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zickezacke

Heute mußte ich die Verwaltung eines Bildungsinstituts aufsuchen, um den Anforderungen einer ausufernden Bürokratie genüge zu tun. Und obwohl sich die Beteiligten dabei meistens als Menschen begegnen und gelegentlich auch die Köpfe angesichts des Irrsinns schütteln, wir spielen doch immer nach den Regeln kranker, also realitätsfremder Hirne. Das ist die Moderne, und es wird noch toller kommen, laßt die Bertelsmänner nur machen. Doch das ist gar nicht mein Thema.

Im vierten Stock wartete ich auf den Lift. Rumpeln, Pumpeln, die Kabine erscheint hinter der Scheibe der Tür, diese öffnet sich: heraus tritt eine attraktive Frau Anfang vierzig, die mir in die Augen sieht und gedehnt und etwas somnambul "Hel-lo" sagt. Ähnliches passiert mir in letzter Zeit des Öfteren, und wenn ich es nicht besser wüßte, müßte ich annehmen, daß ich zu einem Frauentyp geworden bin. Das ist natürlich Kokolores, und so sagte ich staubtrocken - und freundlich - "Guten Tag", betrat die Kabine, und dachte, während die Aufzugtür zuglitt: "Holla, die Waldfee!", verwundert, aber auch gebauchpinselt.

Solche, ins Absurde gehende Erlebnisse machen mir gute Laune. Vorige Woche erst las ich im Fenster einer Kneipe: "3 Jahre Brati" und: "Sie ist die Königin der Neustadt". Das muß man nicht verstehen, man darf auch gar nicht drüber nachdenken. Wer sich freuen kann, soll es unbedingt tun.

Und zwar nach Bremen-Nord. Weshalb? Dazu die hiesige Zeitung: "Zahlteiche Buden und eine Eislauffläche locken den gesamten Advent nach Bremen-Nord."

scheint mir diese Überschrift bei SpOn: Merkel nennt Haines-Enthauptung menschenverachtend. Da wird unserer teuren Angela eine Banalität angedichtet, die - die - jetzt fehlen mir doch tatsächlich die Worte.

Vor ein paar Jahren träumte ich, mit einer wunderschönen Frau in einem Restaurant zu sitzen. Sie ging sich die Nase pudern, und beim Aufstehen und darauffolgenden Hinsetzen bot sich mir ein interessanter Einblick in ihr Dekolleté. "Sie sind beinahe formvollendet", entfuhr mir und ich erinnerte mich an die einzige Geschichte von Johann König, bei der ich laut hatte lachen müssen. Also begann ich zu erzählen. Offenbar mit etwas kräftiger Stimme, denn die anderen Gäste wandten uns die Köpfe zu und versammelten sich allmählich um unseren Tisch.

"A propos Nacktschnecken," sagte ich, "ich habe mal eine Frau kennengelernt...", eine Stelle, an der Johann König stets einen kräftigen Lacher erntete, doch sahen die Gäste eher finster drein, also fuhr ich aus Verlegenheit mit größerer Lautstärke fort. "Sie wollte sich Liebe und Treue bzw. die entsprechenden japanischen Schriftzeichen auf ihre Brüste tätowieren lassen." Die Leute drängten näher. "Der Tätowateur, oder Tätowator, kannte sich aber mit japanischen Schriftzeichen nicht aus und schrieb kurzerhand Salz und Pfeffer auf ihre Brüste."

Eiserne Männerhände umklammerten mich, die Frauen entblößten ihren Busen, Salz und Pfeffer waren die ersten, die mir um die Ohren gehauen wurden, gefolgt von Majoran, Basilikum, Dill, Oregano, Zimt, Koriander, Muskatnuss und vielen anderen. Ich sah schon die Schlagzeilen vor mir: "Busen-Attacke - Koma" und "Die Mörder-Brüste von Bremen." Irgendwie schaffte ich es, aus dem Traum zu erwachen. Nie wieder, schwor ich mir, nie wieder. Oder falls doch: niemals fremde Witze. Für meine eigenen würde ich notfalls sterben.

Manche Menschen haben Pech, die heißen Puvogel. Oder Ficke. Oder Kackebart. Andere haben noch mehr Pech, beispielsweise Traute Butterblum, als sie sich unsterblich in Emil Bollermann verliebte. Heute lebt sie in einer Neubausiedlung auf dem Lande, zusammen mit ihrem Emil, seinem Auto, seinem Hund und zwei entzückenden Bollermännchen.

können, wurde mir klar, als ich auf der anderen Straßenseite ein Ankündigungsplakat an einem Bauzaun sah: "Die Da-Vinci-Ausstellung", dazu Termine und was sonst so auf diesen Dingern steht. Hinter dem Zaun ein einsamer Bagger neben einer verwaisten Baugrube.

Satellitenbilder beweisen, daß Russland alle verfügbaren Windmaschinen an die Westgrenze geschafft und eingeschaltet hat. Der stete Ostwind treibt Regen, Hagel und Gewitter gegen das freie Westeuropoa. Zynischer Kommentar aus dem Kreml: das sei Aprilwetter. Wann greifen Merkel, Steinmeier und die Premium-Medien endlich zu den Waffen?!

Wenn du heute mit Leuten über Fernsehserien von damals redest, egal welche, "Bonanza" oder "Invasion von der Wega" oder "Immer wenn er Pillen nahm", immer sagt irgendwer: "Hab ich auf DVD, kann ich dir leihen", so ganz Besitzerstolz.

