1968
aus aller Welt
ballaballa
Beobachtungen in der Natur
charmsing
deutsche kenneweiss
Dicki TV
Dickimerone
Dickis Reisen
die kleine Anekdote
dirty old town
Empfehlung
Erwins Welt
Eugen
in eigener Sache
Java
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 

Nachtgesaenge

Derzeit lese ich eine Sammlung von Aufsätzen und Analysen, die Peter Scholl-Latour zwischen 1997 und 2001 geschrieben hat. Daß der reißerische Titel "Der Fluch des neuen Jahrtausends" - Untertitel "Eine Bilanz" - nicht völlig ungerechtfertigt ist, muß man sich aus den Kommentaren Scholl-Latours zu den jeweiligen Ereignissen in der Welt selbst zusammenlesen.

Aber seine Analysen sind von großer Klarheit, da er die politischen Verhältnisse in der Welt sieht, wie sie sind, und sie nicht irgendeiner Schablone anzupassen versucht. Dabei muß man in Kauf nehmen, daß er - bei allem Mitgefühl für Menschen - den Blickwinkel des Potentaten einnimmt. Wenn eine Diktatur ohne die üblichen Greuel auskäme, also aufgeklärt und vernünftig wäre, würde er sie möglicherweise bejahen, spekuliere ich.

Auch ich würde möglicherweise eine Diktatur bejahen, wenn sie von allen Menschen, die in den Medien an der öffentlichen Meinungsbildung beteiligt sind, einen Nachweis ihrer Denkfähigkeit forderte. Weshalb ich das sage? In etlichen Kommentaren zur Volksabstimmung in Venezuela warfen Journalisten dem Staatschef Hugo Chavez eine schlechte Wirtschaftspolitik vor (bzw. übernahmen, scheinbar neutral zitierend, diese Meinung von der Opposition), um nur zwei Sätze später zu berichten, die alte Oligarchie sei nicht nur gegen Chavez, sondern habe - offen von den USA unterstützt - erst mit einem Putsch, dann mit einem großen Streik versucht, Chavez zu stürzen. Wenn die Wirtschaft mit allen Mitteln gegen Chavez arbeitet, wie soll er dann eine gute Wirtschaftspolitik machen können? - Wer bei der Addition von eins und eins mal 1, mal 23 herausbekommt, sollte künftig einer anderen Tätigkeit nachgehen; das würde ich gerne dickitatorisch verfügen.

In einem Kommentar vom 27. August 2000 schrieb Scholl-Latour über die todbringende Havarie des U-Boots "Kursk" und das von den Medien geschmähte Verhalten Vladimir Putins:

Was die "Kursk" betrifft, so fehlte ihm eben jene Professionalität der öffentlichen Trauer, die Bill Clinton, Tony Blair oder Jaques Chirac zweifellos sehr viel gekonnter über den Bildschirm gebracht hätten. Soll man Putin einen Vorwurf daraus machen, daß er in Murmansk nicht jene "Betroffenheit" zur Schau stellte, mit der deutsche Minister an den Gräbern ermordeter Kosovo-Albaner nach einer Rechtfertigung für ihren sinnlosen Luftkrieg gegen Serbien suchten?

Peter Scholl-Latour, so sehe ich das, wird deswegen angefeindet oder verlacht oder ignoriert, weil er denken kann und dies auch öffentlich tut. Das Gesindel muckt, weil es sich - zurecht - mickrig neben ihm fühlt.

Heute schlug die wehrhafte Demokratie mit aller Härte zurück: in den Morgenstunden rückte ein Kommando in den Hinterhof des Nachbarhauses ein, um ein für allemal das Übel an der Wurzel zu packen und mit Stumpf und Stiel auszurotten. Mit eherner Hand wurde unwertes von wertem Leben gesondert und für den Abtransport in Endlager auf bereitstehende Fahrzeuge verfrachtet.

Dem Ordnungsprinzip wurde zu seinem Recht verholfen. Nun stehen sie wieder stramm, übersichtlich in Reih und Glied gesetzt: drei Rhododendren, zwei Irgendwas-Büsche sowie eine Doppelreihe kleinerer Pflanzen um ein Steinplatten-Geviert. Doch noch schwebt die Drohung der Terroristen über unseren Häuptern: "Warte nur, balde ruhest du auch".

