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Man kann es tatsächlich so sagen: die Phönizier waren Opfer des weißen europäischen Rassismus. "Weiß" ist vielleicht etwas übertrieben, denn verglichen mit Angelsachsen, Germanen, Galliern und erst recht Wikingern waren Griechen und Römer bestimmt nicht weißhäutig. Die Griechen übernahmen das Alphabet (und passten es an ihre Sprache an) von den Phöniziern und nannten es noch lange "phoinikia grammata" - um die Schrift später zur Verunglimpfung ihrer einstigen Lehrmeister zu nutzen. Homer war der erste (in der Odyssee), und viele folgten, vor allem, nachdem die phönizische Flotte dem persischen Reich als Waffe gegen die griechischen Stadtstaaten diente (mit wechselndem Erfolg, wie gesagt werden muß; es begann mit einer schlimmen Niederlage der Seebeherrscher). Als die Griechen aufs Mittelmeer hinausfuhren, mußten sie feststellen, daß die Phönizier längst überall ihr Feld bestellt hatten, und die Konkurrenz drängte sie, alte Vorurteile in den Vordergrund zu stellen. Menschenräuber, Lügner und Betrüger seien sie gewesen.

Was ist Rassismus, sollten wir an dieser Stelle fragen. Wer nur einmal gesehen hat, wie ein Bleßhuhn auf einen Eindringling in sein Revier losgeht, weiß, daß Fremde mit Schmälerung der eigenen Lebensgrundlage gleichgesetzt werden, jedenfalls im Tierreich. Beim Menschen kommt noch das unterschiedliche Aussehen und Gebaren hinzu. Unlängst sah ich eine Anzeige, die vordergründig für Verständigung warb. Zwei Abbilder menschlicher Chromosomen waren nebenbeinander gestellt, die Unterschriften lauteten "ein Christ" und "ein Moslem". Nun weiß aber jedes Kind, daß Christen und Moslems nicht nur aus den gleichen Chromosomen "gemacht" sind, sondern sich auf vielfältige Weise unterscheiden, ebenso wie Christen untereinander und Moslems untereinander.

Diese andere, fremde Erscheinung heißt uns Vorsicht walten lassen, denn ein Fremdling kann Freund ebensogut wie Feind sein. Das hat mit Rassismus noch überhaupt nichts zu tun, entgegen den Diskussionen unserer linken akademischen Jugend, die möglicherweise einfach zu degeneriert ist, um noch elementare menschliche Empfindungen haben zu können. Einerseits verlangen sie eine Willkommenskultur, andererseits verhängen sie über unsere Traditionen einen Generalverdacht, und dann können sie es kaum abwarten Menschen, die sie und sie allein für Nazis erklären, umzubringen.

Aber vorwärts in die Vergangenheit. Die phönizischen Städte der Levante waren den Persern tributpflichtig und traten deshalb in den Krieg gegen Griechenland ein, Karthago wollte die Truppen eines griechischen Prä-Duce auf Sizilien besiegen und verbündete sich deshalb mit dem persischen Reich. Die Griechen entwickelten in dem Konflikt eine Ideologie des von Orientalen bedrohten Europa, und die dazugehörige Propaganda.

Rom war zu dieser Zeit ein aufstrebender Stadtstaat, der als Juniorpartner Verträge mit Karthago über Einflußsphären und Handelsrechte einging, bis Rom stark genug war, Karthago auf Sizilien zu provozieren. Karthago brach den ersten "puniuschen" krieg vom Zaun - und verlor, denn Rom war zu einem ernsthaften Konkurrenten herangewachsen. Hannibal, Sohn eines in diesem Krieg unterlegenen Feldherrn, wußte:; Rom kannst du nur besiegen, wenn du Rom selbst besiegst. Die Wege über die Alpen waren ausgekundschaftet, der Plan lag bereit.

Karthago, das die spanischen Silberminen mit dem Argument, nur mit diesen könnten die enormen Reparationen gegenüber Rom abgetragen werden, behalten durfte (und weil Roms Macht noch nicht bis tief nach Spanien reichte), dehnte seinen Einflußbereich auf der iberischen Halbinsel aus, bis es zum neuerlichen Konflikt mit Rom kam. Eine Kriegserklärung des Senats nicht abwartend, setzte Hannibal sein Heer in Marsch, überquerte die Alpen und nahm zielstrebig Kurs auf Rom, in drei Schlachten die römischen Legionen besiegend.

Doch seine Rechnung ging nicht auf. Mochten die Bewohner Italiens auch unzufrieden unter der römischen Herrschaft sein, sie sahen doch die Römer als ihresgleichen, und die "Befreiungsarmee" Hannibals, bestehend aus Nord- und Schwarzafrikanern sowie Steinschleuderern von den Balearen, bestückt mit Kampfelefanten, Hannibal selbst von dunklerer Haut, mit von Entbehrungen gegerbtem Gesicht, mit Hakennase und fremder Physiognomie, konnten sie nicht als Freunde und Befreier ansehen, mit Ausnahme weniger Städte, die um jeden Preis die Unabhängigkeit von Rom suchten.

So irrte Hannibals Heer durch Italien, eroberte die Südspitze, gewann eine vierte SChlacht, und mußte doch aufgeben, da sie Rom nicht erobern konnte und mitterweile Spanien, Sardinien und das Mittelmeer von Rom beherrscht wurden. Karhago suchte um Frieden nach und bekam ihn zu verheerenden Bedingungen, aber es existierte bei allen Limitationen immerhin noch als unabhängige Stadt. In Rom aber setzte sich unter dem Eindruck des "Hannibal ante portas!" die Gesinnung des Cato durch, der nicht müde geworden war, sein "Ceterum censeo, Carthaginem esse delendam" zu wiederholen ("Im übrigen bin ich der Meinung, daß Karthago zerstört werden müsse"). Freilich mußte das in Übereinstimmung mit geltenden Recht geschehen.

Gerhard Herm: "Der Repräsentant eines demokratischen Gemeinwesens aber hat nach außen hin makellos sauber zu sein und muß also heucheln oder sich juristischer Finessen bedienen, wenn er, sagen wir, einen Krieg vom Zaun brechen will, der nur pragmatisch zu begründen, aber keineswegs gerecht ist." Rom hatte Verbündete in Nordafrika, diese provozierten eine Militäraktion Karthagos, wodurch der Friedensvertrag gebrochen war. Römische Legionen rückten gegen Karthago. Der römische Feldherr verlangte dreihundert Geiseln. Akzeptiert. Die Karthager sollten alle Waffen abgeben oder vernichten. Akzeptiert. Die Karthager sollten ihre Stadt verlassen und anderswo siedeln.

Weshalb haben sie es nicht getan, mögen nun unsere Akademiker fragen, alle Menschen sind gleich, überall ist es gleich, und Heimat ist Rassismus! Die Karthager aber wollten ihre geliebte Stadt, ihre Heimat, ihr Synonym für Geborgenheit, nicht aufgeben, schmiedeten neue Waffen und verschanzten sich innerhalb der Stadtmauern. Das römische Heer griff an, der Kampf wütete tagelang von Haus zu Haus und Straße zu Straße, blutig und tödlich, bis Rom den Sieg davontrug und Karthago zerstörte, die Überlebenden in die Fremde schickend. Phönizier gab es forthin nicht mehr als eigenständiges Volk, sie schlossen sich anderen Völkern an und gingen in diesen auf. Am ehesten sind sie noch im heutigen Libanon präsent, aber wer kann dies Knäuel rivalisierender Ethnien noch durschauen. - Auf den Ruinen von Karthago entstand später - viel später - ein Vorort der Stadt Tunis.

Jener römische Feldherr aber vergoß Tränen angesichts der Zerstörung Karthagos, denn er sah in die Zukunft und ahnte, daß Rom einmal dasselbe Schicksal erleiden müsse. Und so kam es auch und kommt es immer. Nur Optimisten glauben, auf Dauer Weltreiche errichten zu können. Früher lebten sie nicht lange genug, um den Untergang miterleben zu müssen. Das ist seit Napoleon Bonaparte anders.

Sie haben die Stadt nicht erfunden, auch wenn sich der Libanon gelegentlich damit brüstet, daß Byblos die älteste Stadt der Welt sei. Es ist nachgewiesen, daß an jenem Küstenflecken seit Urzeiten Menschen siedelten, aber eine Siedlung ist noch lange keine Stadt, wie jeder selbst erfahren kann, wenn er mal aus der Stadt aufs Land hinausfährt; dort werden die Siedlungen von Filialen der Sparkasse oder der Raiffeisenbank optisch dominiert, wie die Städte - früher - von Kirchtürmen.

Überhaupt ist "die Stadt" ja gar nicht erfunden worden. Zunächst siedelten Sippen, Clans und sonstige Gemeinschaften in dem, was wir heute Dörfer nennen, verrichteten viele Arbeiten gemeinsam und hatten, was wir heute Dorfschulze nennen würden, wenn es nicht längst Bürgermeister hieße. Mit dem aufkommenden Königtum, so vermute ich, entstanden mehr oder weniger zentrale Stätten, in denen die Herrscher residierten, die die Kräfte des Landes formten, bündelten, besteuerten und regierten (oder bilde eine geeignete Form mit "lassen"), wozu sie Verwaltung und Berater benötigten. Eine Anstellung am Hof des Herrschers war angesehen und brachte der Familie Ehre, Menschen strömten herbei, das Landvolk sorgte für Ernährung, Bäcker buken, Töpfer töpferten, Schreiner schreinerten und Hausbauer bauten Häuser.

Trinkwasser wurde erst bei den Großstädten zum Problem, ich sage nur "Aquädukte"; bis dahin siedelten die Menschen an Quelle, Bach, See, Fluß und Strom. Du glaubst das heute gar nicht mehr - das Wasser konntest du ungeklärt trinken! Uns wurde als Kindern gesagt: trink kein Leitungswasser, davon bekommst du Läuse im Bauch. Damals alles Trinkwasser. Da beneidest du die Einwohner der Antike doch ein bißchen. Und auch wieder nicht: der Umgang mit Fäkalien mußte irgendwie geregelt werden. Der Unterschied zwischen einhundert und fünftausend Einwohnern ist doch gewaltig, da bedurfte es schon antiker Pappenheimer, sonst geriet das Trinkwasser in Gefahr.

Zurück zum Thema. Aus den Küstenflecken am Fuß des Libanon wurden auch Städte: Ugarit (vernichtet), Arwad, Byblos, Beruta (Beirut), Sidon, Tyros und Achsiv (Akka). Davon war Tyros die wundersamste Stadt: um das Jahr 1000 v. Chr. beschloß König Hiram, auf zwei Felsplatten vor der Küste eine neue Stadt zu errichten, vom Festland nur durch Schiffe zu erreichen, so daß im Belagerungsfall sich alle Bewohner der festländischen Stadtteile auf diese Festung im Meer zurückziehen konnten. Zu dieser Zeit begann - durch die Verbindung mit den Seevölkern - der phönizische Handel sich über das Mittelmeer zu verbreiten, Reichtümer in die Stadt spülend, so daß Häuser und besonders Tempel prunkvoll ge- und ausgestaltet werden konnten.

Uneinnehmbar war diese Stadt im Meer aber nicht nur durch die Seeherrschaft der phönizischen Schiffe, sondern weil die - sagen wir mal - Ingenieure einen Weg gefunden hatten, unterseeische Süßwasserquellen vor der Küste mit einem einfachen Verfahren anzuzapfen und so die Wasserversorgung der Einwohner zu jeder Zeit zu sichern: sie fertigten Glocken mit langen Schläuchen, stülpten diese über die Quellen, und der Druck der Quellen trieb das Trinkwasser gen Meeresoberfläche, wo es nur noch aus den Schläuchen aufgefangen werden mußte.

Uneinnehmbar, reich, und von erlesenem Zauber - Tyros wurde viel gerühmt und riß ihre Besucher zu Lobeshymnen hin. Die Häuser hatten bis zu fünf Stockwerke, die Tempel wurden von den Kaufleuten mit Gold und Edelsteinen ausgeschmückt (und dienten damit als Bank), die einzigartige Lage im Meer - Tyros hatte seinesgleichen nicht in der antiken Welt. Der mächtigste Kriegsherr seiner Zeit, der babylonische König Nebukadnezar belagerte von 585 bis 572 v. Chr. die Stadt Tyros. Doch seine Militärmacht war auf das Festland beschränkt, und die Belagerung endete mit einer symbolischen Unterwerfung der Tyrer, die dafür Sonderrechte aushandelten - erobert wurde die Feste nicht.

