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Endlich habe ich einen Film mit Zsazsa Gabor gesehen. Jedenfalls in dem Bewußtsein, daß Zsazsa Gabor mitspielt. Und wie! Aber der Reihe nach.

John Huston hat tolle File gemacht; man erinnert sich hoffentlich an "Der Malteser Falke" (Hammet), "Der Schatz der Sierra Madre" (Traven) und "Moby Dick" (Melville), nicht zu vergessen "Die Büchse der Pandora" (ja, wie hieß noch der Autor dieser Mike-Hammer-Reißer?). Aber auch bei "Moulin Rouge" von 1952 hat er Regie geführt und am Drehbuch mitgewirkt.

Tricktechnik war früher Matte Painting, Mehrfachbelichtung, Spiegel und alles, was einfach umzusetzen war und Phantasie erforderte; in "Moulin Rouge" genügte es, den Darsteller des Malers Henri Toulouse-Lautrec auf die Knie zu stellen oder seine Gegenüber auf Plattformen, um die verkürzten Beine glaubhaft zu machen. In "Moulin Rouge" geht es mehr nebenbei um die Kunst, obwohl diese in durchdachten Montagen durchaus zu ihrem Recht kommt; im Mittelpunkt stehen die zwei unglücklichen Lieben von Toulouse-Lautrec und seine Sehnsucht nach Liebe, die aus Enttäuschung in Trunksucht mündet.

Und was ist mit Zsazsa Gabor? Ganz einfach. Sie verkörpert im Film die Sängerin/Tänzerin Jane Avril mit schwülstigen Gesten und ebensolchem Gesang. Das mag der historischen Person entsprechen, aber ich habe den Verdacht, daß Zsazsa Gabor vor allem sich selbst spielt. Und ihr Spiel ist die Stanze für alle Travestiekünstler und alles Schwuchtelgehabe in Reinkultur. In Zukunft werde ich keiner Tunte mehr begegnen können, ohne die Gabor vor mir zu sehen. Nur - inwieweit ist sie das Original, inwieweit ist sie schwulen Zeitgenossen von damals nachempfunden?

Tatsache ist, daß ich sie mit ihren gefühlten hunderttausend Ehen immer schon als schwulen Kitsch empfunden habe, sogar noch bevor ich überhaupt wußte, was das bedeutet. Sagen wir, es ist unecht, aber amüsant, solange die betreffende Person weiß, daß es gespielt ist. Wenn es gut gespielt ist. Dann ziehe ich den Hut - und biete ihr einen Cognac an, als Dicki Toloose-Lautrec.

Immer wieder werde ich aufgefordert, doch mal über dies und das und auch jenes zu schreiben. Neulich fand jemand die Zusammenstellung von Gurkenmaske, Bierdeckel und Funkmaat eines Dicki würdig. "Schreib doch selbst," sagte ich, "ist doch deine Idee." Denkste. - "Aber bei dir ist das immer so komisch!" - "Dann frag doch Herrn Twiggs, der kann das auch, ist aber jünger." - "Das ist dann aber nicht der wahre Dicki!"

Da gehen mir immer die Argumente aus und ich frage mich, weshalb ich überhaupt solch irrwitzige Diskussionen zulasse. Wer nicht selbst schreiben kann, soll die Schnauze halten und dankbar sein für alles, was er zu lesen bekommt. Wenn ich richtig ins Schäumen geraten bin, stelle ich mir knallharte Diskriminierung vor, und zwar als eine Tyrannei der Schreibenden über die Lesenden, oder, auf den Punkt gebracht: der Künstler über die Konsumenten.

Dann bebe ich vor Bitterkeit, doch plötzlich öffnet sich die Wundertüte des Lebens und beschenkt mich mit einem Erlebnis, das mich milde stimmt und auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben verweist. Zum Beispiel heute morgen:

Im Halbschlaf hörte ich Geräusche. Da redete doch jemand? Versuchsweise hob ich die Augenlider ein wenig an, es dunkelte noch. Wo kam denn nur das Reden her - es klang entfernt und doch nah. Wie Radio aus headphones, die man nicht aufgesetzt hat. Oder wie Handygebrabbel. - Einbrecher?! Vom Halbschlaf stürzte ich in den Wachzustand. Einbrecher mit annem mobile phone kann doch aber irgendwie nicht sein.

Mein Laptop! Den hatte ich über Nacht nicht ausgeschaltet und nun lief da vermutlich irgendein Programm. Oder nee. Was sagte die Stimme denn eigentlich. Ich lauschte. Lauschte auf vertraut klingende Worte, konnte aber nichts verstehen.