Es gilt, weiterhin wachsam zu sein. Damit sich nicht wieder Kräuter und Bäume nach Gutdunken einnisten können, wird erwogen, in mehreren hundert Metern Umkreis sämtliche Pflanzen zu entfernen. Die Natur ist ein Krebsgeschwür im Leib der modernen Zivilisation.

Ich möchte eine Platte nur mit Stille aufnehmen. Nein nein nein, nicht mit diesen wummernden Sounds of Silence, die wieder einmal die sanfte Ruhe einer Sommernacht zerfetzen; im immerselben Rhythmus und immerselben Tempo mit immergleicher Struktur. Obwohl mir klar ist, daß es sich um eine Paaaaaaaar-die! handelt, frage ich mich, womit die Geräusche zu vergleichen sind: Straßenbauarbeiten? Maschinenhalle? Fließbandroboter?

Die Stille auf der Platte soll exzellent produziert sein und in allen Frequenzbereichen brillant klingen. "Must be played loud" soll daraufstehen und die Stille soll alles übertönen, wenn man die Platte bei voller Lautstärke abspielt. Ich will die Nachbarschaft, den Stadtteil, ja, die ganze Stadt mit dieser Stille nerven und bis an den Rand des Wahnsinns treiben können.

Stille. Für viele Zeitgenossen muß das ein Höllentrip sein. Doch welche Musik werden manche in ihr hören!

Sound formed in a vacuum misty moist of time
it's always been quite the same
No hearing or breathing
no movement, no lyrics
Just nothing

Gestern morgen war ich beim Arbeitsamt - pardon, bei der Aschentür pour Arbejt - und durfte einem Vortrag darüber lauschen, was alles für die Empfänger von Arbeitslosengeld getan werde. "Mehr kann man nicht tun", sagte der durchaus freundliche Herr, und zählte dann auf, was alles getan werde, damit Unternehmen wieder mehr Menschen einstellen und ausbilden. "Mehr kann man nicht tun", schloß er seine Mahnung an mich ab (ich wollte mich nicht auf eine Stelle bewerben, für die ich nicht qualifiziert bin und in die ich auch garantiert nicht hineingebildet oder -qualifiziert werde).

"Mehr kann man nicht tun." - Oh, man könnte schon, wenn unsere sogenannten demokratischen Parteien sich um das Wohlergehen "der Menschen im Lande da draußen" sorgen würden, statt vollständig zu Ansammlungen Machtwilliger und -gieriger geworden zu sein. Die Grünen - hervorgegangen aus Protestbewegungen - haben diesen Weg in weniger als 20 Jahren zurückgelegt und auch die PDS - hervorgegangen aus einer staatstragenden Partei - wird nicht lange brauchen, eine reine Machtorganisation zu werden.

Mehr kann man nicht tun? Die Manager und Wirtschaftsfunktionäre wollen mehr, da ausgerechnet SPD und Grüne die Demontage der Sozialgesetzgebung so vielversprechend vorantreiben. 50-Stunden-Woche, weniger Urlaub, weniger Feiertage, offene Erpressung mit der Androhung, Arbeitsplätze zu verlagern: jetzt geht der Spaß erst richtig los. Die Menschen zählen nicht. Wichtig sind nur Bilanzen (die bei Bedarf betrügerisch geschönt werden) und Macht.

Positiv kann man sagen: nie war die Bundesrepublik engagierter im Kampf gegen die NSDAP als heute, nie wurde konsequenter im Kampf gegen das Rauchen um die Volksgesundheit gerungen als heute, nie waren wir flexibler beim Abbau "markthemmender Regelungen", nie war die Wortwahl der Mächtigen positiver gefärbt.

Wenn das keine Fortschritte sind!
Räder müssen rollen für das Wachstum. Ein Volk, ein Vaterland, ein Unternehmen. Wirtschaft befiehl, wir folgen. H ... oppla.

Dreiundneunzig ist er geworden. Ob er wirklich erst im Alter an Alzheimer erkrankt ist? Denken konnte er jedenfalls noch nie. Was Ronald Reagan als Schauspieler taugte, mag man an seinen Auftritten als 40. Präsident der USA ermessen. Der Amtseid: Augenaufschlag, Kopfruckeln. Nur Bush jr. wirkte dem Meineid näher. Nun wird Ronald Reagans "Lebenswerk" gewürdigt. Ein Kotau vor der Dummheit, ein Hurra für die Menschenfeindlichkeit, ein Halleluja für eine schwarze Seele. - Nix da "nihil nisi bene" sagen.

