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zickezacke

"Du bist nun seit sieben Jahren Der wahre Dicki ..."
"Falsch! Das bin ich schon länger, von Dicki ganz zu schweigen."
"Dennoch, sieben jahre Blog ..."
"Echt wahr? Sieben Jahre erst? Mir kommt das viel länger vor."
"Doch, die Sieben hat schon ihre Richtigkeit."
"Ja dann."
"Was ich aber eigentlich gern wüßte .."
"Ä-hemm."
"Wie?"
"Ä-hä. Ä-hä."
"Ach so, ja, also Gratulation zum Jubiläum, wenn auch mit ein paar Tagen Verspätung. Mögest du in interessanten Zeiten leben."
"Jajaja, ich weiß, was das bedeutet."
"Was ich gern - also die Frage ist: du fängst eine neue Rubrik an, und gerade wenn man sich auf noch mehr Unfug ..."
"Auf was?"
"Auf neuen Blödsinn ..."
"Wie bitte?"
"Sich auf weitere Geschichten ..."
"Ach so."
" ... freut, kommt nichts mehr. Dann wieder eine neue Rubrik, und wieder eine neue."
"Ja gut, das hängt mit der Inspriration zusammen, mentaltechnisch gesehen; ich kann ja schlecht sagen, heute mache ich Dicki TV oder Notizen oder weiß der Kuckuck was ich da inzwischen alles ..."
"Dicki, verlierst du vielleicht manchmal einfach den Überblick?"
"Moment mal. Erstens: ich habe den Überblick erfunden."
"Und zweitens?"
"Hm."
"Aha. - Was fällt dir ein, wenn dir mal gar nichts einfällt?"
"Da fällt mir ein, daß man in meiner Heimat ohne weiteres einen Satz bilden kann, in dem fünfmal hintereinander 'sachte' vorkommt."
"Sachte sachte!"
"Das war nur zweimal."
"Wie nun."
"Geht natürlich nur in Umgangssprache, so phonetisch oder wie, also nix geschrieben."
"Und?"
"Ich sagte sachte: sachte sachte, sagte ich."
"Fällt dir sonst noch was ein?"
"Brothelhood of men."
"Das reicht jetzt, ich gehe."
"Das tu denn man. Tschüssing!"

Beim Mittagessen hatte ich Kurt Kusenbergs "Gespräche ins Blaue" vor mir liegen, konnte mich aber nicht recht zum Lesen entschließen und beäugte ein wenig lustlos das Vorwort. Was für ein Wort! Ein neues "Karthaginem delendae" oder "J'accuse"; kraftvoll, streitbar, von eherner Wahrheit getragen: "Eigentlich waren die Handwerker schuld". Ja, da herrscht sofort ehrfürchtige Stille. Bis die unvermeidliche Frage kommt: "Hätte er das 'eigentlich' nicht mit Fug und Recht wegfallen lassen können?"

Durchaus. Doch waren das schwierige Zeiten, Ende der '60er, in der sich über den Globus verbreitenden Kulturrevolution; da brauchte es ein gerüttelt Maß Mutes, auch nur anzudeuten, daß die heilige Kuh "Werktätiger" gelegentlich ein Ärgernis ersten Ranges ist. Für gewöhnlich wurden derlei Äußerungen als kleinbürgerlich abgekanzelt, gefolgt von Massendemonstration und Exorzismus. Dem will man sich nicht unbedingt aussetzen, so auch Herr Kusenberg, weshalb er sich gezwungen sah, seine - eigentlich unmittelbar einleuchtende - Aussage mit detaillierten Beobachtungen zu untermauern:

"Handwerker machen punkt 7 Uhr morgens einen höllischen Lärm, um zu zeigen, daß sie da sind und daß sie langen Schlaf mißbiligen. Ihr Getöse dauert nicht lang, doch lang genug; man kann hinterher nicht weiterschlafen. Später, wenn man sich mit ihnen abgefunden hat, werden die Handwerker stiller; sie frühstücken." Und weitere typische Einzelheiten, die wir alle kennen und die zum Handwerker gehören wie der Zement zur Kelle. - Vergnügt nahm ich das Essen zu mir und genoß den Nachhall des erlesenen Gelesenen.

