Musiker für sie von erhöhtem Interesse war.

Mich interessierten die Beatles als Personen gar nicht (das kam erst viel später, als Punk für mich wurde, was Beat für meine Geschwister gewesen ist), aber ihre Musik habe ich wieder und wieder gehört: drei Singles von 1964 (die meinem Bruder geschenkt worden waren) und das Seargent Pepper Album (das meiner Schwester gehörte), dazu kam noch, was aus den allwöchentlich verfolgten Hitparaden tönte, kurz, ich hatte eine unbewußte, aber sehr genaue Vorstellung von Sound und Musik der Beatles, und dann hörte ich "Within You, Withou You" auf Seargent Pepper, interessant, aber sehr fremdartig und überhaupt nicht Beatles - kein Wunder, George Harrison hatte es mit befreundeten indischen Musikern zusammen aufgenommen. - Oh, ich bin tatsächlich bei George angekommmen, ich dachte schon, daß ich es nicht schaffen würde.

Jeder und vor allem Jede, welche einen der Fab Four anschwärmte, hatte recht, Ringo z.B. war niedlich, komisch und weckte Muttergefühle; George hingegen war einfach süß, ohne daß er hätte bemuttert werden müssen (John und Paul sowieso nicht), er schien immer in sich selbst zu ruhen; ziemlich bemerkenswert für den Jüngsten in einer jungen Band, man bedenke, daß John gerade 24 wurde, als die Beatlemania um die Welt ging (George war noch 16, als die Band ihr erstes Engagement in Hamburg hatte, anno 1961). Zeit, zum Thema zu kommen: Martin Scorcese hat einen Dokumentarfilm über George Harrison gedreht (oder eher zusammengestellt, selbst beigesteuert hat er eine Reihe von Interviews, mit Geordes Brüdern, mit Paul und Ringo, mit George Martin, Eric Clapton und vielen Freunden und Bekannten), den man sich ansehen muß, ich kann und will diesen Film nicht nacherzählen, nur so viel sei gesagt, daß dieses Werk George Harrison gerecht wird, und das beginnt schon mit dem Titel: living in the material world.

Denn dieser Junge aus Liverpool, working class wie John, Paul und Ringo, war im katholischen Glauben erzogen, fühlte sich darin aber nicht zuhause. Als er Ravi Shankar, den indischen Sitarspieler, kennenlernte, wurde er mit Aussagen konfrontiert, die ihm sofort einleuchteten: du kannst nicht glauben, wenn du nicht eine Glaubenserfahrung gemacht hast. George war tief gläubig und hatte bereits Erfahrungen gemacht, aber nicht im Rahmen der Kirche, also begann er, sich mit Buddhismus und Meditation zu beschäftigen, und zwar nicht als Selbstsuche, sondern um unmittelbar mit dem Jenseitigen in Kontakt zu treten. Sagen wir es mal so: George Harrison war ein liebevoller Mensch - liebevoll, nicht liebestoll). Der Film zeichnet in Musik und Lebensweg diese Entwicklung in all ihrer Widersprüchlichkeit nach, denn auch der spirituellste Mensch steckt in einem menschlichen Körper mit diesseitigen Bedürfnissen und Sehnsüchten. Genug, du solltest dir diesen Film über einen ungewöhnlichen Menschen und wirklichen Christen ansehen, es lohnt sich in vielerlei Hinsicht, musikalisch, historisch, menschlich, spirituell. und du elebst dort nebenbei den Maharishi ("Sexy Sadie"), einen Scharlatan, der aber auch richtige Dinge sagt, denn die Welt ist nicht in schwarz und weiß unterteilt, sondern voller Schattierungen, und auch das bedeutet "living in the material world".

Zum Schluß noch eine der vielen Nebengeschichten: als die - noch unbekannten - Beatles in Hamburg gastierten, wurde zunächst Klaus Voormann, dann durch ihn Astrid Kirchherr auf die vier Jungs aufmerksam ([Nachtrag] Papperlapapp - damals spielten Pete Best Schlagzeug und Stuart Sutcliffe Bass, Ringo war nur Wunschbeatle, es waren also fünf Beatles und noch nicht die Idealbesetzung): wegen der Musik, ihres Live-Auftritts, und vor allem, weil sie unübersehbar Persönlichkeit hatten. Ähnlich geschah es Ende der 70er in Manchester, dokumentiert in einem Film von 2007 über Manchester zwischen 1976 und 1980, in dessen Mittelpunkt Joy Division steht. Noch bevor die Band einem breiten Publikum bekannt war, hatten sich Künstler für sie begeistert; wegen der Power ihrer Musik, ihres Auftritts und ihrer Persönlichkeit. Weshalb? Menschen suchen Menschen, nicht Mittelmaß.

 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma