1968
aus aller Welt
ballaballa
Beobachtungen in der Natur
charmsing
deutsche kenneweiss
Dicki TV
Dickimerone
Dickis Reisen
die kleine Anekdote
dirty old town
Empfehlung
Erwins Welt
Eugen
in eigener Sache
Java
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 

zickezacke

inklusive der Dänen - da nehme ich es mal nicht so genau - scheinen hübsch altmodische Völkchen zu sein. Die arbeitende Bevölkerung ist gut versichert und stürzt nicht gleich in Armut und Hoffnungslosigkeit, wenn es mal Entlassungen gibt - obwohl das doch gar nicht mehr bezahlbar ist -, es wird immer noch Vollbeschäftigung angestrebt - obwohl es die doch gar nicht mehr geben kann -, und überhaupt lebt man dort zusammen und sorgt füreinander - obwohl dadurch die Wirtschaft nie auf einen grünen Zweig kommen kann. Und trotzdem kriegen die das alles finanziert. Ob Solidarität vielleicht doch eine Frage des (politischen) Willens ist und nicht des - angeblich - leeren Portemonnaies? Obendrein haben sie auch noch Demokratie und Freiheit, da kommt man schon ins Grübeln.

Der SpOn-Chefredakteur Malzahn, so ein richtig Linker, von der alternativen taz zum neoliberalen Spiegel langmarschiert, schreibt hier, daß der Irak zwar aus den falschen Gründen von den USA angegriffen und besetzt wurde, aber da die Truppen nun schon einmal da sind ... und die Demokratie zaghaft keimt (auch wenn man Wähler mit dem Versprechen auf Extrarationen an die Urnen locken mußte) ... sollten die da nicht noch ein wenig länger bleiben, wäre das nicht besser? Und überhaupt, der Hitler wurde ja auch nicht mit Sitzblockaden vor dem Führerhauptquartier besiegt (aber von verblendeten Redakteuren bis zuletzt gestützt).

Das sind so diese Gegenwartslügen. Hussein gleich Hitler? Malzahn sagt selbst, daß es keine Massenvernichtungswaffen gab, und das heißt: kein Programm zum Bau von Atombomben, keine biologischen und chemischen Waffen (es sei denn Altbestände von Lieferungen made in USA). Dazu die genaue und aggressive Luftraumüberwachung, dazu Satellitenaufklärung: unter solchen Umständen ist ein Überfall auf Nachbarstaaten schlecht möglich. Wo also war da eine Bedrohung für die Welt? Ah, der Hussein hat sein Volk benutzt, manipuliert und unterdrückt. Da mußte man von außen eingreifen, scheiß auf das Völkerrecht!

Deshalb meine Bitte an die Skandinavier inklusive der Dänen: fallt bei uns ein, besetzt uns und verhaftet die Regierungen und ihre Helfer. In all diesen neoliberal verseuchten Staaten! Helft uns, endlich wieder menschliche Zustände in diesem Land und in den anderen Ländern zu schaffen. Und vergeßt nicht, dem Malzahn einen schönen Schauprozeß zu machen. Befreit uns von den Benutzern, Manipulierern und Unterdrückern!

Falls ihr euch nicht traut, weil ihr das Völkerrecht nicht verletzen wollt, oder weil ihr meint, eure Armeen seien nicht stark genug, dann schickt uns doch wenigstens Hilfspakete. Oh, by the way: Es gibt da so einen zauberhaften Ziegenkäse aus Hardanger ...

Das Wort "sparen" kann ich nicht mehr hören, obwohl es eine feine Sache ist, wenn man es ernst nimmt. Tönt jedoch heute aus offiziellem Munde "Sparen!", dann greife ich instinktiv zum Portemonnaie und sehe nach, ob noch alles drin ist. Denn "Sparen!" ist nur eine Chiffre für "Nehmt den Bürgern soviel wie möglich ab und stopft es in die Wirtschaft!" - auch als Hundt'scher Imperativ bekannt.