Als der Makedonier Alexander, genannt "der Große", gen Ägypten vorstieß, wurden die phönizischen Stadtstaaten bestimmt und höflich, mal bestimmter, mal höflicher, aufgefordert, mit dem anrückenden Heer zu kooperieren. Besonders höflich war die Aufforderung an Tyros gehalten. Gerhard Herm: "Nicht erobern wolle er diesen Platz, hatten Alexanders Boten dort erklärt, der König bäte lediglich darum, im Haupttempel seines Stadtgottes Melkart ein Opfer darbringen zu dürfen." Die Antwort der Tyrer auf diese verbrämte Aufforderung zur Unterwerfung war aber unhöflich, daß nämlich Alexander diesen Gottesdienst ebensogut in einem Tempel am stadteigenen Festland verrichten könne.

Alexander fragte sich, aus welchem Grunde die Tyrer seiner Macht die Stirn zu bieten wagten, und kam zu dem einfachen Schluß, daß sie die befestigte Stadt im Meer als für eine Landmacht uneinnehmbar erachteten. "Ein Damm, sagte Alexander der Große zu seinen verblüfften Generalen, werde den Bewohnern von Tyros beweisen, 'daß auch sie zum Festland gehören'." Und so errichtete Alexanders Heer im Jahre 332 v. Chr. in sieben langen Monaten einen Damm vom Festland zur Seestadt, um den sechshundert Meter breiten Streifen Mittelmeer zu überwinden. Das Unternehmen gelang, zusätzlich wurden von den bereits unterworfenen phönizischen Städten Seekräfte angeworben, und Tyros wurde schließlich gestürmt, besiegt, zerstört und zweitausend der Einwohner hingerichtet. Nicht weil Alexander einem Blutrausch verfallen war, sondern um der Welt seine Macht zu demonstrieren: seht her, selbst das uneinnehmbare Tyros habe ich überwunden, und wer sich mir widersetzt, ist des Todes.

Macht manifestiert sich, wie wir wissen, nicht in guten Taten, sondern in Zerstörung. Ein ähnliches Schicksal erlitt Karthago, daß ebenfalls eine ungewöhnliche und gerühmte Stadt gewesen ist, aber deren Geschichte soll in einem anderen Zusammenhang erzählt werden.

Aus den Verhandlungen zur großen Koalition zwischen SPD und CDU/CSU verlautete vorgestern, daß sie sich eines drängenden Problems angenommen hätten. Dreihunderttausend Haushalten wird jährlich der Strom gesperrt, und das bedeutet für die Betroffenen, daß in ihrer Wohnung nichts funktioniert, das auf Strom angewiesen ist. Kein Licht, kein warmes Essen, und bei entsprechender Installation auch kein warmes Wasser und keine Heizung. So darf das nicht weitergehen, werden sich die Koalitionäre in spe gesagt haben. Und sie kamen auf eine Lösung.

In Zukunft (in etwa zehn Jahren, bis die Stromkonzerne ihre Zähler auf eine neue Technik umgestellt haben) werden wir eine Art Vorkasse-System nutzen. Anstatt Strom zu bekommen und nachher eine Rechnung zu bezahlen (oder nicht bezahlen zu können, worauf der Strom gesperrt wird; menschenfeindliche Stromkonzerne), werden wir Prepaid-Karten einsetzen und genausoviel Strom bekommen, wie wir zu bezahlen in der Lage sind. Wenn uns das Geld ausgeht, was offensichtlich bei rund dreihunderttausend Haushalten jährlich geschieht, bekommen wir keinen Strom. Der wird nicht gesperrt, sondern wir bekommen ihn nicht, weil wir keine Vorkasse entrichten können.

Die Folgen sind dann kein Licht, kein warmes Essen, ggf. kein warmes Wasser und keine Heizung. Aber keine bösen Stromkonzerne. Und keine unbezahlten Rechnungen. Aus den Reihen der SPD verlautete dazu, daß in Zukunft die Bürger verantwortungsvoller mit dem Stromverbrauch umgehen würden. - Tja, liebe führende Genossen, ich wünsche euch mitleidlos alles Unglück der Welt, ihr habt es euch verdient für eure Schäbigkeit.

