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zickezacke

Der Betriebsrat: "Das wichtigste Ziel (...) wurde erreicht." Die IG Metall: "Ein erster positiver Schritt in die richtige Richtung." Wolfgang Clement: "(...) ein Bekenntnis zum Standort Deutschland." - Was ist denn geschehen?
"Opel streicht 10000 Stellen"
Ich glaube, so unmittelbar stand der Aufschwung schon lange nicht mehr bevor.

Tschä, gestern war James "Hansi" Last mal wieder in seiner Heimatstadt Bremen (er lebt aber seit Jahren irgendwo in Florida). Bevor er mit seinem Orchester auftreten konnte, mußte er einen Betonabguß von seinen Händen machen lassen, der dann in der "Mall of Fame" (das wird hier ganz ohne Ironie herumtrompetet) in den Boden eingelassen werden wird, wie zuvor schon die Maffay-Pranken. Herr Last hat zwar überall Freunde und sogar eine mitreisende Fangemeinde, weil er gefälligen Hits durch seine Arrangements Power gibt (ob man's nun mag oder nicht), aber tut man ihm nicht unrecht, ihn als Weltstar anzupreisen? Maffay, Last, Mall of Fame: potz Großmannssucht und Piefigkeit.

Echt kaputt

Vor 14 Tagen bekam ich einen seltsamen Anruf. Ich meldete mich wie immer mit Namen, hatte aber die zweite Silbe noch nicht ausgesprochen, als die andere Seite bereits loslegte: "Wir haben eine wichtige Mitteilung für Sie. Bitte bleiben Sie einen Moment in der" -klack. Ich hatte aufgelegt, sobald meine durch die Tonbanddreistigkeit ausgelöste Irritation überwunden war.

Gestern ganz ähnlich: "Hallo, hier spricht Elfriede Harmlos (*) von Ihrem persönlichen Gewinnservice. Wenn Sie" - klack. Mit Tonbandgeräten telefoniere ich nicht. Außerdem haben sich da womöglich so smarte Jungunternehmer etwas mit Rufumkehrung- und -umleitung ausgedacht (ausdenken lassen), und das Gespräch - das ich doch lediglich angenommen hätte! - würde mich zig Euro kosten. 2005 wird so ein Trickbetrüger dann auch noch "Unternehmer des Jahres". Eingedenk semmels Mehrzwecktherapie bin ich erstmal kacken gegangen.

(*) Name geändert


Voll kaputt, aber echt

Das Telefon diddelte, ich eilte hin, nahm ab: "Dicki."

- "Hallo Dicki. Hier spricht Ihr persönliches Auftragstonband. Bitte wählen Sie einen Namen:
a) Anselm
b) Beate
c) Christine
d) Dagobert."

- "Anselm."

- "Hallo Dicki. Hier spricht Ihr persönliches Anselm. Bitte wählen Sie ein Ziel:
m) Mauritius
n) Nassau / Bahamas
o) Orkney-Inseln."

- "Mauritius."

- "Hallo Dicki. Hier spricht Ihr persönliches Anselm. Ich gratuliere zur Entscheidung für Mauritius. Bitte warten Sie einen Moment, ich verbinde Sie jetzt."

Meine Gedanken überschlugen sich plötzlich: verbinden - mit Mauritius? - XXL-Ferngespräch - horrende Gebühren - au weia - aber es gibt doch gar kein persönliches Auftragstonband - das muß ein Traum sein - ich träume - ich träume - ICH TRÄUME! -

Eine Hand rüttelte mich kräftig an der Schulter, das Licht ging an, ich blinzelte zu Tode erschrocken - in das empörte Gesicht meines Übernachtungsgastes. "Mußt du unbedingt in die Welt hinausschreien, daß du träumst? Oah, du bist sowas von eitel! Voll der kaputte Typ, echt ey!"

Kommt wohl von der Verstopfung gestern, dachte ich.