Aber wie wäre es damit: alle Noch- und Nichtmehr-Parlamentarier, -Minister, -Senatoren und -Staatssekretäre, die einen (Neben)Erwerb haben (der trotz "neben" eben doch ihr Wirken definiert), verlieren sämtliche Einkünfte aus der Staatskasse inklusive Pensionsansprüche; sie werden auch sogleich aus ihren Ämtern entfernt. Überhaupt genügt es völlig, wenn je ein Vertreter jeder Partei mit den anderen zusammenhockt (und ob sie die NPD dabeihaben wollen, können sie dann selbst entscheiden). Wer das Geschwätz unbedingt miterleben will, muß 50 Euro Eintritt zahlen.

Fähige Betriebswirte lassen wir aus Indien einfliegen, denn die kosten maximal 110.000 Euro jährlich und keine 11.000.000. Unsere einheimischen Manager können ein anständiges Leben ohne Arbeit von 345 Euro monatlich führen; die Miete wird bei angemessenem Wohnraum aus Steuermitteln bezahlt. Wer aus dieser Gruppe der Meinung ist, das sei zuviel, bekommt weniger, da wollen wir großzügig sein und individuelle Wünsche berücksichtigen.

So macht Sparen Spaß, so hat Sparen wieder einen Sinn.

Jetzt liegen die Fakten auf dem Tisch: ein Sprecher von Beck&Co enthüllte gestern der Öffentlichkeit, welchen unerhörten Luxus sich die Brauereipferde dreist erschlichen haben. Der Unterhalt des Pferdefuhrparks verursacht demnach dem Unternehmen Unterhaltskosten "im hoch sechstelligen Bereich". Das klingt zwar ein wenig wie "hundert Millionen tausend", aber man kann die Empörung vollkommen begreifen, wenn man sich das ganze Ausmaß der Sonderleistungen vor Augen führt.

Zuggeschirre aus feinstem, ziselierten Leder, eine eigene Waschanlage, Haferrationen auf Schritt und Tritt, Stallräume, die selbst Spitzenmanager vor Neid erblassen lassen, dauerndes Striegeln und vieles mehr hatten sich die sechs Oldenburger Rappen und der Anführer der Bande, Ziegenbock "Butscher Willi", in ihren Verträgen ausbedungen. Und das in einer Zeit, wo es nun wirklich nichts, aber auch gar nichts mehr zu verteilen gibt.

Da heißt es hart durchgreifen, denn solche Auswüchse muß man entschlossen kappen. Also Entlassung dieser unverschämten Kreaturen, Umzug in angemessenen Wohnraum, Waschen in der Weser, Striegeln nur noch gegen Entgelt, strenge Einteilung der Haferrationen und Peitsche statt Zuggeschirr. Diesen Kostenverursachern "im hoch sechsstelligen Bereich" muß endlich mal gezeigt werden, wo der Pfeffer wächst, sonst sind bald Hopfen und Malz verloren.

gegen die Menschheit ist keine Filmfabel, wenn diese Meldung stimmt. Kann uns aber nicht erschrecken, denn seit "Terminator" kennen wir die Lösung: einfach Arnold "Conan, the robot" Schwarzenegger unschädlich machen.

Wenn ein Investor ein neues Großprojekt plant, hat er meist schon seine Freunde mobilisiert, damit sie ihn unterstützen. Um was geht es? Um mal ganz etwas anderes, ein neues Einkaufszentrum. Und weil das am Flughafen angesiedelt sein soll, wird es die Form eines Flügels haben. Natürlich sträuben sich die Einzelhändler aus den benachbarten Stadtteilen gegen diese Konkurrenz, nur die Einkaufszentren strahlen Gelassenheit aus. Der Investor wird die Hilfe seiner Freunde brauchen, zumal er das Projekt auch nicht alleine finanzieren kann und will. Wo genau die erforderlichen 250 Millionen herkommen könnten, wird uns verschwiegen und lediglich die Einladung an vermögende Bürger ausgesprochen, sich an den Kosten zu beteiligen, da dies Projekt ein lohnendes Vorhaben sei (100 Millionen sollen auf diese Weise zusammenkommen).

Zur Untermauerung schwenkt der Investor gleich ein Gutachten, daß seinem Bau 6.700 Kunden täglich in Aussicht stellt und zu besonderen Anlässen gar 20.000. Das nenne ich Prophetie; der Amerikaner würde sagen "think big". Ich will hier auch gar nicht lästern, sonderm dem schönen Plan Erfolg wünschen. Dieser Wunsch scheint dringend geraten: das neue Einkaufszentrum wird den Namen "Ikarus" bekommen. Freunde des Horrorfilms wird auch der Name des Investors nachdenklich stimmen: Fred Krüger. Doch er versichert uns, auf baldige Beschlüsse drängend: "Die Entscheidung sollte schnell kommen, ich will das ja nicht für mich machen." - Das hat mich überzeugt.