Dann wußte ich es: eine Amsel auf dem Balkon. Die ihr Lied nicht hinausschmettert, sondern verhalten singt. Ich sank zurück in die Kissen, hörte ihr zu und schlief beruhigt ein.

You don't ask many questions
with God on your side

Neulich sah ich einen Film über klassische Zaubertricks, in dem unter anderem und eher nebenbei "die denkende Teekanne" vorgeführt wurde. Seitdem rätsele ich, wie dieser Trick funktioniert. Der Ablauf ist folgendermaßen:

Der Zauberer präsentiert eine Teekanne, von der er behauptet, sie könne jeden Getränkewunsch erfüllen. Er fügt hinzu, er habe sich mit niemandem abgesprochen. Alle Anwesenden sollten nun an ihr jeweiliges Lieblingsgetränk denken. Danach ruft er nacheinander vier Personen auf, die ihr Getränk nennen. Zuerst einen jüngeren Mann (Tequila), dann eine mittelalte Frau (Mojito), danach einen Mann selben Alters (Orangensaft, frisch gepreßt) und schließlich einen älteren Herrn (White Russian). Jedes Mal nimmt er ein kleines, bauchiges Glas von ca. 4 cl Fassungsvermögen, schenkt aus der Teekanne das jeweilige Getränk in das Glas, indem er die Kanne bis zum letzten Tropfen leert, und bittet die Person, die Echtheit des Getränks zu bestätigen, indem er ihr das Glas überläßt (beim nächsten Getränk nimmt er neues Glas). Nur bei der letzten Person übergibt er dieser die Kanne und läßt sie selbst einschenken.

Das ist verblüffend, denn nicht nur enthält die Teekanne jedesmal das gewünschte Getränk, und jedesmal in derselben, zum Glas passenden Menge, sondern dies Getränk fließt jedesmal aus der doch zuvor geleerten Kanne. Wie ist das möglich?

Erster Verdacht: Entgegen der Behauptung des Zauberers hat es eine Absprache gegeben. Denn es fällt auf, daß die vier verschiedenen Getränke so zusammengestellt sind, daß sie die Fähigkeiten der Kanne unterstreichen, und das ist ein bißchen zuviel des Zufalls. Zunächst ein rein alkoholisches Getränk, dann ein Cocktail, dann ein Fruchtsaft, und schließlich ein weiterer Cocktail; alle vier Getränke ohne Überschneidungen in ihren Bestandteilen.

Dennoch, die Flüssigkeiten sind von der richtigen Farbe, und die vier Personen bestätigen die Echtheit der Getränke. Hierbei zu schummeln wäre leichtfertig, denn der Zauberer muß damit rechnen, daß andere Gäste der Vorführung ebenfalls kosten wollen. Eine Absprache über die Art der Getränke würde lediglich die mögliche Anzahl von einigen hundert auf genau vier einschränken; eine große Erleichterung, aber der Trick ist damit nicht erklärt.

Wie kommt die neue Flüssigkeit in die zuvor leere Kanne? Weshalb schmeckt der Mojito nicht nach Tequila, der Orangensaft nicht nach Mojito, und der White Russian nicht nach Orangensaft, wie man das erwarten sollte, wenn aus demselben Behältnis oder zumindest derselben Tülle ausgeschenkt wird? Wer mal beispielsweise abends Bloody Marys getrunken hat und am nächsten Morgen Wasser aus demselben Glas zu sich genommen, wird wissen, wie empfindlich die Geschmacksnerven für "Verunreinigungen" sind.

Offenbar enthält diese harmlos aussehende Teekanne einige Geheimnisse. In ihr muß es kleine Behältnisse mit mindestens den vier genannten Getränken geben. Um das Risiko gering zu halten, muß die Mechanik einfach gehalten sein und durch einen einzigen Druckschalter betätigt werden können, der im Griff enthalten sein wird und dem Publikum verborgen bleibt. Die Vorrichtung könnte der Patronentrommel eines Revolvers ähneln. Der letzte Kandidat müsste dann eingeweiht sein und den Schalter betätigen können, risikolos, da nur noch ein - sein - Getränk im Innern der Kanne verblieben ist. Falsch, der Zauberer könnte den Schalter drücken, bevor er die Kanne übergibt und muß niemanden einweihen. Nur die Getränke müssen abgesprochen sein, und nur der Zauberer muß die Reihenfolge kennen. Für die Mitspieler bleibt der Trick trotz Absprache verblüffend genug.