Der Landesrechnungshof hat die "Kultur Management Bremen GmbH" (kmb) in einem Bericht von 28 Seiten auseinandergenommen und ihre Auflösung empfohlen. Die kmb kontert umgehend. In meiner alltäglichen Zeitung lese ich: Ein weiterer Kritikpunkt lautet, daß die kmb jährlich rund 1,1 Millionen Euro an Kosten verursache, "ohne dass die Leistungen ... zum Vorteil des Kulturressorts erkennbar genutzt werden". Dem stellt die kritisierte Behörde entgegen, dass die kmb "wesentliche Qualitätssteigerungen im Zuwendungs- und Beteiligungsmanagement" erreicht habe.

Das ist doch das typische neuzeitliche Behördenblabla, höre ich rufen. Ja, dort, der Herr mit der kritischen Miene. Machen Sie lieber nicht solch eine kritische Miene, Herr, sondern denken Sie positiv, begreifen Sie die Situation als Chance! Ich jedenfalls werde einen Antrag stellen, auch wenn ich noch nicht weiß, an wen; der Inhalt steht aber nunmehr fest:

Da ich vermittels nachhaltiger Nichtanstellung der deutschen Wirtschaft Mehrausgaben in Höhe von mindestens 50.000 Euro per Annum erspare (summiert man Gehalt, Bereitstellung von Arbeitsplatz und -gerät, Sozialabgaben sowie anteilig Umgebung und Pflege bzw. Wartung auf), beantrage ich hiermit rückwirkend zum 1.4. eine zehnprozentige (in Zahlen: 10 v.H.) Beteiligung an der von mir kreativ mitgetragenen und - wie alle Experten versichern - überlebensnotwendigen Kostenminderung. Im Gegenzug verpflichte ich mich, wesentliche Qualitätssteigerungen im Abwendungs- und Nichtbeteiligungsmanagement zu erreichen.

Hochachtungsvoll

Der wahre Dicki

Als der "Büro- und Gewerbepark" auf einem am Stadtrand gelegenen Grüngebiet gebaut werden sollte, das gern von Radfahrern und Spaziergängern zur Erholung aufgesucht wurde, gab es natürlich Proteste aus der Bevölkerung, die selbstverständlich mit der Begründung abgebügelt wurden, daß erstens ein erheblicher Bedarf an neuer Gewerbefläche bestehe und zweitens die wirtschaftliche Notlage der Gemeinde diesen Schritt (nämlich den Bau) zwingend notwendig mache. Also wurde - finanziert aus zukünftig einzunehmenden Steuergeldern - gerodet, planiert, asphaltiert und betoniert, und schon bald war ein schmucker Park zur Firmenansiedlung entstanden.

Am Stadtrand, wie gesagt, und damit auch ein gutes Stück von einer Haltestelle der nächsten Linie des ÖPNV entfernt. Man schuf Abhilfe und richtete ein Sammeltaxi als "Linie 39" ein, das Fahrgäste von der Haltestelle zum "Büro- und Gewerbepark" (und umgekehrt) bringen sollte, wofür der bereits gelöste Fahrschein Gültigkeit besitzen würde. Die Differenz zwischen Fahrschein und Kosten der Taxifahrt wollte die Gemeinde dem Taxi-Unternehmen erstatten. Nach einem Jahr wurde Bilanz gezogen. In den ersten 6 Monaten fuhr das Taxi täglich neun Mal, in den zweiten 6 Monaten nur noch auf Abruf, was auf zwei Fuhren täglich hinauslief, den tatsächlichen Bedarf.

Das Finanzressort beschwerte sich: bei einer Auslastung von 6 Prozent in den vergangenen drei Monaten (130 Fahrten mit insgesamt 131 Fahrgästen; weshalb das 6 Prozent sind, mag der Statistiker wissen) sei es doch wohl billiger, dem einzigen Fahrgast, der überhaupt die Linie täglich nutze, ein Auto zu schenken. Kurz: die Linie müsse eingestellt werden.