bzw. "Hopscotch", wie dieser 35 Jahre alte Film im Original heißt. 1978, das ist noch die Zeit des kalten Krieges zwischen USA und UdSSR, durch die jüngsten Enthüllungen über die digitale Totalüberwachung aber hochaktuell. Eröffnet wird der Streifen mit dem Trachtenumzug für das Oktoberfest in München. In der Folge werden wir Zeuge, wie die Leute des CIA-Agenten Kendig (Walter Matthau) einen sowjetischen Spionagering hopsnehmen. Matthau selbst nimmt dem sowjetischen Agentenführer (Herbert Lom) das Geheimmaterial ab, läßt den Mann aber laufen. Gegenüber seinem neuen Abteilungsleiter ("Weshalb sind Sie so klein, Myers, ich dachte Sie wären größer") begründet er das damit, daß man diesen Mann und seine Art kenne, die Sowjets sofort einen neuen Führer einsetzen würden, es allein sechs Monate dauerte, bis man wüßte, wer das ist, und ein weiteres Jahr, bis man seine Methoden kenne. Myers, humorlos und beißfreudig, versetzt Matthau auf einen Büroposten, dieser läßt erst seine Akte verschwinden und verschwindet dann selbst.

Und zwar nach Salzburg, wo er eine frühere (Agenten)Affäre besucht (Glenda Jackson), die das Erbe ihres verflossenen Ehegatten genießt. Lom hat Wind vom Zwist um Matthau bekommen und macht diesem ein Angebot, die Seite zu wechseln, doch Matthau lehnt ab. "Was willst du denn machen, deine Memoiren schreiben?" fragt Lom. Das bringt Matthau auf die Idee und er schreibt seine Memoiren, das heißt, er beginnt all die kleinen und großen schmutzigen Geheimnisse, von denen er Kenntnis hat, aufzuschreiben und kapitelweise an alle geheimnisdienstmäßig wichtigen Regierungen zu verschicken - Washington, Paris, London, Peking, Moskau ... -, und Myers schnappt nach dem Köder und läßt Matthau verfolgen. Der allerdings ist ihm immer einen Schritt voraus, denn niemand kann Geheimdienste besser austricksen als ein Angehöriger eines Geheimdienstes. Das ist an sich schon symphatisch, aber Matthau bringt zusätzlich sein Knautschgesicht und seine Liebe zur Oper mit in den Film.

Besonders zufriedenstellend ist die Episode, an deren Beginn Matthau die Sommerresidenz seines Ex-Chefs Myers anmietet, um dort weitere Kapitel zu schreiben. Er sorgt dafür, daß er entdeckt wird, und verläßt das mit China-Krachern präparierte Haus, als ein FBI-Aufgebot eintrifft; vorher zündet er die Lunte. Die Kracher krachen, und das FBI ballert. Myers beschwört den Offizier, das Feuer einzustellen, was dieser auch tut, nicht ohne seine Leute vorher zu einer weiteren Salve aufzufordern. Die Sommerresidenz wirkt ziemlich durchlöchert. Matthau ist derweil in einem Pickup auf der Flucht, läßt in einer Kurve die Olfässer auf der Ladefläche umkippen, und die Verfolger glitschen in den Straßengraben.

Es gibt eine Fülle von Details, die alle nur ein Ziel haben: die beflissenen Diener der Geheimdienstgesetze als die Idioten hinzustellen, die sie zweifelsohne sind. Allerdings läßt das Drehbuch außer acht, daß es sich bei diesen Typen auch um "Eichmanns" handeln könnte, zurecht, denn über (menschenähnliche) Roboter kannst du dich nicht lustig machen; Grauen und Komödie schließen einander aus.

Das Finale spielt auf einem küstennahen englischen Sportflugplatz. Als Zuschauer werden wir dabei betrogen, denn wir müssen glauben, daß Matthau im Fluchtflugzeug sitzt, das abgeschossen wird, explodiert und ins Meer stürzt. Danach sehen wir, wie Matthau eine Fernsteuerung in ein Ölfaß gleiten läßt. Erfolg der Aktion: Matthau gilt als tot, Ende der Verfolgungsjagd.

In der letzten Szene fragt ein Maharadscha in einer britischen Buchhandlung nach den Memoiren von Kendig, die der aktuelle Bestseller sind, das ist natürlich Matthau. Aber Glenda Jackson, Matthaus Komplizin in der ganzen Scharade, ist zur Stelle, um ihren eitlen Gockel an die Leine zu nehmen. Schluß. Und, ich muß es leider sagen, ein Punkt Abzug wegen des erwähnten Betrugs. Ansonsten: großes - analoges - Kino. Dank moderner Technik auch digitalisiert verfügbar ...