Auch die Seelen der Widerstandskämpfer ruhen nicht und manifestieren sich im Angebot der CDU/CSU, gemeinsam mit den anderen demokratischen Parteien (ob die PDS mitdarf?) am 8. Mai in Berlin gegen die NPD zu demonstrieren. Ich sage: besser spät, als nie. Lieber 60 Jahre nach dem Untergang des III. Reiches mit großem Trara der wenigbedeutenden Irgendwienachfolgepartei der NSDAP zu umfassender Aufmerksamkeit verhelfen, als sie weiter im eigenen Saft schmoren lassen.

So werden denn wohl die Parteivorsitzenden den Aufstand der Anständigen anführen, falls sie es nicht vorziehen, dem antifaschistischen Aufmarsch von einer Ehrentribüne aus zuzuwinken. In den ersten Reihen - im Blickfeld der Kameras - werden sich dann die Nebenverdienstler und Beratervertragsinhaber drängeln und Transparente mit Aufschriften wie: "Nie wieder Faschismus - nie wieder Unterdrückung der Wirtschaft" oder "Freie Bahn dem Tüchtigen" tragen. Das kann man nur unterstützen.

Demonstrationsfreiheit für die Anständigen! Nieder mit der NPD-Diktatur!

Die moderne Welt ist ein großartiger Ort, das muß einfach mal gesagt werden. Taucht da ein neuer Hitler auf, findet sich gleich eine Koalition der Willies, die ihm - aller völkerrechtlichen Hindernisse zum Trotz - das Handwerk legt. Das macht uns modernen Menschen so leicht keiner nach.

Im Nachkriegsdeutschland hielten sich hartnäckig Gerüchte, dieser hysterische Mann mit seinem komischen Bärtchen sei gar nicht tot, sondern in einem U-Boot nach Südamerika geflohen. Dort traf er dann den Alten vom Berge, der vorübergehend auf dem Popocatepetl residierte und Hitlers Seele in übertragbares Protoplasma verwandelte. Und schwupps! inkarnierte er in Slobodan Milosevic, und hupps! steckte er in Saddam Hussein. Oh je, die Führer der freien Welt brauchen einen starken Zauber, damit sie nicht plötzlich auch von diesem Bösen besessen werden.

Wer hat da eben "zu spät" gesagt? Das gibt Ärger!

Eben erreicht mich ein offener Brief und ich frage mich, weshalb gerade ich? Aber wenn einem ein 1,75-Euro-Job in Aussicht gestellt wird, erweist man solchem Wohltäter schon mal einen Gefallen, so wie ich jetzt, indem ich den offenen Brief ungekürzt und vollinhaltlich abdrucke:

Nein, nein, nein,

Herr Semmelmann, da muß ich Ihnen auf das energischste - äh, äh - widersprechen, nicht wahr, und ich sage es in aller Offenheit: der Schröder ist Schuld an der NPD. Wer hat denn mit halbherzigen - ja, sicher, gutgemeinten - aber eben nicht hinlänglich ausreichenden - warten Sie, ich habe hier ein paar Zahlen. Da sind sich übrigens auch die Experten einig. Man muß jetzt endlich etwas für die Wirtschaft tun; diese staatlich gelenkte Faulheitssubventionen belasten unseren Wohlstand und gefährden - im Übrigen habe ich das schon vor Jahren immer wieder gesagt, äh, äh, und deshalb schlage ich ein Sofortprogramm vor, damit es endlich wieder aufwärts geht mit diesem großartigen Land, äh, dieser großartigen Wirtschaft.

