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Im Interesse des Schutzes Ihrer Rechte müssen Sie mit Einschränkungen derselben rechnen. - Jawoll Herr CEO!

Daß wir seit dem Mauerfall vor 20 Jahren in einer neuen Bundesrepublik leben, in der Freiheit und Demokratie großgeschrieben werden, macht kaum ein Vorfall so deutlich, wie jene Durchsage neulich auf der Feier des Mauerfalljubiläums: "Das Brandenburger Tor kann aus Sicherheitsgründen leider noch nicht geöffnet werden." zitiert eine ansonsten sehr feierbejahende Rundfunksendung mit dem Hinweis, dies sei ein Schönheitsfehler. Aber wo war die Schönheit?

Schokoladenkennern ist keine Neuigkeit, was ich heute den Kollegen zurief: "Der Sarotti-Mohr ist tot!" und "Seht mal." Da war der schwarze Mann gegen einen Güldenen ausgetauscht. So einfach läßt sich der Mohr aber nicht abschieben ("Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehn", ja? Das hätte manch einer wohl gerne) und im Internet ist er dementsprechend präsent. - Ganz unter uns: dementsprechend ist ein richtig bescheuertes Wort.

Doch nicht nur freundliche Zeitgenossen (mit schokoladeverschmierten Lippen beispielsweise) lassen ihn dort leben, sondern trist humorlose Köpfe widmen ihm Fotogalerien, um zu beklagen, daß er noch immer nicht komplett aus Deutschland vertrieben worden sei. Vergeblich suchte ich auf jener Seite nach Forum, E-Mail, Kommentarfunktion - mit diesen Leuten ist eine Kommunikation nicht möglich. Vielleicht wollen sie einfach nicht zuhören. Sonst sagte ich ihnen in etwa dies:

Liebe Antirassisten und Mohrenretter, eure Abschichten mögen ehrenwert sein, doch bin ich nicht einverstanden, denn beinahe jede der von euch als Anklage oder Vorwurf veröffentlichten Abbildungen ruft bei mir unweigerlich gute Laune hervor. Ob Mohrenstraße, Mohren-Apotheke, Negerkuß, Sarotti-Mohr - ich möchte nichts davon missen. Möglicherweise ist Kultur, mit allen historisch gewachsenen Vorzügen und Nachteilen, einfach eine Angelegenheit für reife Menschen mit Humor. Darüber gründlich nachzudenken empfiehlt (mit den üblichen Grüßen) der wahre Dicki.

Das konnte ich den Leuten also nicht schreiben, da bei ihnen die Kommunikation als Einbahnstraße angelegt ist. Dafür kann ich aber hier schreiben, daß ich für Eiferer jeglicher Couleur nichts übrig habe. Und daß es eine bestimmte Sorte Eiferer gibt, die durchaus dem Neuen aufgeschlossen gegenüber stehen: sie machen eben eine feste Regel daraus und verlangen, daß alle Menschen nach dieser Regel leben. Solch eine Regel kann auch der Antirassismus sein. Peinlich nur, daß trotz aller Proteste gegen rassistische Praktiken unter dem politisch korrektem Mäntelchen die Vertreibung des Mohren aus Deutschland häßlich wie je hervorlugt.

Seltsam, daß ich das nie zuvor bemerkt habe; der fünfte Abschnitt der Schatzinsel (Treasure Island von Robert Louis Stevenson) endet mit: "Bring mir eine Fackel, Dicki!" sagte Silver, als ich gefangen war. - Verwirrend. Zumal Dicki auch noch eine Seite aus der Bibel schneidet (was ich niemals tun würde), um den schwarzen Fleck daraufzumalen, weswegen er im weiteren Verlauf von schweren Gewissensbissen geplagt wird. Und nie zuvor war in dem Roman von einem Dicki die Rede. Wenigstens zählte er zu den Überlebenden des Abenteuers, wenn er auch auf der Schatzinsel zurückgelassen wurde.

Auf jener Schatzinsel, die ständig ihre Größe zu verändern scheint; eben ist sie noch so kompakt, daß man sich ständig auf ihr begegnet, schon ist sie so umfangreich, daß eine Tagesreise kaum reicht, sie zu umsegeln. Ähnlich veränderlich, von großer Anpassungsfähigkeit, ist Long John Silver, erst freundlich getarnter Anführer der Meuterer, dann doppelter, schließlich dreifacher Verräter, bis er sich vollends aus dem Staube macht. "Er selbst schlief friedlich und schnarchte laut, aber er tat mit leid, so schlecht er auch war, wenn ich an die Gefahren dachte, die ihn umgaben, und den schändlichen Galgen, der ihn erwartete." Richtig, da klingt bereits das zwiespältige Jekyll-Hyde-Motiv an: liebenswert und doch ein Satansbraten ...