Das konnte die Wirtschaftsförderung nicht auf sich sitzen lassen: zwar entspreche es den Tatsachen, daß mehrere hundert Euro für das Angebot der Linie zubezahlt werden müßten, doch sei die "Standortzufriedenheit" der Unternehmen merklich verbessert worden und stelle das Vorhandensein der Linie eine große Hilfe bei der Anwerbung neuer Mitarbeiter dar. Allerdings, so räumte man ein, habe sich die Linie nicht so entwickelt wie erwartet.

Als jemand auf die Idee kam, sich einmal im "Büro- und Gewerbepark" umzusehen, fand er ein einzelnes, einstöckiges Gebäude von geringer Grundfläche vor, eigentlich eher ein Kiosk denn ein Haus. Als er klingelte, öffnete der Firmeninhaber selbst. Im Gespräch stellte sich heraus, daß dessen Unternehmen noch in der Gründungsphase steckte und keinerlei Mitarbeiter beschäftigte. Ob er der Benutzer des Sammeltaxis sei? Ganz recht, er sei der Stammkunde und fahre täglich mit der Linie 39 ins Büro und zurück. Allerdings überlege er, seine Firma zu sich nach Hause zu verlegen, da die Mietkosten doch erheblich seien und er sich außerdem - so ganz ohne Nachbarn - ein wenig einsam fühle.

130 Fahrten, 131 Fahrgäste: wer mag der vereinzelte, der 131. Passagier gewesen sein? War es etwa die seit September als vermißt gemeldete Ehefrau des Unternehmers? Und ist es wirklich nur ein Zufall, daß der 1. Staatsrat in der Wirtschaftsförderung denselben Nachnamen trägt wie der Unternehmer? Ist das Unternehmen in der Gründungsphase vielleicht jene Firma, die ein gebührenpflichtige Internetportal für Swinger-Clubs betreibt und ist der Chef des Finanzressorts tatsächlich Mitglied in jenem Swinger-Club, der wegen mangelnder Kopulationsbereitschaft vom Portal ausgeschlossen wurde? Ist der Taxi-Unternehmer identisch mit jenem Individuum, daß vor einiger Zeit wegen versuchter Beamtenbestechung zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden war? Fragen wir lieber nicht weiter, es könnte noch viel schlimmer kommen. Immerhin habe ich bis jetzt internationale Großkonzerne wie die Drogenmafia ausgespart.

Was an dieser Geschichte Wahrheit, was Phantasie ist, mag ein jeder für sich überlegen. Erschreckend ist, daß dies alles Wirklichkeit sein könnte.

Die Irak-Korrespondentin des Weser Kurier, die immer aus ihrer dümmlich-überlegenen westlichen Sicht berichtet, bekommt allmählich Zweifel an den offiziellen Verlautbarungen über den Fortgang des Angriffes auf Fallujah, und so erzählt sie alles, was sie aufschnappt. Was nicht viel ist. Dabei gelingt ihr allerdings ein bemerkenswerter Satz: Es schwebe Leichengestank über der Stadt, berichteten Augenzeugen. Ja, wenn man den schon sehen kann, steht es wohl sehr übel.

Seit Beginn der Offensive wurden 419 verwundete US-Soldaten nach Landstuhl ausgeflogen, nach offiziellen Angaben wurden 38 GIs im Kampf getötet. Vielleicht stimmt sogar dieser Bericht. - Ich kann die Enttäuschung der Iraker verstehen, die auf Freiheit nach dem Sturz von Saddam Hussein gehofft hatten, und feststellen mußten, daß nur die Befreiung des Erdöls für die USA von Bedeutung war. Nun wollen sie ihre Heimat zurückhaben.

Damit meine ich nicht die Überschrift "Zerstörungswut an Maffays Händen", mit der ein engagierter Betonkopf und Redakteur des Weser Kurier heute seinen Artikel reißerisch aufmacht. Was ist geschehen? In einer kleinen Einkaufpassage soll eine "Mall of Fame" mit den in Beton verewigten Handabdrücken einiger Stars entstehen. Vor rund einem Jahr machte Peter Maffay den Anfang, am 4. Dezember soll ein "weltbekannter Musiker" folgen. Und nun dies: Unbekannte haben in der Nacht zum Montag mit brachialer Gewalt die Panzerglas-Scheibe über dem ungewöhnlichen "Autogramm" zerstört. Panzerglas? Die müssen aber äußerst brachial gewesen sein, diese Unbekannten. Ich betrachte das Foto: ein Stück Glas, vielleicht 20 cm im Quadrat und offenbar recht dick, ist im Fußboden eingelassen. Man erkennt einen Sprung in der Scheibe und erahnt die Handabrücke Maffays.

Die Aussage eines Offiziellen wird wiedergegeben: "Es handelt sich um Panzerglas, das im Notfall sogar ein Feuerwehrauto tragen kann. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man eine solche Scheibe kaputt bekommt." Ich auch nicht. Aber dafür kann nur Vandalismus in Frage kommen, das liegt glasklar auf der Hand. Oder doch nicht? Am 20. Oktober erschütterte ein Erdstoß der Stärke 4,5 Norddeutschland und eben auch Bremen, worüber der Weser Kurier ausführlich berichtete. Ist es abwegig anzunehmen, daß der Glasbruch einfach bis gestern früh unentdeckt blieb?

Sommer: Wenn der Mitgliederschwund weitergeht, werden wir den Apparat aus unseren Aufsichtsratgehältern finanzieren müssen.
Bsirske: Sofort den Apparat entlassen!
Peters: Nee, nee, ich weiß was Besseres.
Alle: (stecken tuschelnd die Köpfe zusammen. Dann) Ja, so machen wir's!

In einer Kultur, in der die Sieben eine besondere Rolle spielt, weiß jedes Kind, bevor es die Zahlen kennt, daß die Sieben eine Sonderstellung einnimmt. Die sieben Todsünden, die sieben Kardinaltugenden, meine Siebensachen, Sieben auf einen Streich, das siebte Siegel, die siebte Symphonie, die glorreichen Sieben, sieben Gräber bis Kairo, die sieben Geschworenen, die Sieben von der Tankstelle, sieben Freunde müßt ihr sein - überall dräut dem Menschen von kleinauf die Sieben entgegegen.

Es gibt nur zwei bemerkenswerte Ausnahmen: "der sechste Sinn" vor der Sportschau und "das Pentagon". Es müßte aber sieben Ausnahmen geben, nämlich zusätzlich: das vierblättrige Kleeblatt, das Dualsystem, das Einzelkind, die Dreistigkeit meiner Zeitgenossen und "Hey, wir leben in den Nullern!"

Keine Zahl beschreibt die Moderne besser als die Null. Die Nullen rotten sich zusammen, und jede will die Eins vornean sein, die der Masse erst Wert verspricht. Die Nullen sind eindeutig Siegertypen; alle Anderen sind verloren. Seltsamerweise soll es immer die "schwarze Null" sein. Versteh' einer die Weißen.

Mein tägliches Provinzblatt tut alles, mir die heutige Welt zu erklären. Der Amerika-Korrespondent schreibt, die Leute auf der anderen Seite des großen Teichs hätten kein Verständnis für unser Ladenschlußgesetz. Dort seien die Märkte 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche geöffnet. Ein paar Seiten weiter erfahre ich, daß bei uns immer mehr und besonders kleinere Geschäfte 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche geschlossen sind. Offenbar ein gravierendes Mißverständnis.

Der Wirtschaftsteil enthüllt die wirklichen Probleme des Opelwerks in Bochum: Bochumer Produktion lahm gelegt. Wenn da bereits beim Bau der Fertigungsstraßen geschlurt worden ist, muß einen jetzt nichts wundern.

 

twoday.net AGB

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