Das Unterschichtproblem scheint gelöst: man sagt einfach 'Prekariat', fertig. Das klingt zwar wie eine Mischung aus Proletariat, Protektorat und Paria, und genauso verstehe ich es auch - als einen Euphemismus für unwertes Leben -, aber gut, daß das so schnell in den Griff bekommen wurde. Denn wenn sich erst herumgesprochen hat, was die Beraterfirma Roland Berger den Behörden bzgl. der Langzeitarbeitslosen empfiehlt ...
Wenn du nicht zwischen 25 und 40 bist und nicht den Status 'leicht vermittelbar' hast, bekommst du den Aufkleber "Wir müssen leider draußen bleiben" gezeigt. Vermittelt wirst du gar nicht, von Besuchen ist abzusehen, du wirst im Eingangsbereich abgewimmelt, maximal zweimal im Jahr darfst du zu deinem Fallmanager. Das nennt sich "Optimierung von Geschäftsprozessen", schließlich sind es ja keine Unmenschen, die sich derlei ausdenken (sie können einfach nicht anders), ob es aber Menschen sind, kann ich auch nicht sagen.
Vorige Woche erfuhr ich übrigens, daß Langzeitarbeitslose in Berlin ihre Behörde nicht anrufen dürfen, persönliches Erscheinen ist in jedem Fall Pflicht. Da freut sich das Prekariat natürlich über die schöne freie Zeit in den Fluren der ARGEs, die es dann und wann auch zum Schreiben von sinnlosen Bewerbungen nutzt. Denn nur wenige Menschen werden aus der (Langzeit)Arbeitslosigkeit heraus fest eingestellt; man gilt bei den Firmen offenbar als nicht ganz stubenrein. Wenn du jedoch die Firma wechseln möchtest: warum nicht, nicht? Hat noch Arbeit, muß wohl was taugen. Falls nicht, kommt bald die nächste Umstrukturierung, " .. müssen wir uns leider von Ihenn trennen ..."
Mit jedem Hartzgipfel wurde uns die Halbierung der Arbeitslosenzahlen versprochen, und wer angesichts der Entwicklung von Arbeit, Bezahlung und Umgangston immer noch glaubt, es werde die Arbeitslosigkeit und nicht das werktätige Volk bekämpft, dem habe ich eine goldene Rolex aus dem Privatbesitz von Saddam Hussein zu verkaufen. Ehrlich!
Wenn du nicht zwischen 25 und 40 bist und nicht den Status 'leicht vermittelbar' hast, bekommst du den Aufkleber "Wir müssen leider draußen bleiben" gezeigt. Vermittelt wirst du gar nicht, von Besuchen ist abzusehen, du wirst im Eingangsbereich abgewimmelt, maximal zweimal im Jahr darfst du zu deinem Fallmanager. Das nennt sich "Optimierung von Geschäftsprozessen", schließlich sind es ja keine Unmenschen, die sich derlei ausdenken (sie können einfach nicht anders), ob es aber Menschen sind, kann ich auch nicht sagen.
Vorige Woche erfuhr ich übrigens, daß Langzeitarbeitslose in Berlin ihre Behörde nicht anrufen dürfen, persönliches Erscheinen ist in jedem Fall Pflicht. Da freut sich das Prekariat natürlich über die schöne freie Zeit in den Fluren der ARGEs, die es dann und wann auch zum Schreiben von sinnlosen Bewerbungen nutzt. Denn nur wenige Menschen werden aus der (Langzeit)Arbeitslosigkeit heraus fest eingestellt; man gilt bei den Firmen offenbar als nicht ganz stubenrein. Wenn du jedoch die Firma wechseln möchtest: warum nicht, nicht? Hat noch Arbeit, muß wohl was taugen. Falls nicht, kommt bald die nächste Umstrukturierung, " .. müssen wir uns leider von Ihenn trennen ..."
Mit jedem Hartzgipfel wurde uns die Halbierung der Arbeitslosenzahlen versprochen, und wer angesichts der Entwicklung von Arbeit, Bezahlung und Umgangston immer noch glaubt, es werde die Arbeitslosigkeit und nicht das werktätige Volk bekämpft, dem habe ich eine goldene Rolex aus dem Privatbesitz von Saddam Hussein zu verkaufen. Ehrlich!