1) Wir brauchen ein Klima der Ermutigung für die Macher, für die Aktiven. Ab sofort sind Einkommen über 50.000 Euro per anus per annum steuerfrei, die Steuersätze der anderen werden verdoppelt, um sie zu mehr Leistung zu motivieren.
2) Wir brauchen mehr Eigenverantwortung. Die staatliche Zwangssozialversicherung ist kontraproduktiv und wird aufgelöst. Jeder Bürger kann sich selbst gegen die Risiken Arbeitslosigkeit, Krankheit und Alter versichern, wenn er dies für nötig hält. Damit erhält die Wirtschaft einen zusätzlichen Schub.
3) Wir brauchen Investitionsanreize. Jedes Unternehmen, daß innerhalb der nächsten 10 Jahre die Schaffung neuer Arbeitsplätze plant, soll aus den Mitteln der Nürnberger Anstalt eine Million Euro pro angekündigtem Arbeitsplatz erhalten. Damit ist gewährleistet, daß die noch vorhandenen Gelder sinnvoll genutzt werden.

In den letzten Wochen haben sich bei mir die Briefe besorgter Fachleute aus den Unternehmen gehäuft, die alle sagten, so geht es nicht weiter, wir brauchen mehr, mehr, mehr. Und nur so kann das gehen, das sage ich hier ganz offen, und nur so wird die Gemeinschaft der Demokraten den Sumpf NPD trocken legen. Nur so kann heute eine verantwortliche Politik in unserem liberalen Gemeinwesen funktionieren, und das erwarten und verstehen die Bürger auch.

gez.
Edhundt Stäuber

Für mich klingt das auch nicht viel anders als der Schmus von den Roten, Grünen und Gelben. Aber daß der Stäuber den Semmelmann liest? Alle Achtung, man sollte wirklich niemanden unterschätzen.

Weil heute der Bremer Literaturpreis verliehen wurde, standen in meiner Zeitung lobende Besprechungen der zwei ausgezeichneten Bücher. Zwischen den Zeilen las ich heraus, daß beide Bücher keineswegs ausgezeichnet sind, und widmete mich gedanklich dem Preis. Also, dem Ladenpreis.

Das eine Buch hat 389 Seiten und kostet 22 Euro, für das andere werden bei 319 Seiten 19,90 Euro verlangt. Aha, Differenz 70 Seiten bzw. 2,10 Euro. Nanu. Da müßte der Preis doch 11 bzw. 9 Euro betragen? Dann kam ich darauf, daß es nicht allein die Seitenzahl ist. So ein Buch hat einen gehörigen Anteil Fixkosten, der schon allein durch das Herstellen von zwei Buchdeckeln und ein paar Seiten Vorsatzpapier fällig wird. Ist doch logisch, sagte ich mir, und vermied es knapp, mir mit der flachen Hand vor die Stirn zu schlagen.

Nun denn, ran an die Mathematik. Die ökonomisch relevanten Daten zweier Exemplare sind mir bekannt, hinzu kommt das Faktum, daß 70 laufende Seiten 2,10 Euro kosten (denn Seite ist Seite, sagt der Verleger, egal, ob dem Meer ein Unterhaltungswert zugeschrieben wird oder die DDR es wert war, mit einer entführten Tupolew verlassen zu werden; der Wert bleibt der gleiche). Weiter. Wenn ich nun so oft wie möglich 70 Seiten vom Umfang abziehe, muß ich schließlich auf den Standardwert des Buches als solchem kommen, bzw. auf das, was dem Käufer als Fixpreis aufgedrückt wird.

Fall 1
5 x 70 = 350 Seiten entsprechen 10,50 Euro. Ergo Buchdeckel plus 39 Druckseiten: 11,50 Euro.

Fall 2
4 x 70 = 280 Seiten entsprechen 8,40 Euro. Ergo Buchdeckel plus 39 Druckseiten: 11,50 Euro.

Die Übereinstimmung der Zahlen - obendrein verlagsunabhängig! - beweist die Richtigkeit der Überlegung. Daraus folgt, daß das Druckwerk an sich durchaus wertvoll ist, während der Inhalt für gewöhnlich überschätzt wird. 2 Euro 10: dafür kriegt man noch nicht mal ein Sixpack im Quickshop. Also bitte!

Schnee- und Graupelschauer attackieren den Bundestag. Ja, weiter so! - Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, daß mehr und mehr Journalisten uns gegen die Natur aufhetzen wollen ("Terroranschlag der Natur"). Das spricht ebenso für ihre Intelligenz wie für ihren Realitätssinn.

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma