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zickezacke

Zahnarzt ist gut, aber auch übel, wie jeder weiß, der nach erfolgreicher Zahnbehandlung mit tauber Lippe nach Hause kam. Einmal ist es mir gelungen, die Kaffeetasse, die ich an der betäubten Unterlippe nicht spüren konnte, über Kinn und Hemd zu leeren. Daß Zahnarzt aber nicht nur gut und übel, sondern auch komisch sein kann, ist eine neue Erfahrung. Vielleicht war mir auch die Betäubung ein wenig zu Kopfe gestiegen, jedenfalls hatte ich plötzlich einen starken Drang zu lachen, als nämlich der Arzt so ziemlich in meinen Mund hineinkroch und seine Helferin den Hals verrenkte, um zwischen Arm und Kopf ihres Chefs hindurch den Absaugrüssel im Auge behalten zu können, den ich im Mund behalten sollte. In dieser Situation hätte ich gerne als Zuschauer daneben gestanden, aber auch so fand ich es belustigend, zumal obendrein noch aus dem Bauch des Arztes gurgelnde Geräusche aufstiegen und die Prozedur begleiteten. Mit einem sirrenden Bohrer im Mund ist aber schlecht lachen; nur hätte ich nie geglaubt, mir werde einmal während einer Behandling überhaupt zum Lachen sein.

Schon wieder! dachte ich gestern auf dem Fahrradausflug, nachdem ich - wie schon letzten Freitag - innerhalb zwanzig Minuten dreimal daselbe Paar überholt hatte, das geht doch nicht mit rechten Dingen zu! Spielen die mit mir "Hase und Igel? Aber das würde mehr Gewitztheit voraussetzen, als diesen Paaren zugetraut werden darf: Muddi und Vaddi Midde Fünfzig so gekleidet, daß auch das Bunte noch grau wirkt, und selbst wenn Muddi eine geblümte Bluse trägt, wirkt das farblos (die Bluse oder die Muddi? - Beide). Andererseits: so laufen sie fast alle herum - bloß nicht auffallen. Wahrscheinlich haben sie sogar recht, denn zum Auffallen gehört auch Persönlichkeit, da reichen nicht einmal grellgefärbte Haare. So huschen sie grau durch den Altweibersommer mit seinen leuchtenden Farben und gaukeln sich vor, sie seien alle gleich, womit sie wahrscheinlich ebenfalls recht haben.

Der Sebastian Vettel macht diese Saison so ziemlich alles richtig in der Formel I, aber auch sein Rennwagen: Angesichts seines überlegenden Red Bull bleibt die Konkurrenz fassungslos zurück. Ich bleibe gefasst und überlege, ob das Auto vielleicht Schach spielt: Studies have shown that chess improves critical thinking, concentration and creativity. Oder: Kreuzworträtsel.

Heute kam ich wieder an dieser Wandparole vorbei, die korrekt "No Nazis" - neue Zeile - "No Nation" lautet. Die Buchstaben tauchen hinter einer Hausecke rückwärts auf, und man liest dann ungefähr "Nazis" - "tion". Nur ergänze ich das jedesmal zu "No Nazis" - "No Action", bis ich es dann vollständig lesen kann.

Wie ist das mit Liedern und Songs. Lieder werden gesungen, gepfiffen, geträllert und gesummt bzw. vorgetragen und dargeboten, wenn sie in Konzerthäuser gelangen. Was werden Songs? Antwort: auf Tonträger gepresst. Diese Trickfrage hatte sich B. ausgedacht, um mich zu ärgern, weil er sich über mich geärgert hatte, und zwar wegen der folgenden Begebenheit.

Vor kurzem las ich B. eine meiner Geschichten vor in der Überzeugung, ein Kleinod geschaffen zu haben. Der Schlußsatz lautete: So trank ich, Friedens reich, an die hundert Wasser. Sofort rief B. empört, der heiße doch gar nicht Andi. Ah, erhob ich meinerseits die Stimme, du hast den Witz erkannt und lachst nicht? - Dummer Witz, dummer Witz! - Ob meine Witze dumm sind entscheide immer noch ich! - Das solltest du deinem Publikum überlassen! - Papperlapapp, meine Pointen gehören mir!

Ein Beispiel dafür, wie man Krach durch Freude bekommt, genauer gesagt, weil man Freude bereiten will. Freude bereiten mir Schauspieler und Darsteller, die ich mag. Heinz Bennent mag ich nicht, er spielt aber in "Die letzte Metro" eine der drei Hauptrollen, also muß ich ihn hinnehmen. Erste Szene: Gerard Depardieu baggert eine Frau auf der Straße an, die ihn schließlich mit der Telefonnummer der Zeitansage abblitzen läßt. Depardieu begibt sich ins Theater Montmartre, wo er einen Kontrakt als Hauptdarsteller unterschreibt. Man stellt sich vor, und siehe da! die Ausstatterin ist jene Frau von der Straße. Das bringt eine Menge Schwung und Stoff für einen running gag. Wo steckt der geflohene Theaterleiter Heinz Benennt? Wer ist der Mann, mit dem sich Depardieu konspirativ trifft? Weshalb schleicht Catherine Deneuve nachts in das Theater ihres Gatten? Der Fragen sind viele, von ihnen, vom Theaterleben, und vom Alltagsleben unter deutscher Besatzung lebt der Film, und er lebt gut davon. - Weshalb ist Heinz Bennent mir unsympathisch? Ich weiß es nicht; er ist es eben.

Schauspieler und Darsteller. Durch Silbentausch bekommen wir Schausteller und Darspieler (mit hartem "d"), letztere traditionell im Orient ansässig, auch Morgenland genannt. Nahost, Fernost - schnöde. Aber Orient, Morgenland, Arabien - da denke ich nicht an blutige Fehden, Krieg, Landraub, Haß und Terror, sondern an eine geheimnisvolle, nicht immer ungefährliche, aber immer interessante Fremde, wie sie uns aus Märchen und Legenden entgegenlacht. Ich meine, bei "Venedig" denkt doch auch keine Sau an im Brackwasser durch die Stadt gondelnde Köttel, bei "Venedig" schwebt der gesamte Glanz der ruhmreichen Geschichte mit, bis man die Scheiße mit eigenen Augen sieht. - Levante ist auch okay.

Jetzt noch ein Zuckerl: unkorrekt sage ich immer noch "Zigeuner", so wie Alexandra damals "Zigeunerjunge" sang, weiß aber, daß es p.c. "mobile ethnische Minderheit" tönt. Für die Einen ist es ein Zigeuner, für die Anderen die wahrscheinlich längste Formulierung der Welt.

Im Unland ist Wahlkampf, dort kann der radfahrende Zeitgenosse das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und sich während eines Ausflugs en passant politisch bilden. Von dieser Möglichkeit machte ich heute Gebrauch. Eingangs der Ortschaft "Ortschaft" [Name von der wahre Dicki geändert] erspähte ich ein kleingeratenes Plakat für NP. Ich sah nochmal hin, es stand ein längeres Wort darunter. Hatte ich richtig gelesen? Erst einmal weiter der Straße nach. Da lachte mir schon ein Plakat von Die Linke entgegen. Lachte ist zuviel gesagt, das Plakat zierte ein blühender Kaktus und der Slogan "die sticht" (Ob's glauben oder nicht, der fiel mir aufs Gesicht, nun weiß ich daß ihr kleiner grüner Kaktus sticht). Freundlicher die Grünen: "Damit sich im Land was dreht", darunter eine Sonnenblume. Es darf bezweifelt werden, daß die Stimmen der Landbevölkerung mit sich drehenden Sonnenblumen gewonnen werden können. Routiniert die SPD: "Gemeinsam für Ortschaft". Was genau gemeinsam, weiß man zwar nicht, aber Gemeinsamkeit kommt allemal besser an als Zerwürfnis. Vorbildlich die FDP. "Erst sparen, dann ausgeben", dazu ein fröhliches Sparschwein. So versteht auch Lieschen Müller Volkswirtschaft, und das Milchmädchen rechnet schon mal los. Couragiert die CDU: "Mut zur Verantwortung schafft Arbeitsplätze". Entscheidend ist nicht, ob das inhaltlich stimmt, sondern daß drei Schlüsselbegriffe zu einem Slogan vereint werden konnten. Wenn ich wahlberechtigt wäre in Ortschaft, ich würde der betreffenden Agentur meine Stimme geben. War's das? Nein, noch einmal fiel mir ein Plakat für NP auf. Darunter stand "Lebensmitteldiscount", und der war dann auch gleich nebenan. Fazit: So groß sind die Unterschiede zwischen den Parteien gar nicht.

Als ich damals las, unsere Stadthalle, der man einen "AWD-Dome" übergestülpt hatte, der nun verfallen war, solle auf keinen Fall wieder "Stadthalle" heißen (diese Zeiten sind ein für allemal vorbei, mögen da Entscheider gerufen haben), reichte ich ganz offiziell einen Namensvorschlag ein, und bekam darauf folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr Wahrer Dicki,

wir danken Ihnen für die mit Posteingang vom xxxx bei uns eingereichte "name suggestion". Im Prinzip gefiel uns der von Ihnen angedachte Name gut, aber für Umbenennungen ist die eigens eingerichtete Kommission "cityplaces" zuständig, an welche wir Ihren Vorschlag weiterleiteten. Nach schwierigen und zeitintensiven Recherchen teilt uns die Kommission mit, daß eine Umbenennung der früher als "Stadthalle" bekannten Immobilie in "townhall" irreführend und damit unzweckmäßig wäre, denn dieser Begriff steht im Englischen für "Rathaus" und keinesfalls für "Stadthalle".

Schade, dachte ich, besonders als ich gestern erfuhr, die "früher als Stadthalle bekannte Immobilie" werde zukünftig den Namen "ÖVB-Arena" ertragen müssen. Ein bißchen originäre Blödheit hätte vielleicht geholfen, die Entscheider zur Besinnung zu zwingen.

Welche verantwortungsbewußten Eltern wären im Zeitalter der Unterhaltungselektronik nicht besorgt um ihre Kinder, die soviel Zeit mit Pod, Pad, App und vor allem dem Gezappe zwischen diesen zubringen; richtige Zapp-Philipps sind das. Hier ist die gute Nachricht für sie alle (die besorgten Eltern): mit diesen Apps können die lieben Kleinen sich zu Bands zusammentun, statt Banden zu bilden, und das ganz ohne ihre Pfoten von den iPötten lassen zu müssen.

War nur ein Scherz! Hahaha! Habt nen schönen Schrecken bekommen, was? Nee, heut hab ich ein anderes Thema. Vorhin las ich das Wort Haselmaus und in mir regte sich verstohlen eine Erinnerung, wurde intensiver, drängte sich mir auf: und alles war wieder da. Wie ich vor Jahren eine Hitliste der besten Übersetzungsfehler kompens kompo zusammengestellt habe, woher die kamen und so weiter. Das ging nicht um die üblichen Mißgriffe, daß beispielsweise aus "rund" 20000 Meilen (some 20000 miles) "einige" 20000 Meilen werden, weshalb der deutsche Leser die Stirn runzelt und sagt: "der Quiqueg stammt doch aber aus der Südsee, und nicht vom Mond?!"

Aber jetzt. Vorhang auf für die Top Drei der Übersetzungsfehler.

Platz 3: "Türmaus". (Ich verrate nichts weiter)

Platz 2: die unsterblichen "Augen eines Igels". (eagle's eyes)

Platz 1: "Laß uns politisch werden." (Let's get polite)

Bei SpOn lese ich eben "Griechenlands Baby-Dilemma: Kinder? Später! Vielleicht." und erschrak nicht wenig; Baby-Dilemma klingt wie eine der ganz großen Katastrophen. Und das war noch nicht alles: "Italiens Baby-Dilemma: La Mamma kann sich keinen Nachwuchs leisten". Na klar, das sind die PIIGS. Was aber sehe ich bei SpOn? "Themenseite Baby-Dilemma: Nachwuchssorgen". Ach du Scheiße! Da steckt wohl ganz Europa in der Zwickmühle. Ganz Europa ein Baby-Dilemma? Nein, nicht Deutschland. "Familienpolitik: Warum Deutschland keine Lust auf Kinder hat". Na bitte, wir sind keine Schweine, wir kommen ohne Dilemma aus. Und deshalb sind wir jetzt DamenFrauenweltmeister der Herzen, jawoll!

 

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