Gibt es irgendeine Rechtfertigung, ja, ist es überhaupt erlaubt, zu schreiben: "Ich würde es nicht wissen" für "I wouldn't know"? Das ist das Niveau von "Please take place", also unter aller Sau. Das bringen nur Leute fertig, die sich für Sprache nicht interessieren, und sich im vorliegenden Fall (Ruth Rendell, "Ein Ende mit Tränen") auch für Anderes nicht zu interessieren scheinen. Wie sonst läßt sich der folgende Satz erklären. "Deshalb gab Diana Ross das Geld, mit dem er Rick bezahlte". "Er" bekam also von Diana Ross Geld? Natürlich nicht, es handelt sich um Diana (Marshalson), Ross (Samphire) und dessen Bruder Rick. - Upside down, and in, and out ...

Neulich drückt mir ein Kollege verstohlen eine DVD in die Hand: "Guck mal, ob du die gebrauchen kannst". - Was denn das sei? - Ja, er habe die geschenkt bekommen. Rumänischer Film. Gleich die erste Szene lägen Zwei aufm Bett, alles zu sehen. Sofort ausgemacht. "Wenn meine Frau dabeigewesen wäre - au weia!" - Wieso ich? - Du bist doch solo und so. - Und so, naja. Ich sage jedenfalls Dankeschön. - "Da nich für", wie man in Bremen sagt.

Klar guck ich mir das Teil am selben Abend an, Voyeurismus wird D-i-c-k-i buchstabiert. Tatsache, in der ersten Szene turteln Zwei aufm Bett. Als sie das Bettlaken abzieht, latscht sie der Kamera voll vors Objektiv: sie ist rasiert. "Sie", erfahren wir im Folgenden, ist seine Geliebte, und den Rest der Zeit (eventuell auch den Rest des Films) verbringt "Er" mit Frau und/oder Kind. Die sitzen in einer Wohnung aus Holz, vielleicht eine von diesen Elchmöbelhauseinrichtungen, rumänisch wirkt das nicht, da können die Schauspieler noch so viel rumänisch quatschen. Im Auto: nix Rumänien. Kaufhaus: Nix. Restaurant: Pah. Arztpraxis: Ach, geh mir doch weg. So sieht es überall in Europa aus, gerade, daß es noch Unterschiede zu den USA gibt, aber auch die verwischen in diesen Filmen, die international sein wollen, und dafür auf jede Identität verzichten, es sei denn, man hält rasierte Frauen für rumänische Folklore. Jedenfalls war für mich der Film dann zuende, nach dreißig Minuten Rumänien irgendwo in Europa.

Dann doch lieber ein Kung-Fu-Film, zum Beispiel "The Forbidden kingdom". Story ist in dieser Art Filmen ein sehr dehnbarer Begriff und im Grunde vollständig schnurz. Dennoch, hier gibt es eine Geschichte, voller wunderbarer Klischees, und natürlich mit dem, was den Eastern ausmacht: raffiniert choreographierte und rasend schnell ausgeführte Kampfszenen. Die besten Tricks müssen in Zeitlupe gezeigt werden, damit das Publikum sie überhaupt mitbekommt. Es gibt kaum Blut zu sehen, und richtig gestorben wird eigentlich auch nicht, die Leute bleiben irgendwie liegen, und die Schurken stürzen in Abgründe, ohne daß wir den allerletzten Augenblick miterleben müssen. Tolle Kulissen, tolle Tricks; da drückt sogar die gute alte Schwerkraft mal ein Auge zu. Und natürlich Gelegenheit für alle Eastern-Helden zu zeigen, was sie auf der Pfanne haben, und, selbstverständlich, Jackie Chan mittenmang dabei.

Gelegenheit hatte ich vorgestern zu einem Witz, eine Gelegenheit, auf die ich schon lange gewartet habe. Nun kam sie, in Form einer - uncharmanten - Radlerin, klar, einer charmanten radfahrenden Dame wäre ich ganz anders begegnet, wo war ich: diese Radlerin stieg, noch auf dem Gehweg, auf ihr Rad, strampelte los und lenkte blindlings auf die Straße, genau vor mein Rad. Das hatte ich kommen sehen und es überraschte mich nicht, reizte aber meinen Sinn für dramatische Auftritte. Obwohl keinerlei Gefahr bestand, bremste ich, daß die Reifen quietschten. Endlich drehte sie sich so halb um und sagte: "Oh, Entschuldigung". - "Da nich für."

