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Damit man nicht unnötig wartet und darüber alles andere vergißt, muß, wie Hitchcock in seinen eigenen Filmen stets früh auftrat, sogleich das Wort gesprochen werden: Vedi Napoli e poi muori! Da der Goethe unbedingt den Vesuv erkunden und bis an den Krater hinauf gelangen will (und ich mit ihm), bekommt der alte Spruch eine ganz andere, sehr gegenwärtige Bedeutung.

Zuerst wird Goethe jedoch in allerlei Geselligkeit eingebunden. Und so wird man zwischen Natur- und Völkerereignissen hin und wider getrieben. Man wünscht zu denken und fühlt sich dazu zu ungeschickt. Indessen lebt der Lebendige lustig fort, woran wir es denn auch nicht fehlen ließen. Gebildete Personen, der Welt und ihrem Wesen angehörend, aber durch ernstes Geschick gewarnt, zu Betrachtungen aufgelegt. Unbegrenzter Blick über Land, Meer und Himmel, zurückgerufen in die Nähe einer liebenswürdigen jungen Dame, Huldigung anzunehmen gewohnt und geneigt. In der Tat, ich habe hier dasselbe Fragezeichen auf der Stirn wie meine Leser. Aber er verrät einem nichts, der olle Geheimrat!

Dann, Erklimmung des Vesuv, die erste. Wir stiegen über [die erkaltete Lava] an einem erst aufgeworfenen vulkanischen Hügel hinauf, er dampfte aus allen Enden. Der Rauch zog von uns weg, und ich wollte nach dem Krater gehn. Wir waren ungefähr fünfzig Schritte in den Dampf hinein, als er so stark wurde, daß ich kaum meine Schuhe sehen konnte. Das Schnupftuch vorgehalten half nichts, der Führer war mir auch verschwunden, die Tritte auf den ausgeworfenen Lavabröckchen unsicher, ich fand für gut, umzukehren und mir den gewünschten Anblick auf einen heitern Tag und verminderten Rauch zu sparen. Indes weiß ich doch auch, wie schlecht es sich in solcher Atmosphäre Atem holt. Übrigens war der Berg ganz still. Weder Flamme, noch Brausen, noch Steinwurf, wie er doch die ganze Zeit her trieb. Ich habe ihn nun rekognosziert, um ihn förmlich, sobald das Wetter gut werden will, zu belagern. Muß das wirklich sein?

O bella Napoli, du Vielbesungene! Daß kein Neapolitaner von seiner Stadt weichen will, daß ihre Dichter von der Glückseligkeit der hiesigen Lage in gewaltigen Hyperbeln singen, ist ihnen nicht zu verdenken, und wenn auch noch ein paar Vesuve in der Nachbarschaft stünden. Man mag sich hier an Rom gar nicht zurückerinnern; gegen die hiesige freie Lage kommt einem die Hauptstadt der Welt im Tibergrunde wie ein altes, übelplacierters Kloster vor. Den Goethe hat es voll erwischt.
 

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