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Neulich las ich „Achillesverse“ in einem Text und dachte, daß die Leserbriefschreiberin wohl eine Vorliebe für Gedichtblogs habe. Gibt’s die überhaupt, fragte ich als nächstes, Google sagte „Ja“ und lieferte eine Auswahl von bräsig bis gräsig (cräsig, dräsig, eräsig, fräsig). Da fragte ich nicht weiter nach, erinnerte mich aber der alten Frage, woher eigentlich „Pommes rot-weiß“ kommt. Klar, aus dem Ruhrpott, wegen der Fußballvereine, z.B. Rot-Weiß Essen oder Rot-Weiß Oberhausen. Gegenbeispiele: Schalke 04 (königsblau), Borussia Dortmund (gelb-schwarz) und Vfl Bochum (grau – äh, pardon, blau-weiß). Aber wer will schon Pommes gelb-schwarz – mit Senf und Pfeffer? Oder blau-weiß – mit Gorgonzola? Oder königsblau – mit Tinte? Na also. Kommen wir nun zu der Frage, worin die Gemeinsamkeit aller Ideologien seit der franz. Aufklärung besteht. Ganz einfach, im männlichen Triebismus, oder, wie Mao Zün Dung es formulierte „Die Macht kommt aus den Gewehrläufen“ (s.a. Deng Pang Peng). Falsch hingegen ist die These „Das Gewehr ist die Braut des Soldaten“, denn es wird in der Praxis anders benutzt.

wünscht ein höflicher Chinese einer verhaßten Person, "mögest du in interessanten Zeiten leben", als harmlos klingende Umschreibung dafür, daß man ihm die vier Reiter der Apokalypse auf den Hals hetzen möchte. Und da kommen sie schon, einer trägt ein Hakenkreuz an der Mütze, ein zweiter auf der Jacke, ein dritter auf einem Plakat, der vierte auf einem Spruchband. Wann wurden zuletzt soviele Hakenkreuze in Deutschland öffentlich präsentiert? Oh, es muß achtzig und mehr Jahre her sein. Aber das war damals nicht anders zu erwarten, es war das Dritte Reich, die Zeit der blutigen Diktatur der Nationalsozialisten. Aber heute!?

Freilich, wir wollen genau sein, den Hakenkreuzen sind Verbotsschilder übergedruckt, was in meinen Augen soviel bedeutet wie: "Papa, du sollst ihm aber sagen, daß er das nicht darf!" - Welcher Mensch, sofern noch bei Trost, läuft denn öffentlich mit einem Hakenkreuz herum! Und sie tun es alle: die kuschelnde Gutmenschenfamilie aus dem Umfeld von SPD und Grünen ebenso wie der vegane S/M-Technofreak der Antifa. Sie tun es auf militanten Angriffsdemos ebenso wie auf breiten Bündniskundgebungen, geduldet von Kirchen, Gewerkschaften, Unternehmerverbänden und Qualitätsmedien. Es ist ein rein äußerlicher Antifaschismus, der konsequent jeden Selbstzweifel vermeidet, dafür strebsam und beflissen nach Sündenböcken sucht.

Wie weit ist das Gerede von der und über die Unterschicht noch von der Ausmerzung der Untermenschen entfernt? Das ist die Frage, in diesen interessanten Zeiten. Wenige stellen diese Frage, viele machen Umfragen, die beweisen (sollen), daß Rassismus, Antisemitismus, und jede Art abscheulicher Phobie auf dem Vormarsch sind: 55 Prozent der Ostdeutschen verneinen, daß der Islam ein Teil von Deutschland ist. Böses Volk! Na, liebe Intelligenzia, dann wählt euch doch ein anderes Volk. Oder übt euch in Toleranz, wie ihr es von den euch Fremden fordert. Nein, ihr braucht eure Sündenböcke, ihr wollt sie schlachten? Dann wünsche ich euch einen selbstzufriedenen Untergang. Und möget ihr in interessanten Zeiten leben .

Gibt es wirklich eine Lügenpresse?

Radio IrrerIwan antwortet:

Im Prinzip nein, vielmehr handelt es sich um Qualitätsmedien.

Ende 1978 kam ein Freund mit dem Spiel "Risiko" an. Auf dem Spielbrett waren die fünf Kontinente, unterteilt in diverse Länder, abgebildet, wurden von den Spielern in Besitz genommen und mit Armeen besetzt, und dann wurden mit Würfeln Kriege um die Weltherrschaft ausgefochten. Alternativ konnten "Missionskarten" gezogen werden, in etwa: "Erobern Sie dreißig Länder Ihrer Wahl" oder "Erobern Sie Australien und zwei Kontinente Ihrer Wahl" et cetera. Ganze Nächte kämpften wir unter Zuhilfenahme von Apfelkorn und später "Perversico" um den Endsieg.

Jahre später begegnete mir "Risiko" in einem Lehrgang wieder, in einer aktualisierten Version, und wieder würfelten wir viele Nächte hindurch. Aber diesmal ging es nicht um die Eroberung der Welt, nein, auf den Missionskarten stand in etwa: "Befreien Sie dreißig Länder Ihrer Wahl" oder "Befreien Sie Australien und zwei Kontinente Ihrer Wahl". Begeistert befreiten wir was das Zeug hielt. Heute könnte es heißen "Befreien Sie Blablabla von Adolf Hitler", und kein Mittelschichtsakademiker würde sich dieser Aufgabe verschließen; weder p.c. noch inline online.

Regisseur John Frankenheimer frönt hier seiner Lust an schnellen Autos (siehe auch "Grand Prix" von 1966) und erzählt eine Räuberpistole. Die Gesichter der Darsteller kommen uns bekannt vor; bei Robert de Nitro sind wir uns sicher, und das da könnte Jean Renault sein? Twingo! Und worum geht's da so?

Fünf Söldner werden von einer Frau mit markantem Gesicht, großen Augen und langen blonden Haaren angeworben, um für anonyme Auftraggeber einen Koffer zu rauben. Zu mordrauben, um präzise zu sein. Dazu werden Waffen gekauft, aber der Deal entpuppt sich als Falle, was uns eine Menge Geballer beschert. Die Söldner gewinnen und bereiten den Überfall auf einen Wagenkonvoi vor. Der Koffer ist irgendwie wahnsinnig wichtig und wahnsinnig wertvoll, aber zum Glück erfahren wir erst spät im Film, daß es ein Modell zum Aufbewahren von Schlittschuhstiefeln ist, sonst wär ja gleich niemand in den Film gegangen; erfolgreich war der sowieso nicht.

Also: großer Waffeneinsatz, um das Schutzpersonal zu massakrieren, Autojagd durch Nizza, Peng Peng Peng und schließlich Verrat - der Techniker der Gang verschwindet mit der Beute, wird aber im "Kolosseum" von Arles aufgespürt, "die Russen" mischen sich ein, jede Menge Geballer, der Auftraggeber schnappt sich den Techniker und die Blondine, de Nitro und Renault sind wieder bei Null, "die Russen" bei minus sechs Fuß.

Die Spur führt nach Paris, ausgedehnte Autojagd, und blutiges Finale in der Eislaufarena. Der Auftraggeber, ein irischer Terrorist, wird zur Strecke gebracht, und endlich ist Frieden in Nordirland. Was war in dem Koffer? Wird leider nicht verraten.

Aber der Film macht anschaulich, wie teuer eine Männerfreundschaft, aufs wesentliche reduziert, - d.h. gegenseitige Lebensrettung und kein Wort, wenn nicht unbedingt nötig - bezahlt wird. Damit sich de Nitro und Renault am Ende die Hand geben können, müssen dreiundzwanzig Gangster, zwei Verkäufer, fünf Dutzend Zivilisten und eine Eislaufprinzesssin sterben, wird ein Markt verwüstet, werden zweihundertsiebenundachtzig PKW und drei Lastwagen zerlegt und teilweise flambiert, sowie ein Mopedfahrer in den Gulli gedrängt. Ach ja, und Michel Lonsdale (der Abt aus "Der Name der Rose") muß sich mit einer Danebenrolle begnügen.

Was will uns der Regisseur damit sagen? Männer tun gut daran, Familien zu gründen und dem eigenen Geschlecht nur in Büro, Fabrik und beim Fußball zu begegnen. Mein Fazit: sozialkritische Unterhaltung mit hohem Bleigehalt und ohne geistige Nebenwirkungen.

 

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