Gerhard Herm: "Um ihren einen einzigen Gott mit Bildkraft und Leben zu erfüllen, haben die Juden bei fast allen ihren Nachbarvölkern Anleihen aufgenommen. So liehen sie sich von den Babyloniern ihre Kosmogenie, ihre Sintflutsage, ihren zum Nimrod gewandelten Gilgamesch, von den Assyrern die geflügelten Stiere, die sie zu Cherubim machten, von den Persern die Hierarchie der Engel und Erzengel. Von den Phöniziern aber borgten sie unter anderem die umgedeuteten ländlichen Feste der Mazzoth, zum Beginn der Gerstenernte, und der Sukkoth, das Laubhüttenfest, ferner das Königtum, eine Reihe von Hymnen, die zu Psalmen umgedichtet wurden, und die Tempelarchitektur."

Im Grunde blieben nur zwei Neuerungen, die ihre Religion von denen ihrer Nachbarn und Zeitgenossen unterschied, und beide waren wichtig. Zum einen das Verbot von Menschenopfern, zum anderen der Glaube an einen einzigen, alles umfassenden Gott.

Letzterer ist die Quintessenz aller Religionen der Welt, von den Naturvölkern bis zu den Hochkulturen: die gesamte Welt ist von einer göttlichem Kraft bzw. einem göttlichen Wesen durchdrungen. Das ist ein großer Gedanke, der aber philosophischen Naturen vorbehalten bleiben mußte und dessen letzte Konsequenz nie von der Masse begriffen wurde und wird. Unterstellen wir einmal, daß Religion der Versuch einer Antwort ist auf den Widerspruch zwischen Geborgenheit in der Welt (durch die Instinkte, wie bei allen Tieren) und der Unsicherheit des Individuums und ganzer Sippen angesichts von Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Dürreperioden, Epidemien und räuberischen Tieren, Kriege nicht zu vergessen.

Geht es den Menschen gut, sind ihnen die Götter wohlgesonnen. Doch um die Geneigtheit der Götter zu bewahren, muß der Mensch Opfer bringen, muß von dem, was ihnen die wohlmeinenden Götter durch die Natur beschert haben, abgegeben und den Göttern dargeboten werden. In guten Zeiten mag es genügen, Teile der Ernte oder einige Schlachttiere auf den Altar zu bringen, doch wenn große Not droht, hilft nur das Menschenopfer, besonders die Darbringung von Kindern, insbesondere der erstgeborenen Söhne, als der Verkörperung der Zukunft eines Hauses. Indem wir uns das wertvollste, das wir haben, vom Herzen reißen und den Göttern darbringen, zeigen wir unsere Demut und unseren Dank ebenso wie unsere Hilfsbedürftigkeit, mag der Gedanke dahinter gewesen sein. Jahwe aber verbot diese Opfer, versinnbildlicht in der Geschichte von Abraham, dessen Glaube Gott auf die Probe stellte, indem er das Opfer seines Sohnes Isaak forderte - und im letzten Moment durch einen Bock ersetzte. Hier die Kurzfassung in den Worten Bob Dylans:

God said to Abraham, kill me a son
Abe said, man, you must be puttin' me on
God said, No, Abe said, what
God said, you can do what you want Abe, but
the next time you see me comin' you better run
Abe said, where you want this killin' done
and God said, right down on Highway 61


Die Phönizier blieben ihren angestammten Göttern treu und verbrannten jenen zu Ehren in der Not auch Menschen auf Altären, und besonders in Karthago ("neue Stadt") wurden die Riten streng befolgt, was ihnen einen finsteren Ruf eintrug, zumal ein siegreicher Feldherr auf Sizilien dreitausend gefangene Soldaten ins Feuer gehen ließ. Ihr schlechter Ruf inspirierte Gustave Flaubert zu dem Roman "Salammbo", für den er eine furchterregende Todesmaschine herbeiphantasierte. Es mag so scheinen, daß die Phönizier grausam waren. Tatsächlich folgten sie ihrem Glauben, in dem Gunst oder Ungnade der Götter nur ein Opfer auseinanderlagen. Und es sei daran erinnert, daß im Altertum nur Jahwe das Menschenopfer ablehnte, und dieser Jahwe ein Außenseiter in der Glaubenswelt gewesen ist.

 

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