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Karl Otto von Pimmel war ein aufrechter Mann ganz in der Tradition des Geschlechts derer von Pimmel. Er krümmte sich nicht, ließ sich nicht verbiegen und stolzierte kerzengerade durch die Straßen. "Als habe er einen Besenstiel verschluckt," ratschte man hinter seinem Rücken. "Da kommt der Pimmel!" johlten die Straßenkinder, sobald sie seiner angesichtig wurden, und besorgte Eltern zerrten die Kleinen sofort ins Haus.

Es ist wahr, sein Ruf war nicht der beste, trotz seines geraden Charakters, und nur im Kreis seiner Kumpane fand er Anerkennung. Dies waren der Ritter zu Arsch, ein Pastor Punzenleck und Admiral a.D. "Flotten"-Dreyer. Wenn sie gleich den vier Reitern der Apokalypse die Schankwirtschaft "Zur dicken Berta" stürmten, fielen den übrigen Gästen immer dringende und unaufschiebbare Geschäfte ein, derentwegen sie sofort gehen mußten. Die dralle Wirtin aber schenkte sogleich eine Runde "Hosenbrummer" aus, um die vier Meisterzecher in Laune zu bringen. Die setzten sich dann an den besten Tisch und droschen Skat. Rufe wie "Ei der Daus!" oder "Da klingelt's im Sack!" oder "Gespalten ist der Arsch!" drangen oft aus ihrer Runde. Am Ende solchen Abends pflegte die dralle Wirtin Reitstunden zu geben, die sich gut bezahlen ließ.

Mit einiger Berechtigung konnte man das Leben dieses Quartetts älterer Herren beschaulich, wenn nicht gar heiter nennen. Eines Abends betrat die auch nicht mehr ganz junge Frau Manteuffel, als Zugezogene vom Getuschel in der Nachbarschaft neugierig gemacht, die Wirtsstube. Mit den Worten "Hosen runter, Beine breit, im Mohrenarsch ist's duster!" knallte soeben Pastor Punzenleck seine Trümpfe Karte für Karte in die Mitte. Frau Manteuffel trat an den Tisch und fragte: "Was treiben denn die Herren da?". Mit Genugtuung nahm sie das Erröten aller Vier wahr.

"Skat, gnädige Frau, wir spielen Skat," murmelte "Flotten"-Dreyer. - "Oh!" tat Frau Manteuffel überrascht, "Skat. Sie führen dabei allerdings lustige Reden im Munde, die auf ganz anderes hindeuten." - "Bitte um Entschuldigung," sagte zackig von Pimmel, der ihr sein blaurotes, trunkglänzendes Gesicht zuwandte, "hätten wir rechtzeitig bemerkt, daß eine Dame anwesend ist ..." Er deutete eine Verbeugung an.

Ritter zu Arsch, der über die Dame wußte, daß sie bereits fünf Ehemänner beerdigt hatte, versuchte, von Pimmel unterm Tisch warnend zu treten, traf aber des Pastor Punzenleck Schienbein, worauf dieser quiekend niederfuhr und mit dem Kinn heftig die Tischplatte rammte, so daß sämtliche Gläser klirrend umstürzten. Frau Manteuffel ergriff die Gelegenheit beim Schopfe. "Warum kommen Sie nicht auf einen Sherry zu mir?" fragte sie von Pimmel. "Wir machen es uns gemütlich und werden nicht" - ihren Augen umfassten kreisend den Raum - "vom Wesentlichen abgelenkt."

Voller Tatendrang verließ von Pimmel an ihrer Seite das Durcheinander. Frau Manteuffel war's zufrieden und ergänzte anderntags die Liste ihrer Liebhaber um den kurzen Eintrag: "K.O. von Pimmel".
 

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