Von Zeit zu Zeit bei der Agentur für Arbeit, ehedem Arbeitsamt, vorbeizuschauen, kann interessant und aufschlußreich sein, selbst wenn diese Besuche - wie meiner kürzlich - nicht freiwillig sind. Gleich neben der Tür zum Empfang (eigentlich Anmeldung, es ist nun einmal kein Hotel) wirbt ein Plakat für die überarbeitete Jobbörse im Internet mit dem Hinweis "endlich benutzerfreundlich". Tatsächlich ist Etliches verbessert und hinzugefügt worden, aber in der Zeit vor Florian Gersters großspurigen Umbaumaßnahmen konnte man sich durch Oberbgriffe zu Tätigkeitsfeldern und schließlich Berufen durchklicken (oder direkt die Kennzahl des Berufs eingeben, wenn man die herausgefunden hatte) und Einblick in die Stellenangebote nehmen. Heute gibt es nur noch eine - verdammt lange - Liste von Berufen, die man nicht durchstöbern kann, weil selbst Arbeitslose maximal 24 Stunden am Tag Zeit haben. Und wenn man nicht frisch aus dem Studium kommt, hat man nach divrsen Maßnahmen und Tätigkeiten keinen eindeutig benennbaren Beruf.

Einerseits werden Arbeiter und Angestellte zur Flexibilität aufgefordert, zwischen Entlassung und Neueinstellung fortgebildet und umgeschult, ferner haben Berufsbezeichnungen heute nur noch eine Halbwertzeit von wenigen Jahren, andererseits kommt die Jobbörse mit diesem starren Berufekonzept daher. "Benutzerfreundlich" würde ich das nicht nennen. Aber mag sein, daß die Arbeitsberater nun zufriedener sind, denn deren Unzufriedenheit ist unwillkommen: sie werden als Ausführende der antisozialen Maßnahmen dringend benötigt. Mir scheint es zumindest nicht plausibel, daß die Unzufriedenheit von Arbeitslosen an höherer Stelle mehr als Zynismus und unangemessenen Zorn hervorruft.

Es gibt aber nicht nur eine Jobbörse, sondern auch eine Lernbörse, wo ich, wie es der Zufall wollte, in ein interaktives Bewerbungstraining hineinklickte. Der erste Eindruck: viel allgemeines Gerede, wenig Verbindliches, dafür jedoch Ermutigung: man solle sich nur intensiv um eine neue Arbeitsstelle bemühen, dann werde man früher oder später schon Erfolg haben. Stelle ich die Anzahl der offenen Stellen der Anzahl Arbeitssuchender gegenüber, kann ich solchen Optimismus nicht teilen, im Gegenteil. Aber so ist das heute, du bist selbst schuld. Wenn Gangster dich mit jemandem verwechseln und dich gefesselt auf die Bahnstrecke Hamburg-Hannover legen - dann bist du schuld.

Erstaunlich, daß die Arbeitsagentur ihren Kunden soviel Börse bietet, nicht? Da kommt man direkt ins Philosophieren. Statt Gelder auszuzahlen könnte die Agentur doch Anteilscheine an börsennotierten Unternehmen ausgeben. Wieviel Geld der Arbeitslose dann im Monat wirklich hat, liegt an seinem spekulativen Geschick, nach dem Motto: freie Bahn dem Tüchtigen. Wer arbeiten gehen muß für seinen Lebensunterhalt (was das Risiko der Arbeitslosigkeit beinhaltet) - ist selber schuld.

Es wird mir hoffentlich nicht verübelt, wenn ich schon wieder das Übersetzen - von Büchern und von Filmen diesmal - ins Visier nehme; der Anlaß rechtfertigt die Mittel. Zuerst soll aber für einen Moment Stille einkehren, die Stille des Bedauerns, des Bedauerns für jene Nationen, in deren Filmtheatern und Fernsehprogrammen ausländische Filme traditionell und ausnahmslos als Original mit Untertiteln gezeigt werden: nicht genug, daß man beim Mitlesen das Wesentliche verpaßt, nein, auch wer aufs Mitlesen verzichtet, hat ein gestörtes Bild, und Bilder sind ja wohl das, was einen Film ausmacht.

