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Nach dem Kaffee sagte Muddi: "Ich will mal eben hören, wie die spielen". Gemeint war die Fußballbundesliga unter besonderer Berücksichtigung 'unseres' Vereins. Ihr tragbares Radio stand eingeklemmt zwischen Sessel und Telefontisch, und um den Stecker in die Steckdose zu stecken, mußte sie sich seitlich nach hinten über die Lehne strecken, wobei sie ächzte und "Au!" rief; "mein Arm", setzte sie stöhnend hinzu.

"Sag doch was, Muddi, das kann ich doch auch machen." - "Irgendwas muß ich auch selbst tun. Wenn ich den falschen Sender habe, dann kannst du mal kucken." - "Ist gut, Muddi." - "Ach, der Stecker war schon drin." Sie beugte sich zum Radio hinunter, an dem sie wegen seiner eingeengten Position hilflos herumhantierte. "Stell dir das doch auf das Tischchen, dann hast du es leichter." - "Da hast du recht. - Ich hör nichts, ob es das Ding nicht tut? Ist das nun an oder nicht?!" - "Seltsam, ich hör auch nichts. Soll ich mal probieren?"

Der Schalter stand auf "On", der Stecker war in der Steckerleiste, aber das Gerät tat keinen Muckser. "Ich kann auch kaum was sehen", sagte ich, "ich mach mal eben die Stehlampe an." Knips - kein Licht. "Nanu, ist da kein Strom?" Ahnungsvoll folgte ich dem Stromkabel der Steckerleiste zur Buchse, und tatsächlich, die Leiste war nicht angeschlossen. Belustigt hielt ich Muddi Stecker und Kabel entgegen: "Hast du neulich Staub gesaugt?" - "Ach ja!"

Dann mussten wir beide lachen und ich erzählte ihr noch die Geschichte von der tollen Firma mit dem Server, der in einem stinknormalen Büro stand, in das die Putzfrau am Freitagabend kam und eine Steckdose für ihren Staubsauger suchte. Weil keine frei war, zog sie einen der Stecker, saugte den Teppich, packte ihr Gerät und ließ den Server ohne Stromversorgung zurück (als Übergangslösung wurden dann an wichtigen Steckern Zettel befestigt mit der Aufforderung, diesen auf gar keinen Fall zu ziehen).

Wir hatten dann unseren Fußballnachmittag, der ganz erfreulich verlief. 'Meisterlich', 'im Stile einer Spitzenmannschaft', 'eines Tabellenführers würdig' - das hört man gern. Otto der Erste - so wurde er hier genannt, ist ihm zu Kopf gestiegen, aber seine Fähigkeiten sind über jeden Zweifel erhaben - würde gesagt haben: "noch sieben Punkte und wir müssen nicht mehr gegen den Abstieg spielen", und natürlich hätte die Journaille wieder einmal nicht verstanden, was er ihr damit zu sagen versuchte

Rückblickend ist es dann doch so gewesen, daß die Frauen beim Bäcker - die alten wie die jungen - mir auswichen und versuchten, mich nicht bedienen zu müssen. Vermutlich hatte ich beschlossen, dieses Verhalten zu ignorieren (solche Beschlüsse haben in meiner Familie Tradition), aber heute spitzte sich die Situation zu. Ich nehme an, weil meine Witzchen und Kalauer ihnen auf die Nerven gingen, hatten die Frauen sich allmählich entschieden, mir immer offener ihre Abneigung zu zeigen.

Als ich am Schaufenster der Bäckerei entlang mich dem Eingang näherte, nahm ich eine plötzliche Unruhe wahr, eine Hektik, ein Huschen. Kaum betrat ich den Laden, duckte sich die Neue (die dort nun auch schon seit fünf Jahren arbeitet) hinter den Tresen, die Bäckerin zog sich in die Backstube zurück und die Dralle wandte mir den Rücken zu und gab vor, Brote im Regal abzustauben - die letzten drei Brote, dazu noch ein halbes Baguette. Beschluß hin, Beschluß her - diese Derbheit ließ sich nicht mehr ignorieren.

"Aber, aber, meine Damen", sagte ich also, beruhigend, wie ich meinte, "ich will doch nur Ihr bestes ... " - da hob sich zaghaft ein Haarschopf hinterm Tresen, ein Brillenglas funkelte aus der Tür zur Backstube und die Dralle drehte das linke Ohr um fünfeinviertel Grad in meine Richtung - "... Brot". Schwupp! verschwand der Haarschopf, die Dralle zerkrümelte das halbe Baguette in ihren Klauen, die Bäckerin aber kam mit einem Reisigbesen aus ihrem Versteck und hätte mich damit ganz sicher verdroschen, wäre ich nicht eiligst zur Tür hinausgewitscht. Sie rief mir noch einigen Unflat hinterher, bis es ihr auf der Straße zu kalt wurde.

Das soll mir eine Lehre sein! Zu diesem Bäcker gehe ich nie wieder.

nicht mehr, und dank der nichtrauchenden Gesundheitsapostel lese ich heute auf meiner Tabakpackung: Rauchen in der Schwangerschaft schadet ihrem Kind. Leute, was bin ich froh, nicht schwanger zu sein!