Dreiundneunzig Jahre. Nur Legenden leben länger. Wie zum Beispiel unser Roland, der dieser Tage 600 Jahre alt wird bzw. sein steinernes Abbild. Der historische Roland war ein Paladin (und eventuell unehelicher Sohn) Karls des Großen. Er lebte und starb im 9. Jahrhundert (n. Chr.). Zweifel sind an der Überlieferung angebracht, er habe tausende Sarazenen niedergestreckt, sein Schwert "Nothung" in der einen, sein Hifthorn "Olifant", zum Hilferuf an die Lippen gesetzt, in der anderen Hand. Jedoch hat er im Gegensatz zu Ronald Reagan noch eigenhändig im Krieg gefochten und starb für König und Reich, fortan als Freiheitskämpfer verehrt. Nun ja.

Vor 600 Jahren wurde seine Statue auf den Bremer Marktplatz gesetzt. Auf seinen Schild ließen die Städter trotzig meißeln:

Vryheit do ik ju openbar
de Karl un mennich vorst vorwar
desser stede ghegheven hat.
Des danket Gode is min radt

(Freiheit garantiere ich euch
die Karl [der Große] und viele Fürsten erneut
dieser Stadt gegeben hat.
Dafür dankt Gott, ist mein Rat)

Alles Lug und Trug: zu Carolus Magnus' Zeit war Bremen noch nicht mal gegründet, und die angeblich von Heinrich dem Fünften anno 1111 verbrieften Rechte bestanden aus einer gefälschten Urkunde! Dennoch, Bremen erhielt Markt- und Stadtrecht und avancierte zur Freien und Hanse Stadt. Was sie seither dem Roland - ihrem Roland - dankt.

Wer weiß - wenn Ronald Reagan im spanischen Bürgerkrieg eine Freiwilligenbrigade heldenhaft in eine aussichtslose Schlacht gegen die Falangisten geführt hätte, ob er nicht heute eine Legende und quasi-unsterblich wäre. Aber er kämpfte nicht und starb nicht im Kampf. Ob der Tod ihn schließlich doch gelehrt hat, das Leben - alles Leben - zu lieben?

möchte man ausrufen, wenn man die Filmkritiken von Wolfgang Petersens neuestem Machwerk liest. Da ist vor lauter Männerheldentum kein Platz für Frauen, die in der Ilias noch eine Rolle spielten, die weit über das Frauenbild heutiger evangelistischer Fundamentalisten hinausreicht. Nun ja, this is america, mag sich Herr Petersen gesagt haben.

Bestimmt wird der Film seine Kosten einspielen: seit 'Gladiator' sind Männergefechte in antiker Kulisse wieder angesagt, das Timing der Veröffentlichung ist fast so gut wie bei 'Casablanca' (Najaf, Falluja) und es gibt diesen Starrummel um eine Nacktszene: the Pitt and his pendulum. Eine gewisse Altmodischheit - kaum blutrünstige Details, keine Nacktficks vor der Kamera - wird nicht sonderlich stören (und gefällt mir sogar); und daß Brad Pitt als antiker Grieche einfach nicht durchgeht, erleichtert im Gegenteil die Identifikation mit seinem Achilles.

Aber ich will hier kurz aus fünf Minuten Musik zitieren, die mich mehr fesseln und berühren, als es dieser Dreistundenschinken annähernd zu tun verspricht:

Sorry Cassandra I misunderstood
Now the last day is dawning
Some of us wanted but none of us would
Listen to words of warning
(...)
Sorry Cassandra I didn't believe
You really had the power
I only saw it as dreams you would weave
Until the final hour

(ABBA, Cassandra, 1982)

helsing.jpeg


Engagiert von einer Geheimorganisation, um das Böse auf der ganzen Welt aufzuspüren und zu besiegen, ist er für seine Mühen im Kampf gegen die albtraumhaften Kreaturen und hastdunichtgesehen. Doch in der Schlacht gegen einen Feind, der niemals stirbt, lüftet Van Helsing ein Geheimnis, von dem er nie zu träumen gewagt hätte.

Nichts sagen, ich weiß es: Dracula ist der wahre Begründer des Islam!

Ich, todmüde, lese in 'Unterwegs zur Familie Mann' und freue mich auf ein frühes Zubettgehen (vor 1 Uhr). Im Nachbarhaus Gepolter und Geschrei: über den Hof tönt Männerbrüll und Frauenkreisch; sein aggressiver Bass, ihr schluchzender Sopran.

Später dringt Polizeifunk von der Sraße herauf: "das hat sich hier schon erledigt". Trotz elf (von neunzehn) nachts geschlossener Polizeireviere ist ja gewährleistet, daß die 'Freunde und Helfer' binnen acht Minuten vor Ort sind. Acht Minuten, wenn ein Mensch gellend um Hilfe schreit???

Nun, ich lese also weiter in den Interviews Heinrich Breloers mit Elisabeth Mann-Borghese. - Wieder Geschrei und Tränen. Eine zankende Nachbarin. Liest sie ihm die Leviten? Wieder kehrt Ruhe ein; ich lese weiter.

"Deutscher Meister - wird der SVW, deutscher Meister - wird der SVW!" in einem interessanten Vokalsatz vorgetragen, die Stimmen halten konsequent einen Sextakkord durch. In solchen Momenten mögen sich Heteromänner sext-mäßig nahe sein, aber es ist eine Qual für die Zeugen solcher Harmonie(n).

Klaus, Michael, Erika - Golo, Monika und schließlich Elisabeth, die jüngste und gesündeste. Bleibt Frido. Dann wird der Fluch ausgelöscht sein. "The Mann Curse" in allusion to Dashiell Hammett. But much less spectacular. Besides the genius a 'normal life'. Verbeugung vor Elisabeth Mann-Borghese. Vorhang.

EMMA-Leser kennen das Dilemma ihrer Zeitschrift: die Mißstände haben sich kaum geändert (allenfalls die verbale Verbrämung), aber man möchte nicht andauernd - trotz aller Berechtigung - über dieselben Themen lesen. Islamistische Gotteskrieger, christliche Fundamentalisten, Sex-Tourismus, Frauenhandel und Zwangsprostitution. Dazu groteske Irrtümer als die "gute Nachricht"; beispielsweise ein lobender Artikel über Norbert "Büttenredner" Blüm, oder die Erklärung Lara Crofts zum - positiven! - Identifikationsmodell für Mädchen in der Computerspielewelt (Magersucht, ick hör dir trapsen). Oder in der neuesten EMMA ein wohlwollendes Interview mit Anke "Oberflächlich" Engelke.

Nun ja, so ist EMMA, doch es ist richtig und wichtig, daß es sie in einer glattgebügelten Medienwelt kon- und uniformer Meinungen gibt. Und Alice Schwarzer, eine Seele von Mensch, ist über jeden Zweifel erhaben. Sie hat nicht immer recht? Nee, wer hat das schon.

In Heft 2/2004 brachte die Redaktion einen bissig-satirischen Artikel einer freien Autorin über "Kampfmütter", der von den Leserinnen sehr kontrovers aufgenommen wurde. Ich freue mich, daß unter den Befürworterinnen viele Mütter sind, die offenbar ihre fünf Sinne noch beisammen haben. Denn ich habe eigene Erlebnisse mit dem karikierten Personenkreis. Besonders zwei Begegnungen sind mir lebhaft im Gedächtnis.

Bei einer meiner sommerlichen Fahrradtouren stieß ich auf eine Menschenansammlung, die den Wümmedeich versperrte. In den Wiesen tollten Kinder umher, auf der Deichkuppe (dem befahrbaren Weg also) verbreitete sich ein Knäuel aus Rädern und schwatzenden Eltern. Bei solchen Gelegenheiten zögere ich nicht: aggressiv, ohne zu bremsen, sauste ich klingelnd auf die Gruppe zu, die widerwillig eine Gasse freigab (selbstverständlich war ich darauf eingestellt, rechtzeitig bremsen zu können; ich will niemanden verletzen, schon gar nicht mich selbst). Und so passierte ich den Haufen, mein Tempo zur Sicherheit verlangsamend. Aus der Schar, die mir den Weg versperrt hatte, riefen mir Stimmen hinterher, daß ich gefälligst auf die Kinder achtzugeben hätte, und was ich mir denn einbilde.

Vorfall Nummer Zwei: wo Straßen frei sind, überquere ich sie bedenkenlos bei roter Ampel, so auch bei jener Gelegenheit. An der nächsten Ampel mußte ich wegen dem dichten Verkehr stoppen. Neben mir hielt eine Frau von etwa dreißig mit einem Kindersitz auf dem Gepäckträger. Weshalb ich bei Rot gefahren sei, maulte sie, ich gäbe dem Kind ein schlechtes Beispiel. Ich sah kurz auf das Wesen hinter ihr: kaum zwei Jahre alt und schlafend hing es in dem Rücksitz. Wie ich diesem Kind ein schlechtes Vorbild sein konnte, bleibt mir rätselhaft. Im Übrigen sollen Kinder wissen, daß Menschen lernen müssen, eigene Entscheidungen zu treffen: mit Vernunft, auch wenn man dabei Regeln übertritt.

