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aus aller Welt

die wirklich noch Anstand haben, sich äußern, klingt das ein wenig anders als aus Politikermund, z.B. so wie in diesem Leserbrief, den ich, die freundliche Genehmigung meiner Zeitung wie der Verfasserin vorausgesetzt, ungekürzt wiedergebe:

Du meine Güte! Was ist bloß mit unserer Demokratie passiert? Wir verbieten Bücher, Filme, Lieder, Gedichte, schränken das Rederecht ein, erlauben nur noch die 'richtige' politische Meinung, die natürlich vorgegeben wird. Hatten wir das nicht alles schon mal? Und wollten vermeiden, daß sowas wiederkommt? Und nun machen wir haargenau dasselbe und demonstrieren, daß wir in 70 Jahren leider nichts dazugelernt haben.

Hallo! Politiker! Wir haben eine Verfassung! Ich glaube, die beste der Welt. Und die ist demokratisch und erlaubt dem deutschen Bürger in Artikel 5, seine Meinung in Wort und Schrift mitzuteilen. Und in Artikel 3 heißt es "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seines ... oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden." Und die Einhaltung ist Gebot unserer Demokratie. Es sei denn, ich habe inzwischen irgendwas verpasst und bin die einzige, die nicht weiß, was Demokratie ist.

Glaubt Herr Stoiber wirklich, daß Bürger die NPD wegen der hohen Arbeitslosigkeit wählen, deren Grundstock er mit Herrn Kohl in jahrzehntelanger "nach mir die Sintflut"-Manier gelegt hat?

Nee. Ganz bestimmt nicht. Dazu bedarf es mehr, nämlich dieser arroganten Politiker wie Herrn Clement, der gut versorgt den Arbeitslosen erzählt, was für sie zumutbar ist. Dazu bedarf es der Abzocker, die mit Nebenjobs weit mehr verdienen, als mit ihrem Mandat, das sie von uns Bürgern, ihren Arbeitgebern also, erhalten haben.

Dazu bedarf es auch eines Helmut Kohl, der ein paar reichen Leuten sein Ehrenwort gab und dafür den Eid auf die Verfassung als Vertreter für 80 Millionen Bürger gebrochen und damit jeden einzelnen Bürger verraten hat.

Und es bedarf von der Politik hofierten Managern wie Ackermann und Esser, die vormachen, wie man sich die Taschen vollstopft und die Mitarbeiter arbeitslos macht.

Unsere Politiker rennen in Sachsen nach der Wahl aus dem Sitzungssaal, um zu demonstrieren, daß sie 'anständig' sind. Ich hätte vor jedem den Hut gezogen, der nicht rausgelaufen wäre. Der sich endlich mal gestellt hätte, diskutiert und sachlich kommentiert hätte. Wo ist der Politiker mit Mut zur sachlichen Auseinandersetzung? Mit Rückgrat? Gibt es wirklich keinen einzigen mehr? Mir macht rechts keine Angst, sondern vielmehr, daß wir den Weg der Demokratie schon längst wieder verlassen haben.

Von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkt wurde im Jahre 2001 die Arbeit an einer neuen Programmiersprache für einfache Rechenoperationen abgeschlossen und ein umfassendes, fünfzehnseitiges Handbuch erstellt (als PDF hier erhältlich. Die Entwickler über ihre Schöpfung:

The design goal was to make a language with beautiful source code that resembled Shakespeare plays. There are no fancy data or control structures, just basic arithmetic and gotos. You could say we have combined the expressiveness of BASIC with the user-friendliness of assembly language.

Hat man einmal begriffen, in welcher Weise und nach welchen Regeln in der Shakespeare Programming Language Zahlenoperationen durchgegführt werden, wird man dankbar sein für das Ausmaß an sprachlicher Freiheit, das einen unbegrenzten Zugriff auf sämtliche Werke Shakespeares für den Programmcode erlaubt. Die Entwickler mit einem Beispiel (Ausschnitte):

Since we don't want to break with ancient tradition, let's begin with a simple example: a Hello World program. Though it might seem otherwise, the sole purpose of this program is to print the string "Hello World!"

Aus dem Code:

Act II: Scene II: Juliet and Ophelia's conversation

[Enter Ophelia]

Juliet:
Thou art as good as the quotient between Romeo and the sum of a small furry animal and a leech. Speak your mind!

Ophelia:
Thou art as disgusting as the quotient between Romeo and twice the difference between a mistletoe and an oozing infected blister! Speak your mind!

[Exeunt]


Ich bin stolz, an der Verbreitung von SPL mitwirken zu dürfen und freue ich mich auf künftigen Code, der mit dem Wortreichtum und der Ausdrucksstärke Shakespeares ausgestattet sein wird. In Zukunft werden die Designer den Bühnencharakter des Bildschirms mehr herausarbeiten müssen!

sind diese Rechenaufgaben, aber wegen ihrer großen Nähe zur Wirklichkeit würde ich sie unbedingt in der nächsten PISA-Studie stellen.

"Werner" war mir aus zwei Gründen symphatisch: erstens hatte sein Zeichner Brösel dem Volk auf's Maul geschaut, was manchmal in komische Szenen mündete, und zweitens hatte Brösel einen Sinn für die Komik des Haubentauchers an sich (den Rest kannst meinswegen knicken und inne Tonne treten). Daran mußte ich heute denken, als ich auf dem Heimweg wieder das Haubentaucherpaar sah, daß seit zwei Jahren in meiner Nachbarschaft wohnt.

Als nächstes erinnerte ich mich an den Trickfilm Creature Comforts - einmal gesehen und sofort geliebt - , in dem Zootiere interviewt werden und von ihrem Leben in Gefangenschaft erzählen. Obwohl einige Szenen zum Schreien komisch sind, behandelt der Film die Tiere doch respektvoll und läßt den Betrachter nicht unberührt.

Offenbar ist inzwischen eine Fernsehserie gleichen Namens entstanden. Diese wird als deutschsprachige Premiere vom Schweizer Fernsehen ausgestrahlt. Ich hoffe, daß die Serie wenigstens halbwegs die Qualität des Films erreicht; dann lohnte sich das Ansehen schon.

Film und Serie sind in den Aardman-Studios entstanden. Ich empfehle eine schnellere Verbindung als mein 56k-Modem (das tut's aber auch).


polar



Der Ölpreis steigt, schwupp! wird auch das Gas teurer (verbilligt sich aber im Einkauf seit Jahren). Die Deutsche Bahn hat Preiserhöhungen zum Jahresende angekündigt. Salate der Marke Schloß Lichtenau haben ein neues Design bekommen - und kosten 10 Cent mehr. Dies ist nur ein Ausschnitt aus einer langen Liste von Verteuerungen, denen jeder schon irgendwo begegnet ist.

Nun verstehe ich ja, daß erhöhte Rohstoff- und Verarbeitungspreise an den Kunden weitergegeben werden. Und daß man irgendwie rote Zahlen in der Bilanz vermeiden muß. Da Entlassungen, Lohnminderungen, Produktionsverlagerungen ins billigere Ausland, Nepp und Qualitätsverschlechterung von Leistungen und Waren aber immer noch nicht ausreichen, um auf einen grünen Zweig zu kommen, muß es der Wirtschaft ganz unglaublich schlecht gehen.

Oder anders gesagt, was machen die eigentlich mit dem ganzen Geld, das da gescheffelt wird, verjuxen die das in Börsenspekulationen? Gibt es längst Pläne für Produktionsverlagerungen, für die man jetzt das nötige Kleingeld beschafft, während uns Zugeständnis um Zugeständnis abgepreßt wird, uns Schafen, die wir Mangement und Politik die angebliche Sorge um Arbeitsplätze glauben? Wir jedenfalls zahlen die Zeche, nicht Wirtschaft und Politik, egal, was sie uns weismachen wollen.

TV Nation, der unbeabsichtigte Ausflug Michael Moores ins Fernsehen, wird nun auch in Deutschland gezeigt.


crackers

Crackers - das Wirtschaftskriminalitäts-Bekämpfungs-Huhn


Blöder Klotz

Die UNESCO hat den Kölner Dom auf die rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes gesetzt. Der Welterbe-Ausschuss schlägt Alarm, "nachdem er vom Bau mehrerer Hochhäuser auf der gegenüberliegenden Rheinseite gehört hat", teilte die UNESCO mit. Das stelle die "Integrität" des Doms in Frage. Oberbürgermeister Fritz Schramma wies die Kritik zurück. "Es kann nicht sein, dass eine Stadt, weil sie einen Dom hat, sich nicht weiterentwickeln darf".

(Meldung WK 6.7.04)


Alle trachten nur - nach dem Busen der Natur

Die optische Umsetzung von Opernmusik verlagert sich nach Ansicht unserer Leserin [X.X.] zusehends in Gosse oder Puff. Es werde nur noch Skandal trächtig inszeniert.

(Bilduntertext WK 6.7.04)

Wie bereits erwähnt, lese ich derzeit Chandlers short stories. Gestern nacht "Der König in Gelb"; leicht fröstelnd im durchgelüfteten Zimmer, Regentropfen an den Scheiben hängend und von der Straßen Nässe heraufklingend. Da stand es, das Wort: "Herbstabend".

In den Wochen zuvor hatte ich zwei Romane von P.D.James gelesen, die beide im September spielen. Das paßt. Es ist Sommer und um Mitternacht sehe ich im Norden noch den warm-blauen Schimmer fortgeschrittener Dämmerung, aber das paßt.

Vor ein paar Tagen typische Semptemberluft mit entsprechenden Wolken. Gestern abend ein Himmel wie an dem Morgen nach dem letzten Angriff der Vögel in dem Film von Hitchcock. Interessant, aber nicht allzu angenehm.

Und dann diese Gewitter. Üblicherweise beeindrucken mich Gewitter; sind sie heftig, geht das bis zur Ängstlichkeit: bei jedem Aufblitzen zucke ich zusammen, bebe bei jedem Donnerschlag. Nicht so dieser Tage, da bin ich bloß genervt. "Haach, wieder ein Wäärmegewitter," tunte ich allenfalls.

Aber die Pflanzen freut's, die fühlen sich wohl. Sie duften nicht, dafür ist es zu kühl, aber sie gedeihen prächtig. Pflanze müßte man sein.

Mir hat immer die kleine Geschichte zu der Ulysses-Übersetzung von Hans Wollschläger gefallen: daß er " (... ) and cried butterly" mit " (...) und weinte Buttermilch" wiedergegeben hat; das ist hübsch, auch wenn der Anklang des Originals an 'butterfly' dabei vollig unter die Milchkanne fällt.

Seit einigen Tagen lese ich gemächlich die kurzen Kriminalstorys Raymond Chandlers in der Übersetzung von - wem wohl - Hans Wollschläger. "Mittelältlich" übersetzt er dauernd, wenn von einer Person mittleren Alters die Rede ist. Künstlerische Freiheit? Aber nicht hier: über ein granatbesetztes - also mit Edelsteinen verziertes - Etui sagt er, es sei "mit Granaten besetzt". Vielleicht hat er nur 3000 Mark für die Übersetzung bekommen?

" >> (...) Da'ss ooch so was, was die Verleger nie lern'n : wenn se 3 Tausnd Mark für 'ne Übersetzunk blechen, kriegn se 'ne 3-Tausnd-Mark-Übersetzunk; wenn se 6 Tausnd schmeißn, eene für 6 Tausnd : dann kann ich neemlich de doppelte Zeit dran wendn ! << .
Auf das vorsichtige Bedenken seines - verständlicherweise ungenannt bleiben wollenden - Bekannten : daß die meisten < Künstler > unter sotanen Umständen dann wohl eben doch nur die für 3 herstellen, und für die übrigen 3 schlicht faulenzen würden : ob die Gefahr nicht nahe läge ? , habe er kaltblütig erwidert : die läge freilich verdammt nahe. "

(letzter Absatz zitiert aus: Arno Schmidt, "Piporakemes")

Nach dem vielen Pfingsten die letzten Tage bin ich heute erstmal in meine Sparkasse gestürmt und habe mit gezücktem Scheck die Herausgabe von Bargeld verlangt, weshalb, ich brauchte Geld, um die leeren Fächer im Kühlschrank vollzustopfen. Nee, nicht mit Geld; das Geld ist für einzukaufen.

Also Einkauf hier und Einkauf da, alles angenehm bei Sonnenschein und Wärme. Und dann sehe ich plötzlich das Wahlplakat der Grünen. Großportrait von Helga Trüpel. Oben steht: "Europa ist eine Frau". Unten steht: "Helga Trüpel".

 

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