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Neulich sah ich einen Film über klassische Zaubertricks, in dem unter anderem und eher nebenbei "die denkende Teekanne" vorgeführt wurde. Seitdem rätsele ich, wie dieser Trick funktioniert. Der Ablauf ist folgendermaßen:

Der Zauberer präsentiert eine Teekanne, von der er behauptet, sie könne jeden Getränkewunsch erfüllen. Er fügt hinzu, er habe sich mit niemandem abgesprochen. Alle Anwesenden sollten nun an ihr jeweiliges Lieblingsgetränk denken. Danach ruft er nacheinander vier Personen auf, die ihr Getränk nennen. Zuerst einen jüngeren Mann (Tequila), dann eine mittelalte Frau (Mojito), danach einen Mann selben Alters (Orangensaft, frisch gepreßt) und schließlich einen älteren Herrn (White Russian). Jedes Mal nimmt er ein kleines, bauchiges Glas von ca. 4 cl Fassungsvermögen, schenkt aus der Teekanne das jeweilige Getränk in das Glas, indem er die Kanne bis zum letzten Tropfen leert, und bittet die Person, die Echtheit des Getränks zu bestätigen, indem er ihr das Glas überläßt (beim nächsten Getränk nimmt er neues Glas). Nur bei der letzten Person übergibt er dieser die Kanne und läßt sie selbst einschenken.

Das ist verblüffend, denn nicht nur enthält die Teekanne jedesmal das gewünschte Getränk, und jedesmal in derselben, zum Glas passenden Menge, sondern dies Getränk fließt jedesmal aus der doch zuvor geleerten Kanne. Wie ist das möglich?

Erster Verdacht: Entgegen der Behauptung des Zauberers hat es eine Absprache gegeben. Denn es fällt auf, daß die vier verschiedenen Getränke so zusammengestellt sind, daß sie die Fähigkeiten der Kanne unterstreichen, und das ist ein bißchen zuviel des Zufalls. Zunächst ein rein alkoholisches Getränk, dann ein Cocktail, dann ein Fruchtsaft, und schließlich ein weiterer Cocktail; alle vier Getränke ohne Überschneidungen in ihren Bestandteilen.

Dennoch, die Flüssigkeiten sind von der richtigen Farbe, und die vier Personen bestätigen die Echtheit der Getränke. Hierbei zu schummeln wäre leichtfertig, denn der Zauberer muß damit rechnen, daß andere Gäste der Vorführung ebenfalls kosten wollen. Eine Absprache über die Art der Getränke würde lediglich die mögliche Anzahl von einigen hundert auf genau vier einschränken; eine große Erleichterung, aber der Trick ist damit nicht erklärt.

Wie kommt die neue Flüssigkeit in die zuvor leere Kanne? Weshalb schmeckt der Mojito nicht nach Tequila, der Orangensaft nicht nach Mojito, und der White Russian nicht nach Orangensaft, wie man das erwarten sollte, wenn aus demselben Behältnis oder zumindest derselben Tülle ausgeschenkt wird? Wer mal beispielsweise abends Bloody Marys getrunken hat und am nächsten Morgen Wasser aus demselben Glas zu sich genommen, wird wissen, wie empfindlich die Geschmacksnerven für "Verunreinigungen" sind.

Offenbar enthält diese harmlos aussehende Teekanne einige Geheimnisse. In ihr muß es kleine Behältnisse mit mindestens den vier genannten Getränken geben. Um das Risiko gering zu halten, muß die Mechanik einfach gehalten sein und durch einen einzigen Druckschalter betätigt werden können, der im Griff enthalten sein wird und dem Publikum verborgen bleibt. Die Vorrichtung könnte der Patronentrommel eines Revolvers ähneln. Der letzte Kandidat müsste dann eingeweiht sein und den Schalter betätigen können, risikolos, da nur noch ein - sein - Getränk im Innern der Kanne verblieben ist. Falsch, der Zauberer könnte den Schalter drücken, bevor er die Kanne übergibt und muß niemanden einweihen. Nur die Getränke müssen abgesprochen sein, und nur der Zauberer muß die Reihenfolge kennen. Für die Mitspieler bleibt der Trick trotz Absprache verblüffend genug.

