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War mir gar nicht klar. Stellte sich aber schnell heraus. Weltjugendtag ab Dienstag, Papst ab Donnerstag. Während der Fahrt (am Sonnabend vor zehn Tagen) nach Köln zunächst (Schwester), dann in die Nähe von Gummersbach (Bruder), war von dem Großereignis noch nichts zu spüren, nur paar Witzbolde auf der Autobahn mit Nummernschildern wie ST-IL-2992 oder SU-RF-2003 oder auch GL-AS-4711.

Dienstag dann Kardinal Meisner: "..eröffne ich hiermit den Weltjugendpapst ..." Hübscher Versprecher. Donnerstag, Köln-Wahn. Der Papst landet. Ab seiner Ankunft am Rhein-Anleger war ich live dabei, also vorm Fernseher mein ich. Setzt sich da in sonn improvisierten Thron auf dem Sonnendeck, paar Landestrachtjugendliche aus aller Welt mit Abstand um ihn rum. Tucker tucker zu den Poller Wiesen, wo er dann beflissen begrüßt wird, mit einer Rede, die man durch Austausch weniger Begriffe für jede Führerbegrüßung hätte einsetzen können. Au Mann, dachte ich, das wird alles eine große Peinlichkeit. Zumal sich ja auch Kommentatoren, Werbewirtschaft, Veranstalter und überhaupt ziemlich jeder bemühte, den Papstbesuch auf Wirtschaftsfaktorniveau herabzubanalisieren. "Während der Rheinfahrt war der Strom komplett gesperrt," schrieb der Kölner Anzeiger anderntags; kann nicht sein, sagte meine Schwester, bei ihr funktionierten alle Elektrogeräte (sie wohnt in Köln sehr nah an der Route, die der Katafalk Katamaran Rhein-Energie nahm.

Auf diesem Schiff waren ne ganze Menge Jugendliche, also nicht bloß eine handvoll, und schon gar nicht eine Hand voll. Eine nach dem anderen knicksten und beugten die vorm Heiligen Vater, küßten seine rechte Hand, und hielten kurze Zwiesprache. Benedikt XVI ganz aufmerksam zugehört und ihnen ins Gesicht gesehen, Hand, Arm, Schulter freundlich berührt, ein schönes Bild. Ein junger Mann hat dem Alten sogar die Hand gestreichelt, das fand ich sehr rührend. Der Ratzinger will ja keinen Starrummel ("Beee-nedet-to!" - klapklap - klapklapklapklap), aber über Vertrauen und Zuneigung hat er sich sichtlich gefreut. Schön. Da hatte sich für mich das Live-Geglotze schon gelohnt.

Ehrlich, ich mag den alten Joseph Ratzinger. Obwohl ich bezweifle, daß er in Sachen Kondome usw. noch zur Vernunft kommt. Aber der hat ne Menge anderer Sachen im Gepäck, und mich freut, daß Quirinus hier eine ganz wichtige Passage aus der Predigt auf dem Marienfeld zitiert ("... die wehrlose Macht der Liebe ..."). Außerdem empfinde ich als wohltuend, daß er kein Medienprofi, vielleicht nicht einmal ein geübter Redner ist, wohl aber ein schreibender und denkender Mensch. Soll doch der Köhler Horst seine Zeitgemäßheit durch Kondomempfehlungen in markiger Rede beweisen wollen, er wird ja immer nur ein Grinse-Kasper bleiben. Mir geht die ganze Aufregung am Arsch vorbei. Der alte Mann in Rom wird sich noch manches Mal irren, aber er ist ein Mensch, der lebt und liebt. Basta.
 

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