Nachtgesaenge
Heute morgen schon wieder eine Jesuserscheinung. Wenn die doch nicht so überfallartig kommen wollten. Aber gerade durch die Überrumpelung soll die Botschaft eingebimst werden. Heute: "Gebt dem Jäger, was des Jägers ist." Der Große Demokrat (früher nannte man das Bundeskanzler, ich kann mich noch erinnern) heißt Jäger. Tja, die Steuern werden wieder erhöht.
Als ich meine erste Erscheinung hatte und den Schwindel noch nicht durchschaute, sagte dieser Jesus: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist." Kam dann auch eine Steuererhöhung? Jedenfalls hieß der Große Demokrat Kaiser, so August 2013. Ach, man vergißt heutzutage so schnell. Hätte ich nicht voriges Jahr einen Packen Papier geerbt - aber pst! Und außerdem muß ich kleiner schreiben. Schreiben, es ist solch eine Wohltat ...
Klar liegt es an den Antennen. Auf der anderen Flußseite wurden die schon Januar 2013 aufgestellt; von dort kamen die ersten Berichte über Erscheinungen. Inzwischen steht in jedem Straßenblock eine und alle Leute haben diese Erscheinungen.
Hatte ich das schon aufgeschrieben? Ich weiß es jetzt nicht, man vergißt so schnell. Ich glaube, sie mengen dem Trinkwasswer etwas bei. Jedenfalls, ich kannte eine Bert oder Bernd oder - ach ja, Gerd. War Spezialist für Visiotronik, hochangesehen, Erlaubnis für Bücherbesitz, privater Terminalzugang. Eines Tages - präzise: 30. September 2013 - kam er so grau und mutlos die Straße entlanggeschlichen. Was denn sei? Er legte einen Finger auf seine Lippen und sah mich nur taurig an. Dann sprach er doch: Ich solle am folgenden Tag die Nachrichten verfolgen. Er sage nur soviel, daß sein Betrieb zuviele Mitarbeiter habe. Zuviele, das sprach er richtig höhnisch aus, ich höre es noch, sehe ihn noch vor mir.
Aber dann zuckte er nur die Achseln und schleppte sich weiter. Stand er unter Beobachtung, hat er sich mir deshalb nicht offenbart? Oder hatten wir doch kein Vertrauen, das heißt, nicht genügend Vertrauen zueinander? Am nächsten Tag: die Sozialwächter hatten bei Razzien wieder einige hundert Arbeitsscheue aufgespürt, die im üblichen Schnellverfahren abgeurteilt und dem Verwerter zugeführt wurden, ganz alltäglich eigentlich. Und dann erkenne ich auf einem der Bilder Gerd! Deshalb gibt es bei uns keine Arbeitlosen. - Hatte ich selbstverständlich aufgeschrieben, mindestens zweimal schon, gerade nachgesehen. Immer diese Angst, zu vergessen. Man dämmert so dahin.
Haha, wenn es mal einen Großen Demokrat namens Teufel geben sollte: "Gebt dem Teufel, was des Teufels ist." Oh ja, das würden sie fertigbringen. Und sich biegen vor Lachen.
Als ich meine erste Erscheinung hatte und den Schwindel noch nicht durchschaute, sagte dieser Jesus: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist." Kam dann auch eine Steuererhöhung? Jedenfalls hieß der Große Demokrat Kaiser, so August 2013. Ach, man vergißt heutzutage so schnell. Hätte ich nicht voriges Jahr einen Packen Papier geerbt - aber pst! Und außerdem muß ich kleiner schreiben. Schreiben, es ist solch eine Wohltat ...
Klar liegt es an den Antennen. Auf der anderen Flußseite wurden die schon Januar 2013 aufgestellt; von dort kamen die ersten Berichte über Erscheinungen. Inzwischen steht in jedem Straßenblock eine und alle Leute haben diese Erscheinungen.
Hatte ich das schon aufgeschrieben? Ich weiß es jetzt nicht, man vergißt so schnell. Ich glaube, sie mengen dem Trinkwasswer etwas bei. Jedenfalls, ich kannte eine Bert oder Bernd oder - ach ja, Gerd. War Spezialist für Visiotronik, hochangesehen, Erlaubnis für Bücherbesitz, privater Terminalzugang. Eines Tages - präzise: 30. September 2013 - kam er so grau und mutlos die Straße entlanggeschlichen. Was denn sei? Er legte einen Finger auf seine Lippen und sah mich nur taurig an. Dann sprach er doch: Ich solle am folgenden Tag die Nachrichten verfolgen. Er sage nur soviel, daß sein Betrieb zuviele Mitarbeiter habe. Zuviele, das sprach er richtig höhnisch aus, ich höre es noch, sehe ihn noch vor mir.