Ich verstand also die Empörung der Autorin, die mit bissigem Humor genau solche Mütter aufspießte. Und damit EMMA eine Flut von Leserbriefen bescherte; teils "Pro", teils "Contra". Ein echter Hit und und eine willkommmene Abwechslung, direkt aus dem Alltag. Ungesagt bleibt aus meiner Sicht, daß jene Mütter (und Väter) ihre Kinder benutzen, um andere Menschen zu maßregeln; sie benutzen, um Macht auszuüben. Vor solchen Eltern spucke ich aus, denn im Grunde wollen sie - unreife Menschen die sie sind - für sich selbst die angemahnte Rücksichtnahme.

Eine Äußerung kam meiner Auffassung recht nahe: "Diese Identifizierung mit dem Nachwuchs, so wie hier beschrieben, hat etwas Zwanghaft-Aggressives, bzw. Egoismus und Aggressivität werden über die Schiene Nachwuchs unter dem Deckmäntelchen Selbstlosigkeit fröhlich ausgelebt."

Interessant fand ich dieses "Contra": "Ich bin Geisteswissenschaftlerin, spreche fünf Sprachen fliessend, musste aber immer wieder feststellen, dass meine Arbeitsplätze im Grunde darauf hinausliefen, präpotenten Männern den Hintern abzuputzen. Ehrlich gesagt, ist mir da die Kacke meines Sohnes doch noch lieber." Und wie lange will sie noch Männerhintern abwischen?

Unternehmer, bist Du mühselig und beladen (und brauchst Du Gelder für ein windiges Projekt), so komm nach Bremen (oder [setzen Sie an dieser Stelle den Namen der Stadt Ihres Vertrauens ein]). Hier empfägt Dich ein freigiebiger Senat mit offenen Steuerkassen. So offen, daß Einnahmen, die z.T. lediglich geplant, sprich erhofft sind und eventuell rechtzeitig zum Sankt Nimmerleinstag Wirklichkeit werden werden, schon bis zum Jahre 2009 großzügig vergeben sind. Vergeben und vergessen, mögen sie vom "Bürger da draußen im Lande" erhoffen.

Sparen tut not! rufen aber die Unverantwortlichen und hacken auf dem Sozialressort herum, dessen Ausgaben doch tatsächlich schon wieder gestiegen sind (sie säen nicht, sie ernten nicht, und siehe, der Staat ernährt sie doch? Das wäre ja noch schöner!). Und beschließen - wer nichts hat, braucht auch keinen Schutz - von neunzehn Polizeirevieren nur noch acht in den Nacht geöffnet zu lassen. Und vielleicht - wer weiß? - wird schon darüber nachgedacht, wie man die Armen dazu bringen kann, von Küchenabfällen zu leben und in Parks zu hausen (nicht Büro- oder Space-, sondern echten Parks mit Pflanzen und Getier), statt schamlos die Sozialversicherungen in Anspruch zu nehmen.

Seit geraumer Zeit bewirbt sich dieses Kaff - meine nach wie vor geliebte Heimatstadt - das von Banausen beherrscht wird, denen jegliche Kultur abhold ist, um den eitlen Titel "Kulturhauptstadt Europas". Und keine "unabhängige Berichterstattung" kommt auf die Idee, einen der Herren, die vor noch gar nicht allzu langer Zeit die Defizite der verbliebenen Theater beklagten und lamentierten, diese hingen am "öffentlichen Tropf", einen offenbaren Tropf zu nennen.

Planungsruinen pflastern ihren Weg; Milliarden, die zur Sanierung des maroden Landeshaushalts bestimmt waren, sind verpulvert; der Bankrott ist längst eingetreten, auch wenn er von einer großen "Koalition der Willigen" hartnäckig geleugnet wird. Oh ihr unedlen Herren: in früheren Tagen stand auf dem Marktplatz ein Pranger, daran geschnallt zu werden ihr dringend bedürftet. Der Bürger wären nicht wenige, die euch beschimpfen und bespucken wollten.

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma