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1860, vor dem Ausbruch des US-Amerikanischen Bürgerkrieges, lebten noch zigtausende Indianer frei in den bis dahin "unerschlossenen" Gebieten des mittleren Westens, von New Mexico bis hinauf nach Kanada; Apachen, Ute, Sioux, Cheyennes, Kiowa und viele andere Stämme. Es kamen Kommissionen, um "ewige" Verträge zu schließen, in denen die Indianer Teile ihres Landes abtraten, um in den verbleibenden Territorien - von der Regierung garantiert - vor jeglicher Störung durch weiße Siedler, Goldgräber und Soldaten geschützt zu sein. Keiner dieser Verträge wurde je gehalten. Und wenn die Indianer sich gegen Vertragsbrüche wehrten, wurden sie zu feindseligen Indianern erklärt und ihres Landes beraubt; wertvollen Landes voll fruchtbarer Böden, üppiger Wälder, wildreichen Geländes und Bergen voller Bodenschätze; all das nachzulesen in "Bury my heart at wounded knee" ("Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses") von Dee Brown, in Geschichten, die von Habgier und Niedertracht berichten, und von dem verzweifelten Bemühen der Indianer, an das Mitgefühl und die Menschlichkeit der "Bleichgesichter" zu appellieren, ihre Vernunft anzusprechen. Sie hatten durchaus Fürsprecher und Freunde, doch Habgier kennt nicht Vernunft und Menschlichkeit, und das Niedrige hat es immer wieder verstanden, seine Interessen über die Leichen der Ureinwohner hinweg durchzusetzen. (Karl May hat auf seine Weise die Partei der Indianer ergriffen und Generationen von jugendlichen Lesern einen Begriff von der Würde der "Rothäute" vermittelt.)

1888, als es de facto keine freien Indianer mehr gab, hatte Wovoka von den Paiute eine Vision: Alle Indianer müssen tanzen, überall - dürfen nicht aufhören zu tanzen. Bald, im nächsten Frühling, kommt großer Geist. [...] Wenn Großer Geist zurückkommt, gehen alle Indianer hoch hinauf in die Berge, fort von den Weißen. Dann können Weiße Indianern nichts tun. Wenn Indianer hoch oben sind, kommt große Flut, unf alle Weißen ertrinken und sterben. Dann geht Wasser weg und überall nur noch Indianer und mächtig viel Wild. - Eine schöne Illusion, ein verzweifelter Wunschtraum; die Flut blieb aus, es kamen wieder nur Soldaten und brachten Tod und Verderben.

Vor ein paar Tagen hatte auch ich einen schönen Wunschtraum. Was, dachte ich, geschähe wohl mit unserer menschenverachtenden "Elite", wenn wir technologisch gesehen ins 16te oder 12te oder 5te Jahrhundert zurückversetzt wären, wenn also die Gemeinschaften zum Überleben auf das Zupacken jeder Hand, auf das Wissen jedes Weisen, auf die Freude und Erstaunen verbreitenden Fähigkeiten der Künstler angewiesen wären - würden dann nicht jene, die immer nur nehmen und nichts, aber auch gar nichts zu geben haben, geschweige denn zu geben bereit sind, innerhalb einer Generation vom Antlitz unserer Erde hinweggefegt sein? - Es wäre so wunderbar, aber es bleibt eine Illusion.
pathologe meinte am 21. Apr, 07:33:
Es
wuerde sich nichts aendern. Ausser, man loeschte ebenfalls die Erinnerungen aus. Denn gerade diese "Nehmer" schaffen es immer wieder, sich Anhaenger zu schaffen, die zu geben bereit sind. Und sichern sich somit ihr Ueberleben. Das gilt nicht nur in unserer ach so zivilisierten Welt fuer Bauern (fast haette ich Ackermaenner geschrieben), sondern beispielsweise auch in Afrika, dort in den Kirchen. Auf der Bibel fussend wird dort den Kirchenmitgliedern suggeriert, sie haetten ein Zehntel ihres Einkommens an die Kirche abzugeben - gibt es einen einfacheren Weg an Geld zu kommen? Und gegeben werden dafuer - Illusionen... 
Dicki antwortete am 21. Apr, 19:52:
Aber wenn man die Erinnerungen auslöscht, kann es doch niemals besser werden! 
Schwarzmaler meinte am 21. Apr, 10:24:
Anderen zu nehmen ohne zu geben ist harte Arbeit. 
creature antwortete am 21. Apr, 12:58:
ja, diejenigen die das am besten können und auch machen sind die bestgelöhnten und angesehendsten menschen heutzutage! 
Dicki antwortete am 21. Apr, 19:57:
Die Angesehensten - nur unter Ihresgleichen. Ich glaube (hoffe!), die Menschen haben es in der Mehrheit allmählich spitz gekriegt, daß diese Elite sich vor allem durch ihr kriminelles Potential auszeichnet. 
pathologe antwortete am 23. Apr, 07:20:
Kriminelles Potential
Ja, dadurch zeichnen sie sich aus. Und durch die Tatsache, dass dieses Potential nicht zur Bestrafung fuehrt. Eine Vorbildfunktion? Leider folgen nur allzuviele zu gerne diesem "leichten" Weg. Und unterstuetzen die Angesehenen. Denn diese haben ja das Geld, das man selbst haben moechte. 
Dicki antwortete am 23. Apr, 22:16:
Die Frage ist, wie können wir dieser organisierten Kriminalität entgegentreten? 
Schwarzmaler antwortete am 24. Apr, 14:25:
"Die Angesehensten - nur unter Ihresgleichen. Ich glaube (hoffe!)" Leider nicht. Der lächelnde zynische rhetorisch gewandte Jungmanager wird eher bewundert als der alternde kämpfende Vertreter der Gewerkschaft. Viele Menschen können ein Raubtierlächeln nicht von einem symphatiegewinnenden Lächeln unterscheiden? 
Schwarzmaler meinte am 21. Apr, 21:07:
Wobei ein gut Teil Schuld bei den Angeführten liegt. Wer mal nach einem Schlagabtausch zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung erlebt hat, wie einfache Mitarbeiter die Argumentation des Managements übernahmen, die Gewerkschaft solle sich konstruktiver verhalten, weiß, sie haben es nicht besser verdient, sie wollen betrogen werden. 
Dicki antwortete am 22. Apr, 21:34:
Solche gibt es auch, habe ich auch kennengelernt. Doch selbst wenn jemand "betrogen werden will", ist das noch lange kein Grund, diesen Menschen zu betrügen; es mindert nicht die Schuld der Betrüger, daß manche Leute es ihnen leicht machen, so sehr wir uns auch über solche Knalltüten ärgern. 
 

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