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Zum x-ten Male sehe ich die Reklame einer bekannten Imbißkette, in der ein junger Mann, der aussieht wie zigtausend andere, sagt: "Wie sind nicht irgendwer" und in einen Burger beißt, der aussieht wie hunderttausend andere und fortfährt: "und wir essen nicht irgendwas". Weshalb sollte er nicht in den Chor einstimmen, der da ruft: "Wir sind bunt! Wir leben Vielfalt!". Der moderne Spießer hat Zivilcourage bis in die Haarspitzen, solange er nach Millionen zählt.

Wenn der 8. März der Weltfrauentag ist, dann sind wohl die übrigen Tage des Jahres Weltmännertage? - Gott weiß, ich möchte keine dieser Frauen und keiner dieser Männer sein.

Gestern war mein Großneffe zu Besuch, "Onkel Dicki, bist du auch ein Gutmensch?" wollte er wissen. "Nein", sagte ich, "sehe ich so aus?" - "Wie sieht denn ein Gutmensch aus?" Ich nahm ihn auf einen Gang um den Pudding mit: "Sieh dir mal die Farben der Autos an, und wenn wir zurück sind, werde ich dich etwas fragen." - "Ist gut", sagte er mit dieser typischen unschuldigen Kinderstimme, die unwiderstehlich gute Laune macht.

Als wir zurück waren, fragte ich, welche Farben er denn am häufigsten gesehen habe. "Da waren viele weiße und schwarze und graue, alle mit so silbrigen Leisten auf dem Dach. Und dann war da mal ein gelbes und ein rotes und ein blaues." - "Genau. Das war neulich auch so, als ich darauf geachtet habe. Siehst du, die Gutmenschen sagen von sich, daß sie bunt sind und Vielfalt leben. Aber in Wahrheit sind sie wie ihre Autos: weiß und schwarz und grau. Vor allem grau. Und sie fahren los, wenn man das Gaspedal drückt."

Ganz recht, pädagogisch war das Müll, und er hat zumindest den letzten Satz nicht verstehen können. Dennoch halte ich es für richtig, so mit ihm geredet zu haben, denn wenn die Erwachsenen unfähig sind, des Kaisers neue Kleider zu erkennen, ruht die Hoffnung zwangsläufig auf den Kindern.

Die Flüchtlingskrise nämlich, und als Chance für die Erweiterung des Diffamierungsdeutsch: erst "Flüchtlingsgegner", dann "Flüchtlingsfeinde", und jetzt auch noch "Brüllangriff". Herr Goebbels hätte seine Freude an dieser Art von kreativem Umgang mit unserer Sprache gehabt.

Werd ich im Internet angemault: "Dein Interesse scheint zurück gelegt zu sein. Bitte checken deine Netzwerkseinstellung." Auf Deutsch verstehe ich das nicht, vielleicht, wenn ich es ins Englische zurückübersetze? "Your interest shines back laid to be. Please to check your networks' one-pose." Nö, auch nicht.

 

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