Aber dann zuckte er nur die Achseln und schleppte sich weiter. Stand er unter Beobachtung, hat er sich mir deshalb nicht offenbart? Oder hatten wir doch kein Vertrauen, das heißt, nicht genügend Vertrauen zueinander? Am nächsten Tag: die Sozialwächter hatten bei Razzien wieder einige hundert Arbeitsscheue aufgespürt, die im üblichen Schnellverfahren abgeurteilt und dem Verwerter zugeführt wurden, ganz alltäglich eigentlich. Und dann erkenne ich auf einem der Bilder Gerd! Deshalb gibt es bei uns keine Arbeitlosen. - Hatte ich selbstverständlich aufgeschrieben, mindestens zweimal schon, gerade nachgesehen. Immer diese Angst, zu vergessen. Man dämmert so dahin.
Haha, wenn es mal einen Großen Demokrat namens Teufel geben sollte: "Gebt dem Teufel, was des Teufels ist." Oh ja, das würden sie fertigbringen. Und sich biegen vor Lachen.
Dicki - am Mi, 03. Januar 2007, 22:10 - Rubrik: Nachtgesaenge
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Das Unterschichtproblem scheint gelöst: man sagt einfach 'Prekariat', fertig. Das klingt zwar wie eine Mischung aus Proletariat, Protektorat und Paria, und genauso verstehe ich es auch - als einen Euphemismus für unwertes Leben -, aber gut, daß das so schnell in den Griff bekommen wurde. Denn wenn sich erst herumgesprochen hat, was die Beraterfirma Roland Berger den Behörden bzgl. der Langzeitarbeitslosen empfiehlt ...
Wenn du nicht zwischen 25 und 40 bist und nicht den Status 'leicht vermittelbar' hast, bekommst du den Aufkleber "Wir müssen leider draußen bleiben" gezeigt. Vermittelt wirst du gar nicht, von Besuchen ist abzusehen, du wirst im Eingangsbereich abgewimmelt, maximal zweimal im Jahr darfst du zu deinem Fallmanager. Das nennt sich "Optimierung von Geschäftsprozessen", schließlich sind es ja keine Unmenschen, die sich derlei ausdenken (sie können einfach nicht anders), ob es aber Menschen sind, kann ich auch nicht sagen.
Vorige Woche erfuhr ich übrigens, daß Langzeitarbeitslose in Berlin ihre Behörde nicht anrufen dürfen, persönliches Erscheinen ist in jedem Fall Pflicht. Da freut sich das Prekariat natürlich über die schöne freie Zeit in den Fluren der ARGEs, die es dann und wann auch zum Schreiben von sinnlosen Bewerbungen nutzt. Denn nur wenige Menschen werden aus der (Langzeit)Arbeitslosigkeit heraus fest eingestellt; man gilt bei den Firmen offenbar als nicht ganz stubenrein. Wenn du jedoch die Firma wechseln möchtest: warum nicht, nicht? Hat noch Arbeit, muß wohl was taugen. Falls nicht, kommt bald die nächste Umstrukturierung, " .. müssen wir uns leider von Ihenn trennen ..."
Mit jedem Hartzgipfel wurde uns die Halbierung der Arbeitslosenzahlen versprochen, und wer angesichts der Entwicklung von Arbeit, Bezahlung und Umgangston immer noch glaubt, es werde die Arbeitslosigkeit und nicht das werktätige Volk bekämpft, dem habe ich eine goldene Rolex aus dem Privatbesitz von Saddam Hussein zu verkaufen. Ehrlich!
Wenn du nicht zwischen 25 und 40 bist und nicht den Status 'leicht vermittelbar' hast, bekommst du den Aufkleber "Wir müssen leider draußen bleiben" gezeigt. Vermittelt wirst du gar nicht, von Besuchen ist abzusehen, du wirst im Eingangsbereich abgewimmelt, maximal zweimal im Jahr darfst du zu deinem Fallmanager. Das nennt sich "Optimierung von Geschäftsprozessen", schließlich sind es ja keine Unmenschen, die sich derlei ausdenken (sie können einfach nicht anders), ob es aber Menschen sind, kann ich auch nicht sagen.
Vorige Woche erfuhr ich übrigens, daß Langzeitarbeitslose in Berlin ihre Behörde nicht anrufen dürfen, persönliches Erscheinen ist in jedem Fall Pflicht. Da freut sich das Prekariat natürlich über die schöne freie Zeit in den Fluren der ARGEs, die es dann und wann auch zum Schreiben von sinnlosen Bewerbungen nutzt. Denn nur wenige Menschen werden aus der (Langzeit)Arbeitslosigkeit heraus fest eingestellt; man gilt bei den Firmen offenbar als nicht ganz stubenrein. Wenn du jedoch die Firma wechseln möchtest: warum nicht, nicht? Hat noch Arbeit, muß wohl was taugen. Falls nicht, kommt bald die nächste Umstrukturierung, " .. müssen wir uns leider von Ihenn trennen ..."
Mit jedem Hartzgipfel wurde uns die Halbierung der Arbeitslosenzahlen versprochen, und wer angesichts der Entwicklung von Arbeit, Bezahlung und Umgangston immer noch glaubt, es werde die Arbeitslosigkeit und nicht das werktätige Volk bekämpft, dem habe ich eine goldene Rolex aus dem Privatbesitz von Saddam Hussein zu verkaufen. Ehrlich!
Dicki - am Di, 17. Oktober 2006, 21:29 - Rubrik: Nachtgesaenge
Ihro hochwohlgeboren Damen und Herren Republikverweser,
mit Verwunderung nehme ich zur Kenntnis, daß Ihro Erlauchtheiten die Bezeichnung Schweinebande - zugegebenermaßen ruchlos auf Leute gemünzt, in deren Auftrag oder zumindest Interesse Euer Eminenzen tätig sind - zum rechtsradikalen Vokabular zu rechnen geruhen. Da sind Ihro wertgeschätzte Ignoranzen allerdings - wie bei so vielen Gelegenheiten - auf dem Holzweg und geben sich zum wiederholten Male der Lächerlichkeit preis. Möge ein Volksaufstand Euer Anstandslosigkeiten den wohlverdienten Arschtritt bescheren, grüßt ehrerbietigst untertänig
Ihr wahrer Dicki
mit Verwunderung nehme ich zur Kenntnis, daß Ihro Erlauchtheiten die Bezeichnung Schweinebande - zugegebenermaßen ruchlos auf Leute gemünzt, in deren Auftrag oder zumindest Interesse Euer Eminenzen tätig sind - zum rechtsradikalen Vokabular zu rechnen geruhen. Da sind Ihro wertgeschätzte Ignoranzen allerdings - wie bei so vielen Gelegenheiten - auf dem Holzweg und geben sich zum wiederholten Male der Lächerlichkeit preis. Möge ein Volksaufstand Euer Anstandslosigkeiten den wohlverdienten Arschtritt bescheren, grüßt ehrerbietigst untertänig
Ihr wahrer Dicki
Dicki - am Di, 07. März 2006, 22:15 - Rubrik: Nachtgesaenge
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Auf dem Eck treffen sich jeden Tag die Junkies oder Ex-Junkies, was weiß ich, jedenfalls sind die meisten von ihnen meistens breit. Ich geh da also vorbei, Einkaufstasche in der Hand, Bäcker und Tabakhändler im Sinn. Die Tölen der nölenden Herrchen kläffen, Geschrei und Gelörre, die Köter klemmen den Schwanz ein, schielen tückisch.
Plötzlich steht SIE vor mir, schwarze Locken, schwarze Augen, au Mann, au weia. Klar, die ist drauf, ich bin ja nicht blöd. Aber SIE sieht so scheißenverdammt gut aus, und SIE weiß das auch ganz genau, und schon macht SIE mich an, ob ich ihr nicht Geld für Essen leihen könne?
"Leihen?" frage ich lahm, mit weichen Knien. Dann bin ich wieder bei mir: "Falls du darauf spekulierst, bei so 'nem grünen Jungen wie mir Geld abzustauben, muß ich dich enttäuschen. Ich bin arbeitslos, ich bin ein verkappter Macho, und am Ende werden wir außer Sex nix gemeinsam gehabt haben."
"Ey, komm runter. Magst du mich leiden?"
"Das brauchst du mich nicht fragen; wie ich mich kenne, sieht man mir das auf hundert Meter gegen den Wind an. Ja. Verdammt, ja."
Dann stellt sich heraus, daß SIE meine Kindhaftigkeit (und eigentlich nichts sonst) attraktiv findet. Daß SIE keine Sekunde Angst vor mir hat. Daß SIE mich als ihr Alter Ego ansieht. Vielleicht nicht ganz genau mit diesen Worten. "Tja", sage ich, "darin gleichen wir uns. Mit dem einen Unterschied, daß du scheißengut aussiehst und - mit den zwei Unterschieden, daß du scheißengut aussiehst und ich nicht auf Droge bin."
"Ich finde Drogen voll scheiße."
"Mensch, du Liebes, ich hab dich viel zu gern, als daß du mir Stuß erzählen darfst."
"Ehrlich, ich will weg von dem Stoff. Dauert nicht mehr lange, und ich schlaf in der Gosse, scheiße ins Gebüsch, piss auf die Straße und lutsch die Pimmel von verkoksten Arschgeigen. Ich will runter, noch bin ich nicht kaputt. Echt!"
SIE tritt dicht an mich heran, die Knie sind Wackelpudding, SIE legt die Arme um mich, das Herz jubiliert unter Schmerzen, SIE küßt mich, die Welt ist Liebe, wir sind Eins, alles ist Eins, die Polkappen schmelzen in der milden Wärme und ich wundere mich, daß meine Hose dem Druck standhält. - Am nächsten Morgen bin ich um einige schwarzgelockte Haare reicher und 100 Euro Haushaltsgeld ärmer.
Drei Wochen später treffe ich SIE, die sich vor mir verborgen hielt. SIE will mir irgendso'ne Geschichte erzählen, das sehe ich ihr an, aber ich komme ihr zuvor und küsse SIE keusch. Ja sicher, ich bin ein Idiot, aber ich bleibe meinen Gefühlen treu.
Gestern lagen zwei Scheine in meinem Briefkasten, ein Herz drangepinnt. Weiß der Himmel, wo SIE die Knete her hat; ich denke das Schlimmste und fühle das Herzlichste. Die Welt ist Liebe; wenn nicht diese, dann eben eine andere. Der Dreck bringt uns um, aber was kann er uns schon groß anhaben.
Plötzlich steht SIE vor mir, schwarze Locken, schwarze Augen, au Mann, au weia. Klar, die ist drauf, ich bin ja nicht blöd. Aber SIE sieht so scheißenverdammt gut aus, und SIE weiß das auch ganz genau, und schon macht SIE mich an, ob ich ihr nicht Geld für Essen leihen könne?
"Leihen?" frage ich lahm, mit weichen Knien. Dann bin ich wieder bei mir: "Falls du darauf spekulierst, bei so 'nem grünen Jungen wie mir Geld abzustauben, muß ich dich enttäuschen. Ich bin arbeitslos, ich bin ein verkappter Macho, und am Ende werden wir außer Sex nix gemeinsam gehabt haben."
"Ey, komm runter. Magst du mich leiden?"
"Das brauchst du mich nicht fragen; wie ich mich kenne, sieht man mir das auf hundert Meter gegen den Wind an. Ja. Verdammt, ja."
Dann stellt sich heraus, daß SIE meine Kindhaftigkeit (und eigentlich nichts sonst) attraktiv findet. Daß SIE keine Sekunde Angst vor mir hat. Daß SIE mich als ihr Alter Ego ansieht. Vielleicht nicht ganz genau mit diesen Worten. "Tja", sage ich, "darin gleichen wir uns. Mit dem einen Unterschied, daß du scheißengut aussiehst und - mit den zwei Unterschieden, daß du scheißengut aussiehst und ich nicht auf Droge bin."
"Ich finde Drogen voll scheiße."
"Mensch, du Liebes, ich hab dich viel zu gern, als daß du mir Stuß erzählen darfst."
"Ehrlich, ich will weg von dem Stoff. Dauert nicht mehr lange, und ich schlaf in der Gosse, scheiße ins Gebüsch, piss auf die Straße und lutsch die Pimmel von verkoksten Arschgeigen. Ich will runter, noch bin ich nicht kaputt. Echt!"
SIE tritt dicht an mich heran, die Knie sind Wackelpudding, SIE legt die Arme um mich, das Herz jubiliert unter Schmerzen, SIE küßt mich, die Welt ist Liebe, wir sind Eins, alles ist Eins, die Polkappen schmelzen in der milden Wärme und ich wundere mich, daß meine Hose dem Druck standhält. - Am nächsten Morgen bin ich um einige schwarzgelockte Haare reicher und 100 Euro Haushaltsgeld ärmer.
Drei Wochen später treffe ich SIE, die sich vor mir verborgen hielt. SIE will mir irgendso'ne Geschichte erzählen, das sehe ich ihr an, aber ich komme ihr zuvor und küsse SIE keusch. Ja sicher, ich bin ein Idiot, aber ich bleibe meinen Gefühlen treu.
Gestern lagen zwei Scheine in meinem Briefkasten, ein Herz drangepinnt. Weiß der Himmel, wo SIE die Knete her hat; ich denke das Schlimmste und fühle das Herzlichste. Die Welt ist Liebe; wenn nicht diese, dann eben eine andere. Der Dreck bringt uns um, aber was kann er uns schon groß anhaben.
Dicki - am Fr, 10. Februar 2006, 23:38 - Rubrik: Nachtgesaenge
Neulich hatte ich ein kleines Büchlein beim Wickel, gefüllt mit "zwei Dutzend Entrüstungen" - ganz recht: Joseph v. Westphalen, von dem sich Max Goldt das eine oder andere abgekuckt hat (Goldt insgesamt natürlich eleganter, aber dann auch wieder vulgärer). Vor 15 Jahren zuletzt gelesen, jetzt mehr so durchgeblättert, hier und da eingestiegen, z.B. bei dieser Entrüstung:
"Es gibt Geständnisse, die Lähmung und Entsetzen verbreiten."
Das fängt schon mal gut an. Ich bin Kommunist, ich bin Anarchist, und daß das heute keinen Schwanz mehr krümmt äh kümmert.
"Ich kenne nur eine politische Bemerkung, bei der Rote, Grüne und Schwarze blaß werden, über die man nicht diskutieren kann, weil einen jeder allein stehen läßt als sei man aussätzig und Idiot obendrein. Es ist die Behauptung: Ich bin Monarchist."
Klasse, dachte ich, und das schon zur Zeit der geistig-moralischen Wende in die Welt entlassen, die blasser, dümmer und verrohter werdende. Kleine Zwischenbilanz:
"Zwar möchte ich nicht unbedingt im Lichte eines Sonnenkönigs stehen, aber die Strahlen eines milden Königshauses trösteten mich vielleicht über die Wahlparolen der bürgerlichen Parteien hinweg.
Nach privaten Hochrechnungen wählen 80 Prozent der Berechtigten nur, weil es nichts kostet, der Rest will etwas verhindern - was für ein Zustand! Etwa 30 Millionen Bürger fluchen täglich fünfmal lauthals auf Politiker, das ergäbe gedruckt jeden Tag 500 Großstadttelefonbücher voller Schimpfworte."
Und weitere possierliche Dinge weiß er zu sagen:
"Die eigentlichen Herrscher sind heutzutage die Sachzwänge. In allen Bereichen: Rüstungswettlauf, Energieknappheit, Computerverwaltung [naja, 1983]. Die jeweilige Staatsform ist nur der Mantel über diesen schauerlichen Diktaturen. Die Mäntel, die in fast allen Ländern der Welt getragen werden, haben ein mieses Tuch und einen abscheulchen Schnitt. Die Regierungspolitiker in aller Welt sind in der Regel provinzielle Schamverletzer, deren öffentliches Auftreten das Maß der Groteske weit überschreitet."
Und noch dies:
"Der Kardinalfehler der geschichtlchen Entwicklung bestand darin, die ästhetische Erziehung des Menschen schamlos zu vernachlässigen. Das ganze Politisieren hat nichts gebracht, denn nie wurden die Leute darüber aufgeklärt, daß man die Herrscher allein nach ihrem Äußeren beurteilen muß. (...) Nur das Aussehen verrät uns, was hinter diesen Stirnen vorgeht. Was die sagen und versprechen und in Aussicht stellen ist mittlerweile völlig unwesentlich. Was zählt, sind allein die Physiognomien. Nur der Schein trügt nicht."
Dieser kleine Aufsatz - gerade mal fünf Druckseiten lang -, der sich flott und angenehm liest, steht unter der Überschrift: "Warum ich Monarchist geworden bin". Man kann es nur zu gut verstehen.
"Es gibt Geständnisse, die Lähmung und Entsetzen verbreiten."
Das fängt schon mal gut an. Ich bin Kommunist, ich bin Anarchist, und daß das heute keinen Schwanz mehr krümmt äh kümmert.
"Ich kenne nur eine politische Bemerkung, bei der Rote, Grüne und Schwarze blaß werden, über die man nicht diskutieren kann, weil einen jeder allein stehen läßt als sei man aussätzig und Idiot obendrein. Es ist die Behauptung: Ich bin Monarchist."
Klasse, dachte ich, und das schon zur Zeit der geistig-moralischen Wende in die Welt entlassen, die blasser, dümmer und verrohter werdende. Kleine Zwischenbilanz:
"Zwar möchte ich nicht unbedingt im Lichte eines Sonnenkönigs stehen, aber die Strahlen eines milden Königshauses trösteten mich vielleicht über die Wahlparolen der bürgerlichen Parteien hinweg.
Nach privaten Hochrechnungen wählen 80 Prozent der Berechtigten nur, weil es nichts kostet, der Rest will etwas verhindern - was für ein Zustand! Etwa 30 Millionen Bürger fluchen täglich fünfmal lauthals auf Politiker, das ergäbe gedruckt jeden Tag 500 Großstadttelefonbücher voller Schimpfworte."
Und weitere possierliche Dinge weiß er zu sagen:
"Die eigentlichen Herrscher sind heutzutage die Sachzwänge. In allen Bereichen: Rüstungswettlauf, Energieknappheit, Computerverwaltung [naja, 1983]. Die jeweilige Staatsform ist nur der Mantel über diesen schauerlichen Diktaturen. Die Mäntel, die in fast allen Ländern der Welt getragen werden, haben ein mieses Tuch und einen abscheulchen Schnitt. Die Regierungspolitiker in aller Welt sind in der Regel provinzielle Schamverletzer, deren öffentliches Auftreten das Maß der Groteske weit überschreitet."
Und noch dies:
"Der Kardinalfehler der geschichtlchen Entwicklung bestand darin, die ästhetische Erziehung des Menschen schamlos zu vernachlässigen. Das ganze Politisieren hat nichts gebracht, denn nie wurden die Leute darüber aufgeklärt, daß man die Herrscher allein nach ihrem Äußeren beurteilen muß. (...) Nur das Aussehen verrät uns, was hinter diesen Stirnen vorgeht. Was die sagen und versprechen und in Aussicht stellen ist mittlerweile völlig unwesentlich. Was zählt, sind allein die Physiognomien. Nur der Schein trügt nicht."
Dieser kleine Aufsatz - gerade mal fünf Druckseiten lang -, der sich flott und angenehm liest, steht unter der Überschrift: "Warum ich Monarchist geworden bin". Man kann es nur zu gut verstehen.
Dicki - am Di, 07. Februar 2006, 22:38 - Rubrik: Nachtgesaenge
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Die Menschen sind ja nicht dumm. Sie spüren durchaus die Diskrepanz zwischen dem "es gibt nichts mehr zu verteilen" und z.B. den lokalpolitik-orientierten Koks- und Fickexzessen, die von Energiekonzernen gesponsort werden. Aber sie lassen sich von der "Meinungsführerschaft" unterbuttern. - Leute, besinnt euch:
Und weil der Mensch ein Mensch ist
drum braucht er was zu essen, bitte sehr
es macht ihn ein Geschwätz nicht satt
das schafft kein Essen her
Und weil der Mensch ein Mensch ist
drum braucht er was zu essen, bitte sehr
es macht ihn ein Geschwätz nicht satt
das schafft kein Essen her
Dicki - am Di, 24. Januar 2006, 22:44 - Rubrik: Nachtgesaenge
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Vergangene Nacht eine Neigung zum erlebnisorientierten Fantasieren mit plötzlichem Erwachen (EOF), das ich durch einen heutigen Zeitungsartikel gerechtfertigt fand: dieser Tage gehen die ersten 2000 von geplanten 9000 Schreiben an Langzeitarbeitslose heraus, die "zu teuer" wohnen. Dieses "zu teuer" ist eigentlich eine Angelegenheit der Vermieter; es ist ja ein Unding, daß die Wohnungsmiete 40 - 50 % (bei mir 60%) des Nettoeinkommens verschlingt, aber egal, Schuld hat eben der Schwächste (im durch und durch mündigen und demokratischen Deutschland).
