Halten wir uns nicht lange mit alten Vorstellungen auf: die Phönizier hätten schon immer im Gebiet des heutigen Libanon und bevorzugt an den bewohnbaren Küstenflecken gesiedelt, eines Tages das Kielschiff und die zur Seeschiffahrt nötigen nautischen Kenntnisse entwickelt und fortan das Mittelmeer beherrscht und den dortigen Handel dominiert. Gerhard Herm liefert in "Die Phönizier" schlüssige Argumente für einen anderen Geschichtsverlauf.
Demzufolge waren die Küstenflecken früh besiedelt; Byblos gilt als eine der frühesten Städte der Geschichte überhaupt. Sie hatten ein Pfund, mit dem sie wucherten, das waren die Zedernwälder des Libanongebirges. Das Holz der Zedern und ihr Harz war wichtig für die Rituale der Ägypter, und so gab es einen regen Handel. Aus dem Sinai strömten in mehreren Vorstößen und in einem Jahrhunderte umfassenden Zeitraum Völkerscharen in den Libanon vor (und weit dartüber hinaus, nach Ägypten ebenso wie in das Reich der Sumerer in Mesopotamien) und integrierten sich teils oder eroberten mit Feuer und Schwert. Seßhaftigkeit und Nomadentum vermischten sich im Libanon.
Gerhard Herm wundert sich, daß ausgerechnet aus Wüsteneien Scharen von Menschen strömen konnten, und ich wundere mich über sein in dieser Hinsicht starres Weltbild. Denn die Wüsten, seien es Sahara, Sinai oder Gobi, waren nicht fertig da, sondern entstanden im Laufe von Jahrtausenden auf ehemals fruchtbarem Land. Die Verdorrung ganzer Landstriche und die Ausbreitung der Wüsten trieb Menschen auf die Suche nach neuem Siedlungsgrund. Und so erreichten sie auch den Libanon.
Byblos war das Handelszentrum der Kanaanäer, wie wir die noch nicht phönizischen Städter und Siedler nennen wollen, und das mächtige Ägypten wachte darüber, daß nur mit dem Pharaonenreich Handel getrieben wurde. Die Zedernstämme wurden damals zu Flößen gebunden und an der Küste entlang an den Nil geschifft. Doch das Reich am Nil war nicht beständig; mal zerfiel es in inneren Kämpfen, mal wurde es erobert. Die Kanaanäer knüpften dann Handelsbeziehungen mit Assur und mit Babylon, um sich später den wiedererstarkten Ägyptern zu beugen.
Eine weitere Völkerwanderung wirbelte das Gefüge im nahen Osten und in der Levante durcheinander, in deren Folge zogen die sogenannten Seevölker in das östliche Mittelmeer ein, beherrschten die See und siedelten in Palästina (als Philister bekannt, ihr Landstrich wurde Philistaia genannt). Die Kanaanäer mußten den Herrschern der See Zugeständnisse machen, Ägypten als reine Landmacht büßte den freien Zugang zum Zedernholz ein. Als die Israeliten unter König David geeinigt waren, vertrieben sie die Philister, und die Seevölker schlossen sich, da ohne Hinterland, mit den Küstenbewohnern am Libanon zusammen und verschmolzen mit diesen.
Seßhaftigkeit, Nomadentum und Seeherrschaft: nun betraten die Phönizier die Geschichte. Denn erst die Seevölker brachten Kielschiff und Nautik in die Handelsstädte, zusätzlich die überlieferten Kenntnisse von fernen Ländern, deren Einwohnern und deren Bodenschätzen. Erstes Ziel waren die Kupferminen auf Kreta, und Kupfergegenstände wurden ein wichtiger Bestandteil der phönizischen Handelswaren.
Sie seien systematisch die Küsten nach Westen entlanggefahren (in rudergetriebenen Booten, die nur zur Verstärkung ein Segel mitführten), schreibt Gerhard Herm, in Abständen von ein oder zwei Tagesreisen Handelsposten anlegend, bis sie in Spanien auf von Iberern betriebene Kupferminen gestoßen seien. Damit sei der wichtigste Abschnitt der phönizischen Erkundungsfahrten abgeschlossen gewesen. Aber das ist nur seine Spekulation. Die Seevölker hatten auf ihrem langen Weg längst Kenntnis von diesen Minen erlangt und mitgebracht, und die Phönizier strebten gezielt nach diesen fernen Gefilden, wie wir getrost annehmen dürfen.
Kupferwaren, das schon erwähnte Glas: was hatten die phönizischen Händler noch im Sortiment, daß sie nicht erst erwerben und von einem fernen Land in ein anderes verschiffen mußten? Olivenöl (sie perfektionierten den Anbau von Olivenbäumen) und vor allem in Purpur und Scharlach gefärbte Stoffe. Die Farbe gewannen sie aus der Purpurschnecke, die an ihren Küsten zahlreich genug vorkam, um wenigstens kleine Mengen Gewebes damit zu färben.
Der Name "Phönizier" geht wahrscheinlich als Phoinika aus dem griechischen Wort für purpur - porphyra - abgeleitet zurück: Land des Purpurs. Vielleicht stand aber schon Kanaan für "die Roten". Die vorphönizische und früh untergegangene Stadt Ugarit soll das Verfahren der Färbetechnik entwickelt haben. Heute wird Purpur synthetisch erzeugt und hat seinen Luxusstatus verloren, doch bis in die Neuzeit hinein blieben Purpurstoffe den Herrschern und ihren Getreuen vorbehalten, als Symbol von Macht und Auserwähltheit.
Demzufolge waren die Küstenflecken früh besiedelt; Byblos gilt als eine der frühesten Städte der Geschichte überhaupt. Sie hatten ein Pfund, mit dem sie wucherten, das waren die Zedernwälder des Libanongebirges. Das Holz der Zedern und ihr Harz war wichtig für die Rituale der Ägypter, und so gab es einen regen Handel. Aus dem Sinai strömten in mehreren Vorstößen und in einem Jahrhunderte umfassenden Zeitraum Völkerscharen in den Libanon vor (und weit dartüber hinaus, nach Ägypten ebenso wie in das Reich der Sumerer in Mesopotamien) und integrierten sich teils oder eroberten mit Feuer und Schwert. Seßhaftigkeit und Nomadentum vermischten sich im Libanon.
Gerhard Herm wundert sich, daß ausgerechnet aus Wüsteneien Scharen von Menschen strömen konnten, und ich wundere mich über sein in dieser Hinsicht starres Weltbild. Denn die Wüsten, seien es Sahara, Sinai oder Gobi, waren nicht fertig da, sondern entstanden im Laufe von Jahrtausenden auf ehemals fruchtbarem Land. Die Verdorrung ganzer Landstriche und die Ausbreitung der Wüsten trieb Menschen auf die Suche nach neuem Siedlungsgrund. Und so erreichten sie auch den Libanon.
Byblos war das Handelszentrum der Kanaanäer, wie wir die noch nicht phönizischen Städter und Siedler nennen wollen, und das mächtige Ägypten wachte darüber, daß nur mit dem Pharaonenreich Handel getrieben wurde. Die Zedernstämme wurden damals zu Flößen gebunden und an der Küste entlang an den Nil geschifft. Doch das Reich am Nil war nicht beständig; mal zerfiel es in inneren Kämpfen, mal wurde es erobert. Die Kanaanäer knüpften dann Handelsbeziehungen mit Assur und mit Babylon, um sich später den wiedererstarkten Ägyptern zu beugen.
Eine weitere Völkerwanderung wirbelte das Gefüge im nahen Osten und in der Levante durcheinander, in deren Folge zogen die sogenannten Seevölker in das östliche Mittelmeer ein, beherrschten die See und siedelten in Palästina (als Philister bekannt, ihr Landstrich wurde Philistaia genannt). Die Kanaanäer mußten den Herrschern der See Zugeständnisse machen, Ägypten als reine Landmacht büßte den freien Zugang zum Zedernholz ein. Als die Israeliten unter König David geeinigt waren, vertrieben sie die Philister, und die Seevölker schlossen sich, da ohne Hinterland, mit den Küstenbewohnern am Libanon zusammen und verschmolzen mit diesen.
Seßhaftigkeit, Nomadentum und Seeherrschaft: nun betraten die Phönizier die Geschichte. Denn erst die Seevölker brachten Kielschiff und Nautik in die Handelsstädte, zusätzlich die überlieferten Kenntnisse von fernen Ländern, deren Einwohnern und deren Bodenschätzen. Erstes Ziel waren die Kupferminen auf Kreta, und Kupfergegenstände wurden ein wichtiger Bestandteil der phönizischen Handelswaren.
Sie seien systematisch die Küsten nach Westen entlanggefahren (in rudergetriebenen Booten, die nur zur Verstärkung ein Segel mitführten), schreibt Gerhard Herm, in Abständen von ein oder zwei Tagesreisen Handelsposten anlegend, bis sie in Spanien auf von Iberern betriebene Kupferminen gestoßen seien. Damit sei der wichtigste Abschnitt der phönizischen Erkundungsfahrten abgeschlossen gewesen. Aber das ist nur seine Spekulation. Die Seevölker hatten auf ihrem langen Weg längst Kenntnis von diesen Minen erlangt und mitgebracht, und die Phönizier strebten gezielt nach diesen fernen Gefilden, wie wir getrost annehmen dürfen.
Kupferwaren, das schon erwähnte Glas: was hatten die phönizischen Händler noch im Sortiment, daß sie nicht erst erwerben und von einem fernen Land in ein anderes verschiffen mußten? Olivenöl (sie perfektionierten den Anbau von Olivenbäumen) und vor allem in Purpur und Scharlach gefärbte Stoffe. Die Farbe gewannen sie aus der Purpurschnecke, die an ihren Küsten zahlreich genug vorkam, um wenigstens kleine Mengen Gewebes damit zu färben.
Der Name "Phönizier" geht wahrscheinlich als Phoinika aus dem griechischen Wort für purpur - porphyra - abgeleitet zurück: Land des Purpurs. Vielleicht stand aber schon Kanaan für "die Roten". Die vorphönizische und früh untergegangene Stadt Ugarit soll das Verfahren der Färbetechnik entwickelt haben. Heute wird Purpur synthetisch erzeugt und hat seinen Luxusstatus verloren, doch bis in die Neuzeit hinein blieben Purpurstoffe den Herrschern und ihren Getreuen vorbehalten, als Symbol von Macht und Auserwähltheit.
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Als Muddi sich vor Jahren den Arm brach, wußte ich, daß ich mich um sie kümmern würde. Nicht länger Besuche nach Lust und Laune, sondern verantwortungsvoll helfen und regelmäßige Besuche, um gegebenenfalls Hilfsmaßnahmen einzuleiten. Wir gingen einkaufen, machten Spaziergänge, ich besuchte sie mindestens einmal in der Woche. Dadurch lernte ich ihre angenehmen Seiten in einem Maße kennen, das mir vorher entgangen war. Wir haben einen ähnlichen Humor - naja, kein Wunder, oder? - und sie kann Geschichten erzählen und erzählte viel.
Als es ihr schlechter ging und sie Betreuung brauchte, weigerte sie sich völlig starrköpfig und war nicht bereit, Hilfe von Fremden anzunehmen. Ich verstand, weshalb, und das machte die Sache nicht besser. Denn Verständnis macht in einem gewissen Ausmaß wehrlos, und ich lernte ihre dunklen Seiten in einem Maße kennen, das mir vorher entgangen war und das ich lieber nie kennengelernt hätte.
Vor ein paar Tagen stürzte sie in ihrer Wohnung, erlitt eine Hüftprellung - nichts gebrochen, immerhin! - und ist nun in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung untergebracht. Und sämtliche Pflegekräfte und verantwortliche Frauen in den Büros kümmerten sich und halfen und trugen ihr Teil bei, daß sie nun erst einmal versorgt ist. Herumtelefonieren, Sachen packen, gut zureden, Geduld haben und beim Transport zupacken.
Gegenüber meiner Lieblingsmitarbeiterin sagte ich deshalb: "Ich finde es toll, daß sie sich alle so verantwortlich fühlen, das ist eine große Beruhigung." Und sie sagte zu meinem Erstaunen - da Muddi in meiner Wahrnehmung in den letzten Monaten eine wahre Plage gewesen ist - :" Wissen Sie, wir reden oft über Ihre Mutter, weil wir sie gern mögen und uns um sie sorgen." Und dadurch wurde mir wieder bewußt, daß Muddi eine kindlich liebenswerte Seite hat, neben ihre Sturheit und ihrer Fähigkeit, Menschen vor den Kopf zu stoßen.
A propos kindlich liebenswert. Meine Lieblingsmitarbeiterin hatte einen freien Pflegeplatz in der Einrichtung "Sankt Franziskus" gefunden, sagte aber "San Francisco". Das hat mir sofort gute Laune gemacht, und da ihr der Versprecher ein wenig peinlich zu sein schien, tat ich mein bestes, um sie aufzufangen; lachte also mit ihr und machte mich nicht einen Deut lustig (was auch gar nicht meine Art ist, zumal, wenn man mir gute Laune schenkt).
Dieses lobenswerte soziale Engagement, das wollte ich noch sagen, zeigten Mitarbeiterinnen (und Mitarbeiter, auch jene, jawohl) einer katholischen Einrichtung, nämlich der Caritas. Solange dieser Geist noch im Umfeld der Kirchen präsent ist, werde ich die Kirche verteidigen, bei aller Kritik, die ich - und nicht zu knapp - habe. Ich sage ja gerne und oft, daß ich an Gott glaube, aber nicht an die Kirche. Sela.
Als es ihr schlechter ging und sie Betreuung brauchte, weigerte sie sich völlig starrköpfig und war nicht bereit, Hilfe von Fremden anzunehmen. Ich verstand, weshalb, und das machte die Sache nicht besser. Denn Verständnis macht in einem gewissen Ausmaß wehrlos, und ich lernte ihre dunklen Seiten in einem Maße kennen, das mir vorher entgangen war und das ich lieber nie kennengelernt hätte.
Vor ein paar Tagen stürzte sie in ihrer Wohnung, erlitt eine Hüftprellung - nichts gebrochen, immerhin! - und ist nun in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung untergebracht. Und sämtliche Pflegekräfte und verantwortliche Frauen in den Büros kümmerten sich und halfen und trugen ihr Teil bei, daß sie nun erst einmal versorgt ist. Herumtelefonieren, Sachen packen, gut zureden, Geduld haben und beim Transport zupacken.
Gegenüber meiner Lieblingsmitarbeiterin sagte ich deshalb: "Ich finde es toll, daß sie sich alle so verantwortlich fühlen, das ist eine große Beruhigung." Und sie sagte zu meinem Erstaunen - da Muddi in meiner Wahrnehmung in den letzten Monaten eine wahre Plage gewesen ist - :" Wissen Sie, wir reden oft über Ihre Mutter, weil wir sie gern mögen und uns um sie sorgen." Und dadurch wurde mir wieder bewußt, daß Muddi eine kindlich liebenswerte Seite hat, neben ihre Sturheit und ihrer Fähigkeit, Menschen vor den Kopf zu stoßen.
A propos kindlich liebenswert. Meine Lieblingsmitarbeiterin hatte einen freien Pflegeplatz in der Einrichtung "Sankt Franziskus" gefunden, sagte aber "San Francisco". Das hat mir sofort gute Laune gemacht, und da ihr der Versprecher ein wenig peinlich zu sein schien, tat ich mein bestes, um sie aufzufangen; lachte also mit ihr und machte mich nicht einen Deut lustig (was auch gar nicht meine Art ist, zumal, wenn man mir gute Laune schenkt).
Dieses lobenswerte soziale Engagement, das wollte ich noch sagen, zeigten Mitarbeiterinnen (und Mitarbeiter, auch jene, jawohl) einer katholischen Einrichtung, nämlich der Caritas. Solange dieser Geist noch im Umfeld der Kirchen präsent ist, werde ich die Kirche verteidigen, bei aller Kritik, die ich - und nicht zu knapp - habe. Ich sage ja gerne und oft, daß ich an Gott glaube, aber nicht an die Kirche. Sela.
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ging mir neulich ein Gedicht, daß mir am Morgen nach einem abendlichen Herbstspaziergang zwischen Schlafen und Wachen einfiel. Die Verse waren mit Anspielungen beladen, die nicht zusammenpaßten und nirgendwo hinführten. Blätterwald - Journalismus? Grün färbt sich braun - Ökofaschismus? Antibraun - Antifa?
Es hat gerauscht im Blätterwald
ein Sturmwind hat gepfiffen
Und was an Blättern lose saß
das hat er fortgerissen
Das Laub sich kaum verfärbet hat
noch dominiert das Grün
[dada dadi dadidadat]
tendiert zum Braunen hin
Nun, braum ist eine Farbe
die viele Feinde hat
und es wird fallen müssen
von jedem Baum ein jedes Blatt
Ist's Winter, hat das Antibraun gesiegt
zur Mahnung stehen Baumgerippe
An dieser Stelle habe ich abgebrochen, weil ich mein eigenes Gedicht nicht verstehen konnte. Was um Himmels Willen ist die Aussage von diesem Mischmasch? Als Herbstspaziergang taugt das jedenfalls nicht. Plätschert aber sonst ganz nett dahin.
Es hat gerauscht im Blätterwald
ein Sturmwind hat gepfiffen
Und was an Blättern lose saß
das hat er fortgerissen
Das Laub sich kaum verfärbet hat
noch dominiert das Grün
[dada dadi dadidadat]
tendiert zum Braunen hin
Nun, braum ist eine Farbe
die viele Feinde hat
und es wird fallen müssen
von jedem Baum ein jedes Blatt
Ist's Winter, hat das Antibraun gesiegt
zur Mahnung stehen Baumgerippe
An dieser Stelle habe ich abgebrochen, weil ich mein eigenes Gedicht nicht verstehen konnte. Was um Himmels Willen ist die Aussage von diesem Mischmasch? Als Herbstspaziergang taugt das jedenfalls nicht. Plätschert aber sonst ganz nett dahin.
Dicki - am So, 27. Oktober 2013, 20:09 - Rubrik: zickezacke
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Glas ist für uns so selbstverständlich, daß wir gar nicht auf den Gedanken kommen, irgendwelche Fragen zu stellen. Flaschen, Trinkgläser, Phiolen, Ampullen, Karaffen, Schüsseln, Brillen, Fenster, Spiegel - vetraute Alltagsgegenstände. Aber wenn wir beobachten, wie Insekten und selbst Vögel (die doch Augen im Kopf haben) ihre Köpfe gegen Fensterscheiben rammen und offenbar das Rätsel der gleichzeitigen Durchsichtigkeit und Undurchdringlichkeit nicht zu erfassen vermögen, beschleicht uns eine Ahnung, daß Glas nicht naturgegeben ist.
Wer hat es erfunden? Die Ägypter. Allerdings eine opalisierende, undurchsichtige Sorte, aus der sie Fläschchen und Flacons formten, die zu ihrer Zeit begehrte Luxusgegenstände waren. Das Verfahren zur Glasherstellung entdeckten sie um 3500 v. Chr., vielleicht, indem sie bekannte Schmelzverfahren für Metalle probeweise auf andere Substanzen, z.B. Sand, anwandten. Das Geheimnis der Herstellung gelangte etwa 1000 v. Chr. zu den Phöniziern.
Der bereits erwähnte Autor Gerhard Herm schreibt darüber: "Dabei begnügten sie sich aber nicht einfach mit Nachahmung, sie wendeten vielmehr ihren ganzen Einfallsreichtum und ihre Zähigkeit an den Versuch, die milchige Masse auch noch durchsichtig zu machen. Nach Versuchsreihen, über deren Länge und Mühseligkeit sich nur spekulieren läßt, hatten sie tatsächlich Erfolg damit." Klingt ziemlich beeindruckend, ist aber Quatsch mit Soße.
Denn - da es kein durchsichtiges Glas gab und kein Mensch wissen konnte, daß durchsichtiges Glas möglich ist, konnten sich die Phönizier die Durchsichtigkeit nicht als Ziel gesteckt haben. Die Versuchsreihen selbst sind also bloße Spekulation, tatsächlich wird der Zufall zum Ergebnis geführt haben; vielleicht hat einfach ein Lehrling die Zutaten falsch gemischt. Das Ergebnis muß den Menschen aber als ein Wunder erschienen sein: eine Substanz, durch die man hindurchblicken kann wie klares Wasser, nur fest, ein Faszinosum ersten Ranges.
Die Anwendung als Flaschen hatten die Ägypter vorgemacht, nun blieb es der Erfindungsgabe phönizischer Handwerker überlassen, auch Gläser, Pokale und Glasperlen zu formen. Möglicherweise haben sie die Glasbläserei entwickelt, aber das bleibt Vermutung. Als die phönizischen Handelsschiffe die neue Ware in die Welt hinausfuhren, müssen die Menschen wie vom Donner gerührt gewesen sein. Glas, wie es für uns selbstverständlich ist - das hatte die Welt noch nicht gesehen.
Wer hat es erfunden? Die Ägypter. Allerdings eine opalisierende, undurchsichtige Sorte, aus der sie Fläschchen und Flacons formten, die zu ihrer Zeit begehrte Luxusgegenstände waren. Das Verfahren zur Glasherstellung entdeckten sie um 3500 v. Chr., vielleicht, indem sie bekannte Schmelzverfahren für Metalle probeweise auf andere Substanzen, z.B. Sand, anwandten. Das Geheimnis der Herstellung gelangte etwa 1000 v. Chr. zu den Phöniziern.
Der bereits erwähnte Autor Gerhard Herm schreibt darüber: "Dabei begnügten sie sich aber nicht einfach mit Nachahmung, sie wendeten vielmehr ihren ganzen Einfallsreichtum und ihre Zähigkeit an den Versuch, die milchige Masse auch noch durchsichtig zu machen. Nach Versuchsreihen, über deren Länge und Mühseligkeit sich nur spekulieren läßt, hatten sie tatsächlich Erfolg damit." Klingt ziemlich beeindruckend, ist aber Quatsch mit Soße.
Denn - da es kein durchsichtiges Glas gab und kein Mensch wissen konnte, daß durchsichtiges Glas möglich ist, konnten sich die Phönizier die Durchsichtigkeit nicht als Ziel gesteckt haben. Die Versuchsreihen selbst sind also bloße Spekulation, tatsächlich wird der Zufall zum Ergebnis geführt haben; vielleicht hat einfach ein Lehrling die Zutaten falsch gemischt. Das Ergebnis muß den Menschen aber als ein Wunder erschienen sein: eine Substanz, durch die man hindurchblicken kann wie klares Wasser, nur fest, ein Faszinosum ersten Ranges.
Die Anwendung als Flaschen hatten die Ägypter vorgemacht, nun blieb es der Erfindungsgabe phönizischer Handwerker überlassen, auch Gläser, Pokale und Glasperlen zu formen. Möglicherweise haben sie die Glasbläserei entwickelt, aber das bleibt Vermutung. Als die phönizischen Handelsschiffe die neue Ware in die Welt hinausfuhren, müssen die Menschen wie vom Donner gerührt gewesen sein. Glas, wie es für uns selbstverständlich ist - das hatte die Welt noch nicht gesehen.
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Seit Jahren möchte ich über die Phönizier schreiben - und tue es nicht, weil ich einerseits zur Faulheit neige und andererseits mich scheue, noch unvollständige Gedanken niederzuschreiben. - Aber Dicki, das tust du doch oft! - Eben, und deshalb will ich es nun unternehmen.
Doch Halt. Phönizier, das war ein seefahrendes Volk von Kaufleuten, das außer Frachtbriefen und Antiquitäten kaum etwas hinterlassen hat; das eigenständig nur von etwa 1100 vor Christi Geburt bis zur Zerstörung Karthagos durch die Römer 149 v. Chr. existierte. Das soll für uns Heutige von Interesse sein?
Oh ja, denn die Phönizier waren Nachbarn Ägyptens und Israels, erlebten, als sie noch im Werden begriffen waren, Aufstieg und Fall Babylons und des assyrischen Reiches, sie waren Zeitgenossen der Perser, Griechen und Römer, kulturstiftende Vorbilder und später verhaßte Feinde. Ihre religiösen Mythen entsprachen dem Glauben der antiken Welt, sie kamen als erste mit dem Glauben an einen einzigen Gott in - blutige - Berührung, ihre Schiffe fuhren weit über die Grenzen der den Mittelmeeranrainern bekannten Welt hinaus, ihre Waren waren populär und legendär, und ihre Ingenieurskenntnisse machten sie zu begehrten Fachleuten in Sachen Schiffbau, öffentlichen Gebäuden, Konstruktion von Häfen, Dämmen und Kanälen, sowie dem Anlegen von Hochöfen. Bis die Griechen in puncto Stil und Geschmack neue Maßstäbe setzten (ca. 500 v. Chr.), waren ihre Kunsthandwerker die führenden im Mittelmeerraum. Von ihnen gelangten in Purpur und Scharlach gefärbte Stoffe in die Herrscherhäuser, durch sie wurden Gläser und Flaschen zu verbreiteten und begehrten Massenartikeln. Ihre Handelsrouten reichten bis Nordeuropa, Westafrika und in den indischen Ozean. Kurz, ihre Geschichte spiegelt wichtige Entwicklungen der menschlichen Kulturgeschichte.
Aus dem Buch "Die Phönizier" von Gerhard Herm (erstmals 1973 erschienen), in dem die Erkenntnisse der Phönizierforschung zusammengefaßt und durch das sie populär gemacht wurden, habe ich viel gelernt - über das Geschriebene hinaus - und kann es wärmstens empfehlen, nicht ohne vor dem Enthusiasmus des Autors zu warnen, der ihn zu einigen Denkfehlern verleitet hat.
Begeben wir uns also auf die Suche nach Erkenntnissen, die für uns auch heute von Bedeutung sein können. Bühne frei: die Phönizier.
Doch Halt. Phönizier, das war ein seefahrendes Volk von Kaufleuten, das außer Frachtbriefen und Antiquitäten kaum etwas hinterlassen hat; das eigenständig nur von etwa 1100 vor Christi Geburt bis zur Zerstörung Karthagos durch die Römer 149 v. Chr. existierte. Das soll für uns Heutige von Interesse sein?
Oh ja, denn die Phönizier waren Nachbarn Ägyptens und Israels, erlebten, als sie noch im Werden begriffen waren, Aufstieg und Fall Babylons und des assyrischen Reiches, sie waren Zeitgenossen der Perser, Griechen und Römer, kulturstiftende Vorbilder und später verhaßte Feinde. Ihre religiösen Mythen entsprachen dem Glauben der antiken Welt, sie kamen als erste mit dem Glauben an einen einzigen Gott in - blutige - Berührung, ihre Schiffe fuhren weit über die Grenzen der den Mittelmeeranrainern bekannten Welt hinaus, ihre Waren waren populär und legendär, und ihre Ingenieurskenntnisse machten sie zu begehrten Fachleuten in Sachen Schiffbau, öffentlichen Gebäuden, Konstruktion von Häfen, Dämmen und Kanälen, sowie dem Anlegen von Hochöfen. Bis die Griechen in puncto Stil und Geschmack neue Maßstäbe setzten (ca. 500 v. Chr.), waren ihre Kunsthandwerker die führenden im Mittelmeerraum. Von ihnen gelangten in Purpur und Scharlach gefärbte Stoffe in die Herrscherhäuser, durch sie wurden Gläser und Flaschen zu verbreiteten und begehrten Massenartikeln. Ihre Handelsrouten reichten bis Nordeuropa, Westafrika und in den indischen Ozean. Kurz, ihre Geschichte spiegelt wichtige Entwicklungen der menschlichen Kulturgeschichte.
Aus dem Buch "Die Phönizier" von Gerhard Herm (erstmals 1973 erschienen), in dem die Erkenntnisse der Phönizierforschung zusammengefaßt und durch das sie populär gemacht wurden, habe ich viel gelernt - über das Geschriebene hinaus - und kann es wärmstens empfehlen, nicht ohne vor dem Enthusiasmus des Autors zu warnen, der ihn zu einigen Denkfehlern verleitet hat.
Begeben wir uns also auf die Suche nach Erkenntnissen, die für uns auch heute von Bedeutung sein können. Bühne frei: die Phönizier.
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