Bleibt noch der unverfälschte Geschmack. Nicht nur müßte die Trommel in die richtige Position zum Ausschank bewegt werden, sondern auch eine Tülle sich innen in die sichtbare Tülle schieben, damit es keinerlei Mischeffekte gibt. Nicht umsonst hält er beim Ausschenken der letzten Tropfen die Kanne fast senkrecht. Dafür eine geeignete Mechanik zu erdenken und zu installieren ist für einen handwerklich begabten Menschen mit Mechanikkenntnissen kein Problem, man denke nur an diverse Automaten und Spieluhren, die von Uhrmachern erdacht und ausgeführt wurden - und uns heute noch in Erstaunen setzen.

Ja, so könnte der Trick funtionieren. Der Zauberer spricht also mit vier Gästen, die voneinander nichts wissen müssen, so daß sich jeder für den einzig Eingeweihten hält, genau die Getränke ab, mit denen er seine Mechanik ausgestattet hat, ruft sie in der richtigen Reihenfolge auf und kaschiert seine Schaltaktionen und deren Geräusche mit Worten und Gesten, zudem dirigiert er den letzten Kandidaten so, daß dieser nur auf seine Kommandos agiert. Voila, die denkende Teekanne. - Oder ist es doch Zauberei?

Schon wieder Weihnachten! Wieso geht das in letzter Zeit immer so schnell? Da kommt man kaum noch mit; als säßen wir alle miteinander im Teilchenbeschleuniger des CERN und würden angetrieben, angetrieben, angetrieben - bis zum simulierten Urknall, bei dem uns Hören und Sehen vergeht. Wie dem auch sei, auf meiner diesjährigen Wunschliste stand "Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh", ich habe ihn endlich wiedergesehen, und gemessen an meinen Erinnerungen war er fade. Zeit, dachte ich, einmal meine Lieblingsfilme zu benennen.

Das ist nicht ganz einfach, denn es gibt unter den zig Millionen Filmen der letzten 110 Jahre tausende guter, aber da mein Geschmack entscheidet und nicht irgendwelche objektiven oder pseudo-objektiven Kategorien, sollte es wohl möglich sein. Nehmen wir zum Beispiel das Western-Genre, und ich greife ein paar Vertreter heraus: Warlock, Zwei glorreiche Halunken, Stagecoach, Vera Cruz, Lockende Versuchung, Rio Bravo/Eldorado; die haben allesamt ihre Stärken. Dennoch bleibt für mich "Zwölf Uhr Mittags" der beste Western, weil er soviel mehr über Menschen erzählt als all die anderen.

Oder Komödien. Da nenne ich gleich gar keine Beispiele, weil es zuviele wären, die mich aus diesem und jenem Grund beeindrucken. Die beste aber bleibt für mich "Leoparden küßt man nicht", weil sie unschuldiges Vergnügen ohne Brüche bedeutet. Aber, werdet ihr sagen, was ist damit, und damit? Recht habt ihr, alles richtig, große Filme, stellen mich aber nicht im selben Maße zufrieden.

Oder Gangsterfilme, meinetwegen auch Krimis: Der Malteser Falke. Und so weiter und so fort. Sind doch alles nur Schubladen, und letztlich sind es immer Menschen und menschliche Schicksale, die uns bewegen, und interessante Bilder, die unsere Schaulust befriedigen.

Zurück zum Thema Weihnachten. Unausweichlich muß hier "Ist das Leben nicht schön" genannt werden, weil er so hinreißend plakativ eine bessere Welt beschwört; ein modernes Märchen, das nie verfehlt, mich zu Tränen zu rühren. Was nicht zuletzt an der Darstellung von James Stewart liegt. Womit ich zu Schauspielern komme. Oder lieber doch nicht: es gibt sie ja nicht mehr, die Gentlemen und die Ladies, die das Filmgeschäft dominierten. Damen und Herren, die Sinnlichkeit verkörpern konnten, ohne sich auch nur einer Krawatte oder eines Hutes entledigen zu müssen (und zu dürfen), und die Persönlichkeiten hatten, die heute gar nicht mehr erlaubt wären.