Einzig für "Mit Schirm, Charme und Melone" habe ich mal selbst Geld ausgegeben. Alles andere kann ich mir leihen, zum Beispiel "Großstadtrevier". Ein paar Folgen hatte ich mir damals angesehen, wegen der hübschen Polizistin. Kaum ausgesprochen, rief schon einer: "Hab ich auf DVD, kann ich dir leihen." Ein anderer seufzte: "Mareike Carriere", der hatte sich aus demselben Grund die Serie reingetan wie ich. Die hübsche Polizistin, lassen wir es dabei, dann erspare ich mir 2 Mb lästern.

Von Wikipedia ist zu erfahren, daß Mareike Carriere nicht nur bei Film und Fernsehen eine ansehnliche Karriere hingelegt hat, sondern die Pariser Sorbonne als vollwertige Dolmetscherin verließ. Kein Scheiß, Alter! Und später hat sie noch mehr studiert und arbeitet inzwischen auch als Atmungs- und Veränderungscoach. "Guten Tag Frau Carriere, ich heiße Dicki und möchte mich verändern." - "Wer möchten Sie denn sein, Jan Fedder? Oder Arthur Brauss?" - "Oder so." - "Vielleicht sollten Sie erstmal an Ihrer Atmung arbeiten."

Aber Insiderwitz beiseite. "Großstadtrevier" will uns die alltägliche Polizeiarbeit nahebringen, wogegen ich nichts habe, ich finde das sogar interessant. Uninteressant sind leider die Drehbücher. Über dem Bemühen, bestimmte Situationen exemplarisch abzuhandeln, wurde leider die Authenzität der Personen vergessen, so daß das Geschehen oft konstruiert wirkt und das Verhalten nicht folgerichtig ist; als Milieustudie taugen die Folgen nicht.

Und dann dieser gußeiserne Humor. Da guckt man besser "Adelheid und ihre Mörder" - schon der Name Müller-Graf-Kleditzsch ist gold! - und amüsiert sich. "Großstadtrevier" könnte auch "Ohne Witz, Charme und Kanone" heißen. Dabei fällt mir ein: anfangs der 70er, oder waren das späte 60er, gab es "Mit Tennisschläger und Kanonen." - "Hab ich auf DVD, kann ich dir leihen." Also, was man sich alles ansehen muß!

Ich geh gern in den Supermarkt
denn da gibts super Sachen
doch find ich es am supersten
wenn Angebote lachen

Preisnachlass und Treuepunkte
gibt es alle Tage
wo bleibt das Besondere
das ist hier die Frage

Sonderangebo-hoot!
Sonderangebo-hoot!

Shampoo, Eier, Klopapier
und Kaffee im Transfair
Bio-Präser, Kuscheltier
wild suche ich umher

Auf dem Schild steht dick und fett:
Sonderangebot
nur solang der Vorrat reicht
es glänzt zinnoberrot

Sonderangebo-hoot!
Sonderangebo-hoot!

Was es ist, das ist nicht wichtig
wie es aussieht null und nichtig
Denn der Punkt, und nur das zählt
ist: beim Einkauf spar ich Geld

Sonderangebo-hoot!
Sonderangebo-hoot!

Immer wieder werde ich aufgefordert, doch mal über dies und das und auch jenes zu schreiben. Neulich fand jemand die Zusammenstellung von Gurkenmaske, Bierdeckel und Funkmaat eines Dicki würdig. "Schreib doch selbst," sagte ich, "ist doch deine Idee." Denkste. - "Aber bei dir ist das immer so komisch!" - "Dann frag doch Herrn Twiggs, der kann das auch, ist aber jünger." - "Das ist dann aber nicht der wahre Dicki!"

Da gehen mir immer die Argumente aus und ich frage mich, weshalb ich überhaupt solch irrwitzige Diskussionen zulasse. Wer nicht selbst schreiben kann, soll die Schnauze halten und dankbar sein für alles, was er zu lesen bekommt. Wenn ich richtig ins Schäumen geraten bin, stelle ich mir knallharte Diskriminierung vor, und zwar als eine Tyrannei der Schreibenden über die Lesenden, oder, auf den Punkt gebracht: der Künstler über die Konsumenten.

Dann bebe ich vor Bitterkeit, doch plötzlich öffnet sich die Wundertüte des Lebens und beschenkt mich mit einem Erlebnis, das mich milde stimmt und auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben verweist. Zum Beispiel heute morgen:

Im Halbschlaf hörte ich Geräusche. Da redete doch jemand? Versuchsweise hob ich die Augenlider ein wenig an, es dunkelte noch. Wo kam denn nur das Reden her - es klang entfernt und doch nah. Wie Radio aus headphones, die man nicht aufgesetzt hat. Oder wie Handygebrabbel. - Einbrecher?! Vom Halbschlaf stürzte ich in den Wachzustand. Einbrecher mit annem mobile phone kann doch aber irgendwie nicht sein.

Mein Laptop! Den hatte ich über Nacht nicht ausgeschaltet und nun lief da vermutlich irgendein Programm. Oder nee. Was sagte die Stimme denn eigentlich. Ich lauschte. Lauschte auf vertraut klingende Worte, konnte aber nichts verstehen.

Dann wußte ich es: eine Amsel auf dem Balkon. Die ihr Lied nicht hinausschmettert, sondern verhalten singt. Ich sank zurück in die Kissen, hörte ihr zu und schlief beruhigt ein.

 

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