Mißlungene Buchübersetzungen sind für mich wie OmU; der Genuß will sich nicht einstellen. Zwei Extreme gibt es; über hohe Hacken und gebutterte Toasts hatte ich schon mehrfach geschimpft, also packe ich heute das andere Extrem beim Schlafittchen, und das ist altertümelnder Stil. "Sie fragte sich, im Salon sitzend und in das Holzfeuer blickend, das er angezündet, ein Buch in ihrem Schoß, darin sie nicht las, ob er, ehe sie gekommen, hier unter den Decken und Bettüchern zu ruhen pflegte, und ob er ihr gram sei, weil sie den Raum nun benützte?" So geht das Seite für Seite, Kapitel für Kapitel, konsequent geschmacksverwirrt auch Dialoge nicht verschonend. Wohlgemerkt, nicht um verschachtelte Sätze geht es mir, zumal diese vom Original vorgegeben sind, sondern um ein gestörtes Sprachgefühl; von Seiten des Übersetzers, der kunstvoll daherkommen möchte, aber die Lesbarkeit mindert; auf seiten des Lesers, der sich sprachlich dem Buch hingeben möchte, aber dauernd vor den Kopf gestoßen wird.

Synchronisation heißt das Zauberwort, das aber auch nicht alle Probleme löst. Nicht beim Buch, weil die Übersetzung sowohl Inhalt als auch Klang berücksichtigen muß, und nicht beim Film, weil die Mundbewegungen der Schauspieler der Wortwahl eigene Beschränkungen auferlegen. (OmU widerum muß die Lesegeschwindigkeit berücksichtigen und kann nicht ohne Kürzungen auskommen). Dennoch ist Synchronisation das kleinere Übel, denn sie läßt das Bild intakt; wörtlich zu nehmen beim Film, bildlich gesprochen beim Buch.

"Das kleinere Übel" schreibe ich mit Bedacht, denn als ich L'homme qui aimait les femmes im Original sah, paßten Stimme und Person, Sprache und Gestik vollkommen zusammen, und obwohl ich kein französisch kann, war mir der Film so näher als in der deutschen Version, die eben doch etwas Verfremdendes an sich hat. Um wenigstens zu erahnen, was ich mit "Verfremdendes" meine, denke man an John Waynes deutschen Bärbeißbass, der im Original viel heller und weniger rauhbeinig klingt.

Fazit: hätte ich im Deutschaufsatz einige der hier gezeigten Qualitäten an den Tag gelegt, wäre aus mir ein passabler Oberschüler geworden. Als Trost bleibt mir der Griff zum Wein: mancher reift früh und wird eher getrunken - zurück bleibt eine leere Flasche (sofern es sich nicht um regenerierbaren Wein handelte).

Vorsichtshalber sollten wir uns dieses Utensil rechtzeitig besorgen, denn wenn der Sturm erst einmal losbricht, sind die Teile Mangelware. Die Meckerer sagen jetzt, wieso, Tunesien hat doch nie Wohlstand gekannt, was soll die ganze Aufregung. - Dann gucken wir doch einfach mal übern Teich nach unserem großen Vorbild. Vom Wohlstand bleiben uns Ruinen, die blühenden Landschaften gibt es nur auf handverlesenen Geheimkonten. Also los, Leute: "Tu-ne-si-en!"

Schöne Sätze können einem den Tag vergolden: Durch die Einwirkung von IR-A-Strahlen entstehen in den Mitochondrien aggressive Sauerstoffverbindungen, die freien Radikalen. Es ging in dem Artikel aber nicht um Nordirland, nein, Infrarotstrahlen und deren Gesundheitsgefährdung waren Thema. Darauf gekommen war ich über die kinect genannte Technologie für Microsofts XBox, die ganz neue Spielerfahrungen ermöglichen soll. Nu, so dolle werden die Erfahrungen nicht sein, erst wenn zurückgeschossen wird, gibt es den wirklichen Kick, habt ihr gehört Jungs? Bis es soweit ist müßt ihr zur Bundeswehr oder als Söldner in die Weltgeschichte eingehen bzw. herausgehen, nämlich untergehen. Aber wem das Wasser bis zum Hals steht, sind solche feinen Unterscheidungen vielleicht schnurzpiepe und typisches Lutschergelaber.

Jedenfalls, im Zusammenhang mit kinect stand mehrfach das Wort Sensor zu lesen, wohingegen aus der Beschreibung der Technologie klar hervorgeht, daß Strahlen gesendet werden. Ob direkt schädlich oder nicht, man setzt sich damit eine zusätzliche Strahlenquelle direkt ins eigene Heim. Und was bekommt man dafür? Zum Beispiel eine magische Erfahrung. Da ist es wohl nicht mehr weit bis zum Sex-Simulator.