Stevenson läßt sich in einem Aufsatz über Entfernungen, Windrichtungen und Mondphasen aus, der mich glauben macht, hieraus habe sich Arno Schmidt's Mondschein- und Kalenderpeniblie gespeist, aber das wird jetzt zu speziell. Lassen wir es dabei, daß Dicki Attenborough die Schatzinsel verfilmt haben sollte - das wäre so ergreifend geworden, daß er selbst darüber in Tränen ausgebrochen wäre. "Aber Dicki ließ sich nicht trösten; bald sah ich deutlich, daß der Bursche krank wurde." Fehlte nur noch, daß es auf Treasure Island einen Borderline Hill gegeben hätte.

und sogar den schwierigeren Kant, aber diese Philosophen konnten sich auch verständlich machen. Hingegen habe ich den Verdacht, daß jene Intellektuellen, bei denen Wortgeklingel im Vordergrund steht, dahinter ihren Mangel an Gedanken verbergen. Das philosophische Quartett eines gewissen Peter Sloterdijk hatte ich einmal in Dicki-Manier verspottet (ohne mich auf philosophisches Glatteis zu begeben; Schuster, bleib bei deinem Leisten). Daß aber der omnipräsente Sloterdijk einen geistigen Offenbarungseid leisten würde, hatte ich bestimmt nicht erwartet. Schon im Titel "Die Revolution der gebenden Hand" erscheint die ganze Dummheit, denn nach seinem eigenen Bekunden gibt die gebende Hand (die vermögende Elite) nicht, sondern wird zu geben gezwungen. Der Sozialstaat ist das Instrument der Neider und Verlierer, vom selbstverdienten Vermögen der Besitzenden zu zehren und ihnen Schuldgefühle zu machen: arme, beschämte Elite! Während die unproduktiven Arbeiter und Angestellten ein unbeschwertes Leben führen, von den arbeitslos Gemachten ganz zu schweigen. Gegen diese Ungerechtigkeit soll sich die Elite erheben und in den Steuerstreik treten.

Haha! Das tut sie doch seit Jahren, Herr Sloterdijk, mit wachsendem Erfolg; die Neider und Verlierer müssen sogar noch den Spieltrieb der Elite gegenfinanzieren. - Philosophie fußt auf der Wirklichkeit, gewinnt Erkenntnisse aus ihr und hat Gedanken über sie, die sich nicht nur mit dem Materiellem befassen. Für einen Aufsteiger, der einfach nichts abgeben will, hat diese Fakultät keine Säule frei. Lassen Sie sich auf einer Müllhalde feiern, Herr Sloterdijk, sich und Ihren Revoluzzer-Schnauzbart.

Unlängst erfuhr ich, daß Frau Schwarzer vor dreißig Jahren sagte, es sei besser, von Frau Thatcher als von Herrn Thatcher regiert zu werden, womit Frau Schwarzers Einstellung zu Angela Merkel für mich erklärlich wird. Doch verstehe ich wirklich nicht, weshalb es besser sein soll, von einer Frau, die Herrschaftspolitik betreibt, regiert zu werden als von einem Mann mit der selben Einstellung, es sei denn, die EMMA respektive Frau Schwarzer begleitete dies mit geharnischten Kommentaren über die Willfährigkeit und den Opportunismus vieler Frauen, insbesondere solcher, die es zur Macht drängt.

Leider ist das Gegenteil der Fall: da es besser ist, wenn Frauen an der Regierung sind, wird überhaupt nicht mehr nach dem Inhalt der Politik gefragt. Konsequent wird die Piratenpartei, deren Verdienst es im Wahlkampf war, sich gegen jede Zensur zu wenden, als "Pascha des Monats" ausgerufen, weil - ja, es wird wirklich dieser Grund genannt - weil die Mitglieder der Piratenpartei zu 97 Prozent Männer sind und sie von 13 Prozent der jungen Männer gewählt wurde. Ebenso konsequent, daß Frau Merkel den jungen Frauen als Identifikationsfigur hingestellt wird ("Liebe Mädchen, so werdet ihr Kanzlerin"), weil aber Frau Merkel die Liebedienerin finanzstarker Interessenten im Hintergrund ist und die ranghöchste Schönrednerin der planmäßigen Entsolidarisierung unserer Gesellschaft, wird auch die Blume Emanzipation verwelken. Frau Schwarzer ist intelligent genug, die Zusammenhänge erkennen zu können, aber sie ist auf diesem Auge blind; lieber indentifiziert sie sich mit der - scheinbar - starken Frau Merkel. War es das, ist das der Schlußpunkt der von den 68ern begonnenen neuen Frauenbewegung? Ist die EMMA zukünftig ein frauenbewegtes "Goldenes Blatt"? Alice, öffne deine Augen, du hast einen schlechten Traum!

 

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