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Politiker aller Couleur äußern Empörung und Abscheu über den Hackerangriff auf deutsche Regierungscomputer. Die Volksrepublik China soll mithilfe eines sogenannten Trojaners versucht haben, hochsensible Regierungsdaten auszuspionieren. Die Empörung eint uns; wir kennen keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche. Und hier ein Foto vom Tatort:

trojan


Gestern nach Feierabend wie gewohnt einkaufen, wie gewohnt beim Supermarkt um die Ecke (um eine ganze Reihe von Ecken, eigentlich), und wie gewohnt von dem Zeugs, das ich dort immer kaufe, wie gewohnt in der Schlange auf die Kasse zurückend, das gewohnte Fiepen des Scanner, das Klappern der Kasse - und dann sagte der Kassierer aus heiterem Himmel: "sechs Euro sechsundsechzig."

kassenbon

"Da haben Sie doch irgendwie dran gedreht, "sagte ich sofort. I wo, nö, er doch nicht. Na, dachte ich, das zahle ich dir mit gleicher Münze heim. Tief ins Portemonnaie geschaut und ihm dann bis zum letzten Cent den Betrag passend in die Hand gezählt. Hinter mir bekreuzigten sich die Leute wimmernd, aber am Ende der Reihe stand so ein Rauschebart im Burnus, die Augen funkelten böse, sein Gesicht glänzte von Häme ...

So oder ähnlich wird die unlängst beschlossene Fortsetzung der "Du bist Deutschland"-Kampagne uns zurufen - und mit Recht. Seit der Anhebung der Mehrwertsteuer auf 19% steigt der Konsumklimaindex Monat für Monat, und das ist toll. Ärgerlich hingegen ist, daß die Konsumenten störrisch behaupten, weil sie nichts im Portemonnaie hätten, bräuchten sie auch nicht vermehrt konsumieren, wodurch sie dem Einzelhandel Monat für Monat ein Minus von bis zu einem Prozent gegenüber dem Vorjahr verursachen. Das ist fast schon kriminell. Dieses verbohrte Volk! es ist so rückständig. Widersetzt sich den segensreichen Privatisierungen - die neuen Teilhaber der Deutschen Bahn haben ein Plus von rund 70 Milliarden Euro zu erwarten -, beharrt auf dem unbezahlbaren Sozialstaat, verlangt Streichung von Subventionen bei der Wirtschaft und nicht bei sozialen Leistungen: ja, Deutschland ist wahrlich geschlagen mit diesem Volk, das auf einer Wirklichkeit beharrt, die doch längst von der Propaganda überholt ist. Und dann läuft es womöglich noch dem Rechtspopulisten Lafontaine hinterher!

Wollte man früher das Akkordschema seiner Lieblingssongs bekommen, mußte man die Platten wieder und wieder abhören, um die richtigen Akkorde herauszufummeln. Die Songbooks nahmen einem dann die Mühe ab, kosteten aber eine Stange Geld, waren nicht immer zuverlässig und enthielten auch nicht alle Songs, die einen interessierten. Heute gibt es die computergestützte Audio-Analyse, und binnen weniger Sekunden steht ein blitzsauberes Akkordgerüst auf dem Bildschirm. Mehr noch: speist man einige Dutzend typische Lieder eines bestimmten Genres ein, findet das Programm Zounds (einziges Manko: es wird nur das WAFF-Format verarbeitet) die für die gewählte Art Musik typischen Gemeinsamkeiten. Dazu ein paar Beispiele.

The Kinks führten 1964 mit You really got me die Akkorde G A G A erfolgreich ein, die dann so penetrant nachgespielt wurden, daß bereits ein Jahr später The Who sich den Spaß erlaubten, die Folge umzukehren (also A G A G). In einer Übungssession schoben sie das Riff die Tonleiter hinauf und so entstand "My Generation". Queen (Sänger Freddy Mercury wollte ursprünglich Musikhistoriker werden) thematisierten diese Zeit in einem ihrer bekanntesten Songs ("Radio Gaga"). Und was findet Zounds über die ewiglangen Ausblendungen der Hippiemusik heraus? Sie verwenden besonders häufig F A D E, was bekanntlich nur schwer in einen logisch klingenden Schluß überführt werden kann.

Solche Ergebnisse überzeugen und machen Appetit auf mehr. Also hinein mit den WAFF-Dateien und heraus mit der Analyse. Surf music? B E A C H. Chansons? C A F E. Früher deutscher Punk? B A E H. Death Metal? H A D Es. - Ein überaus nützliches Programm, wie man sieht, und eines, das in keinem musikinteressierten Haushalt fehlen sollte.

Frau S. schob ihren Einkaufswagen unkonzentriert durch Obst und Gemüse, durch Konserven, Haushaltsgerät und Zeitschriften, kehrte noch einmal zur Fleischtheke um, eilte an Milch, Eiern, Quark, Joghurt und Aufschnitt vorüber und näherte sich an den Kosmetika entlang der Kasse, nicht ohne hier und da ein paar Artikel von den Regalen in ihren Wagen zu laden, ein Pfund Rinderhack entgegenzunehmen und vor allem ihren Redestrom in das kleine Mobiltelefon nicht einen Augenblick unterbrechend, als sie mit Frau B. zusammenprallte bzw. ihr Einkauswagen mit dem von Frau B.. Gerade hatte sie gesagt: " ... und dann habe ich noch den Termin beim Friseur und ... " als der Aufprall ihr das Handy aus der Hand riß, wie auch Frau B. - ebenfalls rege sprechend - ihr Handy verlor. Die beiden Frauen sahen sich erst verdutzt, dann ärgerlich, dann lachend an, hoben ihre davongeflogenen Geräte auf und setzten ihre Gespräche fort. "Ich komm dann so um sieben", sagte Frau S, "jetzt mach ich Schluß, da steht Laetitia. Huhu, Laetitia!" Sie knipste das Gerät aus.

Als sie den Supermarkt verließ, fiel ihr ein, daß sie ihren Freund vergessen hatte zu erinnern, ihre Schwester vom Bahnhof abzuholen. Eilig drückte sie auf Wahlwiederholung und brachte nach dem "Ja?!" schnell ihr Anliegen vor. Dann stellte sich allerdings heraus, daß ihr Freund von keiner Schwester wußte, ja, daß es nicht einmal ihr Freund war. Offenbar hatten Frau B. und Frau S. ihre Handys vertauscht, ohne es zu merken. Und vielleicht hatten es auch ihre beiden Freunde nicht gemerkt.

Wir haben uns daran gewöhnt, daß mit Skistöcken bewehrte Frauen (viele) und Männer (nicht so viele) Freizeitparks und Naherholungsgebiete durchwalken, doch immer häufiger müssen wir sehen, daß Stöcke im Straßengraben liegen, Stöcke aus Abfallbehältern ragen, Stöcke im Unterholz dahingammeln. Offenbar verlassen in zunehmendem Maße Teilnehmer von Nordic Walking-Kursen Hals über Kopf diese Veranstaltungen. Gleichzeitig herrscht bei Vereinen und freiberuflichen Sportlehrern unvermindert Nachfrage: Deutschland, so möchte man meinen, wird erst wieder zur Ruhe kommen, wenn jeder Bürger Nordic Walking erlernt hat.

Hier konnte der Deutsche Sportbund (DSB) nicht länger untätig sein und hat nun beschlossen, daß vor dem Belegen einer Nordic Walking-Ausbildung ein Befähigungsnachweis erbracht werden muß, und zwar in Form einer dreiteiligen Prüfung. Für 50 Euro Startgebühr kann jeder geschäftsfähige Deutsche diese Prüfung absolvieren (über Ermäßigungen für Schüler, Studenten und Schwerbehinderte wird noch beraten). Die Teilprüfungen heißen Taillentest, Keulentest und Kältetest. Wer einen Test nicht besteht, darf sich gleich nach Hause verabschieden. Für die Übrigen gilt: nur wer zu jener Gruppenhälfte mit den besseren Testwerten gehört, darf auch Nordic Walken.

Zur Veranschaulichung der Teilprüfungen im Folgenden ein paar Schnappschüsse von der Pilotveranstaltung im Landkreis Oberhammelwarden.

Erste Teilprüfung: Taillentest
Die Kandidaten müssen eine Stunde lang, mit dem Rücken auf der Erde liegend, ihre Beine in der Luft umherschlenkern. Erfindungsreichtum in den Bewegungen wird bewertet.

tailletest

Zweite Teilprüfung: Keulentest
Die Kandidaten müssen 15 Minuten lang mit einer Keule in jeder Hand ihre Arme ausgestreckt vor sich halten. Hierbei muß die vorgeschriebene Haltung exakt ausgeführt werden.

keuletest

Dritte Teilprüfung: Kältetest
Die Teilnehmer müssen bei Temperaturen von max. 10 Grad Celsius zehn Minuten unbekleidet leichte Gymnastik darbieten. Hier sind Harmonie und Rhythmus gefordert.