Dicki - am Di, 17. Oktober 2006, 21:29 - Rubrik: Nachtgesaenge
Tiefsinniges Geklimper. Im Studio sitzen der Moderator und zwei Gäste in dunklen Ledersesseln, zwischen ihnen ein Tisch aus Glas und Chrom. Rolltitel: "Wenn und Aber", "Das Gedicht", "durch die Sendung führt:", "Humbert Mumpitz". Das Klimpern versickert.
Mumpitz: Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren. Heute zu Gast im Wenn-und-Aber-Studio: Herr Doktor Unstroh, Verfasser der Denkschrift "Morgens gefügt, abends gedichtet" (deutet nach rechts, Applaus), und Herr Professor Wirsing, der in der Reihe "Schritt für Schritt" den Band "Das Gedicht im Wandel der Zeit" veröffentlichte (deutet nach links, Applaus). Bevor wir jedoch in medias res gehen, wollen wir die Zuschauer mit einem kurzen Film auf unser Thema einstimmen. Bitte.
MAZ: Ein Zeichentrickvorleser. "Es naut die Blacht." Errötet, verzieht den Mund. "Es blaut die Nacht, die Sternlein .."
Mumpitz: Halt, halt, das ist falsch. Hallo Regie, können wir die andere MAZ haben?
Regie: (blechern) Die MAZ liegt leider nicht vor.
Mumpitz: Hmmnnja. Nun, dann - Herr Unstroh, Sie gucken so ungeduldig, wollten Sie etwas sagen?
Wirsing: (süffisant) Ach, bei Ihnen muß man ungeduldig gucken, um zu Wort zu kommen.
Unstroh: (spitz) Offenbar genügt das allein nicht, eine gewisse Vordrängelmentalität ...
Wirsing: Ich muß doch sehr bitten!
Unstroh: Na bitte. Ich wollte lediglich anmerken, daß wir hier und jetzt sehr rasch zu einer Einigung kommen können, denn es ist doch so, nicht wahr, das Gedicht ist die Popmusik der Literatur.
Wirsing: Nein. Nein. So geht das nicht.
Unstroh: Die Popularität läßt sich aus den Zahlen des Buchhandels eindeutig beweisen: zwei komma fünf Millionen verkaufte Gedichtbände allein im vergangenen Kalenderjahr. (schwenkt ein Papier)
Wirsing: (hält seinerseits ein Papier hoch) Wenn Sie schon mit statistischem Material aufwarten, müssen Sie aber auch dazusagen, daß allein 73,24 Prozent auf die Herren Goethe und Schiller entfallen, die, das dürfen wir getrost unterstellen, als ungeliebte Geschenke in Bücherregalen verstauben, man kennt das doch.
Unstroh: Selbst wenn dem so wäre, Herr Kollege, blieben noch eine halbe Million Bände. Bei einem Umfang von durchschnittlich 50 Gedichten mit rund 16 Zeilen entfielen immerhin 5 Verse auf jeden Bundesbürger, was einer Strophe aus Goethes "Sah ein Knab' ein Röslein steh'n" entspräche.
Wirsing: Was soll das beweisen? Das ist doch diese typische statistische Augenwischerei. Entspricht denn, möchte ich mal in aller Bescheidenheit fragen, die (mit spöttischem Nachdruck) Qualität dieser fünf Verse auch einer Strophe Goethens? Na? Na also. Da haben wir doch das Dilemma. Nehmen Sie nur Klopstock.
Unstroh: Was ist denn mit Klopstock?
Wirsing: (triumphierend) Wird nicht mehr gelesen!
Unstroh: Aber Mörike!
Wirsing: Was ist mit Opitz?
Unstroh: Heine!
Wirsing: Scheffel!
Unstroh: Schubert!
Wirsing: (verwirrt) Schubert?
Unstroh: Habe ich Schubert gesagt? Ich meinte natürlich Allert-Wybranitz.
Wirsing: (schnaubt) Sagen Sie doch gleich Courts-Mahler!
Unstroh: (springt erregt auf) Sehr verehrter Herr Kollege!
Regie: (blechen) Die MAZ liegt jetzt vor.
Mumpitz: Danke, liebe Kollegen von der Regie, aber leider läuft uns wieder einmal die Zeit davon. Eine letzte Frage an unsere beiden Gäste: welche Gedichte hatten Sie als Kinder am liebsten. Herr Wirsing?
Wirsing: (erhaben) Struwwelpeter.