Unerwartet motiviert mich die Situation: ich möchte, ich will lange genug leben, um alle Verantwortlichen, Helfershelfer und Mitläufer des Wirtschaftswahns vor Gericht gestellt zu sehen. Das wäre ein Fest! All die kotzdummen, schnottenblöden Gewinnler auf dem Weg in den Abgrund (aber eigentlich nur ins Gefängnis oder zu lebenslanger Ächtung). Bin ich unbescheiden? Alles in allem, so finde ich, bin ich mit wenig zufrieden.
Unerwartet motiviert mich die Situation: ich möchte, ich will lange genug leben, um alle Verantwortlichen, Helfershelfer und Mitläufer des Wirtschaftswahns vor Gericht gestellt zu sehen. Das wäre ein Fest! All die kotzdummen, schnottenblöden Gewinnler auf dem Weg in den Abgrund (aber eigentlich nur ins Gefängnis oder zu lebenslanger Ächtung). Bin ich unbescheiden? Alles in allem, so finde ich, bin ich mit wenig zufrieden.
Dicki - am Di, 03. Januar 2006, 23:16 - Rubrik: Nachtgesaenge
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sollte der Chefredakteur des hiesigen Provinzblattes dafür, daß er in seinen (vermeintlich hilfreichen) Worten zum Jahreswechsel schreibt: "Die Geisel des Terrorismus", aber nicht etwa Frau Osthoff oder andere entführte und gefangengehaltene Menschen meint, sondern die Geißel des Terrorismus. Die Geißel der Ignoranz lastet schwer auf diesem Land.
Dicki - am So, 01. Januar 2006, 21:11 - Rubrik: Nachtgesaenge
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Sehr geehrter Herr Dicki,
bei der jährlichen Kosten/Nutzen-Kalkulation (KoNuKa) wurde in Ihrem Fall, gemessen an Ihrer statistischen Lebenserwartung, eine Gemeinkostenüberschreitung von mehr als 10% festgestellt. Gemäss Paragraph 7.2 Abschnitt C IV des Gesetzes zur Optimierung des Sozialwesens ist damit der Tatbestand der Gesellschaftsnötigung erfüllt. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit Ihrer Umquartierung in ein Optimo-Camp.
Sie finden sich am Mittwoch, dem [Datum] um 7 Uhr am Empfang des Amtes für soziale Optimierung, Zweigstelle 28 ein (Adresse, Lage und Zufahrt siehe Rückseite). Mitzubringen sind: [Liste von Haushaltsartikeln und Kleidungsstücken]. Halten Sie Ihren Ausweis oder Pass bereit.
Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt und bedarf keiner Unterschrift
Rechtshilfebelehrung: Die jährliche KoNuKa nach dem Gesetz zur Optimierung des Sozialwesens erfolgt computerautomatisch. Ein Widerspruch gegen diesen Bescheid ist nur dann von aufschiebender Wirkung, wenn der Einwender eine unsachgemäße oder fehlerhafte Bedienung oder einen irregulären Zustand der Soft- oder Hardware nachweisen kann. Widerspruch kann nur innerhalb 14 Tagen nach Erhalt des Bescheides eingelegt werden. Aufgrund der Personalüberlastung ist den zuständigen Amtsstellen eine Überprüfung freigestellt.
bei der jährlichen Kosten/Nutzen-Kalkulation (KoNuKa) wurde in Ihrem Fall, gemessen an Ihrer statistischen Lebenserwartung, eine Gemeinkostenüberschreitung von mehr als 10% festgestellt. Gemäss Paragraph 7.2 Abschnitt C IV des Gesetzes zur Optimierung des Sozialwesens ist damit der Tatbestand der Gesellschaftsnötigung erfüllt. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit Ihrer Umquartierung in ein Optimo-Camp.
Sie finden sich am Mittwoch, dem [Datum] um 7 Uhr am Empfang des Amtes für soziale Optimierung, Zweigstelle 28 ein (Adresse, Lage und Zufahrt siehe Rückseite). Mitzubringen sind: [Liste von Haushaltsartikeln und Kleidungsstücken]. Halten Sie Ihren Ausweis oder Pass bereit.
Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt und bedarf keiner Unterschrift
Rechtshilfebelehrung: Die jährliche KoNuKa nach dem Gesetz zur Optimierung des Sozialwesens erfolgt computerautomatisch. Ein Widerspruch gegen diesen Bescheid ist nur dann von aufschiebender Wirkung, wenn der Einwender eine unsachgemäße oder fehlerhafte Bedienung oder einen irregulären Zustand der Soft- oder Hardware nachweisen kann. Widerspruch kann nur innerhalb 14 Tagen nach Erhalt des Bescheides eingelegt werden. Aufgrund der Personalüberlastung ist den zuständigen Amtsstellen eine Überprüfung freigestellt.
Dicki - am Sa, 26. November 2005, 21:40 - Rubrik: Nachtgesaenge
Was ist Emanzipation wert, wenn sie alle Werte aufgibt; wenn ihr Ziel nur noch die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft und nicht mehr die Veränderung dieser Gesellschaft ist? Jaaa, sagen jetzt die ganz Schlauen, die Gleichstellung der Frau verändert doch die Gesellschaft! Mag sein, sage ich, zuerst muß sich die Frau aber der Gesellschaft anpassen, um unter den heutigen Umständen ihre Gleichstellung zu erreichen - sie wird dann trotzdem noch als Mensch zweiten Ranges gelten -, und erzählt mir nicht, sie müßte dazu nicht härter, kälter und fieser sein als die Männer, denen sie gleichgestellt sein will; und erzählt mir erst recht nicht, daß das nur Maskerade sei, mit der der Mann getäuscht wird und die die Frau locker von sich wirft, und siehe: die Welt ist ein Blumenmeer.
"Wir sind Kanzlerin!" ruft Frau Schwarzer freudetrunken. Aber wird sie noch begreifen können, daß weder werktätige, arbeitslose und in Rente gegangene Männer noch die schlechtergestellten Frauen, nicht zu vergessen die Hausfrauen, sich nicht für die Kanzlerin Merkel begeistern, einfach weil Frau Merkel die Fortsetzung des Sozialabbaus garantiert? Dabei lasse ich noch die Frauen gehören an den Herd-Bestrebungen ihrer Kumpane männlichen Geschlechts unberücksichtigt. Es fällt mir schwer zu glauben, daß Frau Schwarzer 35 Jahre darum gerungen haben soll, eine Kanzlerin um jeden Preis zu bekommen. Ging es der Frauenbewegung darum, daß eine Frau die Positionen der Wirtschaftsmacker vertritt und durchsetzt? Spielt es keine Rolle, was in der Packung drin ist, solange nur auf dem Etikett das steht, was wir uns wünschen?
Amüsiert habe ich mich aber doch mit der neuen Ausgabe der EMMA. Auf Seite 109 berichtet eine Kunststudentin von ihrer Aktion in der letzten Woche vor der Wahl. Rund um den Reichstag klebte sie Plakate, ein Portrait Alice Schwarzers zeigend, mit der Aufschrift "Alice Schwarzer als Kanzlerin". Wir sind Kanzlerin, gell, Alice?
"Wir sind Kanzlerin!" ruft Frau Schwarzer freudetrunken. Aber wird sie noch begreifen können, daß weder werktätige, arbeitslose und in Rente gegangene Männer noch die schlechtergestellten Frauen, nicht zu vergessen die Hausfrauen, sich nicht für die Kanzlerin Merkel begeistern, einfach weil Frau Merkel die Fortsetzung des Sozialabbaus garantiert? Dabei lasse ich noch die Frauen gehören an den Herd-Bestrebungen ihrer Kumpane männlichen Geschlechts unberücksichtigt. Es fällt mir schwer zu glauben, daß Frau Schwarzer 35 Jahre darum gerungen haben soll, eine Kanzlerin um jeden Preis zu bekommen. Ging es der Frauenbewegung darum, daß eine Frau die Positionen der Wirtschaftsmacker vertritt und durchsetzt? Spielt es keine Rolle, was in der Packung drin ist, solange nur auf dem Etikett das steht, was wir uns wünschen?
Amüsiert habe ich mich aber doch mit der neuen Ausgabe der EMMA. Auf Seite 109 berichtet eine Kunststudentin von ihrer Aktion in der letzten Woche vor der Wahl. Rund um den Reichstag klebte sie Plakate, ein Portrait Alice Schwarzers zeigend, mit der Aufschrift "Alice Schwarzer als Kanzlerin". Wir sind Kanzlerin, gell, Alice?
Dicki - am Di, 25. Oktober 2005, 0:03 - Rubrik: Nachtgesaenge