kaeltetest

Wie man sieht, ist die Prüfung ausgesprochen selektiv. Damit aber jeder Bürger doch noch zu seinem Nordic Walken kommt, bieten Vereine und Kommunen Vorbereitungskurse an, in denen man sich für die Prüfung fit machen kann. Und dann heißt es bald landauf, landab: Heute schon gewalkt?


von 1967 finde ich unter "5) Andere Tonleitersysteme":
"a) Die Zigeunertonleiter"
"b) Die Negertonleiter"
Wunderbar, denke ich, da hört man geradezu, was gemeint ist. Aber - Politisch korrekt ist das mal eben nicht, denke ich. Wie müßte man also sagen - Romatonleiter? Dann werden einem die Sinti womöglich was husten. Sintitonleiter? Die Roma wären nicht gut auf einen zu sprechen, vermute ich. Und was ist mit Afrikanertonleiter? Aber die Afrikaner haben doch den Blues und Jazz nicht erfunden! Also Afroamerikanertonleiter? Puh! Dass' jetz echt too much. Sollen sich die politisch Korrekten den Kopf darüber zerbrechen ...

Jetzt geht das weiter mit den vier Kliniken und der Dachgesellschaft "Gesundheit Nord": das Gesundheitsressort hatte ein Konzept zur Zukunft der kommunalen Kliniken in Auftrag gegeben - sinnigerweise bei einem ehemaligen Stahlmanager - und der Konzeptionär spricht nun - nun, lassen wir ihn selbst sprechen: "Es müssen rund 400 Millionen Euro dargestellt werden." Eine Kleinigkeit eigentlich und ich hätte auch sofort ein paar Vorschläge parat, wie diese 400 Millionen Euro dargestellt werden könnten. Doch der Herr scheint etwas Anderes zu meinen als er sagt.

Was meint er, wenn er dies sagt: "Die Privatisierungsgegner beschleunigen durch ihr Verhalten die Privatisierung." Oder - zum Thema Outsourcing (Reinigung, Küche): er sei kein Anhänger solcher Auslagerungen, aber sie seien anderswo längst an der Tagesordnung - "und wir können dies nicht verhindern." Nicht verhindern, daß sie anderswo auf der Tagesordnung stehen? Oder daß sie in diesem Falle durchgeführt werden? Wer ist "wir" - diejenigen, die solche Entscheidungen treffen (obwohl sie, wie es das Wesen von Entscheidungen ist, auch andersgerichtete Entscheidungen erwägen könnten)?

Dieser Herr bringt dann noch einen Personalbinnenmarkt ins Spiel - werden da Pfleger und Schwestern verhökert? Wie auch immer, die Reformen müssen selbstverständlich schnell angepackt werden. "Wenn alles so weitergeht, kommt die Privatisierung schneller als sich einige das vorstellen." Ja wie, ist die Privatisierung denn nicht längst an der Tagesordnung und beschlossene Sache?

Ich stelle mir allerdings ein Gesundheitswesen vor, daß zum Wohle aller Bürger über Kassenbeiträge und Steuergelder finanziert wird und nicht dem Wirtschaftlichkeitsprinzip unterworfen ist. Wenn dies politisch gewollt würde, könnten die notwendigen Schritte eingeleitet werden, um dahin zurückzugelangen. Sonst kommt tatsächlich die Privatisierung schneller, als mancher glaubt - weil sie der eigentliche Sinn und Zweck des ganzen Traras ist. Und für arme Menschen heißt es dann: "Wir müssen leider draußen bleiben."

Gleich leg ich mal Dead Kennedys auf: "Kill the poor". Da gibt's kein Wischi-Waschi und kein Sprachgehunze, die sind konsequent.

Oh diese Übersetzer! Nur in ihren Kreisen, genauer gesagt im Kreis der Übersetzer von Romanen aus dem Amerikanischen ist ein Ausdruck wie gebuttert bekannt. Gebuttertes Popcorn. "Schatz, machst du mir eine gebutterte Stulle?" So mögen sie reden, wenn sie unter sich sind.

Und was ist das: salzgetriebenes Brot? Was sich mir dazu als Vorstellung aufdrängt, ist so absurd, daß ich es nicht hinzuschreiben wage. Heißt es im Original vielleicht salt-driven bread? Oder gar, da mir die propellergetriebenen Granaten des Irakkrieges einfallen, salt-propelled bread? Das hält man doch im Kopf nicht aus! Geschweige denn im Magen.

 

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