Bernd K. schreibt Dicki, du bist der Doofste überhaupt: schön wär's; Yannick N. meint du bist eine perverse Mißbildung: das stimmt so nicht; Mario P. jubelt der wahre Dicki, forever schlank: voll daneben; Karin B. will wissen Dicki, weshalb?. Gegenfrage: welches alkoholische Getränk ist seit der Währungsumstellung nicht teurer geworden?

Da rufen alle im Chor: Freibier! und schon stürzen sie an die Fässer, um das flüssige Gold sprudeln zu lassen, daß mir die Spucke wegbleibt. Auf Ex! und Hopp! sitzen wir auf dem Trockenen. Die Brut beginnt zu murren und ich kehre sie mit eisernem Besen vor die Tür. Gerade rechtzeitig, denn nun pinkeln sie in Vorgärten, verüben Klingelstreiche und drängeln vorne in die Straßenbahn hinein, daß hinten alte Mütterchen herauspurzeln. Entschlossen sage ich: das war die allerletzte Feier! - Wie jedesmal.

Eben eine schnelle Runde mit dem Rad gedreht, man kommt sich vor wie an wärmeren Märztagen und die Sonne scheint obendrein. Ausgerechnet da geht mir dieses enervierende "Yellow River" durch den Kopf. Weggedrängt. Und wieder yellow ri-ver, yellow ri-ver, und nochmal und nochmal. So geht das nicht weiter, sagte ich mir, ging in mich, fand die Melodie, nach und nach stellte sich die Worte ein und dann sang, summte, brummte, flötete, pfiff und trötete ich I've seen the yellow lights go down the Mississippi und ich war far far away in einem meiner ewigen Popfavoriten. Immer wenn ich dran denke ist mir völlig rätselhaft, weshalb diese Hymne "nur" eine Nummer Zwei wurde. Andere Hits von Slade sind hier längst vergessen, aber diesen Song kennt man einfach.

Gestern abend geht das Telefon. Ich melde mich, höre verhaltenes Schweigen, dann klack. Zwei Minuten später ganz ähnlich. Diesmal sage ich "Hallo!" in das Schweigen, und es antwortet. "Hier ist Petra!" sagt eine verlebte Stimme in einem Ton, als müßte ich diese Petra kennen. Und dann: "Ich bin deine Schwester."

Ich sach: " Nee", sach ich, "meine Schwester heißt Elisabeth." - "Du bist mein Bruder", schon beinahe beschwörend. - "Ich kenne meine Schwester, und du bist das nicht." Ein kurzes Hin und Her, bei dem sie mir erzählt, unser Vater habe 13 Kinder gezeugt - Ha! - und ich, um Geduld bemüht, wiederhole, daß ich nicht derjenige bin, den sie anrufen will. "Na schön. Dann bitte ich erstmal um Entschuldigung." - "Macht doch nichts. Tschüs." Erstmal? Das klingt schon fast drohend.

Kopfschüttelnd sitze ich da. Diese Aufdringlichkeit! Ob die sich vorher Mut angetrunken hat? Die Aussprache war allerdings deutlich. Warum hat sie nicht Fragen gestellt, dann wäre die Angelegenheit sofort geklärt gewesen. Also bitte, ich kenne doch meine Familie. Hätte mein Vater - für den ich mich in vielerlei Hinsicht verbürgen kann - anderswo Kinder "gemacht", dann hätten wir gewiß nicht denselben Familiennamen.

Heute was ganz anderes: es klingelt an der Tür, ich melde mich durch die Sprechanlage. Diesmal eine junge Frauenstimme: "Guten Tag Herr Dicki, mein Name ist [sofort vergessen], ich beteilige mich an einer Aktion, die weltweit stattfindet und wollte Sie fragen, ob ich unseren Prospekt in Ihren Briefkasten werfen darf." - "Dann tun Sie ihn doch einfach rein", sage ich, mein Vokabular schon ganz auf die bevorstehenden Fußballreportagen eingestellt. Und sie bedankt sich, und ich weiß mal wieder nicht, wie verrückt diese Welt noch werden wird. Oder bin ich ... ich bin das, ja? Oh je, oh je, oh jemineh! Dann hör ich Fußball im Radio.

Später gehe ich an meinen Briefkasten, wissend, daß mich irgendein religiöses Pamphlet erwartet. Ah, die Zeugen Jehovas waren das. In großen Lettern prangt auf einem Faltblatt: Das Ende der falschen Religion ist nahe! Darüber, ein bißchen dezenter: Eine weltweite Botschaft. Aber die nerven nicht weiter rum, denke ich, erst wenn man die zum Gespräch einlädt, kommen sie einem mit diesem wortwörtlichem Bibelglauben. Daß Gott die Welt in sieben Tagen geschaffen hat, so wie ein Zauberer ein Kaninchen aus seinem Zylinder zieht. Wenigstens meinen die es ernst, wenn sie "Frieden" sagen. Aber ist es wirklich nötig, Jesus Christus als eine weithin geachtete religiöse Persönlichkeit zu bezeichnen?

Jetzt bin ich mal gespannt, was morgen passiert.

 

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