Mumpitz: Herr Unstroh?
Unstroh: (kichert) Max und Moritz.
Mumpitz: Aha. Und damit sind wir am Ende der heutigen Sendung. Ich darf mich bei meinen Gästen ganz herzlich für die klärenden Worte bedanken, und wünsche Ihnen daheim und hier im Studio noch einen angenehmen Abend. (Applaus)
Tiefsinniges Geklimper. Rolltitel des Abspanns. Dahinter das Studio; Wirsing und Unstroh sind aufgesprungen und schreien sich an.
MAZ: ... unterscheidet der Fachmann mindestens siebzehn unterschiedliche Reime. Die bekanntesten sind Stabreim, Binnenreim, Kehrreim und Abzählreim. Schon die alten Griechen ...
Sender: Bild- und Tonausfall.
Mumpitz: Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren. Heute zu Gast im Wenn-und-Aber-Studio: Herr Doktor Unstroh, Verfasser der Denkschrift "Morgens gefügt, abends gedichtet" (deutet nach rechts, Applaus), und Herr Professor Wirsing, der in der Reihe "Schritt für Schritt" den Band "Das Gedicht im Wandel der Zeit" veröffentlichte (deutet nach links, Applaus). Bevor wir jedoch in medias res gehen, wollen wir die Zuschauer mit einem kurzen Film auf unser Thema einstimmen. Bitte.
MAZ: Ein Zeichentrickvorleser. "Es naut die Blacht." Errötet, verzieht den Mund. "Es blaut die Nacht, die Sternlein .."
Mumpitz: Halt, halt, das ist falsch. Hallo Regie, können wir die andere MAZ haben?
Regie: (blechern) Die MAZ liegt leider nicht vor.
Mumpitz: Hmmnnja. Nun, dann - Herr Unstroh, Sie gucken so ungeduldig, wollten Sie etwas sagen?
Wirsing: (süffisant) Ach, bei Ihnen muß man ungeduldig gucken, um zu Wort zu kommen.
Unstroh: (spitz) Offenbar genügt das allein nicht, eine gewisse Vordrängelmentalität ...
Wirsing: Ich muß doch sehr bitten!
Unstroh: Na bitte. Ich wollte lediglich anmerken, daß wir hier und jetzt sehr rasch zu einer Einigung kommen können, denn es ist doch so, nicht wahr, das Gedicht ist die Popmusik der Literatur.
Wirsing: Nein. Nein. So geht das nicht.
Unstroh: Die Popularität läßt sich aus den Zahlen des Buchhandels eindeutig beweisen: zwei komma fünf Millionen verkaufte Gedichtbände allein im vergangenen Kalenderjahr. (schwenkt ein Papier)
Wirsing: (hält seinerseits ein Papier hoch) Wenn Sie schon mit statistischem Material aufwarten, müssen Sie aber auch dazusagen, daß allein 73,24 Prozent auf die Herren Goethe und Schiller entfallen, die, das dürfen wir getrost unterstellen, als ungeliebte Geschenke in Bücherregalen verstauben, man kennt das doch.
Unstroh: Selbst wenn dem so wäre, Herr Kollege, blieben noch eine halbe Million Bände. Bei einem Umfang von durchschnittlich 50 Gedichten mit rund 16 Zeilen entfielen immerhin 5 Verse auf jeden Bundesbürger, was einer Strophe aus Goethes "Sah ein Knab' ein Röslein steh'n" entspräche.
Wirsing: Was soll das beweisen? Das ist doch diese typische statistische Augenwischerei. Entspricht denn, möchte ich mal in aller Bescheidenheit fragen, die (mit spöttischem Nachdruck) Qualität dieser fünf Verse auch einer Strophe Goethens? Na? Na also. Da haben wir doch das Dilemma. Nehmen Sie nur Klopstock.
Unstroh: Was ist denn mit Klopstock?
Wirsing: (triumphierend) Wird nicht mehr gelesen!
Unstroh: Aber Mörike!
Wirsing: Was ist mit Opitz?
Unstroh: Heine!
Wirsing: Scheffel!
Unstroh: Schubert!
Wirsing: (verwirrt) Schubert?
Unstroh: Habe ich Schubert gesagt? Ich meinte natürlich Allert-Wybranitz.
Wirsing: (schnaubt) Sagen Sie doch gleich Courts-Mahler!
Unstroh: (springt erregt auf) Sehr verehrter Herr Kollege!
Regie: (blechen) Die MAZ liegt jetzt vor.
Mumpitz: Danke, liebe Kollegen von der Regie, aber leider läuft uns wieder einmal die Zeit davon. Eine letzte Frage an unsere beiden Gäste: welche Gedichte hatten Sie als Kinder am liebsten. Herr Wirsing?
Wirsing: (erhaben) Struwwelpeter.
Mumpitz: Herr Unstroh?
Unstroh: (kichert) Max und Moritz.
Mumpitz: Aha. Und damit sind wir am Ende der heutigen Sendung. Ich darf mich bei meinen Gästen ganz herzlich für die klärenden Worte bedanken, und wünsche Ihnen daheim und hier im Studio noch einen angenehmen Abend. (Applaus)
Tiefsinniges Geklimper. Rolltitel des Abspanns. Dahinter das Studio; Wirsing und Unstroh sind aufgesprungen und schreien sich an.
MAZ: ... unterscheidet der Fachmann mindestens siebzehn unterschiedliche Reime. Die bekanntesten sind Stabreim, Binnenreim, Kehrreim und Abzählreim. Schon die alten Griechen ...
Sender: Bild- und Tonausfall.
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Das hiesige Käseblatt überraschte uns heute morgen mit der Schlagzeile "Nord-Korea läßt Atombombe platzen". Da werden die Passanten einen hübschen Schreck bekommen haben.
Dicki - am Di, 10. Oktober 2006, 22:13 - Rubrik: aus aller Welt
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Bauer sah ein Runkel blüh'n
Rübe auf dem Felde
Und die Runkel blühte schön
Ging heran es nah zu seh'n
rechnet's um zu Gelde
Runkel, Runkelrübe zart
Runkel auf dem Felde
Bauer sag't: ich pflüge dich
Runkel auf dem Felde
Rübe sagt': ich trüge dich
daß du ewig denkst an mich
und nicht kommst zu Gelde
Runkel, Runkelrübe fein
Runkel auf dem Felde
Doch der wilde Bauer pflügt'
Runkel um mit Freuden
Und die Rübe wehrte sich
trog den Bauer, 's half ihr nicht
mußt' sich ihm doch beugen
Runkel, Runkelrübe welk
Runkel auf dem Felde
Rübe auf dem Felde
Und die Runkel blühte schön
Ging heran es nah zu seh'n
rechnet's um zu Gelde
Runkel, Runkelrübe zart
Runkel auf dem Felde
Bauer sag't: ich pflüge dich
Runkel auf dem Felde
Rübe sagt': ich trüge dich
daß du ewig denkst an mich
und nicht kommst zu Gelde
Runkel, Runkelrübe fein
Runkel auf dem Felde
Doch der wilde Bauer pflügt'
Runkel um mit Freuden
Und die Rübe wehrte sich
trog den Bauer, 's half ihr nicht
mußt' sich ihm doch beugen
Runkel, Runkelrübe welk
Runkel auf dem Felde
Dicki - am Mo, 09. Oktober 2006, 21:52 - Rubrik: Musik und so weiter
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Hagebutte Klette Aster
Vogelbeere Pilze Moos
Erntedankfest Wärmepflaster
Ja, nun geht die Herbstzeit los
Ahorn Eiche Erle Pappel
unter diesen Pferdeappel
drüber Himmel in Pastell
Buche Birke Linde Weide
Spinngewebe fein wie Seide
perlen morgentaulich hell
Rot und Braun Rotbraun Orange
Gelb Grüngelb Flammrotmelange
Karmesin Siena Umbra
fällt dann Blatt für Blatt hinunter
diesig dunstig milchig mufft
moribund gewürzte Luft
Vogelbeere Pilze Moos
Erntedankfest Wärmepflaster
Ja, nun geht die Herbstzeit los
Ahorn Eiche Erle Pappel
unter diesen Pferdeappel
drüber Himmel in Pastell
Buche Birke Linde Weide
Spinngewebe fein wie Seide
perlen morgentaulich hell
Rot und Braun Rotbraun Orange
Gelb Grüngelb Flammrotmelange
Karmesin Siena Umbra
fällt dann Blatt für Blatt hinunter
diesig dunstig milchig mufft
moribund gewürzte Luft
Dicki - am Di, 03. Oktober 2006, 21:39 - Rubrik: Musik und so weiter