Also lassen wir es dabei. Erfreut euch an euren Lieblingsfilmen, erfreut euch überhaupt der schönen Seiten des Lebens, und laßt eure Mitmenschen an der Freude teilhaben. Frohe Weihnacht!

Ein reißerischer Titel, im spanischen Original heißt der Film schlicht "Reinas", also Köni-ginnen, bzw. Herrsche-rinnen oder auch Regen-tinnen (nicht zu verwechseln mit Regen-tonnen). Aus der Flut schwuler und angeschwulter Optimismus-Filme picke ich diesen heraus, weil er außer Drama, Oberflächlichkeit und heiler-Welt-Ende ein ausgezeichnetes und funktionierendes Drehbuch hat: drei schwule Paare und deren Elternteile werden am Wochenende der ersten legalen Schwulenhochzeit in Spanien begleitet, durcheinandergewirbelt und vereint, in geschickten Rückblenden ebenso wie in (mehr oder minder) komischen Szenen.

Wie immer man diesen Film beurteilt, der Anfang ist schon mal interessant. Die Kamera fährt durch den Gang eines Großraumabteils in einem dieser Hochgeschwindigkeitszüge. ER betrachtet SIE, SIE liest schmachtend in einem Buch, inszeniert das Fallenlassen desselben, die Frau neben IHM - seine Gattin? - scheint den Braten zu riechen. SIE geht zur Toilette, er folgt ihr, das liegengebliebende Handy schnurrt, die - mögliche - Gattin nimmt den Anruf an. Es ist der schwule Sohn, und die Fremde - wie sich nun herausstellt - betätigt sich durch die Klotür als Mittlerin zwischen Sohn und vögelnder Mutter.

Und so weiter, ein bunter Reigen menschlicher Irrungen und Wirrungen im Zeitalter des anything-goes, unterhaltsam und flott und konform im Glauben, nonkonformistisch zu sein. Letzten Endes schmeißen die Mütter (und ein Vater) den Laden und lenken ihre Bälger in die (seien wir ehrlich: als überflüssig empfundene) Homo-Ehe. Mich haben dabei Carmen Maura und Marisa Paredes beeindruckt. Marisa, fand ich überrascht heraus, ist ein Jahr jünger als Carmen, wirkt aber mindestens zehn Jahre älter. Das hat mich geärgert.

Wie man seinen Star inszeniert, hat Pedro Almodovar vorgemacht (nach hunderten Vorbildern, natürlich). In "Alles über meine Mutter", ein paar Jahre zuvor gedreht, wird Marisa Paredes von ihren besten Seiten gezeigt, und ich habe nicht vergessen, wie ich damals nach dem Kinobesuch dachte: was für ein Gesicht, markantes Profil, scharfgeschnittene Züge, Donnerwetter noch eins! Und sie darf eine unglücklich verliebte Theaterschauspielerin sein, voller Besorgnis, Herz und Mitgefühl. Aber auch jener Film bleibt trotz aller Tränen an der Oberfläche, und das ist das Charakteristikum all dieser schwulen und angeschwulten Filme; am Schluß gibt es ein heile-Welt-Ende.

Immerhin, ein Ende. Das ist realistisch.

Es ist nämlich leichter, sagte der Lehrmeister zu seinem Schüler, Prosa denn gereimte Verse zu übersetzen. Jener steht eine Vielfalt an Worten zur Auswahl, diese aber lassen nur solche Worte zu, die Reim und Rhythmus genügen; und auch der Sinn will richtig übertragen sein. Meist läuft es darauf hinaus: wer Ungereimtheiten vermeiden will, muß Ungereimtheiten in Kauf nehmen. Das gilt natürlich auch umgekehrt.

 

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