Bleibt noch der unverfälschte Geschmack. Nicht nur müßte die Trommel in die richtige Position zum Ausschank bewegt werden, sondern auch eine Tülle sich innen in die sichtbare Tülle schieben, damit es keinerlei Mischeffekte gibt. Nicht umsonst hält er beim Ausschenken der letzten Tropfen die Kanne fast senkrecht. Dafür eine geeignete Mechanik zu erdenken und zu installieren ist für einen handwerklich begabten Menschen mit Mechanikkenntnissen kein Problem, man denke nur an diverse Automaten und Spieluhren, die von Uhrmachern erdacht und ausgeführt wurden - und uns heute noch in Erstaunen setzen.

Ja, so könnte der Trick funtionieren. Der Zauberer spricht also mit vier Gästen, die voneinander nichts wissen müssen, so daß sich jeder für den einzig Eingeweihten hält, genau die Getränke ab, mit denen er seine Mechanik ausgestattet hat, ruft sie in der richtigen Reihenfolge auf und kaschiert seine Schaltaktionen und deren Geräusche mit Worten und Gesten, zudem dirigiert er den letzten Kandidaten so, daß dieser nur auf seine Kommandos agiert. Voila, die denkende Teekanne. - Oder ist es doch Zauberei?

Schon wieder Weihnachten! Wieso geht das in letzter Zeit immer so schnell? Da kommt man kaum noch mit; als säßen wir alle miteinander im Teilchenbeschleuniger des CERN und würden angetrieben, angetrieben, angetrieben - bis zum simulierten Urknall, bei dem uns Hören und Sehen vergeht. Wie dem auch sei, auf meiner diesjährigen Wunschliste stand "Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh", ich habe ihn endlich wiedergesehen, und gemessen an meinen Erinnerungen war er fade. Zeit, dachte ich, einmal meine Lieblingsfilme zu benennen.

Das ist nicht ganz einfach, denn es gibt unter den zig Millionen Filmen der letzten 110 Jahre tausende guter, aber da mein Geschmack entscheidet und nicht irgendwelche objektiven oder pseudo-objektiven Kategorien, sollte es wohl möglich sein. Nehmen wir zum Beispiel das Western-Genre, und ich greife ein paar Vertreter heraus: Warlock, Zwei glorreiche Halunken, Stagecoach, Vera Cruz, Lockende Versuchung, Rio Bravo/Eldorado; die haben allesamt ihre Stärken. Dennoch bleibt für mich "Zwölf Uhr Mittags" der beste Western, weil er soviel mehr über Menschen erzählt als all die anderen.

Oder Komödien. Da nenne ich gleich gar keine Beispiele, weil es zuviele wären, die mich aus diesem und jenem Grund beeindrucken. Die beste aber bleibt für mich "Leoparden küßt man nicht", weil sie unschuldiges Vergnügen ohne Brüche bedeutet. Aber, werdet ihr sagen, was ist damit, und damit? Recht habt ihr, alles richtig, große Filme, stellen mich aber nicht im selben Maße zufrieden.

Oder Gangsterfilme, meinetwegen auch Krimis: Der Malteser Falke. Und so weiter und so fort. Sind doch alles nur Schubladen, und letztlich sind es immer Menschen und menschliche Schicksale, die uns bewegen, und interessante Bilder, die unsere Schaulust befriedigen.

Zurück zum Thema Weihnachten. Unausweichlich muß hier "Ist das Leben nicht schön" genannt werden, weil er so hinreißend plakativ eine bessere Welt beschwört; ein modernes Märchen, das nie verfehlt, mich zu Tränen zu rühren. Was nicht zuletzt an der Darstellung von James Stewart liegt. Womit ich zu Schauspielern komme. Oder lieber doch nicht: es gibt sie ja nicht mehr, die Gentlemen und die Ladies, die das Filmgeschäft dominierten. Damen und Herren, die Sinnlichkeit verkörpern konnten, ohne sich auch nur einer Krawatte oder eines Hutes entledigen zu müssen (und zu dürfen), und die Persönlichkeiten hatten, die heute gar nicht mehr erlaubt wären.

Also lassen wir es dabei. Erfreut euch an euren Lieblingsfilmen, erfreut euch überhaupt der schönen Seiten des Lebens, und laßt eure Mitmenschen an der Freude teilhaben. Frohe Weihnacht!

 

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