Gestern hab ich Übles erlebt, davon will ich berichten. Es begann damit, daß mein Bekannter kam und sagte: "Du spielst doch gerne HOGs, probier dies mal aus." HOG steht für Hidden Object Game, aber das auszusprechen hat natürlich niemand Zeit; ein Schwein, wer Böses dabei denkt. Abends auf den Laptop gepackt, installiert und gestartet. Fing an wie so'n Filmvorspann, ach, dachte ich, wohl das Spiel zum Film - oder kommt erst noch der Film zum Spiel? Ich jedenfalls nur so halb hingesehen, weil ich mir gerade eine Zigarette drehte. Dann ging das los, da mußte ich mich erstmal umstellen. Von heute auf jetzt war ich eine Frau auf einem sinkenden Kreuzfahrtschiff, wollte meinen Mann und die beiden Kinder suchen, die Gott weiß wo in dem angeschlagenen Schiffsrumpf steckten, hatte soeben dem Piloten des letzten Rettungshubschraubers, der mich unbedingt retten wollte, "Laber laber Arschrhabarber" gesagt, und stand da allein auf dem Deck inmitten eines sturmgepeitschten Ozeans: Nightmare on the Pacific.

Also erstmal unter Deck gehen, da hör ich gleich meinen Sohn Hilfe! rufen, ich hin, dem steht das Wasser schon bis zum Hals, aber nicht das Seewasser, sondern aus irgendwelchen Leitungen, aber zum Glück liegt da irgendwo Werkzeug rum, ich stell das Wasser ab, wat iss nu? Der Kerl ist eingeklemmt, da muß ich Hilfe holen. Im Speisesaal liegt ein Steward rum, und Feuer breitet sich aus. Das war so'n siebter Sinn, daß ich in der Szene vorher einen Feuerlöscher eingesteckt habe, sofort gelöscht was das Zeug hält, natürlich alles voller Qualm. Da blinkt was, draufgeklickt, ach, wie praktisch, die Ventilation. Ob der Steward mir jetzt hilft? Pustekuchen, der ist auch eingeklemmt. Muß ich erst für den Hilfe holen. Dann kracht ein Teil der Decke runter, muß ich nen anderen Weg zu ihm finden.

So geht das weiter, ich stell noch mehr Leitungswasser ab, wahrscheinlich sinkt das Schiff wegen der maroden Wasserrohre, schließlich muß ich nach draußen, um vom Heck zum Bug zu gehen, wo ich vielleicht schneller vorankomme bei meiner Rettungaktion. Das ist also jetzt die Lage: Mann verschollen, Tochter verschollen, Sohn braucht Hilfe, Steward, der helfen könnte, braucht selbst Hilfe, und ich kraxel draußen im Taifun herum. Dann wird mir schwarz vor Augen.

Ich blinzel. Nee, der Bildschirm ist schwarz. Die Taskleiste zeigt sich und kündet den Just-In-Time Debugger des Visual Studio an, aber der schafftt es nicht an die Oberfläche, es ist ein Komplettabsturz. Erst dachte ich, daß es wohl der Katastrophen zu viel war und der Rechner verschreckt aufgegeben hat. Kann aber nicht sein, Computer sind ja dafür gemacht, stapelweise Katastrophen durch den Prozessor zu jagen, das ist deren täglich Brot; Jack the Beanstalkripper, Papermoon Fighter, die schönsten Panzerschlachten des Mittelalters, Moorhuhn from Hell, Vendetta Premium Edition. Zufällig seh ich auf meinen Aschenbecher - in der kurzen Zeit hab ich vier Fluppen gequalmt! Das war es also: der Laptop ist am Passivrauch erstickt. Hab ich dann gelüftet und den Rechner neu gestartet, ging wieder. Aber wie lange noch?

Aber Herr de Maiziere, finden Sie das nicht selbst ein bißchen zu durchsichtig? Am Mittwoch wissen Sie zuverlässig, daß für Ende November ein Terroranschlag in Deutschland geplant ist, und einen Tag später ist es für Sie offensichtlich, daß die - zufällig - einen Tag nach Ihrer Ankündigung gefundene "Bombe" für München bestimmt war, noch bevor BKA-Experten überhaupt die Echtheit der Bombe bestätigt haben. Böse Zungen werden behaupten, Sie hätten von vornherein über die Anglegenheit gewußt, sie als PR-Maßnahme einerseits, als Verunsicherungsinstrument andererseits zu nutzen versucht, und es handele sich insgesamt um eine Inszenierung. Wird vielleicht gar noch ein Bekennerschreiben der Islamischen Dschihad Union eintrudeln? Herr de Maiziere, beherzigen Sie Dickis Rat und wechseln Sie ihre Imageberater!

 

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